Konstantinopel 1453. Roger Crowley
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Название: Konstantinopel 1453

Автор: Roger Crowley

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Жанр: История

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isbn: 9783806242430

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СКАЧАТЬ und »den Schiffen der Ungläubigen den Weg versperren«8 zu können. Zugleich wurde ihm wahrscheinlich auch klar, dass er eine größere Flotte brauchte, um den Christen auch zur See die Stirn bieten zu können.

      Nach seiner Rückkehr nach Edirne reagierte Mehmet unverzüglich auf das byzantinische Ultimatum, beschlagnahmte sämtliche Steuereinnahmen aus den Städten der Struma, die für Orhans Unterhalt verwendet werden sollten, und verfügte die Ausweisung der griechischen Bewohner. Vielleicht spürte Konstantin bereits, dass der Druck auf die Stadt wuchs; er hatte im Sommer 1451 einen Abgesandten nach Italien geschickt, der sich zuerst nach Venedig begab, um dort die Erlaubnis zu erwirken, Bogenschützen aus der venezianischen Kolonie auf Kreta für Konstantinopel zu rekrutieren, und anschließend nach Rom reiste mit einer Botschaft für den Papst. Konstantin hoffte anscheinend noch immer, dass man gegen den neuen Sultan erfolgreich vorgehen könne: In den Botschaften an die italienischen Stadtstaaten deutet nichts darauf hin, dass er sich in einer Notlage wähnte.

      Zu Beginn des Winters 1451 hielt sich Mehmet in Edirne auf und arbeitete rastlos an seinen Plänen. Hier umgab er sich mit einer Gruppe westlicher Berater, vorwiegend Italiener, mit denen er über die großen Helden der Antike sprach, über Alexander und Cäsar, seinen Vorbildern für seine künftige Rolle. Nach den Unruhen unter den Janitscharen in Bursa im Herbst führte er weitere Reformen im Militär und in der Verwaltung durch. In einigen Provinzen wurden neue Statthalter ernannt, die Bezahlung der Palastregimenter wurde verbessert, außerdem begann er Waffen- und Vorratslager anzulegen. Wahrscheinlich befasste er sich auch mit einem Flottenbauprogramm. Zugleich nahm die Idee einer neuen Festung Gestalt an. In allen Provinzen ließ er den Befehl ergehen, Tausend Steinmetze und ebenso viele ungelernte Bauarbeiter anzuwerben, die sich im kommenden Frühjahr bereithalten sollten. Zudem wurden Vorkehrungen getroffen, um Baumaterial zu beschaffen und zu transportieren: »Steine, Holz, Eisen und was sonst noch… gebraucht wurde«9…»zum Bau einer Festung am Heiligen Mund oberhalb der Stadt«10 nahe der verfallenen Kirche des Heiligen Michael.

      Die Nachricht über dieses Dekret gelangte schnell nach Konstantinopel und zu den griechischen Kolonien am Schwarzen Meer und auf die Inseln der Ägäis. Bei den Menschen machte sich Niedergeschlagenheit breit; viele erinnerten sich an alte Prophezeiungen, in denen das Ende der Welt angekündigt wurde: »Nun könnt ihr die Vorzeichen der bevorstehenden Vernichtung unseres Landes erkennen. Die Zeit des Antichristen ist gekommen. Was wird mit uns geschehen? Was sollen wir tun?«11 In den Kirchen der Stadt wurden Stoßgebete um Errettung gen Himmel geschickt. Ende 1451 entsandte Konstantin einen weiteren Boten nach Venedig mit überaus beunruhigenden Nachrichten: Der Sultan bereite einen großen Angriff auf die Stadt vor, und wenn keine Hilfe komme, werde sie gewiss fallen. Der Senat von Venedig beriet über das Ersuchen und antwortete am 14. Februar 1452. Die Reaktion fiel wie üblich sehr vorsichtig aus; die Venezianer mussten Rücksicht nehmen auf ihre Handelsinteressen im Osmanischen Reich. Sie empfahlen den Byzantinern, sich um die Zusammenarbeit mit anderen Staaten zu bemühen, anstatt sich allein auf Venedig zu stützen, doch sie erklärten sich bereit, Konstantins Bitte um die Lieferung von Schießpulver und Brustplatten zu entsprechen. Konstantin blieb unterdessen nichts anderes übrig, als mit Mehmet in direkte Verhandlungen einzutreten. Seine Abgesandten reisten abermals über die thrakischen Berge und baten um eine Audienz. Sie wiesen Mehmet darauf hin, dass er eine Vertragsverletzung begehe, wenn er seine neue Festung ohne Rücksprache mit Byzanz erbauen lasse, denn als sein Urgroßvater die Festung bei Anadolu Hisari errichten ließ, habe er sein Anliegen dem Kaiser vorgetragen, »so wie ein Sohn den Vater bittet«.12 Mehmet erwiderte kurz angebunden: »Was die Stadt beherbergt, kann sie ihr eigen nennen; jenseits ihres Grabens hat sie nichts zu bestimmen, und es gehört ihr nichts. Wenn ich am Heiligen Mund eine Festung bauen will, kann sie mir dies nicht verbieten.«13 Er erinnerte die Griechen daran, dass die Christen schon mehrmals versucht hätten, den Osmanen das Übersetzen an der Meerenge zu verwehren, und schloss barsch: »Geht nach Hause und richtet Eurem Kaiser aus: ›Der Sultan, der nun regiert, ist anders als seine Vorgänger. Was diesen nicht gelang, vermag er mühelos und unverzüglich zu bewerkstelligen; was sie nicht tun wollten, wird er gewiss tun. Den nächsten Gesandten, die mit einer ähnlichen Botschaft hier erscheinen, wird bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen werden.‹«14 Deutlicher hätte die Antwort nicht ausfallen können.

      Mitte März verließ Mehmet Edirne und begann mit den Bauarbeiten. Zunächst begab er sich nach Gallipoli; von dort schickte er sechs Galeeren und einige kleinere Kriegsschiffe aus, »[gut ausgerüstet] für eine Seeschlacht, falls dies nötig sein sollte«,15 sowie sechzehn Lastbarkassen mit Ausrüstung und Material. Dann zog er mit dem Heer auf dem Landweg zu dem ausgewählten Platz. Das gesamte Unternehmen war typisch für Mehmets Vorgehensweise. Durch sein organisatorisches Talent wurde sichergestellt, dass Männer und Material rechtzeitig und in großer Zahl bewegt wurden, damit das Werk so schnell wie möglich vollendet werden konnte. Die Statthalter in den europäischen und asiatischen Provinzen zogen die zwangsrekrutierten Männer zusammen und brachen auf zum Bauplatz. Das riesige Heer von Arbeitern – »Steinmetze, Zimmerer, Schmiede und Kalkbrenner, und viele andere Arbeiter, die für das Vorhaben benötigt wurden, ohne jeden Mangel, mit Äxten, Schaufeln, Hacken, Pickeln und anderen Eisenwerkzeugen«16 – begann mit den Bauarbeiten. Baumaterial wurde in schwerfälligen Transportbarkassen über die Meerenge geschafft: Kalk und Brennöfen und Steine aus Anatolien, Holz aus den Wäldern am Schwarzen Meer und aus Izmit, während die Kriegsgaleeren vor der Meerenge patroullierten. Mehmet ritt über den Bauplatz und legte in Abstimmung mit seinen Architekten, die beide christliche Konvertiten waren, die Einzelheiten fest: »Als er die … Grundrisse und Abstände der Türme und Zwischenwälle, dazu noch die Vortürme, die Brustwehren, die Tore und alles Übrige genau und nach seinem Willen skizziert hatte, teilte er das Werk unter den führenden Männern auf…«16 Wahrscheinlich hatte er bereits während des Winters in Edirne Baupläne für die Festung entworfen. Er steckte den Platz ab und setzte den Grundstein. Widder wurden getötet, und ihr Blut vermischte man mit dem Kalk und dem Mörtel der ersten Steinschicht, weil dies Glück bringen sollte. Mehmet war zutiefst abergläubisch und deutete die Zukunft mithilfe der Astrologie; einige Beobachter behaupteten, die eigenartige Form der Festung sei kabbalistischen Einflüssen geschuldet; sie verkörpere die ineinander verschlungenen arabischen Initialen des Propheten – und Mehmets. Wahrscheinlich aber wurde der Grundriss eher von der schwierigen Bodenbeschaffenheit an der Küste des Bosporus bestimmt, die aus »gewundenen Biegungen und…Klippen [bestand], die häufig ins Fahrwasser vorspringen und dann wieder Biegungen und Krümmungen ins Land hinein machen«.18 Das Gelände steigt von der Küste bis zum höchsten Punkt der Anlage immerhin sechzig Meter an.

      Die Arbeiten begannen am 15. April und wurden nach einem Akkordsystem organisiert, das auf einer für Mehmet charakteristischen Mischung aus Drohungen und Anreizen beruhte und für alle Beschäftigten galt, für den höchsten Wesir ebenso wie für den einfachsten Lastträger. Die Anlage bestand aus vier Seiten, an drei Seiten wurden hohe Türme errichtet, die durch massive Mauern verbunden waren, und in der südwestlichen Ecke wurde ein kleinerer Turm gebaut. Die Verantwortung für den Bau der Außentürme – und deren Finanzierung – wurde vier Wesiren Mehmets übertragen, Halil, Zaganos, Schihabettin und Saruja. Sie wurden angehalten, in einen Wettstreit um die schnellste Fertigstellung ihrer Abschnitte einzutreten, was angesichts der erbitterten Machtkämpfe am Hof und der strengen Aufsicht durch den ungeduldigen Sultan, der nun »jeden Gedanken an Entspannung beiseite schob«,19 das Arbeitstempo nachhaltig beschleunigte. Mehmet selbst kümmerte sich um den Bau der Verbindungsmauern und der kleineren Türme. Die Belegschaft aus 6000 Arbeitern, darunter 2000 Steinmetze und 4000 Steinmetzgehilfen sowie viele andere Handwerker, wurde nach militärischen Prinzipien gegliedert. Jedem Steinmetz wurden zwei Helfer zugeteilt, die links und rechts von ihm arbeiteten, und er hatte die Aufgabe, pro Tag einen bestimmten Abschnitt der Mauer fertig zu stellen. Für die Aufrechterhaltung der Disziplin sorgten kadis (Richter), die aus allen Teilen des Reiches zusammengezogen worden waren und auch die Befugnis besaßen, die Todesstrafe zu verhängen; den militärischen Schutz gewährleistete eine große Abteilung der Armee. Zugleich setzte Mehmet »großartige Belohnungen aus für diejenigen, welche dies am besten und schnellsten vollbrächten«.20 In diesem Klima des Wettbewerbs und der Angst hielten es laut Doukas sogar die Adeligen bisweilen für angebracht, die Arbeiter anzuspornen, indem sie selbst СКАЧАТЬ