Название: Die bedeutendsten Österreicher
Автор: Isabella Ackerl
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843802512
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Als sich 1814/1815 die Mächtigen Europas beim Friedenskongress zur Neuordnung des Kontinents trafen, gehörte Beethoven zu jenen Berühmtheiten, deren Begegnung gesucht wurde. Im November 1814 dirigierte er eine Akademie im Redoutensaal, bei der die 7. Symphonie, die Schlachtenmusik »Wellingtons Sieg« und die Kantate »Der glorreiche Augenblick« zur Aufführung gelangten. Zu diesem Zeitpunkt war Beethoven, ein zutiefst überzeugter Demokrat, ja längst in das Lager der restaurativen Kräfte gewechselt. Noch um 1800 hatte er Napoleon Bonaparte bewundert und ihm seine 3. Symphonie »Eroica« gewidmet; nach der Kaiserkrönung des Korsen löschte er eigenhändig die Widmung auf der Titelseite der originalen Notenhandschrift.
Bereits im Mai 1814 hatte Beethovens Oper »Fidelio« die dritte und nunmehr erfolgreiche Aufführung im Kärntnertortheater erlebt. Sie wurde von den Zeitgenossen als »Manifest der Hoffnung auf Liebe und Freiheit« interpretiert. Weitere Opernpläne konnte der Komponist nicht realisieren.
Im Mai 1824 erlebte Beethovens 9. Symphonie ihre Uraufführung. Vorerst lehnten die Zeitgenossen das Finale, in dem er Schillers Ode an die Freude vertonte, als »geschmacklos« und »monströs« ab. Inzwischen gehört dieser letzte Satz zu den weltweit bekanntesten Musikstücken mit hochgradigen emotionalen Konnotationen. Schon früher war Beethovens Klangsprache von den Zeitgenossen nicht immer verstanden worden, was den Komponisten aber überhaupt nicht kümmerte. Er machte Musik »für eine spätere Zeit«:
Je älter und schwerhöriger er wurde, desto mehr zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück, er wurde unordentlich, ja verwahrloste. Seine jeweiligen Wohnungen glichen einem Chaos. Misstrauisch und gewalttätig strapazierte er die Geduld seiner Freunde bis aufs Äußerste. Seine Brüder und deren Ehefrauen drangsalierte er und zog sie in jahrelange Rechtstreitereien. Seinen Neffen Karl, einen netten, aber trägen Jungen, trieb er fast in den Selbstmord.
Rätselhaft bleiben seine Beziehungen zu den Frauen. Viele verehrte er schwärmerisch, manche wollte er heiraten, wurde aber stets zurückgewiesen. Seine »unsterbliche Geliebte« konnte die Beethoven-Forschung bis heute nicht mit absoluter Sicherheit entschlüsseln.
Seine letzten beiden Lebensjahre wohnte Beethoven im Schwarzspanierhof im 9. Bezirk, der 1903 abgerissen wurde. Seine letzten Stunden verbrachte er im Kreise seiner engsten Freunde. An seiner Beisetzung nahm die gesamte kulturelle Prominenz Wiens teil, mehr als 15.000 Menschen gaben ihm das letzte Geleit auf den Währinger Ortsfriedhof. Der Schauspieler Heinrich Anschütz hielt eine von Franz Grillparzer verfasste Trauerrede. Wenige Tage später erklang zum Gedenken an den großen Tondichter Mozarts Requiem in der Augustinerkirche.
Schon bald wurde Beethoven zum Sinnbild romantischer Künstlerverehrung, zum Prototyp des einsamen Genies, dessen Leben von Leid geprägt und von dessen Überwindung überhöht wurde. Höhepunkt dieser Mythisierung ist Max Klingers Beethovenstatue, die Gustav Klimts Beethovenfries zu einem Gesamtkunstwerk umrahmen sollte.
Beethovens gewaltiges Oeuvre leitete die Wende von der Wiener Klassik zur Romantik ein. In seinen neun Symphonien führte er den klassischen Aufbau dieses Genres zu einer ersten Vollendung. Er setzte Poesie in Töne um; mit ihm, dem Bewunderer von Gottes Walten in der Natur, begann die Tondichtung.
Werke:
108 Werke mit Opuszahlen, weitere 205 ohne Opuszahlen; darunter 9 Symphonien, Solokonzerte, Kammermusik, Klaviersonaten, eine Oper, zwei Messen und ein Oratorium.
Michael Thonet
* 2. Juli 1796 Boppard am Rhein, † 3. März 1871 Wien
Möbeldesigner
Michael Thonet wurde als Sohn eines Gerbers im Rheinland geboren; bereits 1819 machte er sich als Kunsttischler selbstständig. Um 1830 stellte er erste Versuche an, Möbelteile aus miteinander verleimten Furnieren herzustellen. Dabei wurde das Holz in siedendem Wasser gekocht, mit Biegeformen zur gewünschten Gestalt gebogen und anschließend getrocknet. Später verwendete er zu Bündeln verleimte Stäbe, die sich in sich verwinden ließen, wodurch er dreidimensionale Schweifungen erzielte.
Im Jahre 1841 stellte der bislang unbekannte Tischlermeister dem österreichischen Staatskanzler Clemens Fürst Metternich auf dessen Stammschloss Johannisberg bei Koblenz seine Erzeugnisse aus gebogenem Holz vor. Es handelte sich in erster Linie um Stühle und Bänke, die aus verleimten und danach durch Feuchtigkeit und Hitzeeinwirkung gebogenem Schichtholz hergestellt waren. Der als durchaus konservativ bekannte Staatskanzler erkannte den zukunftsweisenden Wert dieser Technik und lud den nicht mehr so jungen Michael Thonet ein, sich in Wien niederzulassen.
Eine Übersiedlung nach Wien wollte sich Thonet reiflich überlegen, aber er nahm Metternichs Angebot, den »Cabinettscourier« zur Gratisreise von Frankfurt nach Wien zu nutzen, gerne an. In Wien liefen allerdings die Genehmigungsverfahren für eine Niederlassung gewohnt langsam. Fast hätte ihn dieses Abenteuer schon zu Beginn seiner Karriere in den Ruin getrieben, denn seine Gläubiger ließen die in Frankfurt zwischengelagerten Möbel, die als Schaustücke für den Wiener Hof bestimmt waren, vorsorglich beschlagnahmen. Am 16. Juli 1842 erhielt Thonet schließlich ein Privilegium der k. k. Hofkammer in Wien für die industrielle Fertigung von Bugholzmöbeln. Eine Genehmigung für einen Handwerksbetrieb strebte Thonet bewusst nicht an, da er sich den für Ausländer besonders engen Zunftregeln nicht unterwerfen wollte. Seitens der Regierung wiederum bestand damals großes Interesse, ausländische Unternehmer nach Österreich zu holen, einerseits, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, anderseits, um der Nachfrage der Bevölkerung nach billigeren Industrieprodukten zu entsprechen. So ließ Thonet seine ganze Familie nach Wien nachkommen – er hatte immerhin fünf Söhne –, konnte aber zunächst noch keine eigene Werkstatt eröffnen, sondern verdingte sich in der sehr renommierten Werkstatt von Carl Leistler, wo er von 1843 bis 1846 an der Erneuerung der Innenausstattung des Stadtpalais Liechtenstein in der Bankgasse mitarbeitete. Dieser Auftrag, der von dem englischen Architekten Peter Hubert Devigny geleitet wurde, stellte Thonets künstlerische Meisterschaft im Umgang mit Holz unter Beweis. Er zeichnete bei diesem Projekt für die erlesenen Parkettböden in Einlegearbeit und für fünf Stuhlmodelle verantwortlich.
1849 eröffnete Thonet eine eigene Werkstatt in der Mollardgasse in der Wiener Vorstadt Gumpendorf. Der erste große Auftrag kam vom beliebten Café Daum am Kohlmarkt, Ecke Wallnerstraße. Für Daum entwarf Thonet den Sessel Nr. 4. Schon damals zeigten sich seine unternehmerischen Qualitäten. Jeder Entwurf, der in Produktion ging, wurde archiviert, mit einer Nummer versehen und auch entsprechend beworben. Einen triumphalen Erfolg erntete Thonet auf der Londoner Weltausstellung von 1851, wo er Luxusmöbel aus Palisanderholz präsentierte.
Zwei Jahre später übergab Thonet die von ihm aufgebaute Firma an seine Söhne; »Gebrüder Thonet« wurde als Industriebetrieb protokolliert, das Grundkapital betrug 10.000 Gulden. Sein Sohn Franz übernahm den Außenhandel, Michael leitete später die mährischen Fabriken, August – dem Vater an Erfindungsreichtum am ähnlichsten – übernahm den Bereich Konstruktion und Technik, Josef leitete den Verkauf in Wien, der jüngste Sohn Jakob übernahm schließlich in späteren Jahren die gesamte Unternehmensleitung. Natürlich stellte Michael Thonet sein Wissen und seine Fähigkeiten weiter in den Dienst des Unternehmens.
1855 kamen erste Aufträge aus Südamerika, 1856 eröffnete Thonet die erste Fabrik. Bewusst wählte man eine Region, in der das hauptsächlich verwendete Holz, nämlich die Rotbuche, vorhanden war. In Koritschan in Mähren gab es nicht nur Holz in Unmengen, sondern auch handwerklich geschickte Arbeitskräfte.
Thonet und seine Söhne entwickelten nicht nur immer feinere und subtilere Formen des Holzbiegens, sondern sie konstruierten auch die entsprechenden Maschinen für die industrielle Fertigung von СКАЧАТЬ