Die bedeutendsten Österreicher. Isabella Ackerl
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Название: Die bedeutendsten Österreicher

Автор: Isabella Ackerl

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: marixwissen

isbn: 9783843802512

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СКАЧАТЬ verschobene Achse für den Kassensaal überrascht. Zukunftsweisend bei diesem Bau war, dass Otto Wagner erstmals ein Skelettbausystem aus Stahl, das mit Platten ausgefüllt wurde, verwendete – wie er sich überhaupt zunehmend den neuen Materialien, nämlich Stahl und Aluminium, zuwandte.

      1894 erhielt er den Großauftrag für die Planung und Erbauung der Stadtbahn und der Vorortelinie. Auch die künstlerische Gestaltung dieses damals europaweit größten Bauauftrages wurde Wagner übertragen. Schon in seinem Generalregulierungsprogramm hatte er sich mit der Steuerung von Verkehrsflüssen beschäftigt. Für ihn war die Einbeziehung des Wiener Donaukanals und der Donau in ein Gesamtverkehrskonzept wesentlich. So ist die Planung und Ausführung des Nußdorfer Wehrs am Donaukanal als ein Tor in die Stadt zu begreifen. Eine generelle Neuplanung der städtischen Verkehrsströme war 1890 durch die Eingemeindung der Vororte Wiens notwendig geworden. Wagners Konzept beruhte auf dem Gedanken der Kreuzungsfreiheit für den Verkehr, was bei der Gestaltung etwa der Stadtbahn hervorragend gelang. Seine Trassierung hat noch immer Gültigkeit, wurde sie doch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Streckenführung der Wiener U-Bahnlinien übernommen.

      Für die Detailplanung dieses riesigen Bauvorhabens baute Wagner ein Büro mit siebzig Mitarbeitern auf. Seine begabtesten Schüler, u.a. Joseph Maria Olbrich, Josef Hoffmann oder Max Fabiani, hatten wesentlichen Anteil an den künstlerischen Details. Er schuf für seine Bauten eine Unverkennbarkeit, die man heute als Corporate Identity bezeichnen würde. Der große Architekt starb 1918 wenige Monate vor Ende des Ersten Weltkrieges.

      Internationale Bewunderung erregten Wagners Bauwerke nach 1900. Mit ihnen erwies er sich als radikaler Wegbereiter der Moderne. Das Gebäude der Postsparkasse und die Kirche St. Leopold am Steinhof überzeugen sowohl ästhetisch wie funktional.

      Wagners letztes Lebensjahrzehnt war überschattet von der peinlichen Diskussion um die Errichtung eines Neubaues für ein historisches Museum der Stadt Wien. Vor allem konservative Kreise um den Thronfolger Franz Ferdinand und um die das Wiener Kulturleben nachhaltig beeinflussende Fürstin Pauline Metternich lehnten Wagners Projekt vehement ab. Lediglich der Wiener Bürgermeister Karl Lueger unterstützte ihn. Das Scheitern dieses Projekts wurde zum Symbol des Untergangs der Wiener Moderne. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte in der Zeit der völligen Verarmung aller Bevölkerungskreise nicht mehr an diese künstlerischen Großtaten angeschlossen werden.

      Grabenhof (1873), Bürgerhaus Schottenring 23 (1877), Familiengruft Hietzinger Friedhof (1881), Länderbank (1881), Bürgerhaus Stadiongasse 6–8 (1882), Große Wagner-Villa Hüttelbergstraße 28 (1886), Bürgerhaus Universitätsstraße 12 (1887), Wohnhaus Rennweg 3 (1889), Wehranlage am Donaukanal (1894), Stadtbahn (1894–1900), Bürgerhaus Spiegelgasse 2 (1894), St. Johannes-Kapelle Währinger Gürtel (1895), Bürgerhäuser Linke Wienzeile 38 und 40 (1898), St. Leopold am Steinhof (1902–1904), Postsparkassengebäude (1903–1910), Kleine Wagner-Villa Hüttelbergstraße 28 (1912).

      Bertha von Suttner

      * 9. Juni 1843 Prag, † 21. Juni 1914 Wien

      Schriftstellerin und Pazifistin

      Als Bertha Sophia Felicitas Gräfin Kinsky von Chinic und Tettau am 9. Juni 1843 in Prag geboren wurde, war ihr Vater Feldmarschall-Leutnant Graf Kinsky, der einem alten böhmischen Adelsgeschlecht entstammte, bereits verstorben. Ihre 50 Jahre jüngere Mutter war ihrem Mann keine ebenbürtige Ehepartnerin gewesen. Da Graf Kinsky nicht Majoratsherr war, verfügte die Familie lediglich über ein bescheidenes Vermögen. Obgleich Berthas Vormund, Friedrich Graf Fürstenberg, der jungen Frau eine gute Erziehung angedeihen ließ, litt sie zeitlebens am »Makel« ihrer Geburt. Berthas Mutter versuchte das Vermögen der Familie durch Spielen in Europas Casinos zu vermehren, scheiterte jedoch naturgemäß. Als Bertha 18 Jahre alt war, wurde sie in die Gesellschaft eingeführt, damit möglichst schnell ein wohlhabender Mann für sie gefunden würde. Zwar fand sie viele Bewunderer, ein seriöser Ehemann war jedoch nicht auszumachen. Aus diesem Grund musste die junge Frau sich für den Beruf einer Gouvernante oder Gesellschaftsdame entscheiden, was bei ihrer ausgeprägten Bildung jedoch kein Problem darstellte: sie beherrschte drei Fremdsprachen, konnte singen und Klavier spielen und war sehr belesen.

      Im Jahr 1873 trat Bertha eine Stelle im Haus von Carl von Suttner an, wo sie dessen vier Töchter beaufsichtigte. Im Hause Suttner entspann sich zwischen dem jüngsten Sohn der Familie Arthur Gundaccar – er war um sieben Jahre jünger als Bertha – und Bertha eine Liebesbeziehung, die das Paar drei Jahre geheim halten konnten. Letztlich verweigerte die Familie ihre Zustimmung zu einer Eheschließung und Bertha war gezwungen, ihre Stelle aufzugeben. Über Baronin Suttner erhielt sie den Hinweis, dass in Paris ein älterer Herr eine sprachenkundige Sekretärin suche. Sie bewarb sich um diesen Posten und wurde von Alfred Nobel angestellt. So sehr ihr die Arbeit auch gefiel und sie Nobel als intelligenten und kongenialen Gesprächspartner schätzte, arbeitete sie doch nur kurz in Paris, denn sie wurde von Heimweh und Liebeskummer geplagt. So kehrte sie nach Wien zurück, blieb aber weiterhin mit Nobel in Kontakt.

      1876 heirateten Bertha und der junge Gundaccar heimlich in der Vorstadtkirche von Gumpendorf und brachen dann beinahe fluchtartig nach Georgien auf. Sie wählten dieses Land als Exilstätte, weil Bertha von Suttner die verwitwete Fürstin Ekaterina Dadiani von Mingrelien aus früheren Jahren kannte. Von ihr erhoffte sie sich eine Stellung, von der ihr Mann und sie leben könnten. Daraus wurde jedoch nichts und das Ehepaar erteilte anfangs Musik- und Französischunterricht. Nach Ausbruch des russisch-türkischen Krieges verschlimmerte sich die wirtschaftliche Lage allerdings zunehmend und niemand wollte mehr die französische Sprache erlernen. Daher versuchte sich Arthur Suttner als Schriftsteller. Er berichtete für westeuropäische Zeitungen über Georgien und auch vom Kriegsschauplatz. Bertha von Suttner verlegte sich ebenso auf das Schreiben, ihre Romane erschienen in Fortsetzungen in verschiedenen Zeitschriften. Als sich die finanzielle Lage des Ehepaares noch mehr verschlechterte, kehrten sie beide nach Österreich zurück. Die Aussöhnung mit Arthurs Familie war inzwischen erfolgt. Das Ehepaar ließ sich in Harmannsdorf, im Suttnerschen Schloss nieder und beide verdienten sich weiterhin ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben.

      1889 erschien Berthas erstes bedeutendes Buch Das Maschinenzeitalter, in dem sie sich mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzte. Sie kritisierte darin die Nationalismen, tadelte das Schulsystem, das technischen Neuerungen gegenüber nicht aufgeschlossen war und beklagte die schlechtere Stellung der Frau in der Gesellschaft. 1887 erhielt sie in Paris Kenntnis von der Existenz einer internationalen Friedensbewegung, für die sie das Buch Die Waffen nieder! schrieb. Dieser 1889 erschienene Tendenzroman wurde ein Bestseller und wurde innerhalb von nur vier Jahren in zwölf Auflagen publiziert. Bis zu Suttners Tod wurde dieses Buch in 12 Sprachen übersetzt und machte die Österreicherin zu einer der führenden Vertreterinnen der Friedensbewegung. Mit dem aus der Ich-Perspektive geschriebenen Bericht einer Gräfin, die innerhalb eines Zeitraums von knapp zehn Jahren durch die Erfahrung von vier Kriegen zur überzeugten Pazifistin wird, traf Bertha von Suttner den Nerv der Zeit, der einerseits durch einen schrankenlosen Imperialismus und hemmungslosen Nationalismus gekennzeichnet war, andererseits durch linke Massenparteien, die sich vehement für die Rechte der Menschen einsetzten. Im September 1891 wurde die Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde als eine Sektion der Internationalen Friedensgesellschaft gegründet und Bertha von Suttner widmete ihr ganzes künftiges Leben dieser hehren Idee. Sie schrieb hunderte Artikel und Abhandlungen, hielt Vorträge und nahm an Tagungen teil. Einen Mitstreiter fand sie in ihrem österreichischen Landsmann Alfred Fried (→ siehe dort) und auch Schriftsteller wie Leo Tolstoi oder Peter Rosegger unterstützten sie. Ab 1892 gab sie die Zeitschrift Die Waffen nieder heraus und gründete die Deutsche Friedensgesellschaft, die innerhalb kürzester Zeit mehrere Tausend Mitglieder hatte.

      Zur Förderung der Friedensidee fanden Weltfriedenskonferenzen statt, so СКАЧАТЬ