Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
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СКАЧАТЬ haben sie einen Goldfisch an Bord. Und ein solcher steht eben jetzt in des Jakob Maifisch seiner Jolle. Er schaut, beide Hände in den Taschen, lustig in den Tag hinein und denkt daran, was dieser ihm noch alles bringen kann.«

      Jan Lorenzen, der bis jetzt nichts sagte, aber den Matrosen in der Jolle genau beobachtet hatte, wandte sich jetzt den Kameraden zu und sagte:

      »Von dem Goldfisch, den ihr meint, fallen höchstens ein paar silberne Flossen ab und dann müßt ihr ihn auch vorher erst derb schütteln. Kennt ihr ihn noch immer nicht?«

      Die andern schauten genauer hin und wie aus einem Munde erscholl es:

      »Jan Blaufink! Willkommen binnen!«

      »Dank, Jungens,« sagte dieser, der eben unten an der Treppe anlangte und dieselbe in drei Sätzen hinaufsprang.

      Unter den alten Kameraden, die sich lange nicht gesehen, entstand ein Händeschütteln, ein Fragen und Antworten, das durch keine Unterbrechung gestört wurde, bis endlich Jan Blaufink sagte:

      »Genug für dieses Mal. Ich muß zu meiner Mutter. Sie denkt mit keiner Silbe daran, daß ich ihr so nahe bin, und ich kann es gar nicht erwarten, zu sehen, was sie für eine Freude haben wird, wenn ich unversehens bei ihr eintrete. Was ihr von dem nächsten freien Sonntage gesagt habt, gefällt mir und ich halte mit. Nun aber laßt mich durch, damit ich dahin komme, wo ich schon längst hätte sein sollen.«

      »Wir gehen mit und bringen dich bis vor die Tür!« rief Jan Thiemer. »Nicht wahr, Jungens, das gilt? Wir gehen alle mit Jan Blaufink!«

      »Das tun wir!« hieß es als Antwort, und an der Spitze der ehemaligen Genossen schritt er mit lachendem Gesichte die Vorsetzen entlang, während jene mit lauter Stimme riefen:

      »Da kaam wi mit Jan Blaufink an!«

      »Daß Gott erbarme!« sagte Herr Elias Brammer, der vor der Tür seines Ladens stand und nach Käufern umherspähte, die ihm seine Ware abnehmen sollten. »Was ist das wieder für ein wüster Lärm! Lene, gehe hinein! Du brauchst dich nicht immer von den vorbeiziehenden, betrunkenen Matrosen angaffen zu lassen.«

      »Die sind nicht betrunken, Vater!« antwortete Lene. »Sie gehen ganz gerade und sind nur ein bißchen lustig. Lasse mich doch hier stehen. Ich habe es gerne, wenn sie so fröhlich sind. Die tun keinem etwas.«

      Frau Brammer war zu ihnen getreten, indem sie zu dem Manne sagte:

      »Wahrscheinlich hat eben ein Schiffsvolk abgemustert und will sich einen heitern Tag machen.«

      »Gott erbarme sich!« erwiderte Elias Brammer, und wollte eines seiner gewöhnlichen Klagelieder anstimmen, als die Lene rief:

      »Da ist er!«

      »Wer?« fragte die Mutter, und Lene fuhr freudig erregt fort:

      »Der lustige Junge vom heiligen drei Königstage her, der mir rechtschaffen beistand und der ein Seemann geworden ist. Er hat uns schon gesehen und winkt mir zu.«

      Elias Brammer hatte ihn auch bemerkt und konnte eine bittere Empfindung nicht unterdrücken, als er daran dachte, daß er der erste war, der einen Stein auf den armen, unschuldigen Jungen warf. Es wandelte ihn etwas an wie Scham, und er war eben im Begriff, sich in der Stille zurückzuziehen, als ihm jemand auf die Schulter klopfte und er, indem er sich umdrehte, in das Gesicht seines Kunden, des Herrn Bohnenberg, schaute, der zu ihm sagte:

      »Muß mich das Unglück treffen, daß mir ein solcher Trupp entgegenkommt, da ich gerade wieder vor Seiner Ladentür stehe. Nehme Er es nicht übel, aber ich will einen Augenblick bei Ihm eintreten. – Ein Stuhl ist nicht nötig, Frau Brammer. Man reibt nur die Politur von den Stühlen, wenn man sie so viel hin und her trägt. Nicht wahr, Herr Brammer?«

      Aber dieser mußte die erwartete Antwort schuldig bleiben, denn die helle Stimme des jungen Matrosen rief ihm zu:

      »Guten Tag, Herr Brammer. Wie Er sieht, ist es mir gut gegangen, und Er gönnt es nur hoffentlich, wenn ich auch nicht sagen kann, Gott vergelte es, da Er nichts dazu beigetragen hat.«

      Elias Brammer brummte etwas vor sich hin und Jan Blaufink fuhr fort:

      »Ich hatte es schon ganz vergessen, was zwischen uns vorgefallen ist; aber nun ich mit einem Male vor Ihm stehe, ohne vorher daran gedacht zu haben, steigt es in mir mit solcher Gewalt auf, daß ich es nicht unterdrücken kann, und ich muß es von dem Herzen herunter haben.«

      Frau Brammer sah mit Schrecken eine Szene sich vorbereiten, welche sie nicht zu verhindern wußte und bemerkte mit einer Anwandlung von Furcht das schadenfrohe Lächeln, das um die Lippen des Herrn Bohnenberg spielte, der nicht nur der Kunde, sondern auch der Gläubiger ihres Mannes war. Aber die Lene in kindlicher Herzlichkeit und nicht ahnend, welcher Mißton zwischen dem Vater und dem jungen Freunde herrschte, der sich ihrer ritterlich annahm, reichte diesem die Hand und sagte:

      »Guten Tag, Jan Blaufink. Wenn die Schiffskapitäne zu uns in den Laden kommen, sagt der Vater zu ihnen: Willkommen binnen, und das sage ich auch zu dir! Du hast ein recht braunes Gesicht bekommen und gewachsen bist du auch.«

      »Und du noch mehr,« entgegnete Jan Blaufink. »Da getraue ich es mir nicht mehr, so zu sprechen, wie sonst. Wie geht es Ihr denn, Jungfer Brammer, und ist Sie auch immer hübsch gesund gewesen?«

      »Wie das närrisch klingt!« sagte Lene zu der Mutter. »Muß ich nun auch zu ihm Herr Jan Blaufink sagen?«

      Frau Brammer legte sich ins Mittel, indem sie den jungen Seemann freundlich willkommen hieß, und ihn einlud, wenn es seine Zeit erlaube, einmal bei ihr vorzusprechen. Lene stimmte fröhlich mit ein und versprach, ihm auch für seine Mutter ein Geschenk mitzugeben.

      Jan konnte sich der innigsten Rührung nicht erwehren, und indem er mit der Hand über die Augen fuhr, sagte er zu Elias Brammer:

      »Das Bittere ist hinuntergeschluckt. Der liebe Herrgott hat gegeben, daß das Schlimme, womit ich bedroht wurde, zum Guten ausschlug. Hoffe, daß damit unsere Rechnung abgemacht ist und ich trage es Ihm nicht weiter nach. Vorwärts, Jungens!«

      Der Trupp zog weiter. Herr Elias Brammer würgte den Aerger herunter, so gut es ging und Herr Bohnenberg sagte, indem er ihm wieder auf die Schultern tippte:

      »Wenn ein seßhafter Mann solche Verweise auf offener Straße von einem Matrosenkerl erhält, leidet die Reputation darunter und das schadet dem Geschäft. Ich bemerke Ihm das, weil ich nicht nur Sein Kunde bin, sondern auch ein Stück Geld in Seiner Handlung stecken habe. Er braucht sich nicht so ängstlich umzusehen. Frau und Tochter sind schon längst hineingegangen. Gesegnete Mahlzeit, Herr Brammer.«

      »Wer poltert denn da schon wieder die Treppe hinauf?« sagte verdrießlich Jungfer Mewes und öffnete die Tür. »Holla, Heda! Wer ist es?«

      »Ich!« rief Jan Blaufink, indem er sich auf die letzte Stufe schwang und neben der zankenden Jungfer stand. »Ich bins, Jan Blaufink! Mutter! Wo bist du?«

      »Mein Sohn! Mein Sohn!« rief Frau Rosmarin und eilte ihm entgegen.

      Sie hielten sich innig umschlossen.

      »Mein Kommen hat nicht die Wolke verjagen können, die auf deiner Stirn lagert,« sagte nach einer Pause der Sohn. »Was drückt dich?«

      »Zwischen СКАЧАТЬ