Hekate. Thomas Lautwein
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Название: Hekate

Автор: Thomas Lautwein

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783944180007

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СКАЧАТЬ Die meisten Fundstücke lassen erkennen, dass Hekate (zusammen mit dem ithyphallischen Hermes oder Hermes Enodios, „Hermes Wegschützer“) im Kultus die Funktion einer Türhüterin und Entsühnerin zukam. So wird im Kultgesetz des Molpos, das um 100 v. Chr. aufgezeichnet wurde, festgelegt, dass bei der großen Prozession nach Didyma zwei gylloi (wahrscheinlich Steinwürfel) mitgeführt werden sollen, von denen der erste, bekränzt und mit ungemischtem Wein besprengt, παρ’ Έκάτην τήν πρόσθεν πυλέων, par’ Hekatên tên prosthen pyléôn, bei der Hekate vor den Toren, niedergelegt werden sollte.52 Dieser Brauch bedeutete wohl eine Entsühnung der Schwelle, die Unheil abwehren sollte, möglicherweise ist das Besprengen mit Wein Ersatz für ein Blutopfer in früherer Zeit. Ein ausdrücklicher Bezug zur Unterwelt ist nicht direkt zu erkennen, aber durchaus wahrscheinlich, da Hekate später ausschließlich mit chthonischen Göttinnen verschmolz: „Es ist unbedingt davon auszugehen, dass bereits die kleinasiatische Hekate in irgendeiner Weise unterweltliche Züge trug.“53

      Eine Inschrift auf einer Asklepios-Säule aus Hassanlar (in Lydien) erwähnt Hekate und Men, den kleinasiatischen Mondgott, und weist darauf hin, dass Hekate auch eine Heilgöttin gewesen sein muss: Als Erfinderin der Gifte kann Hekate mit ihnen auch heilen statt schaden (auf die Dosis kommt es an). Dass Aristaios, der Vater des legendären Götterarztes Paion (Ilias 5, 401 u. 900), in einem Scholion zu Apollonios von Rhodos (3, 467) auch zum Vater der Hekate gemacht wird, bestätigt dies. Auf dem berühmten Pergamon-Fries kämpft Hekate an der Seite der olympischen Götter gegen die Titanen.

      In Thrakien assimilierte Hekate jedenfalls Züge der Jagdgöttin Bendis, während sie in Thessalien mit der Wegegöttin Enodia und der wilden Brimo („die Wutschnaubende“) von Pherai verschmolz. Enodia wird auf Münzen aus Pherai als fackeltragende Reiterin dargestellt, die zur Nachtzeit erscheint und einen Bezug zur Unterwelt hat, da auch das Pferd als Todestier galt und Tote in Thessalien als Reiter dargestellt wurden (s. LIMC II, 1, 687 ff.). Anführerin der „wilden Jagd“ bleibt Hekate dann auch in der Folgezeit. In dieser Hinsicht ähnelt sie der deutschen Holle bzw. Percht.

      Bedenkenswerter sind die Überlegungen, die Alfred Laumonier anstellt. Als ursprüngliche karische Namensform der Hekate rekonstruiert er *Akta, was als Namensbestandteil auch in Aktaion, Aktis und Hektor enthalten sein soll. Hektor sei eigentlich Hekator, und auch Frauennamen wie Hekabe, Hekamede, Hekaerge wiesen einen Bezug zu unserer Göttin auf. Da der phrygische Name „Hek(a)tor“ einer Notiz bei Hesychius zufolge wörtlich „der Weise“ bedeutet habe, hält es Laumonier für möglich, dass auch Hekate wörtlich „die Weise“ sei – eine durchaus ansprechende These.

      Ihre Darstellung ändert sich im Lauf der Jahrhunderte kaum. Ihre Attribute sind: Schlüssel, ein Apfel, Fackel, Dolch und Schwert, ein Hund, Schlangen, eine Geißel. Sie wird häufig mit drei Leibern dargestellt, was auf die drei Phasen des Mondes bezogen wird, auf die Wegkreuzungen, an denen sich die Hekataien meist befanden, oder auf die drei Elemente Erde, Wasser, Himmel, über die sie Gewalt hatte. Letzteres ist die ältere Zuordnung.

      

Spätantike Gemme, nach Roscher

      Schon von den antiken Gelehrten wurde die Dreigestalt der Hekate unterschiedlich erklärt. Wenn Vergil etwa in der Aeneis von der „am Himmel und in der Unterwelt mächtigen Hekate“ (voce vocans Hecaten, Caeloque Ereboque potentem; VI, 247) spricht, greift er Hesiod auf, bei dem Hekate, wie wir noch sehen werden Allgöttin über Himmel, Erde und Meer ist. Der Verfasser des als „Servius auctus“ bekannten spätantiken Vergil-Kommentars deutet Hekates Macht genauer als Macht über Geborenwerden, Leben und Sterben (potestas nascendi valendi moriendi) und stellt sie als Triade Lucina-Diana-Proserpina neben die Moiren, macht Hekate also zur Schicksalsgöttin, die das zyklische Werden und Vergehen der Lebewesen beherrscht. Augenscheinlichstes Beispiel für zyklisches Werden sind die Mondphasen, mit denen Hekate zuerst in der römischen Kaiserzeit von dem stoischen Philosophen СКАЧАТЬ