Fluch der verlorenen Seelen. Darina D.S.
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Название: Fluch der verlorenen Seelen

Автор: Darina D.S.

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Fluch der verlorenen Seelen

isbn: 9783969536155

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СКАЧАТЬ was sie sah. Von den farbenfroh gestalteten Exemplaren der Gegenwart bis hin zu in Leder gebundenen Schriften vergangener Epochen, stapelten sich hier die Erinnerungen sämtlicher Autoren der Geschichte. Die Bibliothek verlief auf zwei Ebenen, wobei der obere Teil über eine elegant geschwungene Wendeltreppe begehbar war. Ein Geländer mit Efeuranken aus patiniertem Messing schmückte die Holztreppe und die vielen elektrischen Kerzen des gewaltigen Kronleuchters erhellten den Raum. Auch dieser war aus Messing mit denselben Blätterornamenten, die im ganzen Gebäude zu finden waren. Ein Geruch von Leder, Staub, Holz und gealtertem Papier lag in der Luft.

      Die beruhigende Atmosphäre wurde durch Freyas Aufforderung jäh unterbrochen:

      »Los, weiter geht’s.«

      Amalia spürte Freyas Hand zwischen ihren Schulterblättern, die sie sanft nach draußen schob. Mit hastigen Schritten rauschte die Brünette den Gang entlang und zeigte Amalia im Vorbeigehen den Fitness- und Trainingsraum.

      »Morgen Nachmittag komm ich bei dir vorbei, dann essen wir gemeinsam und ich zeige dir noch etwas mehr von der Akademie«, sagte sie lächelnd.

      »Danke, das ist wirklich nett von dir, aber ich habe ein Problem«, erwiderte Amalia und blieb stehen.

      Freya streichelte ihren Rücken: »Was ist los?«

      »Ich habe keine Kleidung, außer der aus der Psychiatrie«, erklärte Amalia betrübt.

      »Okay, pass auf, wir machen das so: Ich komm schon vormittags zu dir ins Zimmer. Dann bring ich dir ein paar Klamotten von mir mit. Ich müsste sogar noch welche haben, die mir zu klein sind und dir von der Oberweite her passen könnten«, rief Freya euphorisch.

      Amalia begann zu kichern. »Vielen Dank. Du rettest mir das Leben«, sagte sie und strahlte dabei über das ganze Gesicht. Sie kannte Freya erst seit einigen Minuten, aber ihre erfrischend natürliche Art zog Amalia regelrecht in ihren Bann. »Freya, da ist noch etwas … ähm … Intuitiv wusste ich, dass diese Wesen … ähm … ›Groohls‹ sagte Julien, glaube ich, keine Einbildung waren. Natürlich zweifelte ich dennoch an meinem Verstand … aber bitte sag mir: Was sind das für Kreaturen?«

      »Geister. Aber genug geplaudert, ich muss dich jetzt schnell beim Professor abliefern, er möchte ein paar Dinge mit dir besprechen«, speiste Freya sie ab. Und schon schleifte sie Amalia, die nicht einmal die Chance hatte, näher auf ihre neugewonnene Erkenntnis einzugehen, wieder hinter sich her bis zu Professor Adams’ Büro im ersten Stockwerk. Ungeduldig klopfte Freya mehrfach an dessen Tür und trat ein, ohne auf ein Hereinbitten zu warten. »Hallo, ich möchte nicht stören, aber die Tour ist beendet.« Freya drehte sich zu Amalia um und wisperte ihr beim Vorbeigehen zu: »Bis morgen.«

      »Danke, Freya. Bitte nimm Platz, Amalia. Ich hoffe, das war jetzt nicht alles zu viel für den ersten Tag?«, fragte der stellvertretende Leiter, während er auf den Stuhl auf der anderen Seite seines Tisches zeigte.

      »Überhaupt nicht«, verneinte Amalia mit einem Kopfschütteln und setzte sich. Ihr Blick schweifte über das Mobiliar. Dieses Büro ähnelte in keiner Weise dem von Doktor Jones, der seine Urkunden wie Trophäen zur Schau gestellt hatte. Nein, die Einrichtung hier war schlicht und dennoch wirkte der Raum wegen der verschiedenen Pflanzen einladend. Zartrosa Orchideen verzierten den Fenstersims hinter dem Professor, rechts neben dem mahagonifarbenen Schreibtisch stand ein großer Benjamin, der bis zur Decke reichte, und links in dem dunklen Bücherregal, zwischen den alten in Leder gebundenen Enzyklopädien, befanden sich Kakteen in allen möglichen Formen. Von klein und dick bis lang und schmal war alles dabei.

      »Gut, du bekommst jetzt noch die Zimmerschlüssel und den Unterrichtsplan von mir. Jedes Zimmer hat ein Bad mit einer Toilette, einer Dusche und einem Waschbecken. Du kannst deine Räumlichkeit so dekorieren, wie du möchtest«, erklärte der Professor und kramte unterdessen den Schlüssel aus seiner Schublade.

      »Wo sind die Zimmer und warum muss ich in den Unterricht?«, fragte Amalia unsicher und zupfte ihr Haar.

      »Wirklich, das Wichtigste hat sie dir nicht gezeigt? Die Unterbringungen der Mädchen sind auf diesem Stockwerk, die der Jungen auf dem zweiten. Im dritten befinden sich die Lehrräume. Du gehst nach rechts aus meinem Büro raus und dann läufst du den Gang bis zum Ende – auf das Fenster zu. Dein Zimmer ist das letzte auf der rechten Seite«, informierte sie der Professor und überreichte Amalia Schlüssel und Plan. »Ich weiß, dass du mit sechzehn Jahren nicht mehr schulpflichtig bist, aber hier an der Akademie werden Fächer unterrichtet, die es an keiner anderen Schule gibt. Mehr dazu erkläre ich dir morgen. Jetzt schlaf dich erst mal aus und komm morgen, wenn du fit bist, in mein Büro. Ach, und noch etwas: Der Westflügel ist gesperrt. Er wird schon seit Jahren nicht mehr benutzt.«

      »Danke. Aber eine Frage habe ich noch.« Amalia spielte nervös mit dem Schlüssel. »Was hat es mit diesen Groohls auf sich?«

      »Amalia, vorerst reicht es, wenn du weißt, dass du hier vor diesen Kreaturen sicher bist. Alles andere zu einem späteren Zeitpunkt. Komm jetzt erst mal an und leb dich ein.«

      »Okay … Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend«, sagte Amalia, während sie das Büro mit gemischten Gefühlen verließ. Sie schlenderte den Gang entlang zu ihrem Zimmer und schaute sich neugierig um.

      Genauso wie die Fassade bestand der Flur aus Backsteinziegeln. An den Wänden zwischen den Zimmertüren fanden sich vereinzelt alte Fackelhalter aus Messing.

      Nach außen hin merkte man Amalia die Aufregung nicht an, die sie innerlich jedoch zerfraß. Mit zitternden Händen sperrte sie die Tür zu ihrem Zimmer auf. Das Erste, was sie wahrnahm, war der Geruch von Staub. Hier hatte sich anscheinend schon länger niemand mehr aufgehalten. Beim ersten Schritt in den kompakten Raum fingen die Dielen an zu knarzen. Interessiert begutachtete sie die wenigen Möbel. Zu ihrer Rechten befand sich ein rustikaler Kleiderschrank aus dunklem Holz. Unter dem breiten Fenster gegenüber der Tür stand ein alter Schreibtisch aus dem gleichen Holz wie der Schrank mit dem dazu passenden Stuhl. Links von ihr sah sie eine weiße Tür in einer eindeutig nachträglich hochgezogenen Wand. Amalia vermutete dahinter das Badezimmer. Um dies zu überprüfen, öffnete sie die Tür einen Spalt und steckte ihren Kopf hinein. Ohne den Lichtschalter betätigen zu müssen, erkannte sie Dusche, Toilette und Waschbecken. Amalia zog den Kopf wieder heraus und fuhr mit ihrer Erkundung fort. Zwischen dem dazugebauten Raum und der Fensterwand ergab sich eine Nische, in der ein Einzelbett stand. An der rechten Wand, zwischen Schreibtisch und Kleiderschrank, hing ein Bücherregal mit drei Ebenen. Obwohl das Zimmer durch die spärliche Einrichtung unpersönlich wirkte, konnte Amalia nicht leugnen, dass sie sich ein wenig geborgen fühlte. Dies war ein Ort, der nur ihr gehörte. Sie riskierte einen kurzen Blick auf den Unterrichtsplan und sah merkwürdige Abkürzungen wie WK und SK. Amalia legte den Plan auf den Schreibtisch und warf sich erleichtert aufs Bett. Dabei atmete sie tief aus, um die Last der vergangenen Tage abzuschütteln. Deprimiert bemerkte sie, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Dann übermannte sie plötzlich die Müdigkeit. Zum ersten Mal seit langer Zeit schaffte sie es, in tiefen Schlaf zu fallen.

      Amalia fühlte die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht, ein angenehmes Kribbeln durchdrang ihren Körper. Sie blinzelte und reckte die Arme in die Höhe. Verschlafen blickte sie sich um und erkannte, dass sie den Vorhang nicht zugezogen hatte. Das breite Fenster erstreckte sich vom Schreibtisch bis fast über das gesamte Bett.

      Gähnend richtete sie sich auf und streckte die Beine aus, dann stand sie langsam auf und wankte schlaftrunken ins Bad. Sie drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich die kalten Tropfen ins Gesicht. Mit zusammengekniffenen Augen griff sie zu dem Handtuch neben dem Waschbecken und trocknete sich ab. Schwer ausatmend warf sie einen Blick in den Spiegel.

      Es wirkte alles so surreal und für einen kurzen Moment keimte СКАЧАТЬ