Muster für morgen. Frank Westermann
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Название: Muster für morgen

Автор: Frank Westermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Andere Welten

isbn: 9783862871834

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      Die Raumstation entpuppte sich als ein riesiges Ungetüm und es mussten enorm viel Arbeit und Geld aufgewandt worden sein, um es hierher zu setzen. Ich hatte gleich den Verdacht, dass es sich hier nicht nur um ein »Weltraum-Hospital« handelte. Der Eindruck wurde noch verstärkt durch den Anblick einer Anzahl von Raumschiffen, die diese Station in exakt militärischer Formation umkreisten.

      »Das sieht mir eher wie ein Spezialknast aus«, sprach Lucky unsere Befürchtungen aus.

      »Wahrscheinlich ist das nur eine ihrer Funktionen«, vermutete ich.

      »Darauf lasse ich mich auf keinen Fall ein!« begehrte jetzt auch Kortanor auf. »Ich bin doch nicht hergekommen, um mich einsperren zu lassen!«

      »Sobald wir eine Chance sehen, sollten wir zur Erde fliehen«, schlug Sucherin vor. »Und zwar bevor sie uns getrennt und isoliert haben.«

      Leicht gesagt, dachte ich, und mir wurde schon ganz flau im Magen. Es würde bestimmt nicht so einfach sein, von einem Militär-Stützpunkt zu entkommen.

      Die CHANGE wurde bis zu einem Landefeld auf der Oberfläche der Station eskortiert. Dann wurden wir aufgefordert, unser Schiff zu verlassen. Kortanor traf einige Sicherheitsvorkehrungen an den Datenspeichern, wir zogen unsere Raumanzüge über und dann stapften wir hinaus.

      Da Kortanor als einziger über Erfahrung im freien Raum verfügte, fühlten wir uns alle ziemlich unsicher. Es herrschte nur geringe Schwerkraft, und wir hielten uns aneinander fest, als wir uns dem Empfangskomitee näherten.

      Mindestens 20 Soldaten waren es, die uns bereits erwarteten.

      Sie waren teilweise mit Gewehren bewaffnet, und sahen so aus, als würden sie sie auch benutzen. Und dann ging’s ins Innere der Station, wo sich die Schwerkraft dank der Technik wieder normalisierte. Bis jetzt hatte noch niemand ein Wort mit uns gewechselt und auch wir waren angesichts der massiven Bedrohung stumm geblieben. Doch jetzt, gleich an der Eingangsschleuse, kam mit langen Schritten ein Mann auf uns zu, der ebenfalls in einem Raumanzug steckte.

      Sie mussten wirklich große Angst vor irgendwelchen Krankheitserregern haben, denn unsere Anzugsgeräte zeigten eindeutig, dass es hier atembare Luft gab.

      Der Mann streckte uns die Hand entgegen, und als sie niemand nahm, räusperte er sich und sagte über sein Helmmikrofon: »Freut mich, Sie hier zu haben. Haben Sie keine Angst. Die Maßnahmen dienen nur zu Ihrer Sicherheit.«

      Ich dachte erst, ich hätte mich verhört, aber der Kerl sprach tatsächlich von unserer Sicherheit.

      »Vielen Dank für den freundlichen Empfang«, knurrte ich zurück. Das sollte ironisch sein, klang aber dann doch mehr nach Unsicherheit.

      An seiner Stimme erkannte ich, dass wir es mit dem gleichen Menschen zu tun hatten, der schon vorher unser Gesprächspartner gewesen war. Wahrscheinlich hatten sie ihn extra von der Erde eingeflogen. Vielleicht doch eher ein Sicherheitsexperte als ein Politiker, vermutete ich.

      Wir gingen hinter ihm her, eine Reihe blitzender Gänge und Korridore entlang, bis er uns die Tür zu einem weißgekachelten Raum öffnete. Uns blieb nichts anderes übrig als reinzugehen.

      Der Raum war gerade drei mal vier Meter groß und hell erleuchtet. Decke, Fußboden und Wände waren mit diesen Plastikkacheln bedeckt. An der einen Längsseite befand sich ein schmales Sichtfenster, hinter dem sich von draußen der Typ aufgebaut hatte – jetzt ohne Raumanzug. Sonst enthielt der Raum nichts.

      »Ziehen Sie jetzt Ihre Raumanzüge aus«, befahl eine Lautsprecherstimme.

      Nichts lieber als das, dachte ich und wir entledigten uns der unbequemen Monturen. Endlich wieder Bewegungsfreiheit. Andererseits hatten wir nur mit den Anzügen eine Chance, die Station wieder zu verlassen und die angedockte CHANGE zu erreichen.

      »Sieht aus wie eine Gaskammer«, zischte Lucky.

      »Dann hätten sie sich den Aufwand sparen können«, gab ich zurück.

      Sobald unsere Anzüge auf dem Boden lagen, öffnete sich eine Klappe in einer Ecke, und sie wurden von mehreren metallenen Greifern weggezogen.

      Lucky ballte die Fäuste. »Ich fühle mich hilflos wie ein neugeborenes Baby!«

      Sonnenfeuer legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ihre Augen blitzten und sie war zweifellos ein exotischer Anblick in ihrem merkwürdigen Gewand und mit ihren Zöpfen. Selbst Kortanor verblasste dagegen, obwohl seine überlangen Arme und das Fehlen der Ohrmuscheln zeigten, dass er nicht von der Erde stammte. Sucherin, Lucky und ich sahen aus, als hätten sie uns mitten von der Straße weggeholt.

      Dann begannen die sogenannten medizinischen Untersuchungen. Wir wurden in verschiedenem Licht gebadet, mit allerlei Geräten abgetastet, geröntgt usw. Alles wurde von draußen gesteuert und rein mechanisch durchgeführt.

      Die Prozedur dauerte vielleicht eine halbe Stunde, dann schwang die Tür, durch die wir reingekommen waren, wieder auf. Erneut kam uns der schmierige Typ entgegen.

      »Na, sehen Sie, es ist alles in Ordnung«, strahlte er uns an und das, obwohl sie spätestens jetzt rausgefunden haben mussten, dass auch Sonnenfeuer eine Außerirdische war (Sucherin konnte man vielleicht eher als Anders-Irdische bezeichnen).

      »Kommen Sie mit«, forderte er uns auf. »Ich stelle Sie einigen Leuten vor, die sehr an Ihnen interessiert sind, und dann können Sie erzählen, wer Sie sind, woher Sie kommen und alles andere.«

      Sonnenfeuer sah ihn mitleidig an. Wahrscheinlich denkt sie, er ist verrückt, fuhr es mir erheiternd durch den Kopf. Er musste uns wirklich für reichlich naiv halten. Luckys und meine Fahndungsbilder hatten ihn sicher schon erreicht, auch wenn das alles schon Jahre zurücklag und auf den Südlichen Inseln passiert war. Die Zusammenarbeit in Polizeifragen war schon immer ausgezeichnet gewesen. Und das würde in der zugespitzten politischen Situation in Neu-Ing und auf den Südlichen Inseln, über die wir uns dank abgehörten Funkverkehrs hatten informieren können, nicht anders sein.

      Die Wachsoldaten waren außer zweien verschwunden, aber ich zweifelte nicht daran, dass wir auf Schritt und Tritt von Monitoren, Kameras und anderen Spiontastern überwacht wurden. Ein Aufzug brachte uns weiter in die Tiefe der Station. Der Weg endete in einer Art Konferenzsaal, der von einem mächtigen Tisch beherrscht wurde, um den sich bestimmt 50 Stühle gruppierten. Aber nur fünf von diesen Stühlen waren besetzt. Vier Männer und eine Frau, alles Weiße. Sie standen auf, als wir reinmarschierten, und unser Führer stellte uns, so gut er konnte, vor. Ich behielt keinen der Namen, die er uns sagte, auch seinen eigenen nicht. Er erwartete dann wohl, dass auch wir unsere Namen bekannt gaben, aber wir dachten nicht daran, diese Komödie mitzuspielen.

      »Äh, ja, setzen Sie sich doch,« durchbrach er das darauf folgende allgemeine Schweigen.

      Dann ließ er von einem menschenähnlich gestalteten Roboter etwas zu trinken und zu essen auffahren und nahm uns gegenüber neben den anderen Platz. Das alles sollte uns wohl beeindrucken. Nun, das Essen nahm ich gerne an, aber mein einziger Gedanke kreiste darum, wie wir aus dieser gigantischen Falle wieder rauskommen konnten.

      Es stellte sich dann schnell raus, dass alle sechs geschulte Verhörspezialisten waren. Zuerst versuchten sie es auf die weiche Tour, indem sie beteuerten, dass sie mit uns zusammenarbeiten wollten und nichts lieber täten, als uns zur Erde zu bringen, aber leider wären da eben noch ein paar Fragen offen... Wir müssten doch einsehen, dass sie den Kontakt СКАЧАТЬ