Die bedeutendsten Österreicher. Isabella Ackerl
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Название: Die bedeutendsten Österreicher

Автор: Isabella Ackerl

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: marixwissen

isbn: 9783843802512

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СКАЧАТЬ Mörder vor Gott und der Welt. Offenkundig trug dieses Verhalten nicht zu einer Entspannung seiner misslichen Lage bei und zu alldem erschwerend hinzu trat die Tatsache, dass die Einsetzung einer Untersuchungskommission über seine Ergebnisse von seinen Kollegen verhindert wurde. Der Arzt verließ Wien daraufhin voller Wut und ging an die Universitätsklinik in Pest, die heute seinen Namen trägt. Auch in Ungarn fand er kaum Unterstützung, denn Hygienemaßnahmen wurden als Zeitverschwendung betrachtet. Semmelweis verfasste in Reaktion darauf polemische offene Briefe, in denen er an seinen Kollegen kein gutes Haar ließ. 1865 eskalierte die Situation in Budapest: Semmelweis erkrankte psychisch und wurde durch den Antrag von Kollegen in die Irrenanstalt in Oberdöbling eingeliefert. Zwei Wochen nach seiner Einweisung starb er an einer Blutvergiftung. Er wurde in Budapest beigesetzt.

      Semmelweis Bedeutung wurde lange nicht erkannt, erst in den 1880er Jahren setzte die öffentliche Anerkennung langsam ein und es begannen dramatische Gerüchte um seinen frühen Tod zu kursieren, die von verweigerter Hilfeleistung bis zu seiner Ermordung reichten. Tatsächlich wurde erst ein Jahrhundert später entdeckt, dass Semmelweis lange vor seinem Tod an Syphilis litt, eine Krankheit, die bei Frauenärzten vielfach aus ihrer beruflichen Tätigkeit und nicht aus einem ausschweifenden Lebenswandel resultierte. Obwohl die damalige Diagnose »Blutvergiftung infolge eines Abszesses« korrekt war, befand sich seine Paralyse unmittelbar vor seinem Tod bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium, was auch seine hohe Aggressivität und die starken Stimmungsschwankungen erklären.

      Gregor Mendel

      * 20. Juli 1822 Heinzendorf (heute Vražné, Österreichisch-Schlesien), † 6. Januar 1884 Brünn

      Naturforscher und Pionier der Vererbungslehre

      Der Kleinbauernsohn half schon im elterlichen Garten bei der Veredelung von Obstbäumen. Wegen seiner guten Schulerfolge durfte er das Gymnasium in Troppau besuchen; in den Oberklassen musste er sich dort seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer verdienen. Da seine jüngere Schwester zu seinen Gunsten auf ihr Erbteil verzichtete, konnte er drei Jahre die Universität in Olmütz besuchen. Doch dann musste er mangels irgendeines Unterhalts sein Studium abbrechen. Mendel entschloss sich, Mönch zu werden, und trat in die Augustinerabtei St. Thomas in Brünn ein. Zwischen 1845 und 1848 studierte er Theologie und Landwirtschaft in Brünn. 1847 erfolgte seine Priesterweihe. Seine Ordensoberen erkannten rasch seine wissenschaftliche Neigung und Begabung und setzten ihn als Hilfslehrer am Gymnasium ein. Da er die Lehramtsprüfung für Naturgeschichte und Physik nicht bestand, erlaubte ihm der Orden, diese Fächer ihn Wien zu studieren. Er studierte Experimentelle Physik bei Christian Doppler (→ siehe dort) und Pflanzenphysiologie bei Franz Unger. Ab 1854 wurde er wieder als Lehrer in Brünn eingesetzt. 1856 scheiterte er aber aus unbekannten Gründen noch einmal an der Lehramtsprüfung.

      Unterstützt von seinem Abt Cyrill Franz Napp, der an der Naturwissenschaft, speziell am Obstbau, sehr interessiert war, begann er im Klostergarten mit seinen systematischen Experimenten mit Erbsen. Seine Kreuzungen mit Erbsen hatte er sorgfältig geplant. Er unterschied die Pflanzen nach Blütenfarbe bzw. nach Samenfarbe und -form. Er kreuzte die Sorten, indem er Pollen der einen Sorte auf die Narben der anderen Sorte aufbrachte, wobei er eine Fremdbestäubung durch Entfernung der Staubblätter und Verhüllung der Blüten verhinderte. Er unternahm 335 künstliche Befruchtungen und konnte aus den fast 13.000 entstandenen Pflanzen eine nach klaren Regeln verlaufende Vererbung der Merkmale beweisen. Innerhalb von acht Jahren zog er insgesamt 28.000 Erbsenpflanzen, die ihn zu drei allgemeinen Gesetzen führten, die heute als Mendel’sche Regeln bekannt sind. Er entdeckte das Uniformitätsgesetz, das Spaltungsgesetz und die Unabhängigkeitsregel.

      Seine Forschungen präsentierte Mendel erstmals in einem Vortrag im Februar und im März 1865 im Naturforschenden Verein in Brünn. 1866 publizierte er »Versuche über Pflanzenhybriden« und 1870 einen Artikel mit dem Titel »Über einige aus künstlicher Befruchtung gewonnene Hieracium-Bastarde«. Die Rezeption seiner Entdeckungen fiel mager aus. Vermutlich waren seine Erkenntnisse für die damalige Zeit zu revolutionär. Sein Artikel wurde kaum gelesen, selbst der damals bedeutende Botaniker Carl Nägeli, dem Mendel ein Exemplar übersandt hatte und mit dem er eine längere Korrespondenz führte, erkannte nicht die Bedeutung von Mendels Forschungsergebnissen. Dass ihn 1868 seine Mitbrüder zum Abt wählten, konnte die Enttäuschung über die geringe Resonanz auf seine Forschungen kaum wettmachen. Die starke Inanspruchnahme durch sein neues Amt verhinderte weiterführende Forschungen. 1883 erkrankte Mendel an einem Nierenleiden, an dem er schließlich verstarb.

      Erst um 1900 erkannten die Botaniker Hugo de Vries, Carl Correns und Erich Tschermak-Seysenegg, die selbst eine Reihe von Experimenten durchgeführt hatten, die große Bedeutung der Mendel’schen Forschungen. Mendel entdeckte, dass ein Organismus zahlreiche Merkmale aufweist, die sich unabhängig voneinander vererben lassen. Davor meinte man, dass sich nur die Gesamtgestalt einer Pflanze vererbe. So bewies er, dass Lebewesen aus Genen zusammengesetzt sind, die eine Gesamtinformation zu einem Lebewesen darstellen. Damit bestätigte er auch Darwins Selektionstheorie und legte die Grundlagen für die Genetik als eigenständiges Wissensgebiet, die erst zu Ende des 20. Jahrhunderts eine ungeahnte Blüte erlebte.

      Otto Wagner

      * 13. Juli 1841 Wien, † 11. April 1918 Wien

      Architekt und Stadtplaner

      Otto Wagner wurde in Penzing, einem damaligen Vorort der Kaisermetropole, als Sohn eines begüterten königlich-ungarischen Hofnotars geboren. Von Hofmeistern und französischen Gouvernanten in den klassischen Fächern erzogen, begann er ein Architekturstudium am Wiener Polytechnikum; außerdem besuchte er ein Jahr lang die Bauakademie in Berlin. 1862 beendete er als Schüler von Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg, den beiden Erbauern der Wiener Staatsoper, seine Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste.

      Seinen ersten Wettbewerb gewann Wagner mit einem Entwurf für den Kursalon im Wiener Stadtpark, erhielt aber nicht den damit verbundenen Bauauftrag. Gemeinsam mit seinem Studienkollegen Otto Thienemann erbaute er 1874 den noch heute bestehenden Grabenhof. Nun konnte Wagner ein eigenes Büro eröffnen, und sein Ruf als innovativer Architekt verbreitete sich rasch. Wahrscheinlich errichtete er mehr als dreißig Wohnhäuser, die er oft als selbstständiger Bauherr erbaute, manche selbst bewohnte und dann an Private weitergab. Sein damaliger Baustil befand sich durchaus im Mainstream der Zeit und garantierte seinen Kunden einen hohen Grad an technischer Perfektion. Auch seine Planungen für den zeitlichen Ablauf der Bauprojekte waren geradezu perfekt. So gelang es ihm, das Festzelt für den Festzug anlässlich der Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares Franz Joseph I. und Elisabeth binnen weniger Stunden zu errichten.

      Um etwa 1890 fand er im Zug des Auftrags für einen »Generalregulierungsplan« für Wien zu seinem unverwechselbaren Stil. Er verfasste dazu eine theoretische Schrift mit dem Titel »Die Großstadt – Eine Studie über diese«, in der er seine Grundgedanken zu Städtebau, aber auch zur Gestaltung eines einzelnen Objekts formulierte. Darin schrieb er Sätze wie: »Der Architekt hat immer aus der Konstruktion die Kunstform zu entwickeln«, oder: »Die Kunst hat daher die Aufgabe, das Stadtbild der jeweiligen Menschheit anzupassen.« Dieser Funktionalismus wurde die Basis für den qualitätsvollen Städtebau des 20. Jahrhunderts.

      Formalistisch fühlte sich Wagner den Grundsätzen von Symmetrie und Achsialität verbunden, eine geistige Verwandtschaft mit den Monumentalentwürfen eines Johann Bernhard Fischer von Erlach ist nicht zu leugnen. Otto Wagners Schüler – er lehrte seit 1894 an der Akademie der bildenden Künste – errichteten in seinem Sinne zahlreiche Bauten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind dabei die monumentalen Bauten des »roten Wien« der Zwischenkriegszeit, welche die Formen der Herrschaftsarchitektur in den sozialen Wohnbau übernahmen.

      Im Jahrzehnt zwischen 1880 und 1890 errichtete Wagner in öffentlichem СКАЧАТЬ