Konstantinopel 1453. Roger Crowley
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Konstantinopel 1453 - Roger Crowley страница 13

Название: Konstantinopel 1453

Автор: Roger Crowley

Издательство: Автор

Жанр: История

Серия:

isbn: 9783806242430

isbn:

СКАЧАТЬ der Schlacht von Varna und trotz des frühen Scheiterns von Mehmets Sultanat kehrte Murat nach Anatolien zurück. Halil Pascha blieb zunächst Wesir, aber Mehmet wurde stärker von zwei anderen Männern beeinflusst, die ihm als Statthalter dienten: dem Obereunuchen Schihabettin Pascha, dem Gouverneur der europäischen Provinzen, und Zaganos Pascha, einem zielstrebigen, ehemals christlichen Konvertiten. Beide Männer drängten darauf, einen Plan für einen Angriff auf Konstantinopel auszuarbeiten, da sie wussten, dass der Thronrivale Orhan nach wie vor in der Stadt lebte; die Eroberung sollte Mehmets Herrschaft stabilisieren, hofften sie, und das Ansehen des jungen Sultans stärken. Es ist offenkundig, dass Mehmet schon in jungen Jahren fasziniert war von der Möglichkeit, die christliche Stadt einzunehmen und sich zum Erben des Römischen Reiches aufzuschwingen. In einem Gedicht schrieb er: »Mein höchstes Trachten geht dahin, die Ungläubigen niederzuwerfen.«6 Doch Mehmets Eroberungsdrang war gleichermaßen imperial wie religiös motiviert und hatte teilweise auch einen nichtislamischen Ursprung. Er interessierte sich sehr für die Leistungen Alexanders des Großen und Julius Cäsars. Alexander war durch persische und türkische Epen im Mittelalter zu einem islamischen Helden aufgebaut worden. Mehmet war vermutlich schon von klein auf mit Alexanders Taten vertraut; er hatte sich im Palast täglich aus der Biographie des Welteroberers des römischen Autors Arrian vorlesen lassen. Unter diesen Einflüssen formte sich bei ihm eine Doppelidentität: Er sah sich als der muslimische Alexander, den seine Eroberungszüge bis ans Ende der Welt führen sollten, und als Gazi-Krieger, der den Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen vorantreiben wollte. Mehmet wollte die Stoßrichtung der Weltgeschichte umkehren: Alexander war nach Osten gezogen; Mehmet wollte dem Orient und dem Islam Ruhm verschaffen, indem er den Westen eroberte. Es war eine ehrgeizige Vision, gefördert durch seine Berater, die sich durch eine Politik der Expansion persönliche Vorteile versprachen.

      Der frühreife Mehmet begann bereits 1445 mit Unterstützung seiner Tutoren einen neuen Plan für einen Angriff auf Konstantinopel auszuarbeiten. Er war damals 13 Jahre alt. Halil Pascha war zutiefst beunruhigt. Er missbilligte das Vorhaben des jungen Sultans; nach dem Debakel von 1444 fürchtete er, dass ein weiterer Versuch abermals in einer Katastrophe enden würde. Trotz seiner beträchtlichen Ressourcen wäre das Osmanische Reich in der jüngeren Vergangenheit beinahe in Bürgerkriegen zerfallen, und wie viele andere fürchtete auch Halil, dass ein erneuter Angriff auf Konstantinopel zu einem entschlossenen Gegenschlag aus dem Westen führen würde. Aber auch er hatte persönliche Motive: Er fürchtete eine Schwächung seiner eigenen Macht und des traditionellen muslimisch-türkischen Adels zugunsten der kriegerischen christlichen Konvertiten. Er begann auf den Sturz Mehmets hinzuarbeiten, indem er einen Aufstand der Janitscharen anzettelte; zugleich bat er Murat, nach Edirne zurückzukehren und wieder selbst die Staatsgeschäfte zu übernehmen. Murat wurde begeistert willkommen geheißen; der hochmütige, unnahbare junge Sultan war weder beim Volk noch bei den Janitscharen beliebt. Mehmet zog sich mit seinen Beratern nach Manisa zurück. Diese Demütigung sollte er nie vergessen oder verzeihen; eines Tages würde Halil dafür mit seinem Leben bezahlen müssen.

      Mehmet hielt sich bis zu Murats Tod im Hintergrund, obwohl er sich weiter als Sultan betrachtete. Er begleitete seinen Vater 1448 in die zweite Schlacht auf dem Amselfeld, wo die Ungarn einen letzten Versuch unternahmen, die Macht der Osmanen zu brechen. Das war Mehmets Feuertaufe. Trotz schwerer Verluste der Osmanen endete auch diese Schlacht mit einem Triumph wie bei Varna und festigte die Legende von der Unbesiegbarkeit der Osmanen. Im Westen begann sich Pessimismus auszubreiten. »Durch ihre Organisation sind die Türken weit voraus«, schrieb Michael der Janitschar. »Wenn du sie verfolgst, fliehen sie; aber wenn sie dich verfolgen, wirst du nicht entkommen… Die Tataren haben die Türken mehrmals besiegt, die Christen dagegen noch nie, insbesondere nicht in offener Feldschlacht, vor allem weil sie zulassen, dass die Türken sie umzingeln und von der Flanke her angreifen.«7

      Murat verbrachte seine letzten Lebensjahre in Edirne. Der Sultan hatte anscheinend die Lust an weiteren militärischen Abenteuern verloren und gab der Stabilität des Friedens den Vorzug vor den Ungewissheiten des Krieges. So lange er lebte, erfreute sich Konstantinopel eines unsicheren Friedens; als er im Februar 1451 starb, trauerten Freunde und Feinde gleichermaßen um ihn. »Die Verträge, die er unter heiligem Eid mit den Christen schloss«, schrieb der griechische Chronist Doukas, »hielt er stets ein. Sein Zorn war kurzlebig. Er war dem Kriegführen abgeneigt und vom Frieden angetan, und aus diesem Grunde gewährte ihm der Vater des Friedens einen friedlichen Tod, und er starb nicht unter dem Schwert.«8 Der griechische Chronist hätte sich wohl weniger freundlich geäußert, hätte er gewusst, welchen Rat Murat seinem Nachfolger hinterlassen hatte. Aufgrund der Einmischung von Byzanz in die Auseinandersetzungen der Osmanen in der Zeit nach 1440 war er überzeugt, dass der osmanische Staat nicht sicher sein konnte, so lange Konstantinopel eine christliche Enklave blieb. »Er gab es seinem ruhmreichen Nachfolger als Vermächtnis auf«, schrieb der osmanische Chronist Sa’d-uddin, »die Voraussetzungen für den Heiligen Krieg zu schaffen und diese Stadt einzunehmen, durch deren Eingliederung… er das Wohlergehen des muslimischen Volkes sichern und den verruchten Ungläubigen das Rückgrat brechen konnte.«9

      Der Tod eines Sultans war stets ein gefährlicher Augenblick für den osmanischen Staat. Gemäß der Tradition und um eine Revolte des Militärs zu verhindern, wurde die Nachricht zunächst geheimgehalten. Murat hatte noch einen weiteren Sohn, einen kleinen Knaben namens Ahmet, der keine Gefahr für Mehmets Thronfolge darstellte, doch der Prätendent Orhan lebte nach wie vor in Konstantinopel, und Mehmet war nicht sonderlich beliebt beim Volk. Die Meldung vom Tod seines Vaters wurde ihm in einem versiegelten Brief von einem Kurier überbracht. Darin empfahl Halil Mehmet, nicht zu zaudern; sein rasches Erscheinen in Edirne sei unabdingbar, jedes Zögern könnte einen Aufstand provozieren. Der Überlieferung zufolge ließ Mehmet unverzüglich sein Pferd satteln und rief seinem Hofstaat zu: »Wer mich liebt, der folge mir.« In Begleitung der Soldaten seines Haushalts legte er die Strecke nach Gallipoli in zwei Tagen zurück. Als er Edirne erreichte, wurde er von einer großen Gruppe von Beamten, Wesiren, Mullahs, Statthaltern und gewöhnlichen Leuten mit einem Ritual empfangen, das aus jener Zeit stammte, als die Osmanen noch in den asiatischen Steppen lebten. Als sie noch eineinhalb Kilometer von der Stadt entfernt waren, stiegen die Abgesandten, die sie willkommen heißen sollten, von ihren Pferden ab und gingen schweigend auf ihre neuen Herren zu. Nach der Hälfte der Strecke blieben sie stehen und brachen in lautes Wehklagen für den verstorbenen Sultan aus. Auch Mehmet und sein Gefolge stiegen ab und stimmten in die Klage ein. Die winterliche Landschaft hallte wider von Klagegesängen. Die hohen Beamten verneigten sich vor dem neuen Sultan, dann stiegen alle wieder auf ihre Pferde und kehrten zum Palast zurück.

      Am nächsten Tag fand die offizielle Vorstellung der Minister statt. Es war eine schwierige Situation, denn die Wesire des alten Sultans erfuhren nun, was mit ihnen geschehen sollte. Mehmet saß auf dem Thron, umgeben von seinen Beratern, denen er vertraute. Halil Pascha saß weiter hinten und beobachtete, was Mehmet tat. Der junge Sultan sagte: »Warum stehen die Wesire meines Vater so weit hinten? Holt sie nach vorne und sagt Halil, er möge seinen üblichen Platz einnehmen.« Halil wurde als Oberster Wesir bestätigt. Diese Entscheidung war typisch für Mehmet: Vorläufig den Status quo aufrechtzuerhalten, während er seine eigenen Pläne schmiedete und auf einen günstigen Zeitpunkt wartete.

      Der neue Sultan war 17 Jahre alt, eine Mischung aus Zuversicht und Zaudern, Ehrgeiz und Reserviertheit prägte seinen Charakter. Die vergangenen Jahre hatten deutliche Spuren bei Mehmet hinterlassen. Er war vermutlich schon als kleiner Junge von seiner Mutter getrennt worden und hatte in der Schattenwelt des osmanischen Hofes größtenteils durch Glück überlebt. Schon als junger Mann galt er als sehr verschlossen und argwöhnisch gegenüber anderen: ein selbstbewusster, hochmütiger Mann, der keine menschlichen Regungen zeigte und von brennendem Ehrgeiz beseelt war – eine widersprüchliche und komplizierte Persönlichkeit. Der Mann, der später in der Renaissance als grausames und abartiges Ungeheuer dargestellt werden sollte, war eine Ansammlung von Widersprüchen. Er war schlau, tapfer und impulsiv – er war zu großer Verschlagenheit und tyrannischer Grausamkeit fähig, konnte aber auch unvermittelt sehr freundlich sein. Er war launisch und unberechenbar, ein bisexuell veranlagter Mann, der vor engeren Bindungen zurückschreckte, er verzieh niemals eine Beleidigung, wurde aber wegen seiner tiefen Frömmigkeit respektiert. Seine Hauptcharakterzüge СКАЧАТЬ