Konstantinopel 1453. Roger Crowley
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Название: Konstantinopel 1453

Автор: Roger Crowley

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Жанр: История

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isbn: 9783806242430

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СКАЧАТЬ Osmanen hatten nur drei Stunden gebraucht, um die Mauern zu stürmen, darauf folgten drei Tage mit Vergewaltigungen und Plünderungen; 7000 Frauen und Kinder wurden in die Sklaverei gezwungen.

      Wir wissen kaum etwas über die äußere Erscheinung Konstantins. Anscheinend erbte er die ausgeprägten, regelmäßigen Gesichtszüge und die Körperhaltung seines Vaters Manuel II., doch das Reich war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, als Porträts des neuen Herrschers in Auftrag zu geben, und das Goldsiegel des Staates, auf dem ein schmales, falkenartiges Antlitz zu sehen ist, ist viel zu schematisiert, um aussagekräftig zu sein. Doch es herrscht Einigkeit, was seine Persönlichkeit betrifft. Von allen Söhnen Manuels war Konstantin der fähigste und vertrauenswürdigste: »Ein Menschenfreund und ein Mann ohne Hinterlist«, der durch Entschlossenheit, Mut und eine tiefe Liebe zu seinem Heimatland geprägt war. Anders als seine streitsüchtigen und undisziplinierten Brüder war Konstantin aufrichtig und geradlinig; die Menschen in seiner Umgebung empfanden anscheinend eine tiefe Verehrung für ihn. Allen Berichten zufolge war er mehr ein Mann der Tat, als ein begabter Verwalter oder tiefschürfender Denker, geschickt im Umgang mit Pferden und versiert in der Kriegskunst, mutig und unternehmungslustig. Vor allem ließ er sich durch Rückschläge nicht entmutigen. Ein starkes Verantwortungsgefühl für das Erbe von Byzanz war kennzeichnend für seinen Charakter; sein ganzes Leben lang bemühte er sich, dieses Erbe zu erhalten.

      Konstantin war 27 Jahre älter als Mehmet; er war 1405 in Konstantinopel geboren worden und machte sich wohl seit seiner frühen Jugend kaum Illusionen über die missliche Lage der Stadt. Mit 17 Jahren erlebte er die Belagerung durch Murat; im folgenden Jahr wurde er zum Regenten ernannt, während sein Bruder Johannes VIII. eine seiner nutzlosen Rundreisen durch die christlichen Staaten unternahm, um Unterstützung für Byzanz zu erheischen. Bei seiner Thronbesteigung 1449 war er 44 Jahre alt und hatte bereits zwei Jahrzehnte voller Kämpfe hinter sich. Meist war es darum gegangen, die Peloponnes für Byzanz zu halten oder zurückzuerobern, freilich mit wechselndem Erfolg. Bis 1430 hatte er die meisten kleinen ausländischen Königreiche von der Halbinsel vertrieben, und in den 1440er-Jahren dehnte er als Herrscher von Morea die Grenzen seines Reiches bis Nordgriechenland aus. Für Murat war er ein ständiges Ärgernis; ein aufmüpfiger Vasall, der in die Schranken gewiesen werden musste. Die Vergeltung erfolgte 1446 nach dem gescheiterten Kreuzzug von Varna. Ein osmanisches Heer stieß nach Morea vor, verwüstete das Land und versklavte 60.000 Griechen. Konstantin musste einen demütigenden Friedensvertrag unterzeichnen, dem Sultan den Vasalleneid leisten und einen hohen Tribut zahlen. Dadurch wurde der Versuch vereitelt, den Einfluss der Byzantiner in Griechenland wieder zu stärken, doch durch seinen Kampfgeist, sein militärisches Können und seine Zielstrebigkeit unterschied sich Konstantin deutlich von seinen drei Brüdern – Demetrios, Thomas und Theodor –, die selbstsüchtig, hinterhältig, streitlustig und unentschlossen waren und ihn daran zu hindern suchten, die Reste des Reiches zusammenzuhalten. Ihre Mutter Helena musste Konstantins Anspruch auf den Thron durchsetzen: Ihm allein konnte das Erbe anvertraut werden.

      Laut der späteren byzantinischen Überlieferung verfolgte Konstantin das Pech wie ein Fluch. Sein gut gemeintes Unternehmen in Morea war mutig, stand aber unter einem ungünstigen Stern. Er hatte nach der Katastrophe von Varna alleine weitergekämpft, nachdem die venezianische Flotte nach Hause gesegelt war und die Genuesen die versprochene Hilfe nicht geschickt hatten, doch diese Beharrlichkeit hatte dem griechischen Volk großes Leid beschert. Auch privat hatte Konstantin wenig Glück. Seine erste Frau starb 1429 kinderlos, seine zweite 1442. Ende der 1440er-Jahre unternahm er mehrere Versuche, eine dynastische Heirat zustande zu bringen, um seine Krone zu sichern und vielleicht doch noch einen natürlichen Nachfolger zu bekommen. Doch alle Hoffnungen blieben unerfüllt in der angespannten politischen Atmosphäre am Vorabend von Mehmets Thronbesteigung.

      Im Februar 1451 bezog Mehmet den Königspalast in Edirne. Seine erste Handlung war überraschend und von entscheidender Bedeutung. Murat hatte einen kleinen Sohn hinterlassen, der von einer anderen Ehefrau stammte: Ahmed. Einige Tage nach Murats Tod, als sich die Mutter in den Thronsaal begeben hatte, um Mehmet ihr Beileid zu bekunden, schickte dieser einen Höfling namens Ali Bey in die Gemächer der Frau und ließ Ahmed im Bad ertränken. Am folgenden Tag ließ er Ali Bey wegen dieser Tat hinrichten, dann verheiratete er die gebrochene Mutter mit einem seiner adeligen Gefolgsleute. Es war eine ebenso skrupellose wie intelligente Tat, durch die der Machtkampf am osmanischen Hof zu seinem logischen Ende geführt wurde: Nur einer konnte herrschen, und um die Gefahr eines Bürgerkriegs zu bannen, durfte nur einer überleben – den Osmanen erschien dies vernünftiger als die endlosen Rivalitäten, unter denen Byzanz ausblutete. Mit einem Handstreich hatte Mehmet ein Modell für die osmanische Thronfolge geschaffen, das er später als Gesetz des Brudermords verankerte: »Welcher meiner Söhne auch immer den Sultansthron erbt, es geziemt sich für ihn, seinen Bruder zu töten im Interesse der Aufrechterhaltung der Ordnung der Welt. Die meisten Rechtsgelehrten haben dieses Verfahren gebilligt. Handeln wir also ebenso.«15 Fortan sollte daher jeder Thronbesteigung mit schrecklicher Gewissheit eine Hinrichtung folgen. Dieser Brauch führte 1595 unter dem Sultanat von Mehmet III. zu einem wahren Exzess, als 19 Särge mit den Leichen seiner Brüder aus dem Palast getragen wurden. Doch auch das Brudermord-Gesetz konnte den Ausbruch von Bürgerkriegen nicht verhindern: Es begünstigte vielmehr vorbeugende Rebellionen von Söhnen, die um ihr Leben fürchteten, eine Folge, die auch Mehmet selbst zu spüren bekommen sollte. In Konstantinopel hätte man aus den Umständen des Todes des kleinen Ahmet Rückschlüsse ziehen können auf Mehmets Charakter. Aber offenbar wurde dies versäumt.

       Siehe, der Bosporus schließt mit einem goldenen Schlüssel und öffnet/Schließt und öffnet zugleich Meere und Weltteile zween.

       Pierre Gilles, französischer Gelehrter aus dem 16. Jahrhundert1

      Überall im Abendland wurde der Tod Murats mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. In Venedig, Rom, Genua und Paris machte man sich nur allzu gern eine Ansicht zu eigen, die der Italiener Francesco Filelfo einen Monat später in einem Brief an den französischen König Karl zum Ausdruck brachte, wonach der junge Mehmet ein unerfahrener und einfältiger Mann sei. Weniger aufnahmebereit war man gegenüber seiner Schlussfolgerung, dass es nun an der Zeit sei, durch einen großangelegten Feldzug die Osmanen, »eine Horde käuflicher, verkommener Sklaven«,2 ein für allemal aus Europa zu vertreiben. Die Lust auf einen weiteren Kreuzzug war durch das blutige Debakel bei Varna 1444 nachhaltig gedämpft worden, und die europäischen Potentaten freuten sich darüber, dass nun der unerfahrene und bislang eher glücklose Mehmet den osmanischen Thron bestieg.

      Doch jene, die den Großen Türken näher kannten, wussten es besser. Georgios Sphrantzes, der höchst angesehene Botschafter Konstantins, befand sich auf seiner Reise vom König von Georgien zum Kaiser von Trapezunt gerade auf dem Schwarzen Meer, als Murat starb. Sphrantzes war in vielfältige diplomatische Aktivitäten eingebunden, die darauf zielten, für den verwitweten Konstantin eine standesgemäße Braut zu finden, um seine missliche Lage zu verbessern, ihm die Gelegenheit zu verschaffen, einen Thronerben zu zeugen und seine Schatzkammer mit einer stattlichen Mitgift zu füllen. In Trapezunt empfing ihn Kaiser Johannes Komnenos sehr herzlich mit den Worten: »Herr Gesandter, ich habe Euch eine freudige Nachricht mitzuteilen, nur müsst Ihr mir dafür ein schönes Botengeschenk machen.« Sphrantzes reagierte bestürzt, als ihm der Kaiser den Tod des Sultans mitteilte: »Als ich dies hörte, verstummte ich und empfand einen solchen Schmerz, wie wenn ich den Tod eines meiner liebsten Angehörigen erfahren hätte. Dann sagte ich, niedergeschlagen: ›Majestät, das ist keine angenehme Nachricht, sondern eine höchst schmerzliche.‹« Sphrantzes berichtete dem Kaiser, was er über Mehmet wusste – dass er »von Kindheit an ein Feind der Christen« gewesen sei und darauf brenne, Konstantinopel zu erobern. Und Konstantin habe so wenig Finanzmittel, dass er dringend eine Zeit des Friedens und der Stabilität brauche, um die Kassen der Stadt wieder zu füllen.3

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