Название: Hekate
Автор: Thomas Lautwein
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783944180007
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Eine Inschrift auf einer Asklepios-Säule aus Hassanlar (in Lydien) erwähnt Hekate und Men, den kleinasiatischen Mondgott, und weist darauf hin, dass Hekate auch eine Heilgöttin gewesen sein muss: Als Erfinderin der Gifte kann Hekate mit ihnen auch heilen statt schaden (auf die Dosis kommt es an). Dass Aristaios, der Vater des legendären Götterarztes Paion (Ilias 5, 401 u. 900), in einem Scholion zu Apollonios von Rhodos (3, 467) auch zum Vater der Hekate gemacht wird, bestätigt dies. Auf dem berühmten Pergamon-Fries kämpft Hekate an der Seite der olympischen Götter gegen die Titanen.
In Thrakien assimilierte Hekate jedenfalls Züge der Jagdgöttin Bendis, während sie in Thessalien mit der Wegegöttin Enodia und der wilden Brimo („die Wutschnaubende“) von Pherai verschmolz. Enodia wird auf Münzen aus Pherai als fackeltragende Reiterin dargestellt, die zur Nachtzeit erscheint und einen Bezug zur Unterwelt hat, da auch das Pferd als Todestier galt und Tote in Thessalien als Reiter dargestellt wurden (s. LIMC II, 1, 687 ff.). Anführerin der „wilden Jagd“ bleibt Hekate dann auch in der Folgezeit. In dieser Hinsicht ähnelt sie der deutschen Holle bzw. Percht.
In Antiochien soll Kaiser Diokletian (284 - 305) neben einem Apollo-Tempel einen unterirdischen Tempel der Hekate gebaut haben, der 365 Stufen hatte, wie der byzantinische Historiker Johannes Malalas berichtet (XII,38).54 Sollten die 365 Stufen darauf hindeuten, dass Hekate auch Herrin der Zeit ist? Jedenfalls wird sie in den spätantiken Zaubertexten auch als akroubórê bezeichnet, d.h. als die, die ihre Schwanzspitze frisst, was auf das in sich selbst zurücklaufende Jahr bezogen ist.55
Der Name der Göttin ist bis heute rätselhaft und allem Anschein nach nichtgriechischen Ursprungs, so dass die etymologischen Erklärungen der Alten wohl kaum seine ursprüngliche Bedeutung treffen. Auffällig ist hierbei, dass ihr Name als weibliches Gegenstück zu dem Apollo-Namen „Hekatos“ gedeutet werden kann, was „Strahlender“ oder „Fernwirkender“ (´εκάς = fern) heißen soll, wie schon der italienische Humanist Lilius Gyraldus 1548 mutmaßt: Hecate primum sic nuncupata, quod ´εκάς hekas – id est longe – radios iaciat.56 Einer anderen Erklärung zufolge leitet sich beides aus „wekat“ (indogermanisch. *Veknt-) „wollend“ (griech. ´εκών), ab. Ein Holz, an das Verbrecher zur Auspeitschung gebunden wurden, hieß nach Hesychios ebenfalls „΄εκάτη“. Am wahrscheinlichsten ist, Hekate als die „Strahlende, Fernwirkende“ zu übersetzen – was wieder an einen Ursprung als Sonnengöttin denken lässt. Die Vorstellung einer in die Ferne reichenden Wirkung begünstigte sicherlich die Gleichsetzung mit der Pfeile verschießenden Jägerin Artemis-Diana, mit der Hekate in der Spätantike oft verschmilzt. Die „Pfeile“, die die Götter verschießen, sind jedoch nicht nur Lichtstrahlen, sondern können auch Krankheiten und Schmerzen sein, wie man im ersten Gesang der „Ilias“ und bei den Tragikern sehen kann.57 In Ägypten wurde Hekate mit dem ägyptischen Begriff „heku“ in Verbindung gebracht, der soviel wie „Magie“ oder „magische Kraft“ bedeutet – nicht ganz unpassend, wie man zugeben muss (es gab sogar einen Frosch-Gott Hekt – bei den Griechen hat Hekate, soweit ich sehe, aber nie etwas mit Fröschen zu tun). Walkers Theorie, Hekate habe ihren Ursprung „in der ägyptischen Göttin der Geburtshelferinnen Heqit, Heket oder Hekat, die sich wiederum aus der heq oder Stammesmutter des vordynastischen Ägyptens entwickelte“58, entbehrt allerdings jeder Grundlage.
Bedenkenswerter sind die Überlegungen, die Alfred Laumonier anstellt. Als ursprüngliche karische Namensform der Hekate rekonstruiert er *Akta, was als Namensbestandteil auch in Aktaion, Aktis und Hektor enthalten sein soll. Hektor sei eigentlich Hekator, und auch Frauennamen wie Hekabe, Hekamede, Hekaerge wiesen einen Bezug zu unserer Göttin auf. Da der phrygische Name „Hek(a)tor“ einer Notiz bei Hesychius zufolge wörtlich „der Weise“ bedeutet habe, hält es Laumonier für möglich, dass auch Hekate wörtlich „die Weise“ sei – eine durchaus ansprechende These.
Trimorphos - Das Rätsel der drei Gestalten
Ihre Darstellung ändert sich im Lauf der Jahrhunderte kaum. Ihre Attribute sind: Schlüssel, ein Apfel, Fackel, Dolch und Schwert, ein Hund, Schlangen, eine Geißel. Sie wird häufig mit drei Leibern dargestellt, was auf die drei Phasen des Mondes bezogen wird, auf die Wegkreuzungen, an denen sich die Hekataien meist befanden, oder auf die drei Elemente Erde, Wasser, Himmel, über die sie Gewalt hatte. Letzteres ist die ältere Zuordnung.
Hekate wurde im eigentlichen Griechenland erst ab dem 5. Jahrhundert v. Z. dreigestaltig dargestellt, wie Pausanias in seinem Reiseführer für Griechenland bestätigt: „Alkamenes hat nach meiner Meinung als erster Hekatebilder gemacht zu dritt aneinander, die die Athener die Epipyrgidia nennen.“59 Laumonier weist allerdings darauf hin, dass es auf der Insel Rhodos, die vor der karischen Küste liegt, schon 150 Jahre früher eine dreigestaltige archaische Darstellung der Hekate gab, die wie eine hethitische Göttin als „Herrin der Tiere“ auf zwei Löwen steht.60 Da es auch bei den Hethitern schon dreigestaltige Götter gab, stellt sich in der Tat die Frage, ob diese Darstellung der Göttin nicht auch aus dem Osten kommt.61 In der Folgezeit wurde diese dreigestaltige Form zur häufigsten und erfreut sich auch heute wieder einiger Beliebtheit; es gab jedoch immer auch eingestaltige Darstellungen. Die dreigestaltige Darstellung konnte auch Tierköpfe haben, in den Orphischen Argonautika (V. 977 - 980) erscheint sie mit einem Pferde-, Schlangen- und Hundekopf. Andere Kombinationen sind: Hündin-Jungfrau-Kuh (PGM IV, 2119), Frau-Rind-Hund (Lukian, Philops. 14), Stier-Hund-Löwin (Porphyrios, De abstin. 3,17,2).
Spätantike Gemme, nach Roscher
Schon von den antiken Gelehrten wurde die Dreigestalt der Hekate unterschiedlich erklärt. Wenn Vergil etwa in der Aeneis von der „am Himmel und in der Unterwelt mächtigen Hekate“ (voce vocans Hecaten, Caeloque Ereboque potentem; VI, 247) spricht, greift er Hesiod auf, bei dem Hekate, wie wir noch sehen werden Allgöttin über Himmel, Erde und Meer ist. Der Verfasser des als „Servius auctus“ bekannten spätantiken Vergil-Kommentars deutet Hekates Macht genauer als Macht über Geborenwerden, Leben und Sterben (potestas nascendi valendi moriendi) und stellt sie als Triade Lucina-Diana-Proserpina neben die Moiren, macht Hekate also zur Schicksalsgöttin, die das zyklische Werden und Vergehen der Lebewesen beherrscht. Augenscheinlichstes Beispiel für zyklisches Werden sind die Mondphasen, mit denen Hekate zuerst in der römischen Kaiserzeit von dem stoischen Philosophen СКАЧАТЬ