Muster für morgen. Frank Westermann
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Название: Muster für morgen

Автор: Frank Westermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Andere Welten

isbn: 9783862871834

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СКАЧАТЬ aufgrund meiner Hautfarbe schwer gefallen, irgendwo unterzutauchen. Und diese Erkennungsmöglichkeit mit den Marken hatte mir auch nie gefallen. Aber wer wusste, was hier auf mich wartete?

      Wir fanden Sucherins »Stützpunkt« relativ schnell, da sie ihn irgendwie aufspüren konnte. Er lag ganz in der Nähe, nur ein paar Schritte entfernt. Wir brauchten uns auch mit dem Renen nicht abzuschleppen, denn die Helfer erzeugten eine Art Antigravitationsfeld, auf dem sie das Wesen vorsichtig dirigierten.

      Das Problem bestand darin, in das Versteck hineinzukommen. Es lag nämlich einige Meter unter dem Erdboden, und kein Mensch konnte von außen einfach so eindringen. Es war nur per Nullschritt zu erreichen. Und dazu war Sucherin – selbst über eine so kurze Distanz – noch nicht wieder fähig.

      Wir mussten also in ständiger Angst vor einer Entdeckung bis zum Morgengrauen warten. Ich war vor Erschöpfung halb eingenickt, obwohl ich mir vorgenommen hatte, wach zu bleiben.

      Mein Helfer weckte mich ganz behutsam und allmählich kam er mir vor wie ein etwas unwirklicher Beschützer. Wir machten uns bereit, damit wir verschwunden waren, bevor die ersten, die auf dem Weg zur Arbeit waren, uns sehen konnten.

      Sucherin hatte sich einigermaßen erholt und meinte, die erneute Anstrengung verkraften zu können. So gelang das Vorhaben auf Anhieb, diesmal ohne Schwindel- und Übelkeitsgefühl.

      Etwas benommen tauchten wir in Sucherins Versteck wieder auf.

       Never wanted to be like everybody else

       But now there are so many like me sitting on the shelf

       They sold us a dream but in reality

       It was just another factory

      The Kinks - »Working at the Factory«

       3.

       DER ERSTE STEIN

      Barr Corper, der Direktor der United Steel Company-Filiale, klappte den letzten Aktendeckel zu und desaktivierte den Mini-Comp. Nicht dass er in den letzten Stunden noch viel zu tun gehabt hätte, aber er wusste nicht, womit er sich sonst beschäftigen sollte.

      Dieser Titel ist ein Hohn, dachte er zum tausendsten Mal. Direktor – aber was für einer! Die Zweigstelle der USC befand sich schließlich nicht irgendwo, sondern auf dem Mars! Abgeschoben hatten sie ihn, nichts weiter! Aber was hätte er machen sollen? Auf der Erde wäre ihm nach den letzten Misserfolgen nur der Rücktritt geblieben. Hier hatte er einen höheren Posten, mehr Geld – und tausende Kilometer Einöde, in die sich niemand hinauswagte.

      Das nach langen Forschungen zur Bearbeitung freigegebene Gebiet lag unter Schutzkuppeln und auf Jahre hinaus war eine Vergrößerung nicht vorgesehen. Wen kümmerten also die Staubwüsten und Sandstürme?

      Corper störte es. Das Gefühl des Eingeschlossenseins wich in den langen Jahren nicht von ihm, und immer noch hatte er Angst vor einer Katastrophe, die ihn ungeschützt dem Mars aussetzen würde.

      Woran sollte er auch sonst denken? Hier gab es keine Villen oder Paläste, keine Vollautomation oder exklusiven Etablissements, nur Dreck und künstliche Atemluft, eine Ansammlung grauer Fertighäuser, die sich Steel-City nannte und natürlich Erze und Mineralien. Deshalb existierte dieses ganze Projekt ja. Drei Jahre bereits. Und die Erde benötigte die Rohstoffe mehr denn je.

      Oder sollte er an die Arbeiter in den Bergwerken denken, die sich kaputt schufteten, um wenigstens ihr Leben zu erhalten? Alles Verbrecher, Terroristen und Glücksritter, die nur durch eine gut ausgerüstete Militär-Einheit in Schach zu halten waren. Corpers Blick schweifte über seinen stählernen Schreibtisch, die wenigen 3-D-Fotos (paradiesische Traumlandschaften) an den Wänden, bis er am Fenster hängenblieb. Von hier aus dem 2. Stock des Verwaltungsgebäudes sah er direkt zum Vergnügungsviertel hinüber. Ein Dutzend Barracken, in denen die Minenarbeiter ihren Lohn verspielen und versaufen konnten (jedenfalls der Teil von ihnen, der überhaupt Lohn bekam). Natürlich gab es auch Drogen aller Art, Fernsehwände und natürlich Frauen. Außer Prostituierten lebten hier gar keine Frauen und auch diese wurden mit jedem Nachschubtransporter ausgewechselt. Wer hielt es schon länger als ein paar Monate hier aus?

      Nun, er war von Anfang an dabei gewesen. Und er musste zugestehen, dass er doch recht stolz darauf war, was er hier erreicht hatte. Er hatte das Letzte aus dem Gesindel und den Maschinen rausgeholt. Natürlich war es dabei zu Unglücksfällen gekommen, aber um solche Leute war es nicht schade. Und die Produktion war kontinuierlich angestiegen und damit nicht zuletzt auch seine Prämie. Das hatte er immerhin geschafft und nichts anderes war seine Aufgabe.

      Die Uhr zeigte 22 Uhr Erdzeit, das Ende der 2. Schicht. Die Transportkarren würden in Kürze ein Heer müder, schwitzender Bergarbeiter hierher verfrachten. Ein paar von ihnen würden sich noch einige Zeit in den Kneipen rumtreiben, aber die meisten würden gleich in ihre Betten sinken.

      Corper ging unschlüssig auf und ab. Er wollte diesen Männern nicht begegnen, hatte aber hier nichts mehr zu erledigen.

      Er musste zumindest den Zeitpunkt abwarten, bis der größte Schub von der Straße war. Dann würde er nach Hause in seine Privaträume gehen. Dieser Tag würde genauso deprimierend enden wie alle vorherigen.

      Als er sich endlich entschloss, das Licht auszuschalten, flog etwas klirrend durch die Scheibe. Verblüfft hielt Corper schützend die Hände vor sein Gesicht. In dem Büro wurde es sofort merklich kühler, obwohl das Loch in der Scheibe nicht sehr groß war.

      Als nichts weiter geschah, hob Corper vorsichtig den Gegenstand auf, der neben ihm auf dem Boden lag. Es war ein kleiner aber fester Stein, wie er in den Minen oft zu finden war. Um den Stein war ein Blatt Papier gewickelt, auf das jemand in krakeliger Schrift geschrieben hatte:

       SCHLUSS MIT DER ELENDEN ARBEIT!

       Look at all the losers and the mad eyed gazers

       Look at all the loonies and the sad eyed failures

       They’ve given up living ’cos they just don’t care

       So take a good look around

       The misfits are everywhere

      The Kinks - »Misfits«

       4.

       AUSFLUG

      Das Mädchen war nicht mit einer bestimmten Aufgabe oder Absicht in diese Gegend gekommen. Sie ließ sich einfach von ihrem Gefühl treiben, so wie sie es immer machte, wenn sich überhaupt Erfolg einstellen sollte.

      Sie achtete dabei nicht mal allzu sehr auf ihre Umgebung. Zum Glück war es später Morgen und um diese Zeit waren nicht viele Leute unterwegs. Selbst hier in der Nähe des Stadtzentrums traf sie nur auf Frauen, die meist einkaufen waren und sich dabei die Lebensmittel noch persönlich in den Supermärkten holen mussten, weil ihre Wohnungen nicht den Standard hatten, dass sie an das Computer-Versorgungsnetz angeschlossen waren. Sonst sah sie nur ältere Leute, die nicht wussten, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollten. СКАЧАТЬ