Die bedeutendsten Österreicher. Isabella Ackerl
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die bedeutendsten Österreicher - Isabella Ackerl страница 7

Название: Die bedeutendsten Österreicher

Автор: Isabella Ackerl

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: marixwissen

isbn: 9783843802512

isbn:

СКАЧАТЬ Strauss’ Ehefrau Maria Anna Streim entstammte ebenfalls einer Gastwirtsfamilie. Ihre Mutter war gebürtige Spanierin, eine Abkunft, auf die die Familie sehr stolz war und mit der man den südlichen Typus der zwei Musiker-Generationen zu erklären pflegte. 1834 mietete Johann Strauss Vater in der Leopoldstadt im »Hirschenhaus« vier Wohnungen für die Familie.

      Johann Strauss Vater schuf mit seinen Walzern eine völlig neue Musik, die die Menschen faszinierte. Der 19-jährige Richard Wagner charakterisierte Johann Strauss als einen »[…] zauberische[n] Vorgeiger, […] einen Dämon des Wiener musikalischen Volksgeistes beim Beginn eines neuen Walzers«. Johann Strauss Vaters Naturell könnte man als »unbürgerlich« bezeichnen, denn er war sehr romantisch veranlagt und liebte es, zu reisen, so dass ihn seine Konzertreisen bis nach Frankreich und England führten. Sein Ruf soll sogar bis nach St. Petersburg vorgedrungen sein, wenngleich Johann Strauss die Reise nach Russland mangels Zeit nicht antreten konnte und der Zarin Alexandra Fjodorowna deshalb den Alexandra-Walzer widmete.

      Vergöttert von seinem Wiener Publikum, stand der Komponist in stetem Wettbewerb mit seinem großen Konkurrenten Joseph Lanner.

      Sein Familienleben war alles andere als geordnet, lebte er doch in einer Zweitfamilie mit der Modistin Emilie Trampusch. Aus dieser Beziehung stammten acht Kinder. Die Belastungen und der große Erfolgsdruck, die das unstete Musikerleben mit sich brachten, wollte Johann Strauss seinem Sohn unbedingt ersparen: »Es brauchen nur zwei Werke zu missfallen, zwei Walzer zu missglücken – gleich heißt’s: dem Strauß fällt auch nichts mehr ein!« Man könnte Johann Strauss Vater als den Begründer der gehobenen Unterhaltungsmusik bezeichnen.

      Trotz Widerstand des Vaters konnte das väterliche Beispiel für seinen gleichnamigen Sohn aus der Ehe mit Maria Anna Streim nicht ohne Folgen bleiben und so überrascht es nicht, dass der talentierte Johann bereits im zarten Alter von sechs Jahren zu komponieren begann. Er schuf einen kleinen, ein wenig unbeholfen anmutenden Walzer, den er er mit Erste Gedanken betitelte. Doch sein Vater wollte, dass die Beherrschung des Klaviers und der Geige für seinen Sohn lediglich den Stellenwert des harmlosen Amüsements einnahm und Johann stattdessen »etwas Vernünftiges« studierte. Aus diesem Grund wurde er im Alter von elf Jahren zum Besuch des Schottengymnasiums genötigt, das ihm eine solide Beamtenkarriere ermöglichen sollte.

      Mit 16 Jahren wurde er zum Besuch des Polytechnikums gezwungen, wo er durch sein Gesangstalent auffiel, jedoch nicht durch Lerneifer. Mit der Unterstützung von seiner Mutter, die, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte die alleinige Entscheidungsbefugnis hatte, durfte Johann sich in der Folge dem Musikstudium widmen. Seine Mutter hegte dabei die Hoffnung, dass anstelle ihres untreuen Mannes nun ihr Sohn die Familie ernähren würde. So studierte Johann der Jüngere Violine beim Ballettkorrepetitor des Kärntnertortheaters Kehlmann und Theorie bei Josef Drechsler, Kapellmeister am Leopoldstädter Theater. Mit 19 Jahren bewarb er sich um die Lizenz zur Leitung eines Wirtshausorchesters. Nach der Anwerbung einiger Musiker und der Komposition zahlreicher Werke, wie Walzer, Quadrillen und Polkas, debütierte Johann Strauss Sohn am 15. Oktober 1844 in Dommayers Kasino in Hietzing. Für Wien war das musikalische Duell zwischen dem erfolgreichen Vater und dem hochbegabten Sohn ein höchst abwechslungsreicher Gesprächsstoff, gewährte doch die Enge der vormärzlichen Zensur nur wenig geistigen Austausch. Der Sohn erwies sich als noch temperamentvoller als der Vater und Dommayers Lokal wurde von Musikbegeisterten geradezu gestürmt. Das junge Talent wurde frenetisch gefeiert und musste seine Walzer mehrfach wiederholen, angeblich sollen es mitunter bis zu neunzehn Zugaben gewesen sein. Ein Zeitungsbericht zu Strauss Debüt lässt die Begeisterung jener Tage wiederaufleben: »Das Talent […] kann sich vererben, […]; der Junge ist ein ganz tüchtiges Direktionstalent; […], dieselbe pikante, effektvolle Instrumentation wie beim Vater […], trotzdem kein sklavischer Nachahmer..«

      Der erfolgreiche Sohn verweigerte dem Vater den Eintritt in dessen Orchester, denn er wollte auf eigenen Beinen stehen. Er spielte in anderen beliebten Konzertsälen wie dem Kasino Zögernitz. 1848 unternahm er seine erste Konzertreise nach Rumänien.

      Zurück in Wien, wurde er zum Vertreter der Jugend, zum Sprachrohr einer neuen liberaleren Epoche hochstilisiert. Die Titel seiner Werke aus diesen Umbruchsjahren 1848/49 lauten Freiheitslieder, Studentenmarsch und Revolutionsmarsch. Der Vater verherrlichte hingegen mit der Komposition des Radetzkymarsches, der dem bedeutenden österreichischen Heerführer Josef Wenzel Radetzky anlässlich seines Sieges über die revolutionären Truppen in Italien gewidmet war, die restaurativen Kräfte. Im selben Jahr infizierte sich Strauss Vater bei einem seiner illegitimen Kinder aus der Beziehung mit Emilie Trampusch mit Scharlach und starb nach wenigen Tagen in seinem Haus in der Kumpfgasse. Sein Begräbnis wurde eine pompöse Leichenfeier, wie sie die Wiener lieben.

      Johann Strauss Sohn erlangte in der Folgezeit eine immer größere Berühmtheit. Täglich gastierte er in mehreren Tanzsälen und erwies sich dabei als genialer Komponist, der zwischen zwei Auftritten auf die Tanz- oder gar Speisekarte eine neue Walzermelodie kritzelte. Aus den Titeln seiner musikalischen Eingebungen spricht jedoch ganz der verträumt-romantische Schöngeist, denn sie vermitteln spontane Stimmungen und wurden aus der Euphorie oder Melancholie des Augenblicks geboren: Nachtfalter, Idyllen, Lavaströme, Liebeslieder. Melodisch, verzaubernd und dabei dem Dämonischen trotzdem Raum gebend: diese Musik liebten die Wiener. Poetischer, kontrastreicher und ausladender führte der Sohn auf diese Weise die Vorgaben des Vaters weiter. Seine Musik strotzte von Lebensfreude, war dynamisch und witzig. Nicht ohne Grund nannte Richard Wagner ihn den »musikalischesten Schädel Europas«.

      Johann Strauss Sohn war nicht nur höchst kreativ, er war auch außergewöhnlich fleißig, denn zwischen den Jahren 1844 und 1864 komponierte er mehr als 300 Tanzwerke. Das Wien dieser Epoche mit seinen unglaublichen Veränderungen lieferte ihm zahllose Themen. Ob anlässlich der Schleifung der Stadtmauern die Demoliererpolka erklang, ob Strauss Bürgerweisen komponierte oder für den Eröffnungsball der Gesellschaft der Musikfreunde die Polka Freut Euch des Lebens! schuf: seine Musik gab den Stimmungen seiner Zeit einen Ausdruck.

      Den heute weltweit bekannten und als heimliche Hymne von Österreich geltenden Donauwalzer komponierte Johann Strauss für den Männergesangsverein, wo er am 15. Februar 1867 uraufgeführt wurde, allerdings mit einem anderen als dem uns heute bekannten Text, der von einem Männerchor gesungen wurde und hinsichtlich seines Aussagegehalts äußerst banal anmutete. Noch im selben Jahr dirigierte Strauss den Donauwalzer bei der Pariser Weltausstellung mit sensationellem Erfolg. Die Walzer von Johann Strauss Sohn wurden so gleichsam zu einem Sprachrohr von Wien, denn sie transportierten die landschaftliche Umgebung seiner geliebten österreichischen Hauptstadt, wie sie etwa im Titel der Frühlingsstimmen oder der Geschichten aus dem Wienerwald anklingt.

      Im Sommer 1855 wurde Johann Strauss von einem Agenten der österreichischen Eisenbahngesellschaft, die eine Trasse in die russische Stadt Pawlowsk nahe St. Petersburg erbaut hatte, ein Engagement in der damals beliebten Sommerresidenz russischer Zaren angetragen. Im Zuge dieser Sommerengagements reiste Strauss mit dem gesamten Orchester nach Russland und komponierte eine beträchtliche Anzahl von Tanzmelodien speziell für das russische Publikum. Von Mai bis Oktober musste Strauss in Pawlowsk täglich Konzerte geben, wobei diese derart erfolgreich waren, dass sich das Honorar für ihn und sein Orchester im Laufe der Jahre nahezu verdoppelte. Den Weißen Nächten von Pawlowsk setzte Strauss in der Operette Die Fledermaus im zweiten Akt ein bleibendes Denkmal.

      In seinen Konzerten, die im Casino Dommayer, im Volksgarten, in den Redoutensälen oder in den Sophiensälen stattfanden, präsentierte Strauss seinem Publikum auch die neueste Musik von anderen Komponisten. So erklangen Potpourrien – heute würden wir sie Medleys nennen – von Richard Wagners Opern, lange, bevor diese an der Hofoper aufgeführt wurden. 1864 wurde Johann Strauss Sohn zum Hofball-Musikdirektor ernannt, eine Ernennung, die verhältnismäßig spät erfolgte, jedoch dem Umstand zugeschrieben werden kann, dass man bei Hof seine Begeisterung für die 1848er Revolution СКАЧАТЬ