Die bedeutendsten Österreicher. Isabella Ackerl
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Название: Die bedeutendsten Österreicher

Автор: Isabella Ackerl

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: marixwissen

isbn: 9783843802512

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СКАЧАТЬ von Alfred Nobel, aus den Zinsen seines Vermögens einen Preis für Verdienste um die Friedensbewegung zu stiften. Bertha von Suttners Mann war seinerseits pazifistisch eingestellt und engagierte sich im Verein zur Abwehr des Antisemitismus. 1905 wurde Bertha von Suttner für ihr unermüdliches Wirken für die Friedens­idee als erste Frau in der Geschichte mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Dennoch blieb ihre Arbeit nicht von Kritik verschont. Man unterstellte der Österreicherin eine naive Gesinnung und versuchte sie mit allen Mitteln der Lächerlichkeit preis zu geben. Unzählige Karikaturen der »Friedensbertha« machten sich über ihren Optimismus lustig.

      Sie starb am 21. Juni 1914, wenige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, mitten in den Vorbereitungen für einen weiteren Weltfriedenskongress, der in Wien stattfinden sollte, an einer Krebserkrankung.

      Sigmund Freud

      * 6. Mai 1856 Freiberg (Mähren), † 23. September 1939 London

      * 3. Dezember 1895 Wien, † 9. Oktober 1982 London

      Psychiater

      Ende der 1850er Jahre betrieben Sigmund Freuds Eltern einen kleinen Textilhandel, der jedoch drei Jahre nach Geburt des Sohnes zu Grunde ging. Die Familie war gezwungen, nach Wien zu übersiedeln. Er wuchs im »Mazzesviertel«, dem überwiegend jüdischen 2. Bezirk auf. Hier wurden auch seine sechs jüngeren Geschwister geboren. Freud konnte ein fortschrittliches Gymnasium besuchen, wo er 1873, im Jahr der Weltausstellung und großen Wirtschaftskrise, die Matura ablegte. Er studierte zunächst Philosophie und Biologie und wandte sich dann, fasziniert von den neuen Erkenntnissen Darwins, der Medizin zu. Bereits 1877 veröffentlichte er eine wissenschaftliche Arbeit über Aale. Seine liebste Wirkungsstätte an der Universität war das physiologische Institut, damals von Professor Ernst Brücke geleitet. Sigmund und Anna Freud

      1881 beendete Freud sein Studium, ein Jahr später lernte er Martha Bernays, seine spätere Frau kennen. Um heiraten zu können, musste er zunächst die Träume von einer wissenschaftlichen Karriere aufgeben und mit Eröffnung einer medizinischen Praxis sein Leben auf eine solide wirtschaftliche Basis stellen. Er konzentrierte sich auf die Behandlung von Erkrankungen des menschlichen Nervensystems, zumal damals Kokain als neuer und effektiver Wirkstoff bekannt wurde, wenngleich man dessen Suchtcharakter noch nicht einschätzen konnte. Freud machte Selbstversuche, in denen er Kokain als Mittel zur Schmerzbekämpfung erprobte. Rasch festigte sich sein Ruf in Kollegenkreisen. Ihm wurden eine gute Allgemeinbildung, ein ruhiger und ernster Charakter sowie ein klarer Blick bescheinigt. 1885 habilitierte sich Freud und konnte ein Jahr später heiraten und eine eigene Praxis eröffnen.

      Während seiner Fachausbildungszeit hatte er im Pariser Hôpital Salpêtrière bei Jean-Martin Charcot, einem auf dem Gebiet der Hysterie weltweit anerkannter Spezialisten, einige Studienmonate absolviert. Dabei hatte er auch die Hypnose als eine mögliche Behandlungsmethode von Nervenkrankheiten kennen gelernt. Zwar wurde sie von den Fachkollegen als unwissenschaftlich abgetan, doch in hoffnungslosen Fällen schien dieses »kathartische« Verfahren, wie Freud es in einer 1895 mit seinem Kollegen und Freund Josef Breuer veröffentlichten Studie über Hysterie nannte, Heilungsmöglichkeiten zu bieten. Freud entdeckte hierbei, dass die Ursache für die Hysterie vielfach in seelisch krank machenden Konflikten zwischen inneren sexuellen Wünschen und der offiziell eingeforderten Moral lag. Es waren verdrängte Phantasien, Wunschvorstellungen und Träume seiner Patienten, die Freud mit den Begriffen Verdrängung und Ödipuskomplex belegte, wobei letzterer den kindlichen Wunsch nach der Beseitigung des gleichgeschlechtlichen Elternteils mit dem Ziel, den andersgeschlechtlichen Elternteil für sich allein zu besitzen, bezeichnet.

      In dem Jahrzehnt zwischen 1895 und 1905 entwickelte Freud sein Lehrgebäude der Psychoanalyse. Einen Eckpfeiler dieser Lehre legte er in seinem bereits 1899 erschienenen, aus kommerziellen Erwägungen auf 1900 datierten Werk Die Traumdeutung nieder. 1910 gründete er die Internationale Psychoanalytische Vereinigung.

      Bis zum Ausbruch seiner Krebserkrankung im Jahr 1923 – Freud hatte Mundhöhlenkrebs und musste über 30 Operationen über sich ergehen lassen – war Freuds Praxis gut besucht. Der Analytiker war eine international angesehene Koryphäe und verdiente äußerst gut, was bei der Größe seines Haushalts dringend nötig war, lebten doch in seinem Haus nicht nur seine Ehefrau und seine Kinder, sondern auch seine Schwestern und zahlreiches Personal. Nach 1923 reiste er immer wieder zu Kongressen und Tagungen, zumeist begleitet von seiner jüngsten Tochter Anna, die mit den Jahren die eigentliche Bewahrerin seines Erbes wurde.

      Freuds Lehre war von Anfang an heftig umstritten und im Zuge dessen bildeten sich Schulen, die ihr entweder die Treue hielten oder auf ihrer Basis eine Gegenlehre entwickelten, zu letzteren gehörte etwa der Psychotherapeut Alfred Adler (→ siehe dort). Auch Carl Gustav Jung, Freuds langjähriger Schüler und Vertrauter, den er als seinen eigentlichen Nachfolger ansah, distanzierte sich und schlug einen eigenen Weg ein. So bildeten sich schließlich eine Reihe von Schulen, die zwar alle auf Freud zurückgehen, sich in Theorie und Praxis aber von den Positionen des Analytikers unterscheiden.

      Bis zu Freuds erzwungener Emigration nach London im Jahr 1938 war Wien das geistige Zentrum der Psychoanalyse. Aus der ganzen Welt kamen Heilung Suchende zu Freud, wobei seine Erfolgsquote aufgrund der langen zeitlichen Dauer der Analyse jedoch nicht besonders hoch war. 1938 wurde die Psychoanalyse gewaltsam aus Wien verbannt. Bereits 1933 waren Freuds Werke bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten der Bücherverbrennung zum Opfer gefallen. Freud erkannte nur allzu deutlich, welche gefährliche politische Entwicklung Deutschland nahm, konnte sich aber lange nicht zur Emigration entscheiden. Ins Londoner Exil ging er, um »in Freiheit zu sterben«. Seine Krebserkrankung war bereits sehr weit fortgeschritten, so dass ihm nur noch wenige Monate Lebenszeit blieben. Kurz vor seinem Tod gab ihm sein langjähriger Arzt Dr. Max Schur, der ihm ins Exil gefolgt war, auf eigenen Wunsch schmerzlindernde Morphiumspritzen, in deren Folge er ins Koma fiel und nicht mehr erwachte.

      Mittlerweile ist Freuds Lehre in vielerlei Hinsicht überholt. Der Analytiker vertrat Ansichten, die heute z.T. äußerst fragwürdig sind, wie etwa die, dass man Homosexualität heilen müsse. Andererseits prägte er mit Begriffen wie Verdrängung, Fehlleistung oder Ödipuskomplex eine Terminologie, die aus unserem Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken ist. Seine Leistung bestand darin, dass er eine Sprache für die inneren Vorgänge des Individuums fand, die der Wiener Analytiker Richard Picker als eine »Art Psychosprache« bezeichnet. Freuds kulturtheoretische Ansätze sind hingegen nach wie vor höchst angesehen.

      Anna Freud wurde als sechstes Kind von Sigmund und Martha Freud in Wien geboren. Sie war ihr Leben lang die Lieblingstochter und Vertraute des Vaters. Nach Besuch des Cottage Lyceums begann sie eine Ausbildung als Volksschullehrerin, die sie 1914 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Ihr Vater schenkte ihr im Sommer 1914 eine Englandreise, von der sie nach Ausbruch des Krieges nur dank der Intervention von Freunden nach Österreich zurückkehren konnte. Nach Ablegung des zweiten Staatsexamens im Jahr 1916 unterrichtete sie zwischen 1917 und 1920 an ihrer alten Schule. Neben ihrer Lehrerausbildung absolvierte sie eine informelle Ausbildung als Psychoanalytikerin, indem sie die Vorlesungen ihres Vaters an der Wiener Universität besuchte und von Anfang an seine fachliche Vertraute war. Auch ihre Lehranalyse absolvierte sie von 1918 bis 1921 beim Vater, was bei dem engen verwandtschaftlichen Verhältnis nicht ohne Probleme und Folgen war und vor allem von Außenstehenden kritisiert wurde. Möglicherweise resultierte gerade aus dieser Lehranalyse ihr sehr enges Verhältnis zum Vater.

      Nach dem Ersten Weltkrieg waren die fünf anderen Geschwister alle aus dem Haus, so dass Anna die einzige intellektuelle Bezugsperson für den Vater wurde. Mit der Mutter hielt sie den Freudschen Haushalt aufrecht und sorgte dafür, dass ihr Vater sich ganz seiner Arbeit widmen konnte.

      Im СКАЧАТЬ