Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
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Читать онлайн книгу Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen - Heinrich Smidt страница 10

СКАЧАТЬ Pause gönnte, »lasse es endlich genug sein. Ich habe dir alles haarklein erzählt und du warst ruhig. Nun haben dir einige furchtsame Weiber wieder etwas in den Kopf gesetzt und der beigelegte Kampf beginnt auf's neue. Ich habe die Komödie von der männerfeindlichen Fürstin geschrieben, wie so manche andere. Daß es damit ein klägliches Ende nahm, ist ein Unglück, aber keineswegs ein von mir verschuldetes. Noch weniger ist es ein Verbrechen, wie du es dir gern in deinem Kopfe zurechtlegen möchtest. Ehe ich die Arbeit begann, erzählte ich dir den Inhalt und nachher habe ich dir Szene um Szene vorgelesen. Wie kommt es, daß eine Sache, die damals deinen Beifall fand, jetzt die entgegengesetzte Wirkung macht?«

      Die Frau antwortete hierauf nichts und der Pastor fuhr fort:

      »Der Augustin Moreto war ein frommer Mann und der Liebling seines Königs. Die hohe spanische Geistlichkeit, zu welcher er gehörte, hatte nichts gegen seine Komödien einzuwenden und hielt ihn hoch in Ehren. Welches verdammenswerte Tun kann also begangen werden, wenn man solche Komödie aus dem Spanischen in unsere Muttersprache übersetzt, damit auch wir des Genusses teilhaftig werden?«

      »Ich kann dir darauf keine Antwort geben,« sagte Frau Ilsabe, »allein ich vermag den Gedanken nicht los zu werden, daß es eine Sünde ist, für die Komödianten zu schreiben, die doch alle miteinander Vagabunden sind. Außerdem sind die Spanier und also auch dein Don Augustin Katholische, mit denen ein rechter lutherischer Pastor keinerlei Gemeinschaft haben soll.«

      »O Frau! Frau!« entgegnete der Pastor mit erhöhter Stimme. »Wie lebst du nun schon so lange mit mir unter einem Dache, hörst täglich und stündlich meine Stimme, die niemals ein unrechtes Wort zu dir sprach, und stehst mir doch so fern, daß ich dich kaum abzureichen vermag. Aber ich danke Gott, daß er mir bei aller Weichheit des Herzens einen festen Sinn gegeben hat und daß ich nicht von dem weiche, was ich einmal für gut und recht erkannt habe.«

      »Was meinst du damit?« fragte die Pastorin rasch.

      »Du denkst in deinem Sinn, ich müsse nicht nur alle meine früheren Theaterstücke verleugnen und mich nie wieder herbeilassen, eine solche Arbeit zu beginnen.«

      »Das wäre gewiß ein gottgefälliges Werk und eines Seelenhirten würdig!« sprach Frau Ilsabe.

      »Ich aber sage dir, daß es nicht geschehen wird. Meine dramatischen Gedichte sind, wie meine Predigten, die Kinder meines Geistes und ich werde nicht verleugnen, was meinem Geiste entsprungen ist. Ebensowenig werde ich meine Feder ruhen lassen, sondern denke vielmehr, sie binnen kurzem mit einem wichtigen Gegenstand zu beschäftigen.«

      »Nein, daran denkst du nicht!« sprach sie lebhaft und klammerte sich unwillkürlich an ihn. Er zog das Buch, welches er vorhin verbarg, wieder aus der Tasche und sprach:

      »Don Pedro de la Barca Calderon war ein kastilianischer Edelmann von hoher Abkunft und einer der großen geistlichen Würdenträger. Er herrschte wie ein Fürst der Kirche und schrieb zugleich für das Theater seines Volkes Werke des unvergänglichen Ruhmes.«

      »Du verspottest das Luthertum, indem du es mit den Katholischen hältst!« eiferte die Pastorin. »Mann, gehe in dich, so lange es noch Zeit ist.«

      Johannes Koch war von seinem Gegenstande so sehr erfüllt, daß er auf die Worte der Frau nicht weiter achtete, sondern das Buch aufschlagend, fortfuhr:

      »Dies ist eines der schönsten seiner Geistesblüten: »Der weise König Basileus, oder der traumhafte Prinz.« Dieses wunderbare Gedicht, welches mich schon seit langer Zeit beschäftigt, müßte eine großartige Wirkung tun, wenn es vergönnt wäre, die Melodie der Sprache mit demselben Wohlklange in der Uebersetzung ...«

      Der Pastor wurde in seiner Begeisterung auf eine nicht angenehme Weise dadurch unterbrochen, daß seine Frau ihm das Buch wegriß und es mit beiden Händen festhielt:

      »Du sollst dergleichen katholische Bücher nicht lesen; nun und nimmer nicht. Ich sorge schon dafür, daß sie dir nicht wieder vor Augen kommen. Ich will auch nicht müde werden im Ermahnen und im Warnen, wozu mir Gott helfen möge, damit du endlich loslassest von diesem Lebenswandel, der dich nur in Unehre bringt und dich in Gemeinschaft setzt mit allerlei bösem Volke, das dir fern bleiben sollte in Ewigkeit. Lässest du nicht in Zeiten von ihnen, so werden sie sich immer fester an dich klammern und dich erst loslassen, nachdem sie dich verderbten.«

      Die Pastorin ahnte nicht, wie nahe es daran war, daß ein Teil dieser Worte sich erfüllen sollte. Die Magd kam in aller Hast gelaufen und meldete, daß zwei Fremde, ein Mann und eine Frau, angekommen wären und auf den Herrn Pastor warteten.

      Die Pastorin begleitete ihren Mann in das Haus, indem sie sagte:

      »Der Besuch wird dich aus andere Gedanken bringen. Vielleicht eine Gutsherrschaft aus der Nachbarschaft, die irgend ein Anliegen hat.«

      Die Pastorin sagte es, allein sie schrie vor Schrecken laut auf, als bei ihrem Eintritt in die Wohnstube ein junges Mädchen mit aufgelöstem Haar sich dem Pastor zu Füßen warf und ausrief:

      »Rettet mich, ehrwürdiger Herr, und bringt mich zu Ehren, sonst bin ich verloren und muß jämmerlich umkommen.«

      Johannes Koch war in der äußersten Verlegenheit. Er vermochte kein Wort zu sagen und suchte vergeblich, sich von dem Frauenzimmer loszumachen. Da kam ihm der junge Mann zu Hilfe, der das Mädchen vom Boden aufhub und dazu sagte:

      »Du sollst nicht vor ihm knieen, wenn er auch ein Geistlicher ist. Durch sein Lustspiel sind wir in dieses Trauerspiel geraten und es ist seine Schuldigkeit, uns daraus zu erlösen.«

      »Wehe! Wehe! Die Werke des Satans tragen ihre Früchte!« klagte die Pastorin.

      Der Pastor hatte sich auf einen Stuhl niedergelassen. Er sammelte mühsam seine Gedanken und sagte zögernd:

      »Dunkelschön und Maienblüte! Ihr seid es?«

      »Namen, die in keinem christlichen Kalender stehen!« jammerte die Pastorin.

      »Wir sind es,« sagte Dunkelschön. »Mir zur Liebe ist die Maienblüte auf das Theater gegangen. Wie es damit ablief, ist dem ehrwürdigen Herrn bekannt. Zu ihren Verwandten darf sie nicht zurück. Tagelang wandern wir auf und ab im Lande, von Dorf zu Dorf. Jetzt können wir nicht weiter. Maienblüte ist von der ungewöhnlichen Anstrengung erkrankt. Unsere Barschaft ist aufgezehrt. So stehen wir vor Euch und fordern von Euch, daß Ihr uns christlich zusammengebt, damit wir als Mann und Frau nach Hamburg zurückkehren und Maienblüte sich vor den Leuten mit mir zeigen kann.«

      Maienblüte streckte flehend die Arme nach der Pastorin aus und sagte:

      »Ihr habt Mitleid! Ich sehe es, daß Ihr mit einer Unglücklichen und Verlassenen Mitleid fühlt. Bittet Euern Mann, daß er tut, was wir von ihm erflehen, damit ich vor der Welt zu Ehren gebracht werde.«

      »Es ist doch ein Funken von Scham in diesen Dienern des Baals!« sagte die Pastorin. »Man darf nicht säumen, denselben zur hellen Flamme anzufachen.«

      Sie richtete einen minder strengen Blick auf das zerknirschte Mädchen und sprach zu ihrem Eheherrn:

      »Willst du sie im Elend verkommen lassen und sie dem Teufel vollends in die Arme werfen? Oder willst du ihnen eine barmherzige Hand reichen und sie auf den Pfad der Tugend zurückführen? In deiner Macht steht es jetzt, zwei Verlorene für den Himmel wieder zu gewinnen, oder sie noch tiefer hinab zu stoßen und für immer zu verlieren.«

      Johannes Koch hatte mancherlei Bedenken, allein Frau Ilsabe wußte sie in ihrem СКАЧАТЬ