Die bedeutendsten Österreicher. Isabella Ackerl
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Название: Die bedeutendsten Österreicher

Автор: Isabella Ackerl

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: marixwissen

isbn: 9783843802512

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СКАЧАТЬ Wien und an allen Orten seiner Gastspiele wurde der begnadete Wiener Komponist von den Frauen umschwärmt und verlor immer wieder sein Herz an attraktive Damen. Selten wurde eine dieser Beziehungen jedoch ernsthafter, mit Ausnahme der Beziehung zu Olga Smirnitskaja in Pawlowsk. Eine Heirat wusste seine Mutter indes zu verhindern. 1862 war Strauss seine erste Ehe mit der um acht Jahre älteren, ehemaligen Sängerin Henriette Treffz eingegangen. Zuvor war sie die langjährige Partnerin des jüdischen Industriellen und Bankiers Moritz Todesco gewesen, mit dem sie zwei offiziell anerkannte Kinder hatte. Für Strauss hatte die Liebesbeziehung zu Henriette den Charakter einer Amour fou, denn seinetwegen verließ die Sopranistin den wohl begüterten und einflussreichen Bankier. Ihr verdankte Strauss die Einführung in die erlauchten Kreise der gehobenen Wiener Gesellschaft und nicht zuletzt auch so manche hierfür notwendige Benimmregel. Außerdem war sie ihm eine perfekte Managerin seiner zahlreichen Tourneen.

      Als Henriette Treffz 1878 in ihrem Haus in Hietzing an einem Schlaganfall starb, heiratete Strauss die Schauspielerin Angelika Dittrich, mit der er eine unglückliche Ehe führte und die ihn 1882 verließ. Diese Ehe wurde von Tisch und Bett getrennt. Die neue Liebe des »Walzerkönigs«, die Beständigkeit in sein Leben brachte, war die verwitwete Adele Strauss, die er jedoch erst nach der Annahme der sächsischen Staatsbürgerschaft heiraten konnte. Die im Jahr 1930 verstorbene Adele Strauss überlebte ihren Mann um Jahrzehnte und verwaltete seinen Nachlass äußerst loyal.

      Mitte der 1860er Jahre kam Strauss mit Jacques Offenbach in Kontakt, der ihn zur Komposition von Operetten anregte. Wie alle Komponisten litt Strauss unter der schlechten Qualität der Libretti, doch sein erstes Werk Indigo und die 40 Räuber, das am Theater an der Wien uraufgeführt wurde, trug ihm bereits große Anerkennung ein. Einen noch größeren Erfolg feierte die Operette Die Fledermaus, die ebenfalls im Theater an der Wien uraufgeführt und zu einem bleibenden Welterfolg wurde. Es ist auch die einzige Operette, die an der Wiener Staatsoper aufgeführt wird, meist als Silvestervorstellung. Elf Jahr danach gelang es Strauss mit der Operette Der Zigeunerbaron an den Erfolg der Fledermaus anzuknüpfen. Der Sänger der Titelrolle war der bei den Wienern äußerst beliebte Alexander Girardi.

      Insgesamt komponierte Johann Strauss 20 Operetten, einige davon hatten nur mäßigen Erfolg. Seine letzte Operette Wiener Blut wurde im Jahr 1899 erst nach seinem Tod im Carltheater in der Leopoldstadt uraufgeführt.

      Neben den Operetten hinterließ Strauss Sohn nahezu 500 Kompositionen, darunter Walzer, Märsche, Quadrillen und Polkas. Seine einzige Oper Ritter Pázmán wird hingegen nur äußerst selten gespielt. Der legendäre Musiker starb in seinem von Baumeister Heymann im 4. Bezirk in der heutigen Johann Strauss-Gasse errichteten Palais an einer Lungenentzündung. Er wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Sein Begräbnis am 6. Juni 1899 war ein gesellschaftliches Ereignis, hunderte Menschen erwiesen ihm die letzte Ehre.

      Johann Strauss jüngerer Bruder Josef wollte ursprünglich gar nicht in das Musikgeschäft der Familie einsteigen. Er studierte am Polytechnikum und wurde Bauleiter. Offizielle Biographien bezeichnen ihn sogar als Architekten und Erfinder. Die Konstruktion einer Straßenkehrmaschine wurde ihm zugeschrieben. Eine Wende seiner Karriere als Architekt und Erfinder brachte das Jahr 1852, in dem sein erfolgreicher Bruder Johann eines Tages zutiefst erschöpft von einem längeren Gastspiel nach Wien zurückkehrte und sich außer Stande sah, die musikalischen Verpflichtungen in seiner Heimatstadt zu übernehmen. Um das finanzielle Überleben der Familie Strauss und der Familien aller Orchestermitglieder zu garantieren, wurde Josef gedrängt, den Posten des Kapellmeisters zu übernehmen. Er erlernte daraufhin das Geigenspiel und wechselte sich bald mit seinem jüngeren Bruder Eduard in der Leitung des Orchesters ab, vor allem, wenn sich Johann zu Gastspielen im Ausland aufhielt. Der hochbegabte Josef überraschte mit meisterhaften, schwermütig-schönen Kompositionen: Walzer wie Sphärenklänge, Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust, Dorfschwalben aus Österreich oder die Pizzicato-Polka nehmen einen festen Platz im Repertoire der Konzertbühnen ein und werden nicht zuletzt durch das jährlich weltweit übertragene Neujahrskonzert aus Wien Millionen Menschen vor dem Fernsehbildschirm immer wieder nahegebracht.

      Der jüngste Bruder Eduard, der interessanterweise als einziges Familienmitglied seinen Nachnamen mit »ß«, anstatt mit doppeltem »s« schrieb, studierte Harfe und Musiktheorie und spielte anfangs im Orchester seines Bruders. Nach dem Tod von Josef Strauss übernahm er die Orchesterdirigate. Von seinen zu Schlagern gewordenen Kompositionen sind Titel wie Wein, Weib und Gesang oder Morgenblätter aus Wiener Ballsälen nicht wegzudenken. Eduard war sehr reisefreudig und unternahm mit dem Orchester zahlreiche Gastspielreisen. So soll er in insgesamt 840 Städten in Europa und in Übersee Konzerte gegeben haben. 1882 wurde ihm die Funktion des Hofball-Musikdirektors übertragen, die sein Bruder Johann bereits 1871 abgegeben hatte. Er übte dieses Amt bis 1901 aus, dann zog er sich aus dem öffentlichen Musikleben zurück. Eduard war mit Maria Klenkhart verheiratet, aus dieser Ehe stammten zwei Söhne, Johann Strauss Enkel (1866–1939) und Josef Eduard Strauss (1868–1940), ersterer widmete sich ebenfalls der Musik. Deren Nachkommen leben heute noch in Wien.

      War Johann Strauss Vater noch ein populärer Volksmusiker, könnte man bei seinem Sohn in der Diktion unserer Tage von einem »Popidol« sprechen. Johann Strauss Sohn stilisierte sich zur Musikikone, sein unstetes Privatleben lieferte immer wieder öffentlichen Gesprächsstoff. Jedenfalls baute die Familie Strauss in zwei Generationen einen Musikkonzern auf, der damals seinesgleichen suchte. Doch nicht nur der bekannteste Repräsentant der Strauss-Dynastie beherrschte die Kunst der Stilisierung: in nur zwei Generationen baute Österreichs bedeutendste Komponisten-Familie einen Musikkonzern auf, der damals seinesgleichen suchte.

      Ignaz Philipp Semmelweis

      * 1. Juli 1818 Ofen (heute Budapest), † 13. August 1865 Oberdöbling (heute Wien)

      Arzt

      Semmelweis wurde als Sohn eines Kaufmannes in Ofen geboren. Nach Besuch des Piaristengymnasiums studierte er an der Universität in Pest (heute ebenfalls Budapest). 1837 kam er nach Wien, um Jura zu studieren, wechselte aber ein Jahr später das Fach und nahm ein Medizinstudium auf. Nach seiner 1844 erfolgenden Promotion arbeitete er als Arzt im Allgemeinen Krankenhaus und an der pathologischen Anatomie. Zwei Jahre später wechselte er als Assistenzarzt in die Abteilung Geburtshilfe. Zu dieser Zeit lag die postnatale Sterblichkeitsrate durch Kindbettfieber zwischen 5 und 15 %, teilweise sogar bei 30 %. Die Geburt von Kindern stellte folglich ein großes Risiko dar.

      Semmelweis entdeckte durch Beobachtungen, dass in jenen Orten, in denen Studenten und Ärzte sowohl in der Pathologie als auch in der Geburtshilfe tätig waren, die Sterblichkeit höher war, als in den Abteilungen, in denen ausschließlich Hebammenschülerinnen ausgebildet wurden, die nicht in der Pathologie arbeiteten. Daher untersuchte Semmelweis die Mütter noch gründlicher, was jedoch zu einem weiteren Anstieg der Todesfälle führte. Erst der Todesfall eines anderen Mediziners, der sich bei einer Leichensektion verletzt hatte und an Blutvergiftung starb, brachte Semmelweis auf die Ursache: Ärzte und Studenten sezierten täglich die an Kindbettfieber verstorbenen Frauen und gingen unmittelbar danach zu weiteren Geburten, ohne zwischendurch ihre Hände zu desinfizieren. Daher instruierte Semmelweis seine Studenten, sich nach den Leichensektionen mit Chlorkalk zu desinfizieren, wodurch die Todesrate merklich sank. Semmelweis entdeckte darüber hinaus, dass nicht allein die Leichensektion, sondern bereits der Kontakt mit anderen septischen Patienten zu Ansteckungen führen kann. Daher verlangte er von seinen Mitarbeitern, sich nach jeder Untersuchung zu desinfizieren. Der Erfolg war groß, die Sterblichkeitsrate sank auf 1,3 %. Doch die Anerkennung für seine Entdeckung blieb ihm verwehrt. Die konservativen Kollegen machten nicht die fehlende Sauberkeit sondern »Miasmen« für das Kindbettfieber verantwortlich.

      1849 wurde Semmelweis Assistenzstelle nicht verlängert, da die Kollegenschaft mehrheitlich gegen ihn stimmte. Nur der Internist Josef Skoda soll sich auf seine Seite gestellt haben, jedoch СКАЧАТЬ