Telefónica. Ilsa Barea-Kulcsar
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Название: Telefónica

Автор: Ilsa Barea-Kulcsar

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783990650219

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СКАЧАТЬ und die alten Fetzen auswaschen kann? Der Wurm muß schon ganz wund sein. Und die Pilar hat kein Stück überflüssiger Wäsche mit, das weiß ich selbst am besten, denn ich habe gepackt. Sie, Señora, haben sicher viele Sachen, das sieht man Ihnen an.«

      Sofort merkt Concha an den dünnen Lippen der anderen, daß sie die Bitte lieber gar nicht hätte stellen sollen – lieber irgendeine arme Frau fragen, die gelernt hat, an andere zu denken. Pepa beginnt eine ihrer endlosen Reden, um das »Nein« zu begründen:

      »Es geht wirklich nicht; es tut mir leid. Ich habe nicht viele Sachen. Ja, ich könnt sehr viele haben, aber es ist nichts hier. Mein Gatte ist so ein Tyrann, daß er mich lange nicht genug hierher hat holen lassen. Er sagt, daß kein Platz für so viel Zeug da ist. Aber natürlich, oben in seinem Büro will er meine Kleider nicht aufheben. Er hat immer Ausreden. Er hat doch auch gesagt, daß unser Haus in einer sicheren Straße liegt, weil es so nahe bei den ausländischen Gesandtschaften steht, wo die Flieger nicht hinkommen werden. Aber ich sehe nicht ein, warum ich nicht in den besten Keller der Stadt hätte ziehen sollen. Der Agustín sagt, daß hier zuerst die Leute hereinkommen müssen, die ihr Heim verloren haben. Das ist ganz schön geredet, aber warum ist genug Platz für die Familien der Beamten im Haus? Ich will eben nicht allein in unserer Wohnung bleiben. Wenn ich ihn vorher gefragt hätte, wissen Sie, Pilar, dann hätte er mir bestimmt verboten, hierher zu übersiedeln. Wie ich da war, ist er so böse gewesen, er hat von Ausnützung seiner Stellung und unnützer Unbequemlichkeit für die Kinder gesprochen. Ach, ich weiß schon, was dahintersteckt. Ich weiß genau, daß er meine Kinder nicht hierherkommen lassen will, damit er mich schneller los wird und er mit dieser Paquita allein ist und treiben kann, was ihm Spaß macht. Aber er hat falsch gerechnet, sage ich Ihnen. Ich bin seine Frau, ich werde ihn schon dazu bringen, daß er mit uns nach Valencia kommt und seine eheliche Pflicht erfüllt. Oder ich bleibe mit den Kindern in Madrid, es wird schon nichts geschehen. Ich habe das Recht auf ihn, Pilar, ich bin die Mutter seiner Kinder, ich habe ihm meine Jugend geopfert. Und so schön wie seine Freundinnen bin ich immer noch. Wenn ich wollte, könnte ich ihm genug Hörner aufsetzen; aber ich will nicht, auch wenn er es zehnmal verdient hat.«

      »Genau so wie mein Mann«, fängt Pilar an.

      Nein, nein, da mag man nicht mehr zuhören, denkt Concha: die beiden Männer haben ganz recht, wenn sie ihren Frauen untreu sind. Die beiden da mit ihren siebenundzwanzig bis dreißig Jahren sind nichts als alte Klatschweiber; beide haben einen schmalen Mund und eine tiefe Falte von Nase zu Kinn – aber Pilar hat wenigstens gutmütige, lächelnde Augen. Man sieht, daß sie hübsche Mädchen waren, aber es freut einen nicht, sie anzusehen. Es wird einem lästig, ihnen zuzuhören.

      Hallo, die Kleine dort hört aber sehr aufmerksam zu: Lolita, die ältere von Pepas zwei Kindern. Das ist nichts für deine neun Jahre, mein Schatz, und wenn deine Mutter das nicht weiß, umso schlimmer für dich und sie.

      Concha holte aus ihrer großen Markttasche einen dikken Wollsträhn heraus. »Lolita, komm, hilf mir die Wolle wickeln.«

      Lola verzichtete nicht gern auf das Zuhören. Aber sie hat diese Frau gern, die so ruhig und dabei so lebendig ist. Die Mama ist furchtbar lebendig, aber nie ruhig. Die Großmutter ist immer ruhig, aber sie hat ganz schläfrige Augen. Diese Frau ist anders. Außerdem hat der Papa ein freundliches Gesicht gemacht, als er mit ihr sprach. Und doch ist die Concha häßlich, so mager und blass, so glatte, dunkle Haare.

      Die Mama sagt, daß der Papa sich nur um hübsche Frauen kümmert, die nicht zu mager sind. Aber die Mama sagt viele solche Sachen. Sie versteht den Papa nicht, das ist eine alte Geschichte.

      »Du, Concha, ich weiß, wo Italien liegt und wie es aussieht.«

      »Ja, woher weiß du denn das?«

      Lolita hat es gern, wenn man ihr Fragen stellt. Ihr Bruder, der Juanito, kann auf so etwas nicht antworten; freilich ist er um drei Jahre jünger als sie.

      »Das hat mir Papa gezeigt in unserem großen Atlas.« (Sie weiß genau, daß viele Mädchen ihres Alters nie etwas von einem Atlas gehört haben.) »Weißt du, Italien schaut aus wie ein komischer Stiefel, der viele Falten hat und aus der Form gegangen ist. Aber der Papa hat gesagt, daß man das nicht sieht, wenn man auf dem Land dort ist, sondern nur aus der Luft. Aber man muß sehr hoch in der Luft sein. Die Italiener haben auch viele Flugzeuge, sie haben welche gegen uns in den Krieg geschickt.«

      Lolita ist sehr stolz auf ihren Bericht; es tut ihr leid, daß der Papa das nicht gehört hat, aber sie ist froh, daß die Mama nicht aufpaßt. Die sagt immer nur: »Lolita redet alles nach, was mein Mann sagt, ohne es zu verstehen.«

      Concha findet es ganz natürlich, daß die Kleine sich für solche Dinge interessiert, und es gefällt ihr. Lolita ist kein hübsches kleines Mädchen; ihre Nase ist nicht gerade und nicht schmal wie die der Mutter, sondern eine breite, kurze, fröhliche Stumpfnase. Dazu hat sie ein rundes Gesicht und neugierige Augen, die glänzend braun sind, aber nicht sehr groß und nicht sehr dunkel – Augen eines guten, kleinen Kameraden, findet Concha, die selbst in ihrer Kindheit darunter gelitten hatte, unhübsch zu sein. Ebenso wie jetzt Lolita, hat Concha vor Zeiten ihr braunes Haar mit Wasser und Spucke in viele kunstvolle Ringel gelegt. Sie hat das Gefühl, als sei dieses Kind eine kleine Schwester und ein kleiner Kollege.

      »Weißt du eigentlich, was Flugzeuge sind, Lolita?«

      »Ja natürlich«, sagt die Tochter des Ingenieurs und schwenkt die Arme, ohne die gespannten Wollfäden zu lockern. »Ich habe von Papa einmal ein Flugzeug bekommen. Es kann nicht fliegen, aber man kann genau sehen, wie es gebaut ist. Weißt du, Juanito hatte zum Dreikönigstag ein großes bekommen, das fliegen kann, und ich wollte auch so eines. Aber die Mama wollte nicht, weil ich ein Mädchen bin. Und ich hatte doch ohnehin schon eine Puppe, und die Buben bekommen so viele interessante Sachen. Das hat der Papa dann verstanden.«

      »Dein Papa ist sehr gescheit, nicht wahr?« sagt Concha neidisch. Sie möchte auch etwas Interessanteres haben und anders arbeiten und jemand um Dinge fragen können.

      »O ja, mein Papa ist sehr intelligent«, erklärt Lolita etwas geziert, denn sie fühlt die Bewunderung und den betrübten Neid im Ton der Frau und will etwas Besonderes sagen. Aber sofort fällt sie in ihr einfaches und vertrauensvolles Erzählen zurück:

      »Weißt du, Concha, die Mama sagt, er ist zu intelligent und ist nichts als Verstand und hat kein Herz, aber das ist gar nicht wahr. Die Mama sagt dann wieder selbst, daß er für jede andere ein Herz hat, nur für sie nicht; und wenn er keines hat, kann er auch für andere kein Herz haben, findest du nicht?«

      »Kindchen, natürlich hat dein Papa ein Herz für euch. Ich habe selbst heute Abend gesehen, wie es ihn gefreut hat, mit dir zu sprechen.«

      Concha findet es unmöglich, etwas Freundliches über die Frau zu sagen, die nebenan noch immer über die Treulosigkeiten der Männer redet; sie kann nicht in dieses heitere kleine Gesicht blicken, ohne eine Wut gegen die dumme Egoistin dort zu spüren. Also ist es besser, findet sie, nichts über Papa zu sagen, nicht einmal eine fromme Lüge. Das Kind würde am Ende den falschen Ton herausfühlen.

      »O ja«, antwortete Lolita so aufgeregt, daß sie beinahe die Wolle fallenläßt, »der Papa geht sehr gern mit mir spazieren und redet immer mit mir. Ich glaube bestimmt, er hat mich am allerliebsten. Ich will auch bei ihm hier in Madrid bleiben, wenn die Mama mit Juanito nach Valencia fährt.«

      »Das ist ein Unsinn, das darfst du nicht. Das wird er dir bestimmt nicht erlauben. Hier fallen so viele Bomben, und die treffen auch Kinder.«

      Concha versteht das kleine Mädchen sehr gut. Sie mag selbst gar nicht an die Evakuierung denken, obwohl sie weiß, daß sie das einzig Vernünftige ist. Aber Concha hat СКАЧАТЬ