Konstantinopel 1453. Roger Crowley
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Название: Konstantinopel 1453

Автор: Roger Crowley

Издательство: Автор

Жанр: История

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isbn: 9783806242430

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СКАЧАТЬ können sich rühmen, ihn sprechen oder trinken oder essen gesehen zu haben.«3 Diese Entwicklung führte dazu, dass sich die späteren Sultane weitgehend abriegelten in der hermetischen Welt des Topkapi-Palastes mit seinen kahlen Außenwänden und seinen prachtvollen Ritualen.

      Die kühle Atmosphäre des osmanischen Hofes prägte Mehmets Jugendjahre. Die Frage der Thronfolge warf einen langen Schatten auf die Erziehung der männlichen Kinder. Dass auf den Vater unmittelbar der Sohn folgte, war von entscheidender Bedeutung für das Überleben des Reiches – der Harem bot die Gewähr dafür, dass es stets genügend männliche Nachkommen gab –, doch darin lag zugleich seine größte Schwäche. Um den Thron stritten sich die männlichen Erben. Es gab kein Gesetz, das dem Ältesten den Vorzug einräumte; die überlebenden Prinzen kämpften nach dem Tode des Sultans um die Thronfolge. Das Ergebnis wurde als der Wille Gottes gedeutet. »Wenn Er beschlossen hat, dass du nach mir das Reich führen sollst«, schrieb ein Sultan an seinen Sohn, »wird kein lebender Mensch dies verhindern können.«4 In der Praxis wurde die Nachfolge häufig zu einem Wettrennen in das Zentrum – siegreich würde jener Nachkomme sein, der sich die Hauptstadt, die Schatzkammer und die Unterstützung des Militärs sicherte; diese Methode hatte zur Folge, dass sich der Fähigste und Gerissenste durchsetzte, oder sie führte zu einem Bürgerkrieg. Das Osmanische Reich stand Anfang des 15. Jahrhunderts kurz vor dem Zusammenbruch im Gefolge eines Machtkampfes, in den auch die Byzantiner tief verstrickt waren. In Konstantinopel war es fast zur Staatspolitik geworden, sich Schwächephasen der Osmanen zunutze zu machen, indem man rivalisierende Thronprätendenten unterstützte.

      Um sich gegen Präventivschläge zu schützen und ihre Söhne in der Staatskunst zu unterweisen, schickten die Sultane ihre männlichen Nachkommen schon in sehr jungen Jahren als Statthalter in die Provinzen, wo sie unter den wachsamen Augen sorgsam ausgewählter Hauslehrer heranwuchsen. Mehmet verbrachte seine ersten Jahre im Palastharem in Edirne, wurde aber schon mit zwei Jahren in die Regionalhauptstadt Amasya in Anatolien geschickt, wo er auf seine Ausbildung vorbereitet wurde. Sein älterer Halbbruder Ahmet, damals zwölf Jahre alt, wurde zur selben Zeit Gouverneur der Stadt. Dunkle Mächte schwebten über den Thronerben im folgenden Jahrzehnt. Im Jahr 1437 starb Ahmet unerwartet in Amasya. Sechs Jahre später, als Mehmets anderer Halbbruder Ali Gouverneur war, wurde im Palast der Stadt eine weitere grausame Tat begangen. Ein einflussreicher Adeliger namens Kara Hizir Pascha wurde von unbekannten Personen nach Amasya geschickt. Es gelang ihm, sich nachts in den Palast einzuschleichen und Ali im Bett zu erwürgen sowie auch dessen zwei kleine Söhne. In einer einzigen Nacht wurde ein ganzer Zweig der Familie ausgelöscht. Nun war Mehmet der einzige verbliebene Thronerbe. Wie ein schwarzer Schatten hinter diesen undurchschaubaren Ereignissen vollzog sich in dieser Zeit ein langjähriger Machtkampf in der osmanischen Führungsschicht um den Geist des Staates. Während seiner Herrschaft hatte Murat die Position der Janitscharen gestärkt und einige ehemalige Christen, die zum Islam übergetreten waren, zu Wesiren bestellt, um ein Gegengewicht zu schaffen zum alten türkischen Adel und zur Armee. Diese Auseinandersetzung sollte erst neun Jahre später vor den Mauern Konstantinopels ein Ende finden.

      Ali war Murats Lieblingssohn gewesen: Sein Tod erschütterte den Sultan sehr – obwohl es nicht ausgeschlossen ist, dass Murat selbst die Tötungen anordnete, nachdem er eine Verschwörung des Prinzen aufgedeckt hatte. Vielleicht wurde ihm klar, dass es nun keine andere Möglichkeit mehr gab und er den jungen Mehmet nach Edirne zurückholen und seine Erziehung selbst in die Hand nehmen musste. Zu diesem Zeitpunkt verkörperte der Elfjährige die Zukunft des Osmanischen Reiches. Murat war entsetzt, als er den Jungen wiedersah. Er war starrköpfig, eigenwillig und schwer erziehbar geworden. Mehmet hatte sich offen mit seinen früheren Tutoren angelegt, sich geweigert, Strafen anzunehmen oder den Koran auswendig zu lernen. Murat beauftragte den berühmten Mullah Ahmet Guran damit, den jungen Prinzen gefügig zu machen. Mit einem Rohrstock in der Hand begab sich der Geistliche zum Prinzen. »Dein Vater«, erklärte er, »hat mich geschickt, um dich zu unterweisen, aber auch, dich zu züchtigen, wenn du nicht gehorchst.«5 Mehmet lachte laut über diese Drohung. Da verabreichte ihm der Mullah eine gehörige Tracht Prügel, worauf sich der Junge schnell wieder seinen Studien zuwandte. Unter dem Furcht einflößenden Hauslehrer begann Mehmet, sich den Koran anzueignen, und befasste sich später auch mit anderen Wissensgebieten. Der Junge erwies sich als außerordentlich intelligent und zeigte einen eisernen Willen zum Erfolg. Er lernte mehrere Sprachen fließend zu sprechen – den Berichten zufolge beherrschte er Türkisch, Persisch und Arabisch, dazu die griechische Umgangssprache, einen slawischen Dialekt und ein wenig Latein – und entwickelte großes Interesse für Geschichte und Geographie, Naturwissenschaften, Ingenieurwesen und Literatur. Eine herausragende Persönlichkeit begann sich zu formen.

      In den Jahren nach 1440 erlebten die Osmanen eine weitere Krisenphase. Das Reich wurde in Anatolien durch den Aufstand eines seiner türkischstämmigen Vasallen bedroht, des Beys von Karaman, während man im Westen einen neuen Kreuzzug unter Führung der Ungarn vorbereitete. Murat glaubte, er habe die christliche Bedrohung durch einen zehnjährigen Friedensvertrag entschärft, und plante, sich nach Anatolien zu begeben, um den aufsässigen Bey zu unterwerfen. Bevor er aufbrach, erklärte er überraschend seinen Thronverzicht. Er fürchtete den Ausbruch eines Bürgerkrieges und wollte Mehmet auf den Thron hieven, bevor er starb; auch ein gewisser Weltschmerz und Überdruss mag dabei eine Rolle gespielt haben. Ein osmanischer Sultan hatte zahlreiche Amtspflichten zu erfüllen, und möglicherweise war Murat auch bedrückt wegen der Ermordung seines Lieblingssohnes Ali. Mit zwölf Jahren wurde Mehmet in Edirne zum Sultan ernannt unter der Vormundschaft des vertrauenswürdigen Großwesirs Halil. Münzen wurden mit seinem Namen geprägt, und er wurde entsprechend den Vorschriften in die wöchentlichen Fürbitten aufgenommen.

      Das Experiment erwies sich als katastrophaler Fehlschlag. Ermutigt dadurch, dass er es nun mit einem unreifen Jüngling zu tun hatte, stellte der Papst unverzüglich den ungarischen König Ladislaus von seinem Friedensgelübde frei, und das Kreuzfahrerheer machte sich auf den Weg. Im September überquerten die Kreuzritter die Donau; zugleich wurde eine venezianische Flotte zu den Dardanellen entsandt, um Murats Heimkehr zu unterbinden. Die bedrohung heizte die Atmosphäre in Edirne auf. Im Jahr 1444 war ein glühender religiöser Fanatiker, der einer schiitischen Sekte angehörte, in der Stadt erschienen. Die Menschen liefen dem persischen Missionar zu, der eine Versöhnung zwischen dem Islam und dem Christentum versprach, und Mehmet, der sich von seinen Lehren angezogen fühlte, empfing ihn im Palast. Die Vertreter der Kirche waren entsetzt, auch Halil zeigte sich beunruhigt wegen des Häretikers. Man versuchte ihn zu verhaften. Als der Missionar im Palast Zuflucht suchte, musste Mehmet überredet werden, ihn auszuliefern. Schließlich wurde er zum öffentlichen Gebetsplatz gebracht und bei lebendigem Leibe verbrannt; seine Anhänger wurden getötet. Die Byzantiner versuchten, sich diesen Aufruhr zunutze zu machen. Ein osmanischer Thronprätendent, Prinz Orhan, den sie in der Stadt festhielten, wurde freigelassen, um eine Revolte zu schüren. In den europäischen Provinzen kam es zu Aufständen gegen die Osmanen. In Edirne brach Panik aus; die Stadt brannte zum großen Teil ab, und türkische Muslime flohen zurück nach Anatolien. Mehmets Herrschaft versank im Chaos.

      Murat hatte unterdessen mit dem Bey von Karaman einen Waffenstillstand geschlossen und eilte zurück nach Hause. Als er feststellte, dass die Dardanellen durch die venezianischen Schiffe blockiert waren, ließ er sich von deren Konkurrenten, den Genuesen, mit seinem Heer auf Fähren über den Bosporus bringen, wofür er den stattlichen Preis von einem Dukaten pro Kopf bezahlte. Dann rückte er weiter vor und traf am 10. November 1444 bei Varna am Schwarzen Meer auf das Kreuzfahrerheer. Die Schlacht endete mit einem überwältigenden Sieg der Osmanen. Der Kopf von Ladislaus wurde auf eine Lanze gespießt und zum Zeichen des Triumphes der Muslime in die alte osmanische Stadt Bursa geschickt. Dies war ein wichtiger Sieg der Muslime im Glaubenskrieg mit dem Christentum. Die Niederlage von Varna sorgte im Westen für ein Ende der 350 Jahre währenden Kreuzzugsbegeisterung: Die Christenheit sollte sich nie wieder zusammenschließen, um die Muslime aus Europa zu vertreiben. Dadurch festigte sich die Stellung der Osmanen auf dem Balkan, und Konstantinopel wurde zu einer isolierten christlichen Enklave in der islamischen Welt, wodurch die Wahrscheinlichkeit schwand, dass der Westen der Stadt im Falle eines osmanischen Angriffs zu Hilfe kommen würde. Zudem machte Murat die Byzantiner verantwortlich für die Turbulenzen im Jahr 1444, СКАЧАТЬ