Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
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Читать онлайн книгу Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen - Heinrich Smidt страница 12

СКАЧАТЬ wollt Ihr von mir?« fragte Dunkelschön, schwer aufatmend. Die Stimme versagte ihm und jener fuhr fort:

      »Eure ganze Bande ist ausgewiesen, wegen frecher Ruhestörung und bei schwerer Pön ist ihnen untersagt, einzeln oder in Gemeinschaft hierher zurückzukehren. Euch aber, als dem Haupträdelsführer, zeigt mal den Weg, den Ihr zu gehen habt und wird für eine tüchtige Geleitschaft sorgen.«

      Der Bürgerkapitän trat zurück und an seiner Stelle erschienen die beiden Männer mit den abschreckenden Physiognomien rechts und links von dem Schauspieler. Sie schlossen sich fest an ihn an und auf einzelne, unzusammenhängende Worte, die er ausstieß, sagte einer:

      »Spart Euch die Fragen, auf welche keine Antwort erfolgt. Ihr erfahrt alles früh genug, wenn Ihr erst an Bord seid ...«

      »Am Bord!« stöhnte Dunkelschön.

      Es war sein letztes Wort in Hamburg. Man brachte ihn in eine Spelunke nahe am Hafen, im Angesicht eines Schiffes unter holländischer Flagge, welches bereit war, nach dem Texel zu versegeln.

      Als Dunkelschön von seinem Weibe getrennt war. sagte der Bürgerkapitän zu dieser:

      »Jungfer Christine Ramke ...«

      Christine bezwang die Furcht, welche sich ihrer bemächtigte und entgegnete:

      »Christine Lohse ist mein Name.«

      »Von Eurer Heirat wird keine Notiz genommen,« war die gleichgültige Antwort. »Ihr seid eine verlaufene Dirne und werdet als solche behandelt. Bei Eurer Muhme, der Frau Straußin, ist schon Quartier für Euch bestellt. Gottfried, tue deine Schuldigkeit.«

      »Die tue ich, darauf kann sich der Meister verlassen!« sagte dieser und nahm Christinens Arm, indem er sagte:

      »Seid so gut und geht geduldig mit mir, sonst haben wir alle Jungens auf der Ferse und ich bin nicht stark genug, sie von mir abzuschütteln.«

      Langsam ging es dem Brauhause der Frau Straußin zu.

      Dorthin hatte sich auch Meister Lorenz Ramke begeben und trat zu ihr in die Wohnstube.

      »Warum bist du gekommen?« fragte die Straußin barsch. »War es nicht ausgemacht, daß ich allein sie empfangen sollte?«

      »Schwester Janna,« sagte der Meister. »Schilt nicht mit mir, weil ich das gegebene Wort nicht halten kann. Ich habe die Christine so lieb gehabt, daß ich sie noch einmal sehen muß. Es ist mir schwer genug geworden, dir deinen Willen zu tun, also tue mir nun auch den meinigen.«

      »Es kommt nichts Gutes dabei heraus,« grollte die Braumeisterin. »Sie wird schreien und heulen und du wirst dich von ihr beschwatzen lassen.«

      »Fürchte das nicht!« sagte Meister Lorenz Ramke ernst. »Sie hat mich so sehr beleidigt, daß ich es nie vergessen kann und sie nicht mehr um mich haben will. Aber ich bin Manns genug, ihr das selbst zu sagen, und darum bin ich hierher gekommen.«

      Das wüste Schreien, welches von außen hereindrang, verkündigte, was nahe bevorstand.

      Da trat Christine ein. Ihr erster Blick fiel auf ihre Muhme, die mit zornglühenden Augen vor ihr stand. Vor diesem Anblick erstarrte das Blut in den Adern zu Eis und so mitleidswürdig war das arme junge Weib, daß Meister Lorenz Ramke, der sich etwas zurückgezogen hatte, einen bangen Seufzer nicht unterdrücken konnte.

      Christine schaute auf. Sie erkannte den Ohm und warf sich ihm zu Füßen:

      »Ihr seid hier? Ihr!«

      »Ja, du Unglückskind!« sprach er leise. »Ich bin hier, um deine Schande zu sehen.«

      »Und mich in Gnaden aufzunehmen.«

      »Nein!« entgegnete er fest. »Ich bin gekommen, dir zu sagen, daß du mir einen Kummer bereitetest, der an meinem Leben nagt und bald genug ein Ende mit mir machen wird. Du sollst deine Strafe dafür empfangen und in Demut büßen, was du im Uebermut sündigtest. Dies ist dein Urteil und dort steht die Vollstreckerin desselben.«

      Er deutete auf seine Schwester Janna und diese murmelte vor sich hin:

      »Es soll ihr kein Tüttelchen davon geschenkt werden!«

      Christine bebte bei dem Laut dieser Stimme zusammen und sagte:

      »Sie schickt mich in den Tod!«

      »Du sollst nicht sterben, du sollst büßen!« entgegnete Frau Janna Straußin.

      »Gnade! Gnade!« wimmerte Christine, indem sie die Knie des Oheims umklammerte. Dieser machte sich von ihr los und sagte:

      »Ich bin ein kranker, kinderloser Greis, der sich auf dich stützte, wie auf ein eigenes Kind. Die Stütze ist gebrochen und ich tat einen Fall, von dem ich mich nicht wieder erheben werde. Keine Gemeinschaft ist mehr zwischen uns beiden. Aber ich sage dir, daß ich als ein guter Christ dir das Herzeleid vergebe, welches du mir antatest und daß ich den Fluch, den ich auf dein schuldbeladenes Haupt herabschleuderte, zurücknehme. Ich vergebe dir aufrichtig und will Gott bitten, daß er dich zur Erkenntnis kommen lasse und die Reue in deiner Brust erwecke. Fahre hin, unglückliches Kind und trage die Strafe, die dein Vergehen verdient, in Demut.«

      Meister Lorenz Ramke entfernte sich, taub für das Flehen der Aermsten. Als die Tür hinter ihm zufiel, brach Christine aufkreischend zusammen. Frau Janna Straußin schaute sie einige Momente mit einem vieldeutigen Blicke an. Es schien fast, als bemächtige sich ihrer ein Gefühl, welches sie bei dem Bruder verdammte. Aber diese Empfindung war nur vorübergehend. Mit einem gewaltigen Ruck riß die starke Frau die Christine bei dem Arm empor:

      »Fort mit dir!«

      »In den Tod?« schrie diese.

      »Du sollst nicht sterben, du sollst büßen, hat mein Bruder dir gesagt!« entgegnete die Straußin. »Und ich, als die Vollstreckerin seines Willens habe für das Kämmerlein der Büßerin gesorgt.«

      Sie führte Christine hinaus auf die Diele und stieg mit ihr in den Keller hinab. Draußen war niemand zu sehen. Knechte und Mägde waren im voraus sorgfältig entfernt. Frau Janna Straußin wollte keine Zeugen. Eine halbe Stunde später kehrte sie allein aus dem Keller zurück.

      Selbigen Tages war ein Schiff unter holländischer Flagge, welches unterhalb Altona auf dem Strome lag, mit vollen Segeln an Cuxhaven vorübergesteuert. Als es die Kugelbaak passierte, durfte eine Anzahl von Passagieren, die bislang im Raume saßen, das Verdeck betreten. Es war einer darunter, der die Arme sehnsüchtig nach dem Ufer ausstreckte.

      Das war die letzte Szene der Komödie des Pfarrers. Wenn der Vorhang wieder aufrollt, entwickelt sich aus derselben die erste Szene des Jan Blaufink.

      Jan Blaufink

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      Ein Sohn ohne Mutter

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