Deep Purple. Jürgen Roth
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Название: Deep Purple

Автор: Jürgen Roth

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854454144

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СКАЧАТЬ getrieben. Beziehungsweise in den Worten des verdienstvollen Deep-Purple-Forschers Ingo Jansen (A Life In Purple – Die ultimative Deep-Purple-Bibel, Selbstverlag, 2000): „Schlimm.“ Respektive: „Man reiche mir den Eimer.“

      „Ein Mann wird älter“ (Italo Svevo), sicher. „Den größten Teil meines Lebens“, so Blackmore, der geläuterte „Ritter der Stille“ (Frankfurter Rundschau), „habe ich in einer Band wie Kiss verbracht: gewaltige Power, Akkorde, Fäuste in der Luft, Rock ’n’ Roll.“ Das reicht vielleicht irgendwann einfach, und man entscheidet sich für eine gemessenere Haltung: „Die Rolle als Rädelsführer an der Gitarre habe ich längst abgelegt. Darum können sich andere streiten. Entweder sind die Leute eifersüchtig auf dein Können, oder sie mögen deine Platten sowieso nicht. Also geht es nur noch darum, andere Gitarristen zu beeindrucken. Das ist kein Thema für mich.“ Aber muß man sich deshalb derart stur und dauerhaft entblößen? Und am 25. Juli 2004, wie bereits etliche Male zuvor, als „absoluter Superstar“ (Andrea Kiewel, ZDF) mit verwelktem Hut und immerhin Sonnenbrille auch noch im ZDF-Fernsehgarten ein blitzsauberes Playback-Stückchen („All Because Of You“) hin- und hinterlegen? Das kann ja eigentlich nicht wahr sein. Drückt sich da, wie ein Fan mutmaßt, Blackmores „perverses Vergnügen daran“ aus, „die ‚alten‘ Rockfans von damals zu quälen“? Oder sollten wir angesichts solcher Vorgänge lieber Hans Mentz, den Humorkritiker der Titanic (9/2003), in den Gerichtsstand rufen und ihm zu „Blackmores Blackout“ das Wort erteilen? Okay. Bitte: „Auf die Neigung des ehemaligen Deep-Purple-Gitarristen zu ‚practical jokes‘ wurde an dieser Stelle schon hingewiesen (Titanic 3/2003), aber damals konnte ich nicht ahnen, was der Meister noch Großes plante. Es begab sich am 20. Juli 2003, daß Blackmore’s Night den ZDF-Fernsehgarten besuchten und diese an Dämlichkeiten nicht eben arme Sendung mit ihrem Auftritt krönten. Blackmore und seine Truppe sahen aus wie Komparsen aus der letzten Herr der Ringe-Verfilmung, die Melodie des auf mittelalterlich getrimmten Schlagers erinnerte aufs peinlichste an ‚Was wollen wir trinken?‘“ – gemeint ist „All For One“ von Ghost Of A Rose; daß ­Blackmore im kleinen Kreis gern Trinklieder klampft, ist bekannt – „und andere einfältige Hymnen, wie sie in den Achtzigern verbreitet waren. Nach Ritchies Lautensolo holte eine blonde Mamsell eine meterlange Blockflöte heraus und begann, darauf Flötenspiel zu simulieren. Während des Vortrags hüpfte die ganze Bande in einer Pseudoausgelassenheit durch die Gegend, die unschön an eine schwedische Stumpfsinnscombo erinnerte, deren Namen ich zum Glück vergessen habe (aber einer ihrer Hits hieß ‚Cotton Eye Joe‘). Einzige Ausnahme war der Bassist, der den Refrain widerwillig wie ein Fußballer die Nationalhymne play­backte und dabei immer wieder furchtsam zu seinem Boß sah. Die Blicke sprachen Bände: ‚Hoffentlich hält er mich nicht für Roger Glover und schmeißt mich raus.‘ Am Ende krähte die Moderatorin [Andrea Kiewel; Anm.] begeistert: ‚Das war Ritchie Blackmore’s Night!‘ – ein Redakteur hatte ihr wohl erzählt, was für ein fulminanter Fang den Fernsehgärtnern da ins Netz gegangen war (‚Der ­Exgitarrist von Deep Purple! Deep Purple!! Damit müssen wir doch die jungen Zuschauer kriegen!!!‘). Mister Blackmore griente derweil in sein frisch gewachstes Menjoubärtchen und verschwand. Musikalisch hat Ritchie Blackmore seinen Zenit schon vor Jahren überschritten; aber als Protagonist semisubversiver Happenings ist offenbar immer noch mit ihm zu rechnen.“

      Kehren wir von der Gegenwart des Ritchie Blackmore zu Deep Purple zurück. Hier, in diesem Buch, alles „komplett haben“ (Christian Gasser), wirklich oder wenigstens „approximativ“ (Gerhard Polt) alles berücksichtigen, inklusive minimaler TV-Großereignisse, diesem Anspruch können und wollen wir, zumal in Zeiten der Informations- und Desinformationsschwemme, dabei allerdings nicht nachkommen. Wir wollen und können nicht konkurrieren mit den Die-Hard-Fans, den manischen Sammlern auf der Suche nach den verlorenen Momenten und den Fanklubmitgliedern in aller Welt, die jedes Tourprogrammheft besitzen, die jedem Bootleg hinterherforschen, jede Kolportage und jede Meldung inventarisieren, kommentieren und dergestalt ihr Bandbild komplettieren. Ihnen gegenüber dürfen wir um Nachsicht bitten.

      Wir mußten trotz des erheblichen Umfangs dieses Buchs destillieren und uns weitgehend auf diejenigen Informationen beschränken, die der Erklärung der Bandgeschicke dienlich sind und ihre Einordnung in die Musik-/Rock­geschichte erleichtern. Die Exegese der dreiundneunzigsten Live-Fassung von „Highway Star“ mit Steve Morse im Vergleich zu den Darbietungen von Ritchie Blackmore kann nicht Thema sein, und den wuchernden Irrungen der Spekulation und der unzähligen „What-ifs“ müssen wir genauso entsagen. Empathisch und auch mit der ab und an gebotenen Distanz zu einer Band, deren Geschichte neben vielen großen Momenten gleichfalls solche des Scheiterns, des lächerlichen, komischen und ärgerlichen Mißlingens, birgt, möchten wir ebendiese Geschichte einer innovativen, mitreißenden und zuzeiten kaputten und kreativ erloschenen Rockband erzählen.

      Fangen wir an, es wird ja Zeit.

      Intermezzo: Tränenton

      Tränen klingen nicht, selbst wenn es Tränen der Freude sind, einer Beethovenschen Odenfreude, bei der einem die inneren Glocken dröhnen, als wäre uns der Heiland geboren.

      Jedenfalls sagte Moser neulich: „‚Smoke On The Water‘ – das ist der Übersound! Ich hab’ Deep Purple gehört, und ich hab’ gesagt: Das sind meine Freunde.“

      So was sagen Kneipenfreunde. Es stehen einem die Tränen noch heute im Knopfloch, klingelnd wie nicht gescheit.

      „Die Band gibt es nur in meinem Kopf“

      Das erste Kapitel, in dem viele Leute viele Ideen haben und viel tun, aber nichts sich recht fügen will und in dem wir etwas über Jon Lord erfahren

      Wer eine wahre Idee hat, der weiß zugleich, daß er eine wahre Idee hat, und kann nicht an der Wahrheit der Sache zweifeln.

      Spinoza

      Für die Künste ist ein Zustand der Wildheit und der kämpfenden Individuen besser als die allzu große Sicherheit.

      Friedrich Nietzsche

      Ich bin ein Fan von Eros Ramazzotti, Deep Purple und Jethro Tull.

      Peter Neururer

      Es ist September 1966, wir sind in London, und Chris Curtis hat, wenn er phasenweise in verschiedener Hinsicht nüchtern ist, das bohrende Gefühl, daß ihm die Zeit davonläuft. Seit sieben Jahren ist sein Leben eine Art Wettrennen, in dem er immer höchstens an zweiter Stelle liegt. 1960, damals hieß er noch Chris Crummy, war er laut Aussagen halbverläßlicher Zeugen neben dem Jahrhundert­exzentriker und späteren Gründer der Official-Monster-Raving-Loony-Partei Screaming Lord Sutch der einzige Engländer mit langen Haaren („Ich war sogar ein paar Jahre früher dran als er – das weiß ich, weil wir mal im Star-Club drüber diskutiert haben. Meine waren lang, seit ich vierzehn war!“) und ist als Schlagzeuger mit dem zweitklassigen Country-Elvis-Darsteller Johnny Sandon durch die Liverpooler Clubs gezogen. Dann hatte Sandon während des für Mersey-Bands üblichen Gastspiels im Hamburger Star-Club beschlossen, künftig als Solist US-amerikanische Militärbasen in Frankreich zu beträllern. Die Band verkürzte ihren Namen auf The Searchers, erschuftete sich einen Job als Hausband von Les Ackerleys Iron Door Club – und Curtis mußte staunend mit ansehen, wie vier zuvor kaum als Gitarrenstimmer am Bühnenrand in Frage gekommene Rotzlöffel mit dem Witznamen The Beatles ernteten, was er und seine Kumpels gesät hatten.

      Immerhin: Musik aus der muffigen Industrieruine am Mersey-Fluß war nun gefragt, die Searchers waren im Hamburger Star-Club gut angekommen („Meine Lieblingsband!“ – John Lennon, 1963) und hatten mit „Sweets For My Sweet“ im August 1963 sogar zwei Wochen lang von ganz oben auf die britischen Single-Charts hinunterschauen dürfen. Während einer mittäglichen Pressekonferenz zu dieser Single hatte Bassist Tony Jackson, dem der Name Crummy („mollig“) zu peinlich zum Aussprechen war, Chris СКАЧАТЬ