Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen - Heinrich Smidt страница 23

СКАЧАТЬ Buben im Anzuge und ich begebe mich nicht gern ins Gedränge; darum will ich sie erst vorbeilassen. Störe sich der Herr nicht um meinetwillen.«

      »Fällt mir auch gar nicht ein!« brummte Herr Brammer vor sich hin und machte ein saures Gesicht, als die Frau für den wohlbekannten Kunden, der auch sonst mit Brammer in Geschäftsverbindung stand, einen Stuhl herbeiholte. »Ja, was ich sagen wollte! Unsereins kommt den ganzen Tag nicht zum Sitzen. Aber dem Herrn ist es gerne gegönnt. Was gibt es denn nun wieder, Lene?«

      Lene war die Tochter des Brammerschen Ehepaares; ein liebes, herziges Kind von zehn oder elf fahren mit einem stets lachenden Gesicht und hellen, leuchtenden Augen. Sie war der Mutter Verzug und das einzige Wesen aus der Welt, für welches Elias Brammer einige Zärtlichkeit bezeigte. Wenn sie ihm eine Rosine abschmeichelte, gab er ihr unaufgefordert eine Mandel dazu, und wenn eine verschämte Alte auf der Schwelle erschien und um einen Bissen Brot jammerte, konnte er es dulden, daß die Lene ihr einen harten Kringel oder einen Zwieback zusteckte. Aber der Lehrbursche bekam bei solchen Anlässen stets einen Puff und einen dummen Jungen über den anderen, denn an etwas mußte Herr Elias Brammer seinen Aerger auslassen.

      »Lene,« sagte die Mutter zu ihrer Tochter, die bislang draußen auf dem Beischlage gestanden hatte und vor Kälte halb erstarrt war. »Der Vater hat gefragt, was draußen los ist?«

      »Sie kommen! Sie kommen!« entgegnete Lene, in die Hände klatschend.

      »Wer kommt?« fragte Herr Brammer.

      »Die heiligen drei Könige!« sagte Lene. »Der eine trägt auf dem Rock einen großen goldenen Stern. Es sieht hübsch aus!«

      »Daß mir die Taugenichtse beileibe nicht in das Haus kommen!« brummte Elias Brammer.

      »Ach, Väterchen, erlaube es doch!« sagte Lene bittend. »Sie singen so schön und der eine hat ein blaues Gesicht, ich habe es gesehen, als sie eben bei unserer Nachbarin, der Quitzow, hineingingen.«

      »Ei nun, hier von einem sicheren Platze aus lasse ich es mir gefallen,« sprach Herr Bohnenberg, der es sich auf dem dargebotenen Stuhl bequem gemacht hatte. »Darum laßt nur die Jungen herein kommen. Sie werden Euch nicht arm essen und trinken. Und den Schilling für ihren Klingelbeutel gebe ich.«

      Elias Brammer willigte ein, nicht ohne Widerspruch und Gebrumm, welches letztere sich merklich verstärkte, als vor der Haustür ein Terzett begann:

      »Wir sind die Könige vom Morgenland,

       Melchior, Balthasar und Kaspar genannt;

       Wir tragen Kranz, Zepter und Stern

       Und loben allzeit Gott den Herrn.«

      »Das klingt recht erbaulich!« sagte Herr Bohnenberg. »Zu meiner Zeit lautete es anders; ich glaube, sie sangen damals: wir bezahlen nicht gern.«

      »Die werden auch jetzt nicht mit dem linken Ellbogen in die rechte Tasche fahren!« fuhr Herr Elias Brammer seinen Gast an. »Die geben nichts. Die nehmen! Haltet Euren Schilling nur bereit.«

      »Da sind sie schon!« rief Lene und hüpfte den Eintretenden entgegen. »Kommt nur ganz und gar herein und sagt dem Vater und der Mutter Eure Sprüche her.«

      Die drei Knaben, welche die Heiligen drei Könige vorstellten, traten nacheinander ein. Jan mit dem blauen Gesicht und den Stab mit dem Stern in der Hand, stand in der Mitte. Der Lehrbursche, der gerne mit von der Partie gewesen wäre, sah seine Altersgenossen mit neidischen Blicken an. Elias Brammer stützte beide Hände auf den Ladentisch und beugte sich vornüber, jede Bewegung der Knaben mit Argusaugen bewachend.

      Diese begannen:

      »Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Tisch,

       An allen vier Ecken gebratenen Fisch,

       Und in der Mitten einen Becher mit Wein,

       Das soll dem Herrn sein Schlaftrunk sein.«

      »Prosit die Mahlzeit und wohl bekomme es!« sagte Herr Bohnenberg. »Die Jungen meinen es gar nicht übel mit Euch, Elias Brammer.«

      Lene stand nahe bei der Mutter und flüsterte dieser zu:

      »Ich habe noch Braunkuchen und Aepfel von Weihnachten her. Die will ich ihnen nachher geben.«

      Die Mutter nickte zustimmend und winkte ihr, zu schweigen, da die Knaben sich zu einem neuen Wettgesang rüsteten.

      Dieser lautete:

      »Wir wünschen der Frau ein Paar goldene Wiegen,

       Darin ein Paar schlafende Kinder liegen;

       Und goldene Töpfe im goldenen Schrein,

       Die sollen voll Gold und Silber stets sein.«

      »Das könnt Ihr Euch gefallen lassen!« sagte Herr Bohnenberg, indem er aufstand und den Schilling aus der Knipptasche hervorsuchte. »Goldene Töpfe voll Silber und silberne Töpfe voll Gold. Die letzten wären mir die liebsten. Da habt Ihr den versprochenen Schilling und nun geht Eurer Wege.«

      »O nein!« rief Lene. »Bleibt nur noch hier. Ich will Euch auch etwas geben. Die Mutter hat es mir erlaubt.«

      Sie lief in die Stube. Jan mit dem blauen Gesicht sah ihr nach und sagte vor sich hin:

      »Das ist ein allerliebstes Kind! So eine möchte ich als Schwester haben. Aber ich bin ganz allein und habe nichts auf der Welt; nicht einmal einen Namen.«

      Anfangs waren es die Heiligen drei Könige allein, die den Hausflur des Kaufmanns, der zugleich ein offener Laden war, betraten. Bald aber drängte sich einer nach, der nicht zu ihnen gehörte; dem folgten mehrere. Elias Brammer, der alle überwachen wollte, beugte sich immer weiter vornüber und geriet in eine äußerst bedenkliche Stellung.

      Lene kam zurück, einen Korb in der Hand, worin sich Kuchen und Aepfel befanden. Sie zeigte der Mutter ihren Schatz und trat dann zu dem ersten der Knaben mit der Krone und sagte, indem sie ihm seinen Anteil reichte:

      »Lasse es dir schmecken!«

      »Daran soll es nicht fehlen!« entgegnete dieser und hieb wacker ein.

      Auch der zweite erhielt seinen Anteil, worauf sie zu Jan trat und ihn zweifelnd ansah.

      »Du fürchtest dich wohl vor mir?« fragte er und sah sie mit seinen hellen Augen an.

      »O nein,« sagte die Lene. »Aber du hast ein so wunderliches Gesicht, daß ich es immerfort ansehen muß. Da hast du auch deinen Apfel und deinen Kuchen.«

      »Ich danke dir,« sprach Jan und steckte die empfangenen Gaben in die Tasche. »Es soll ihr wohl bekommen.«

      Elias Brammer, der die Hände des Jungen sich nach den Taschen bewegen sah, rief laut:

      »Halt! Was steckt der Junge da ein?«

      »Es ist der Apfel, den ich ihm gegeben habe, Vater!« sagte Lene. »Warum ißt du ihn nicht auf, wie die anderen tun?«

      »Weil ich zu Hause eine Frau habe, die Mutterstelle bei mir vertritt und die ebenso arm ist wie ich. Ihr СКАЧАТЬ