Telefónica. Ilsa Barea-Kulcsar
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Название: Telefónica

Автор: Ilsa Barea-Kulcsar

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783990650219

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СКАЧАТЬ hinauswerfen, die nicht verläßlich sind. Sie sollen anderswo ihre Dreckartikel schreiben und froh sein, daß wir sie so behandeln. Und die Frau mit ihnen, wenn sie zu ihnen hält.

      »Aber wir wissen doch eigentlich noch nichts von ihr«, sagte der Einarm, der ein gerechter Mann war. »Vielleicht ist sie vernünftig. Es ist nur auf jeden Fall ein Fehler, eine ausländische Frau an diese Stelle zu setzen. Aber vielleicht geht sie wieder weg, wenn eine Granate über ihrem Kopf einschlägt.«

      »Die Granate heute Abend hat auf der Seite eingeschlagen, wo die Zensur liegt. Aber im achten Stock, nicht im fünften. Und die Frauen sind manchmal zu gedankenlos, um zu wissen, daß eine Granate auch sie treffen könnte. Die Rosita, zum Beispiel, glaubt, daß ihr nichts geschehen kann, wenn sie im Lift drin sitzt … Hola, du«, unterbrach sich Moreno, »im vierten Stock rufen sie den Lift. Das sind sicher die letzten aus dem Pressezimmer; und paß gleich auf, es sind einige neue da.«

      Morton zwängte seinen breiten Körper aus der Tür; er wollte die Diskussion mit Bevan zu Ende führen und blieb in der Halle stehen. Bevan wäre gern gleich nach Hause gefahren, er war müde und im Grunde noch irritiert von der Leichenschau in Vallecas. Außerdem war er schlecht gelaunt, weil die Verbindung mit London nicht recht geklappt hatte – jedes Wort dreimal zu wiederholen, eine schlechte Linie, ein schlechter Stenograph am anderen Ende des Drahtes; und was das Ärgerlichste war, eine Anfrage des Büros, ob etwas über die Nationalität der Flieger festgestellt werden könne. Die Konkurrenz habe Einzelheiten angegeben. Die Zensorin würde lachen, wenn sie es erführe. Das kommt davon, wenn man vorsichtig ist.

      Aber mit Morton noch einmal in die Bar gehen, das fehlte gerade noch. Der Kerl wird uns allen noch Unannehmlichkeiten bereiten, wenn er weiter seine uninteressanten »Sensations«-Artikel über die Grenze schmuggeln läßt, obwohl man genau das gleiche in Saint-Jean-de-Luz schreiben oder hören kann; und wenn er dabei weiter die primitive Vorsichtsmaßregel außer acht läßt, richtiggehende Telegramme durch die Zensur zu schicken. Aber Morton ist ein faules, versoffenes Schwein. Vor einer Stunde mußte er aus seinem Schnarchschlaf auf dem Feldbett geweckt werden, als die Verbindung mit Paris hergestellt war. Ob die in Paris seine mageren Zehn-Zeilen-Berichte wirklich nach New York durchgeben?

      Morton hielt Bevan am Knopfloch fest und erklärte ihm: »Was soll man in dieser Stadt tun? Mich stört das Schießen, ich kann nicht schlafen und habe keine Lust, Poker zu spielen. Geh mit mir in die Bar, ich weiß, wie man eine noch offene findet. Ich will übrigens weg, ich sehe überhaupt nicht ein, wozu man den Roten den Gefallen macht, in Madrid zu hocken und über sie zu schreiben. Diese Luftraids werden sie umbringen, du wirst bald draufkommen. Ein Glück, daß es mit ihnen zu Ende geht. Sie können mich nicht leiden.« Er starrte Morenos schwarz-rotes Halstuch an und zeigte darauf, ohne sich die Gesichter der drei Männer von der Wache auch nur einen Augenblick lang anzublicken. »Sieh hin, was das für Menschen sind. Das sind keine Menschen. Wenn die wüßten, was ich von ihren Morden und Kirchenbränden denke und sage. Die neue Frau in der Zensur versuchte heute freundlich mit mir zu sein, aber ich falle nicht herein, sie ist sicher auch so eine Bolschewikin, sonst wäre sie nicht hier. Ich werde abfahren und in ein paar Tagen zurückkommen, sobald Franco Ordnung gemacht hat.«

      Bevan liebte dergleichen gar nicht, er konnte den dikken Mann nicht leiden. Doch Morton war Korrespondent eines sehr mächtigen Blattes, er durfte gerade ihn nicht vor den Kopf stoßen. Aber – vor den starren Gesichtern der spanischen Wachtposten sollte man nicht so reden. Sie verstehen kein Englisch, aber vielleicht fängt der eine oder andere doch ein Wort auf, vielleicht spürt einer den Ton heraus. Und es ist doch jetzt jeder so nervös …

      »Fahren wir in die Botschaft, Jack, ich habe keine Lust, mich noch einmal in eine stinkende Höhle zu setzen. Heute ist eine ruhige Nacht, aber morgen wird ein böser Tag kommen. Geh mit mir, ich habe unser Auto draußen warten lassen. Hier in der Halle ist es überhaupt kalt. Ich stehe da nicht gern lange im Zug.«

      Morton sah von seiner derben Höhe auf den schwächlichen Bevan mit dem blassen, angespannten Gesicht hinab. »Angst vor den Anarchisten hast du, mein Junge, das ist das Ganze. Ich stehe da und rede über sie, solange es mir paßt. Und ich gehe zu Fuß nach Hause, wenn du mir mit dem Auto davonfährst. Ich habe alle meine Papiere in Ordnung. Diese idiotischen Straßenposten können sie zwar nicht lesen, aber vor unserer Fahne« – er klopfte auf seine Armbinde mit den Stars and Stripes – »haben sie doch Respekt. So, jetzt bleiben wir hier noch ein paar Minuten, damit sich mein Freund dort mit dem Galgengesicht ärgert, und dann gehen wir.«

      Bevan fürchtete die Diskussion mit dem anderen, der nie nüchtern und nie ganz betrunken war. Er versuchte, Stephen Johnson, der gerade herunterkam, festzuhalten und ins Gespräch zu ziehen. Aber Stephen war übermüdet, der Tag war hart für ihn gewesen und er hatte eine Abneigung gegen den lauten und selbstsicheren, wie gegen den glatten, überzeugungslosen Amerikaner. Er hatte Sorge um Anita. Er fühlte sich der Aufgabe nicht gewachsen, über diese ihm unverständliche, aber jedenfalls gewaltige Sache, die konventionellen Berichte zu verfassen, die man von ihm erwartete. Er hielt sich also nicht bei den beiden Amerikanern auf, grüßte die Wache mit einem ungeschickten Zögern und ging aus der Telefónica, warf sich in die Dunkelheit der Straße wie in ein kaltes, schwarzes Meer.

      Bevan begann wiederum, Morton zum Gehen zuzureden. »Es ist niemand mehr im Pressezimmer als die vom Nachtdienst der Konkurrenz und mein Verbindungsmann. Ich würde nicht in dieser Bude schlafen, wo man nie weiß, wann eine Granate zum Fenster hereinkommt. Gehen wir, Jack, ich falle um vor Müdigkeit. Ich arbeite nämlich, falls du das nicht weißt …«

      Da kam gerade André von der Straße herein, André, der einzige Sonderkorrespondent einer französischen Zeitung in Madrid. André, der schon mit allen Wachtposten und allen Komiteemitgliedern in der Telefónica Freundschaft geschlossen hatte, weil er jedermann gegenüber auf Tod und Teufel in seinem schlechten, aber fließenden gallischen Spanisch einen sehr gemäßigten liberalen Radikalismus verfocht. Die Spanier sagten von ihm: Er ist ein Mann, er ist ehrlich. Sogar Moreno grüßte ihn und flüsterte ihm nun zu, mit dem Daumen auf Morton weisend: »Der Faschist dort ist besoffen.«

      André hatte selbst viel Kognak getrunken. Er war übermäßig angespannt, er kämpfte immerfort gegen eine wütende Angst und einen wütenden Ekel vor dem Krieg. Er liebte Madrid. Er haßte Blut. Er war ein Reporter, den es trieb, überall dem Wie und dem Warum nachzugehen. Er verachtete diese stumpfe Masse Mensch, Morton, mit dem Whiskygesicht ohne einen Funken von Geist.

      Moreno schien ihm wenigstens ehrlich und einfach, im Grunde ein gutes Tier. André nickte dem Anarchisten zu und schoß dann ohne Einleitung Morton an. Sein Englisch war so französisch wie sein Spanisch.

      »Sie waren natürlich nicht in Vallecas, Morton? Es hätte Ihnen nichts geschadet, ins Spital mitzukommen, wie sogar Bevan es tat.«

      »Ich schreibe keine Tränenberichte der roten Regierung zuliebe.«

      »Was soll das wieder einmal heißen? Weil Sie nicht wissen und sehen, daß die Menschen da für eine Sache, an die sie glauben, kämpfen und sich umbringen lassen, deshalb, ja deshalb hat Ihre Zeitung hier zwar einen Vertreter sitzen, aber keinen Journalisten.«

      Bevan fiel rasch ein: »Lieber André, man darf sich über Dinge hier nicht so aufregen, wie Sie es tun, sonst fällt einem die objektive Berichterstattung noch viel schwerer, als sie einem ohnehin gemacht wird. Kommen Sie lieber mit uns einen Whisky trinken.«

      Lieber das, als in eine neue Diskussion hineingeraten. Man darf sich nicht in diesen Krieg hineinziehen lassen, der einem die große Chance der Karriere gibt. Man darf nicht versuchen, die Wahrheit hinter den Dingen zu sehen und verstehen zu wollen. Lieber mit einem Schwein trinken gehen.

      Morton war über das plötzliche Nachgeben Bevans erfreut und empfand es als eine Solidaritätserklärung. Darüber vergaß er den beleidigenden Ton, mit dem dieser Franzose СКАЧАТЬ