Название: Muster für morgen
Автор: Frank Westermann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Andere Welten
isbn: 9783862871834
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Sie zögerten keine Sekunde und die ersten Warnschüsse pfiffen über unsere Köpfe.
Die Helfer versuchten, uns mit ihren Strahlen zu schützen, aber auf Dauer musste die Übermacht zu groß werden.
Während ich das Rene weiter umklammert hielt, traten mir die Tränen in die Augen. Sollten unsere Anstrengungen so nutzlos gewesen sein?
Dann wurde es dunkel um mich. Eine totale Finsternis. Ein ziehendes irgendwie bekanntes Gefühl ... aber diesmal ... Übelkeit, Schwindel ... als würde mein Körper/Geist völlig auseinandergerissen ... Zeit floss zäh vorüber ... Gedanken verwirrten sich... und dann ...
Die Schwärze riss auf. Vor meinen Augen tanzte ein buntes Kaleidoskop von Farben. Anschließend wurde es wieder dunkel, aber diesmal war es eine natürliche Dunkelheit. Ich fühlte mich schwach und elend und musste mich erst mal übergeben, mein ganzer Körper schmerzte, innen und außen. Allmählich nahm ich meine Umgebung bewusster wahr: ich fühlte, dass ich auf einem steinigen Untergrund kniete. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit.
Dies war auf keinen Fall die Raumstation. Über mir schwebte ein blasser Halbmond und auch einige Sterne konnte ich in dem wolkenverhangenen Nachthimmel erkennen. Außerdem reizte ein fürchterlicher Gestank meine Schleimhäute und verstärkte noch mein Übelkeitsgefühl. Kein Zweifel, dies war die Erde. Höchstwahrscheinlich Neu-Ing, die stinkende, lärmende, betäubende Metropole.
Neben mir lag ausgestreckt der leuchtende Körper des Renen.
In seinem Schimmer erkannte ich noch eine dritte Gestalt: Sucherin! Ich kroch mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihr rüber. Sie atmete schwach. Die Konturen ihres Körpers verschwammen ineinander, so wie ich es schon früher bei ihr – bzw. dem Beobachter – nach großer Anstrengung erlebt hatte.
Sie musste sich also in einem extremen Schwächezustand befinden, der meinen bei weitem übertraf.
Ich setzte mich neben sie, zum Glück war es nicht allzu kalt. Gut, überlegte ich. Wir waren irgendwie den Killerkommandos der Raumstation entkommen und auf die Erde versetzt worden. Wahrscheinlich war das Sonnenfeuers oder Sucherins Werk gewesen. Da war ich mir ziemlich sicher. Doch was fing ich jetzt mit dem Renen und Sucherin an? Und wo waren Kortanor, Lucky und Sonnenfeuer, von denen ich hier keine Spur entdecken konnte? Ich selbst fühlte mich auch nicht gerade blendend, das Rene war zumindest schwer psychisch krank und Sucherin lag da wie im Sterben.
Bevor ich ganz verzweifeln konnte, hörte ich ein helles Sirren über mir. Der Laut kam mir bekannt vor, ich konnte jedoch nichts erkennen.
»Wir werden das Kind schon schaukeln,« ertönte plötzlich eine etwas metallische Stimme.
Natürlich, mein Helfer! Wie kam es nur, dass ich die Anwesenheit dieser beiden »Geräte« immer wieder vergaß? Manchmal dachte ich, dass sie es irgendwie verhinderten, dass sie uns im Gedächtnis blieben, bis sie sich dann von selbst meldeten. Jetzt sah ich ihn auch bewegungslos über mir schweben. Und er war nicht allein. Neben ihm in der Luft entdeckte ich Luckys Helfer,
»Und wo ist Lucky?« fragte ich automatisch.
»Keine Ahnung«, antwortete mir sein Helfer. »Ich bin mitgekommen, weil wir uns im Moment nicht trennen wollen. Außerdem scheint unsere Hilfe wohl angebracht.«
Gespannt sah ich zu, wie sie sich den beiden am Boden liegenden Gestalten näherten. Außer einem verstärkten Summen war aber nichts weiter zu erkennen. Trotzdem hatte ich den Eindruck, als untersuchten sie die beiden.
Ich schaute mich inzwischen ein wenig in der Gegend um, weil es mich zu wundern begann, dass wir hier so unbehelligt blieben. Wir befanden uns anscheinend auf einem verlassenen Grundstück zwischen zwei hoch aufragenden Turmbauten. Weiter vorn musste sich den Lichtern und den Geräuschen nach eine Hochstraße erstrecken. Menschen konnte ich nicht ausmachen. Es musste wohl ziemlich spät sein und die Umgebung sah mir auch eher nach einer öden Trabantenstadt aus. Lediglich ein paar Gleiter schwebten in einiger Entfernung vorbei.
Neun Jahre! dachte ich. Ob sich wohl so viel verändert hatte, dass ich Schwierigkeiten haben würde, mich zurecht zu finden?
Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart.
Beide Helfer hatten sich jetzt Sucherin zugewandt und kommunizierten in schrillen Tönen miteinander, ein Vorgang, der mir zum ersten Mal bei ihnen auffiel. Ich war mir sicher, dass sie irgendetwas mit ihr anstellten, aber was, vermochte ich nicht zu sagen. Auf jeden Fall schlug sie einige Minuten später die Augen auf und bewegte sich. Auch ihre Umrisse stabilisierten sich wieder.
»Ihr seid ein wahres Wunder,« dankte ich den Helfern.
»Nicht der Rede wert,« meinte einer der beiden. »Mit dem Renen sieht es schlimmer aus. Wir müssten es länger in Ruhe behandeln. Am besten in einer Umgebung, die ihm zusagt. Sonst kommt es nie wieder in Ordnung.«
Sucherin hatte sich inzwischen aufgerichtet. Sie zitterte aber immer noch am ganzen Körper.
»Da habe ich mir wohl etwas viel zugemutet«, stöhnte sie. »Immerhin haben wir es geschafft.«
Ich nahm sie in die Arme. »Aber wie hast du das geschafft?«
Sie drückte sich an mich. »Aber du kennst das doch. Es war sozusagen ein überdimensionaler Nullschritt.«
Ich hatte mir zwar so etwas gedacht, konnte es aber zunächst nicht glauben. Allein die Entfernung: aus einer Erdumlaufbahn direkt nach Neu-Ing! Kein Wunder, dass sie zusammengeklappt war. Noch dazu unter Mitnahme zweier »Leute«. Das erklärte natürlich auch mein Unbehagen während des unbegreiflichen Vorgangs.
»Und weißt du auch, wo wir sind?«
»Ich hatte mein altes Versteck angepeilt. Es muss ganz in der Nähe sein. Für einen exakten Treffer war die Entfernung wohl zu groß.«
»Warum sind Lucky, Sonnenfeuer und Kortanor nicht hier?«
»Sie befanden sich außerhalb meiner Reichweite und so viele Personen kann ich auch nicht auf einmal transportieren. Tut mir leid.«
»Das ist doch nicht deine Schuld«, gab ich automatisch zurück. Ein Wunder, dass wir es überhaupt geschafft haben.«
Trotzdem machte ich mir natürlich Sorgen um die drei. Sie hatten ja kaum eine Chance gegen die Übermacht der Soldaten. Schaudernd dachte ich an Luckys Furcht vor einem neuen Bergotos.
Sucherin schien meine Gedanken zu erraten. »Ich werde sehen, was sich machen lässt. Vielleicht kann ich später ihre Auren anmessen. Im Moment bin ich jedoch zu schwach, um weitere Maßnahmen treffen zu können. Am besten, wir suchen mein Versteck auf und ruhen uns eine Weile aus. Es wird zwar eng werden, aber etwas besseres werden wir so schnell nicht finden.«
Da hatte sie zweifellos recht, ich fürchtete sowieso jede Minute eine Entdeckung und konnte es auch noch immer nicht recht fassen, dass wir den Soldaten entwischt waren. Mit meiner Hilfe stand Sucherin auf. Noch immer hatte sich ihr Äußeres nicht ganz gefestigt. Zum wiederholten Mal fragte ich mich, wie wohl ihr richtiger Körper aussah, oder ob sie vielleicht überhaupt keinen besaß.
Wir hatten Glück gehabt, dass wir bei Nacht angekommen waren. Außerdem war es mir wesentlich lieber, in Neu-Ing zu sein als auf den Südlichen Inseln. Obwohl ich dort über СКАЧАТЬ