Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
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СКАЧАТЬ soll ich auch. Hurra! Das wird eine lustige Geschichte werden. Auf dem Kopf stehen kann ich schon!«

      Und im Fluge sich drehend, schoß er drei Purzelbäume hintereinander.

      »Das ist gut, mein Söhnchen!« sagte Frau Rosmarin, als sie den Knaben glücklich zum Stehen gebracht hatte. »Ich werde dich dann oft sehen und für die Dienste danken, die du mir leistetest. Ich mag nicht daran denken, was ohne dich aus mir geworden wäre.«

      »Ich sollte Sie doch nicht verbrennen lassen?« fuhr Jan auf. »Mir hat es nichts geschadet und das bißchen Haut, welches hier abgeschrammt ist, wird schon wieder wachsen.«

      Frau Rosmarin ergriff seine Hand und entdeckte eine nicht unerhebliche Verletzung. Sie nahm ihr Taschentuch, um ihn zu verbinden. Er schien es gern zu haben und sagte freundlich:

      »Das tut mir wohl. Hier ist es besser, als heute Nacht auf der Straße.«

      Die Schauspielerin gedachte des entsetzlichen Wetters zur Nacht und fragte erschrocken:

      »Du warst draußen?«

      »Wo denn sonst? das Tor war geschlossen und nach dem Grasbrook in die Herberge konnte ich nicht mehr. Als es regnete, hockte ich unter einem Kellerschauer und als es Tag wurde, ging ich hierher, wo ich nun bleibe, bis sie mich nicht mehr haben wollen.«

      »Ich werde dich gerne hier sehen!« sagte Frau Rosmarin. »Sind denn aber die Deinigen damit zufrieden?«

      »Die Meinigen?« fragte Jan und sah sie mit seinen großen Augen an. »Was sind das für welche?«

      »Was sind das für welche?« wiederholte sie unwillkürlich. »Du armes Kind weißt nicht ... So hast du denn keinen Vater und keine Mutter?«

      »Ich bin ganz allein!« entgegnete Jan. »Die alte Möllern will mich nicht mehr und meine Zeit in Vater Pfingstmeiers Schenke ist heute auch abgelaufen. Nun habe ich niemand.«

      »Du bist eine Waise,« sprach sie. »Eine Waise, wie ich es war. Aber du bist doch frei und schmachtest nicht in Ketten und Banden.«

      »Nein, gebunden hat mich keiner. Sollte es nur einer probieren, dem wollte ich ...«

      Er nahm eine drohende Stellung an. Frau Rosmarin sah ihn lächelnd an und sagte:

      »Von einem Bande kannst du dich immer halten lassen. Es ist das Band der Dankbarkeit, welches mich an dich fesselt. Du hast keine Mutter; ich bin ein armes, kinderloses Weib. An dieser Brust soll dir ein neues Leben erblühen.«

      Sie zog ihn an sich. Jan schlang seine Arme um sie und sagte leise:

      »Ach Gott! Ach Gott! Ich weiß nicht, was es ist, aber mir quellen die Tränen aus den Augen. Halte Sie mich fest; ich will bei Ihr bleiben und alles tun, was Sie haben will.«

      Sie legte ihre Hand segnend auf sein Haupt.

       Inhaltsverzeichnis

      Das alte Jahr war geschieden; das neue brach an. Es brachte einen gelinden Frost, der mit der Stunde wuchs und die Elbe mit Eis belegte, so daß man bald von Harburg bis nach den Vorsetzen und vom Grasbook bis nach Blankenese trocknen Fußes über den Strom setzen konnte, bis endlich eine breite Fahrstraße sich bildete, auf welcher die Schlitten hin und her flogen und die schwer beladenen Frachtwagen ihren Paßgang antraten.

      »Nun kommen die heiligen drei Könige!« sagte ein Moorburger Milchbauer, der neben seinem Nachbar herging. Die schwere Tracht lastete auf der Schulter, woran die rotangestrichenen Milcheimer hingen. »Gewiß kommt solches Volk auch zu uns herüber. Sie haben es dieses Jahr leicht, denn die Elbe ist fest.«

      »Wenn sie auf meinen Hof kommen,« gab verdrießlich der Nachbar zur Antwort, »schlage ich ihnen die Tür vor der Nase zu und hetze den Hund auf sie. Sultan, faß!«

      »Laß den Sultan nur still liegen; sie sind noch nicht da!« sprach der erste. »Du bist immer vorweg und gibst nachher klein bei. Es sind doch schnackische Jungen, wenn sie von Haus zu Haus ziehen und singen:

      ›Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern,

       Sie essen und trinken, aber zahlen nicht gern!‹«

      »Das muß wahr sein, hineinschlingen können diese Burschen, was ihnen vor die Augen kommt, und wenn sie endlich satt sind, wollen sie noch ein Stück mit auf die Reise haben. Und wäre es damit noch getan. Aber das Umhertreiben führt zum Müßiggang und hernach wird ein Cord Detjens daraus.«

      »Cord Detjens? Was ist das für einer?«

      »Er war eines stillen Mannes Sohn aus Moorwerder, der nach Hamburg zu einem Schlächter in die Lehre kam. Statt bei seinem Handwerk zu bleiben, legte er sich auf die liederliche Seite, spielte bald den Balthasar, bald den Kaspar, als ob es so sein müßte, und kam nach und nach so herunter, daß er ein ganz gemeiner Trunkenbold ward. Sie nannten ihn einen Branntweinschlauch und alle Welt bekreuzte und segnete sich, als es hieß, der Cord Detjens ist bei lebendigem Leibe verbrannt und nichts als eine Handvoll Asche von ihm übrig geblieben.«

      »Gott bewahre uns in Gnaden, was erzählst du für schreckliche Geschichten. Auf dem Rückwege gehe ich allein, oder hänge mich an die Metta Schlütersch; die hechelt doch nur die Alten durch und läßt die Kinder in Ruhe. Man sieht und hört doch gleich, daß du nichts Kleines zu Hause hast.«

      Die Männer trennten sich, als sie die Landungsbrücke am Grasbrook erreichten, und gingen hierhin, dorthin.

      Es war lebhaft auf den Straßen. Die Sonne stand im Mittag und die Geschäfte des Tages waren im vollen Gange. Auch auf dem großen Neumarkt wogte es die beiden Steinwege entlang und mehrere Knaben, die sich dort umhertrieben, hatten nicht so freien Spielraum, als sie sonst sich denselben wünschen mochten. Auf einen Platz zusammengedrängt, standen sie, einen Kreis bildend, und schienen ernste Beratungen zu pflegen.

      »Das ist nun ausgemacht!« sagte einer von ihnen, »daß wir wieder die heiligen drei Könige vorstellen und in der Stadt umherziehen.«

      »Ja! Ja! Das ist ausgemacht!«

      »Gut! Und jeder muß dabei etwas vorstellen. Jan Thiemer, du kriegst den König Melchior.«

      »Den kriege ich. Die goldene Papierkrone habe ich noch vom vorigen Jahr und aus der Mutter ihrer bunten Schürze mache ich mir einen Mantel.«

      »Und ich bin der Balthasar,« sagte Jan Bremer. »Balthasar trägt das Zepter und ich will damit tüchtig um mich hauen! Wer will Kaspar sein?«

      »Ich! Ich!« riefen mehrere Stimmen.

      »Einer ist genug. Jan Lorenzen, du hast zuerst geschrien: Ich! Du sollst den Stern tragen und in der Mitte gehen, aber du mußt dir das Gesicht auch schön schwarz färben.«

      »Nein, das tue ich nicht! Meine Mutter leidet es nicht und der Vater würde mir tüchtig den Kopf waschen, wenn ich es dennoch täte. Bleibt ihr nur für euch; ich gehe zu den andern.«

      Jan Lorenzen lief davon. Die Krone des König Kaspar wurde ausgeboten samt dem Stern, allein keiner СКАЧАТЬ