Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
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СКАЧАТЬ nach dem Dorfe Geesthacht angetreten und mit welchem kummervollen Herzen sie von demselben geschieden sei.

      »Lasse den Namen des Vaters ruhen, wie er selbst vielleicht schon längst in kühler Erde, oder auf dem Grunde des Meeres ruht. Ich habe mir selbst einen Namen geschaffen, den ich mit Gottes Hilfe zu Ehren bringen will und mein Gewissen sagt mir, daß ich schon einen gesegneten Anfang damit machte. Vielleicht ist mir nur kurze Zeit zu bleiben vergönnt. Wir wollen sie mitsammen in Frieden und Freude hinbringen und glücklich sein.«

      »Das wollen wir,« sprach die Mutter. »Vergessen sei die Vergangenheit mit allen ihren Leiden. Du bist meine Zukunft, auf dich will ich schauen und glücklich sein.«

       Inhaltsverzeichnis

      Frau Brammer stützte sich mit beiden Händen auf den Ladentisch und rief ihrem Manne zu, der hinter seinem Kontorpult stand:

      »Brammer, bedenke es wohl!«

      »Ich habe es bedacht, Kind.«

      »Und? Was geschieht nun?«

      »Wir fahren am Donnerstag nach Wandsbeck und kommen am Sonnabend nach Hause.«

      »Ich kenne dich nicht wieder. Du, sonst so sparsam, geizig könnte man sagen, willst jetzt unbedachter Weise vierzig Mark ausgeben ...«

      »Können fünfzig werden, Frau, wenn ich den Aufenthalt im Wirtshause mit veranschlage, das Hochzeitsgeschenk nicht gerechnet.«

      »Und in dieser Jahreszeit! Alle Tage Regen und Wind, daß man nicht weiß, wo aus noch ein.«

      »Dafür nehmen wir eine zugemachte Kutsche, obgleich sie drei Mark mehr kostet, als ein offener Stuhlwagen. Auf einem solchen fahren die Bauern zur Hochzeit. Stadtleute kommen in der Kutsche. Müßte ich den Jungen nicht im Laden lassen, er sollte als Bedienter hinten aufstehen.«

      »Der Mann ist wie ausgewechselt!« sagte Frau Brammer.

      »Aber nicht gegen falsche Schillinge!« entgegnete er mit einem schlauen Lächeln. »Es sind Verwandte von dem Bohnenberg, die sich heiraten. Sein Neffe kriegt die schöne Julie Lestang im Posthause. Die Kundschaft dieser frequenten Wirtschaft ist mir sicher und vielleicht locke ich den »schwarzen Bären« auch in mein Garn. Somit steht halb Wandsbeck in meinem Kontobuch und du wirst einsehen, daß die Reise zur Hochzeit eine Notwendigkeit ist.«

      Herr Brammer sagte das mit einem so entschiedenen Ton, wie ihm nur immer zu Gebote stand und seine Frau ergab sich seufzend in ihr Schicksal. –

      An Bord der spiegelblanken Kuff »Vrouw Margarethe« fand zur selbigen Zeit ein Zwiegespräch, wenn auch andern Inhaltes, statt. Der Schiffer Hans Kramer ging das Verdeck auf und ab, musterte wohlgefällig sein Fahrzeug und sagte:

      »Jantje, mein Junge, es ist alles wohlauf an Bord und wir könnten ausklaren, wenn nicht der morgende Tag im Kalender schwarz angestrichen wäre.«

      »Was meint der Schiffer damit?« fragte Jan Blaufink, indem er den Lederlappen ausschüttete, mit welchem er die Nägelknöpfe in den Decksplanken blank scheuerte.

      »Damit meine ich, daß wir neues Licht und somit eine Springflut zu erwarten haben.«

      »Ihr wollt sie lieber im Hafen abwarten?«

      »Das ist meine Absicht. Wenn aber die Springflut einmal im Steigen ist, kann man nicht wissen, wie weit sie um sich greift und wie hoch sie steigt. Darum darf man alsdann nicht vom Schiffe gehen und muß alles bereithalten, um Schaden zu verhüten.«

      »Das leuchtet mir ein, Schiffer!«

      »Gut, mein Junge. Gehe also mit der Jolle ans Land und richte aus, was auf diesem Zettel geschrieben steht. Ist ein Auftrag für den Blockdreher und den Kompaßmacher. Nachher bleibt dir, denke ich, noch Zeit genug, deine Mutter eine Minute lang anzupreien.«

      »Ihr seid ein guter Mann,« sagte Jan Blaufink. »Schickt mich mit einem Zettel zum Blockdreher und zum Kompaßmacher, obgleich ich nicht lesen kann, damit ich nur die Mutter noch einmal gesehen habe, wenn wir vielleicht unversehens fortmüßten.«

      »Wer sagt dir, daß ich es darum tue!« fuhr der Schiffer auf, der sich nicht gern in die Karte sehen ließ. »Du bist und bleibst ein deutscher Muff.«

      »Ach bin und bleibe Euer treuer und dankbarer Jan Blaufink, der nun und nimmer vergessen wird, was Ihr für ihn getan habt. Das ist vom Herzen herunter und nun steige ich allstunds in die Jolle und fahre ans Land.«

      »Ist ein guter Junge!« sagte der Schiffer, dem Jan wohlgefällig nachschauend, als dieser rasch davon ruderte. »Aber wenn wir erst wieder in Holland sind, soll er nicht wieder nach hier kommen. So ein junges Leben versauert zwischen diesen engen Planken; das gehört in den Vortopp eines Dreideckers.«

      Jan war schnell bei der Hand. Als er seine Jolle sicher untergebracht hatte, ging er an seine Geschäfte. Der Blockdreher und der Kompaßmacher entließen ihn mit dem Bedeuten, daß alles wohl besorgt werden sollte, und Jungfer Mewes empfing ihn mit dem Ausrufe, ob der Unband noch immer nicht unter Segel sei? Frau Rosmarin umarmte den geliebten Sohn mit mütterlicher Zärtlichkeit und rief ihm tausend Segenswünsche nach, als er ihr zum Abschiede die Hand reichte.

      »Der Weg, die Vorsetzen entlang, ist nicht länger, als jeder andere,« sagte er zu sich selbst, als er auf der Straße anlangte. »Man kann nicht wissen, ob nicht ...«

      Er sprach es nicht weiter aus, was hinter diesem »ob« verborgen lag, allein er steuerte geradeswegs auf den Laden des Herrn Elias Brammer los und blieb, als er ihn in Sicht bekam, vor Verwunderung mit offenem Munde stehen.

      Ein ungewohnter Anblick bot sich dar. Statt eines bepackten Handwagens oder einer Schiebkarre, hielt vor dem Eingange eine mit zwei starken Holsteinern bespannte Kutsche. Ein Koffer war hinten aufgebunden; ein anderer nahm das Dach derselben ein. In der Tür erschien Elias Brammer, hob seine Frau in den Wagen und schob sich selbst hinterdrein. Der Ladenjunge klappte den Tritt in die Höhe, wünschte eine glückliche Reise und warf die Tür zu. Lene stand auf der Schwelle und sandte den Davonfahrenden Kußfinger nach.

      In drei Sätzen war Jan Blaufink an Lenens Seite und fragte in aller Hast:

      »Was soll das bedeuten?«

      »Die Eltern fahren zur Hochzeit nach Wandsbek.«

      »Dich haben sie nicht mitgenommen?«

      »Nein! Ist mir auch nichts daran gelegen. Es sind nur Große da und langweilig ist es über die Maßen. Mutter sagte, es wäre nicht besser, als wenn Tante Möhring ihr Geburtstag ist und ich den Blumenstrauß hinbringen muß. Da bin ich lieber zu Hause und tue, was ich will. Die Katharine nimmt es nicht so genau.«

      »Wer ist die Katharine?«

      »Das ist die Hausmagd. Kennst du denn die Katharine nicht?«

      »Nein, Lene. Aber ich stehe hier und sollte schon wieder am Bord sein. Wenn ich mit dir plaudere, vergesse ich alles andere. Adieu, Lene, und nun hörst du dieses Wort sobald nicht wieder.«

      »Warum denn nicht?«

      »Weil СКАЧАТЬ