Muster für morgen. Frank Westermann
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Название: Muster für morgen

Автор: Frank Westermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Andere Welten

isbn: 9783862871834

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СКАЧАТЬ nicht alle. Es war einfach zu klein und eng. Sucherins Versteck war eben nur für eine Person eingerichtet. Und sie wirkte auch selbst etwas hilflos, wie wir uns hier so drängelten.

      Sie räumte einige Gegenstände beiseite und verschob hier und da etwas an der spärlichen Einrichtung, damit wir wenigstens das Rene einigermaßen gut unterbringen konnten.

      Die ganze Höhle schien von innen heraus immer etwas zu flimmern, als könnte ich die Sachen nicht richtig mit meinen Augen erfassen. Alles verschwamm immer wieder vor meinem Auge.

      Sucherin bemerkte meine Irritation und legte mir den Arm um die Schultern: »Du brauchst dich deswegen nicht zu ängstigen. Dieser Effekt, den du wahrnimmst, entsteht aus der besonderen Kombination meiner Psyche mit der technischen Materie dieses Raumes.«

      Ich nahm sie in meine Arme und drückte sie an mich.

      »Du glaubst doch nicht, dass ich das verstehe.«

      »Dummkopf,« flüsterte sie zurück und küsste mich.

      Einer der Helfer räusperte sich – es klang jedenfalls wie das Äquivalent eines Räuspern.

      »Nicht, dass ich Liebende stören will, aber es werden dringend einige Sachen benötigt, die für das Rene lebensnotwendig sind.«

      »Klar«, sagte ich, »wir selbst benötigen ja auch einiges.«

      »Vor allem Informationen, wie es draußen aussieht«, bestätigte Sucherin. »Lebensmittel habe ich noch etwas in konzentrierter Form hier. Das dürfte fürs erste kein Problem sein. Aber was braucht das Rene?«

      »Vor allem Kälte«, erklärte der andere Helfer. »Das Klima hier wird es auf die Dauer schädigen und schließlich töten. Und Kälte könnte den Heilungsprozess sehr beschleunigen.«

      »Hm«, machte Sucherin, »vielleicht können wir etwas zusammenbasteln, das zumindest einen Teil des Verstecks in einen kälteren Zustand versetzt.«

      »Dann wird es ja noch enger für uns«, gab ich zu bedenken.

      »Ja, wir müssen uns schnell nach was anderem umsehen. Hier können wir nicht einmal zu dritt liegen.«

      »Wie gut, dass wenigstens wir keinen Platz wegnehmen«, gab ein Helfer seinen Senf dazu.

      »Ich hab schon verstanden«, sagte ich resigniert. »Ich muss nach draußen und einen Unterschlupf suchen. Aber erst mal will ich etwas essen und trinken, sonst tragen mich meine Füße keine 10 Schritte.«

      Sucherin kramte ein Stück farbloser Kaumasse hervor. Igitt, dachte ich, aber unsere Raumfahrer-Nahrung hatte ja in schlechten Zeiten auch so ausgesehen.

      »Außerdem hab ich hier noch eine Menge Geld«, verriet Sucherin. »Du kannst ja mal sehen, ob es noch etwas wert ist.«

      Als Beobachter musste sie damals gut ausgerüstet gewesen sein, ging es mir durch den Kopf. Auch die Luftzufuhr schien ständig frisch zu sein. Die Geldscheine allerdings waren mindestens 10 Jahre alt und schon damals hatten die meisten Leute per Kreditkarte bezahlt. Vielleicht gab es gar kein Bargeld mehr.

      Gemeinsam überlegten Sucherin und die Helfer, was sie noch für ihre Kühlkammer brauchten, und insgeheim nahm ich mir vor, auch noch richtige Lebensmittel einzukaufen, wenn alles klappte. Ich hatte jedenfalls nicht vor, ewig von Konzentraten und Wasser zu leben.

      Dann machte ich mich daran, mein Äußeres so gut es ging zu verändern. Sie mochten zwar veraltete Fahndungsfotos haben, aber eventuell hatten sie uns auf der Raumstation heimlich fotografiert. Bart und lange Haare mussten also ab. Es war etwas mühselig ohne Rasierer und kurze Stoppeln blieben zurück. Hauptsache, sie hatten hier nicht das Markensystem von den Südlichen Inseln eingeführt, dann hatte ich keine Chance.

      Nachdem Sucherin und ich dann mit Essen fertig waren, entschied ich mich, sofort aufzubrechen. Es hatte keinen Sinn, es noch weiter hinauszuschieben. Einerseits hatte ich verteufelte Angst, weil ich nicht einschätzen konnte, was auf mich zukam, andererseits drängte es mich, dieses neue Neu—Ing kennenzulernen. Ich hoffte, dass ich mich noch zurecht fand. So sehr konnte es sich ja nicht verändert haben. Und wer weiß, vielleicht traf ich sogar alte Bekannte.

      »Eines ist mir noch unklar: Wie komme ich hier rein und raus?« fragte ich Sucherin. »Ein Schlüssel tut’s ja wohl nicht.«

      »Das ist nicht so schwierig. Ich kann Personen auf kurze Entfernung mit einiger Mühe per Nullschritt versetzen. Ich werde auch rechtzeitig merken, wenn du dich dem Versteck näherst, und kann dich dann reinholen.«

      »Bei dir muss ich wohl immer auf Überraschungen gefasst sein«, sagte ich kurz. Meine Stimme klang etwas zittrig in Erwartung dessen, was mir in Neu-Ing alles bevorstehen mochte.

      Sucherin umarmte mich heftig. »Also, mach’s gut. Und bleib nicht zu lange weg.«

      Ich versprach es ihr. Dann konzentrierte sie sich, und von einer Sekunde zur anderen stand ich im Freien.

      Sie hatte gut gezielt, denn ich befand mich hinter ein paar Büschen, die die Sicht von der Straße versperrten. Es schien aber auch jetzt nicht viel dort los zu sein, und so konnte ich ungehindert hervorschlüpfen.

      Mir wurde schnell klar, dass ich mich in einem der äußeren Bezirke von Neu-Ing aufhielt. Ich kannte diese Ecke nicht, es war aber ein hingeklotztes Neubauviertel. Nicht weit von hier musste schon die öde Steinwüste des unbewohnten Gebietes beginnen.

      Jetzt im Tageslicht – die Sonne kam allerdings nicht hervor – sah ich, dass Sucherins Versteck unter einem völlig kargen Stück Land lag. Vielleicht diente dieser Hinterhof als Kinderspielplatz, doch die Kinder hielten sich dann doch wohl noch eher in Treppenhäusern auf. Hier stand nur in einer Ecke eine Art Geräteschuppen, aber nichts zum Spielen.

      Ich ging ein Stück weiter die Straße entlang, noch sehr unsicher. Überall die gleichen Hochhäuser, einige bunt angemalt, aber die Farbe blätterte schon wieder ab, als weigerte sie sich, das graue Innere zu überdecken.

      Der Lärm von der Straße war einigermaßen auszuhalten. Ich bemerkte einen großen Anteil schrottreif aussehender Autos und verbeulter Robot-Busse. Fußgänger stapften gleichgültig mit niedergeschlagenen Augen aneinander vorbei, von der Hochstraße kam ein dumpfes Grollen und in der Ferne sirrten einige Schweber herum.

      Ich seufzte: es war alles wie gewohnt.

      Ziellos trabte ich weiter und die Silhouette der gigantischen Stadt prägte sich mir wieder ein. Wie ein wachsender Moloch, der jedes Leben verschlang.

      Und dann, als ich aus der Siedlung raus war, der Blick auf einen riesigen Industriekomplex: hoch aufragende Fabrikschornsteine, aus denen gelblicher Rauch strömte, langgezogene graue, fensterlose Hallen, Bürogebäude, Stacheldrahtzäune mit Robot-Wächtern und das Stampfen und Dröhnen der Maschinenanlagen.

      Sogar der Boden unter meinen Füßen erzitterte, und je mehr ich darauf achtete, desto sicherer wurde ich, dass der Krach nicht nur aus der Entfernung kam, sondern auch aus der Tiefe. Der weitaus größte Teil der Fabrikation fand also unterirdisch statt.

      Ich schauderte. Ein wahrhaft höllischer Fortschritt. Wahrscheinlich bekamen die Arbeiter dort niemals Tageslicht zu sehen.

      Ich machte einen großen Bogen um den Komplex und angesichts der Wachen СКАЧАТЬ