Deep Purple. Jürgen Roth
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Название: Deep Purple

Автор: Jürgen Roth

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

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isbn: 9783854454144

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СКАЧАТЬ mit seiner Verlobten Candice Night, einer ehemaligen Radiomoderatorin, die er Anfang der neunziger Jahre kennengelernt und die während der Rainbow-Tourneen background gesungen hatte, in Angriff nahm und bis heute nicht gestoppt hat. Nein, das ist und bleibt auch letztlich ein und sein wahres Geheimnis, ja Rätsel.

      Am 31. Mai 1997, nach einer zum Teil glänzenden Frühjahrs-Nordamerika-Tournee (zumindest ein Amateurvideo vom Konzert in Toronto am 26. Februar bietet den Eindruck einer exzeptionellen Show), traten Rainbow im dänischen Esbjerg zum letztenmal auf, das erste Blackmore’s-Night-Album, Shadow Of The Moon, das „Lothar Matthias“ (sic!) sowie Blackmores 1965er Band Three Mus­keteers gewidmet ist und im Titel auf Mike und Sally Oldfields „Moonlight ­Shadow“ anspielt, war in Japan bereits erschienen und kam im Sommer in Europa auf den Markt.

      Einen Monat bevor Blackmore Deep Purple 1993 verlassen hatte, hatte er dem Metal Star anvertraut, von dem, was er gerade mache, gelangweilt zu sein, und sich über die Unplugged-Welle ausgelassen: „Ich mag diesen Trend absolut nicht. Ich werde niemals unplugged spielen. Ich heiße nicht Eric Clapton, der so was von verdammt langweilig ist, genauso wie Rod Stewart.“ Vier Jahre später – was stört mich mein filigran gesponnenes Gerede von vorvorgestern? – legte der „Rockrüpel“ (gitarre & bass), des Riffgeochses und der ganzen Rockband­idee überdrüssig, ein gewaschenes Bekenntnis zu seinem recht eigenen, neuen Unplugged-Projekt ab: „Mit dreizehn mußte ich mich entscheiden, ob ich klassisch, mit allen meinen Fingern, spielen sollte oder elektrisch und ein Plektrum benutzen würde. Natürlich habe ich mich für das letztere entschieden. Nun gehe ich zurück und lerne, wie man mit den Fingern spielt. Mich fasziniert die Herausforderung, die akustische Gitarre zu spielen. Ich kaufe jetzt auch all diese Akustikgitarrenmagazine und bin ständig auf der Suche nach Akustikgitarren. Mit der E-Gitarre habe ich mich nur noch gelangweilt.“ – „Er spielt auf der akustischen Gitarre, das ist sein wahres Ich“, ergänzte Candice Night. Zum erstenmal in seinem Leben tue er das, was er wirklich tun wolle, bekannte ­Blackmore zudem. Den Rock ’n’ Roll habe er „nie genossen“. „Jetzt reicht’s“, erklärte Black­more, „jetzt werde ich mittelalterlich.“ Da bleibt einem zunächst lediglich, mit Deep-Purple-Monograph Dave Thompson (Smoke on the Water – The Deep ­Purple Story, Toronto 2004) einen der „mutigsten“ Schwenks zu konstatieren, den ein „Gitarrenhero“ jemals vollzogen hat. Oder Blackmore selbst noch mal parlieren zu lassen: „Die Leute sagten früher immer zu mir: Warum machst du nicht mal irgendeine akustische Sache, warum spielst du keine ruhigen Parts? Aber jedesmal, wenn ich eine ruhige Passage gespielt habe, egal, ob bei Rainbow oder bei Deep Purple, brüllten und schrien die Leute weiter. Ich spielte leise, und die Typen brüllten: ‚Come on, get on with it!‘ Das war der springende Punkt, diese Art ‚negatives‘ Brüllen.“

      Rainbow waren nun ein für allemal dahin, wohl auch wegen des höchst dubiosen Vertragsgebarens der neuen Blackmore-Managerin Carole Stevens, der Mutter von Candice Night (Näheres bei Roy Davies: Rainbow Rising – The Story Of Ritchie Blackmore’s Rainbow, London 2002). Noch 1997 kursierende Gerüchte über eine Reunion mit Dio, Cozy Powell und Bob Daisley konnten ad acta gelegt werden; die Summe, die Blackmore Dio angeboten hatte, soll zudem, gelinde gesagt, ein Scherz gewesen sein. Jetzt stand „Hartwurstgitarrenkönig Richard Schwarzmehr“, wie die Mannschaft des Megalomagazins Rock Hard einmal mehr anbetungswürdig schmissig gleichwie wiehernd komisch zu formulieren vermochte, elfenbeinhart zu seinem „Scheibchen“ (ebenda) Shadow Of The Moon, das einen Multiinstrumentalisten Blackmore präsentierte, der neben einigen raren flotteren Passagen nicht mehr zuwege brachte als in der heimischen New Yorker Minstrel Hall zusammengepflückte müde Arpeggios und Mandolinenpickings (siehe etwa „Renaissance Fair“ – „mit den Sängern spielen, mit den Zigeunern laufen und mit den Rittern kämpfen“, so erklärt einem eine Fanklubzeitung den tieferen Sinn dieser Komposition), nicht viel mehr als furchteinflößende synthetische Trompeten, Hörner, Geigen und Drum-Spuren sowie, zu schlechter Letzt, die katastrophalste „Greensleeves“-Version der Welt­geschichte. „Ja Gott, drehen denn jetzt alle durch?“ fragte die taz anläßlich dieser Offenbarung(en) und antwortete sogleich: „Aber okay, man muß auch die Schattenseiten der Künstlerfreiheit akzeptieren.“

      Andere sahen das anders und schrieben, das „verträumte Romantikalbum“ transportiere „das mystische Flair mittelalterlicher Ritteridyllen perfekt und authentisch in die heutige Zeit“ (Metal Hammer) und sei „makellos gefertigt“ (Fachblatt Musikmagazin), oder sie marschierten sogar in die anberaumten Konzerte auf den bei Blackmore von früh an äußerst angesagten Burgen, in Kirchen oder in kleinen, komplett bestuhlten Hallen, in denen sich, von den gelegentlichen gnadenreichen elektrifizierten Zugaben des „begnadeten Technikers“ (FAZ) abgesehen, ein Spektakel darbot, für das die schmählichsten Worte unpassend erscheinen (der Vorwortautor war vor Ort, am 14. Dezember 1997 im ­Eltzer Hof in Mainz, am 30. September 1998 in der Fürther Stadthalle). Da stand Candice Night in vorderer Rauschgoldengelfront, ohne zu merken, sich vielleicht mal eine zweite Tonlage zulegen zu können, drum herum, unter „einem hellen leuchtenden Käse“ (Mainz Echo), eine Pappschloßsilhouetten-, Mondnacht- und Kunstlaubdekoration, die das ästhetische Desaster des grauenerregenden CD-Covers noch in den fahlen Schatten stellte, und die sogenannte Band gondelte, entweder in wallende Kleidchen oder Strumpfhosen und Stulpenstiefel verpackt, zwischen Krummhorn, Laute, Leier, Tamburin und Dudelsack über die Bretter und repräsentierte, weiß Gott „weit entfernt von den jaulenden Exzessen vergangener Tage“ (FAZ), die verschnarchteste, zuckerwattigste Imitation irgendwelcher mittelalterlicher Spielleute, die man dieser Tage jenseits der hie und da beliebten Renaissancekostümfeste und Ritteraufläufe zu Gesicht bekommen kann. Ein treuer Blackmore-Addict faßte nach dem ergreifenden Termin in Fürth die Foyerplaudereien deshalb folgendermaßen zusammen: „Überhaupt stellte ich aus vielen Gesprächen heraus fest, daß die meisten genug von Blackmore’s Night hatten.“

      Ritchie Blackmore erklärte der Presse die stilistische Umkehr, die er dem eigenen Bekunden zufolge seit fünfundzwanzig Jahren angestrebt hatte, immer wieder mit seiner Liebe zum Mittelalter und zur Renaissancemusik, was, gar nicht mal allzu scharf betrachtet, nicht unbedingt leicht einzusehen sein will. „Die Renaissancezeit fasziniert mich, vor allem die Minnesänger. Sie haben meine Seele berührt“, unterbreitete Blackmore des öfteren. Da fragt man sich mitunter schon, was der höfisch-ritterliche Troubadouren- und Minnesang des Hochmittelalters zumindest mit der Vokalpolyphonie der Renaissance am Pilgerhut hat. Anyway, Mitte der achtziger Jahre war der Knoten endgültig geplatzt: „Es war so um 1986 herum, als Freunde mich zu einem Essen auf eine Burg einluden, wo Des ­Geyers Schwarzer Haufen auftraten. Von diesem Moment an wußte ich, daß ich ein Minne­sänger sein und nicht in einer Rock-’n’-Roll-Band spielen will.“

      Die Dinge besserten sich auch in der Folgezeit, in den späten neunziger Jahren, nicht wesentlich. Die einmal initiierte „Esoterik-Eierei“ und die „einfach gestrickten Weisen zwischen Kelly Family und Gypsy Kings“, wie manch finsterer Herr aus dem Reich der „schwarzen Magie“ (Karl Kraus) höhnte, fanden ihre biedere und bittere Fortsetzung. Zwar vermied es Blackmore auf den Sequels Under A Violet Moon (1999), Fires At Midnight (2001) und Ghost Of A Rose (2003), zum Beispiel Tschaikowskys Schwanensee abermals in einen Drum­computer-Popschmodder wie „Writing On The Wall“ hineinzufrickeln, aber der eklektizistische Flachsinn nahm trotzdem weiter seinen Lauf. Mag sich Black­more, „vom Rüpel zum Ritter mutiert“ (Berliner Kurier), in seinem neuen Anti-Rocker-Ambiente auch zu einem höflicheren, ausgeglicheneren Zeit­genossen entwickelt haben – das macht uns etwa das Magazin Guitar World Acoustic glauben –, so verging er sich doch schamlos an Bob Dylans „The Times They Are A-Changin’“, quasi umgekehrt jenen skandalösen Umschwung wiederholend, als Dylan 1964 auf dem Newport-Festival von der akustischen zur elektrischen Gitarre übergewechselt war. Und mit Ausnahme von solch transparenten, taktvollen Instrumentals wie „Possum Goes To Prague“ und „Fayre Thee Well“, von zögerlichen, bisweilen funkelnden und unvergleichlich singenden E-Gitarren-Einsprengseln und von der Neuauflage des Rainbow-Klassikers „Self Portrait“ schaffte sich das sinistre Duo unvermindert durch sein Lagerfeuerliedgut, in dem sich zuverlässig „night“ auf „light“ reimt und der verfemte Viervierteltakt („Ich finde schnurgerade vier Viertel entsetzlich langweilig. Und Rock-’n’-Roll-Songs СКАЧАТЬ