Der Dreißigjährige Krieg. Ricarda Huch
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Dreißigjährige Krieg - Ricarda Huch страница 50

Название: Der Dreißigjährige Krieg

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962818555

isbn:

СКАЧАТЬ sie nun erst recht be­wun­dern lern­te; denn es zeig­te sich ja, was er da­mit bezweckt hat­te, dass er das Op­fer ih­rer Lie­be zu Leo­pold von ihr for­der­te, weil er ihr ein weit schö­ne­res Glück und dazu eine er­ha­be­ne Auf­ga­be vor­be­rei­tet hat­te. Auch der alte Her­zog von Neu­burg wieg­te sich in Hoff­nun­gen, die nur zu­wei­len durch auf­stei­gen­de Sor­gen ge­trübt wur­den. Eine Si­cher­heit hat­te ihm Wolf­gang Wil­helm für die künf­ti­ge Be­keh­rung sei­ner Braut nicht ge­ge­ben; konn­te der jun­ge Mann nicht durch weib­li­che Küns­te und die Ge­brech­lich­keit der mensch­li­chen Na­tur sich ha­ben ver­blen­den las­sen, dass er eine der Ab­göt­te­rei ver­schwo­re­ne Je­sabel für ein from­mes, ver­stän­di­ges Mäd­chen an­sah? Wenn sie sich ihm wi­der­setz­te, wel­che Un­zu­träg­lich­kei­ten wür­den dar­aus ent­ste­hen, na­ment­lich in Be­zug auf die Kin­der, die aus der Ehe er­zielt wer­den wür­den; es war ja lei­der nicht an­ders, als dass die Frau­en, und na­ment­lich sol­che, die mit je­sui­ti­schen Knif­fen um­zu­ge­hen ge­wohnt wa­ren, oft den Mann um­garn­ten, und er wür­de nicht im­mer da sein, um Wolf­gang Wil­helm durch sein vä­ter­li­ches An­se­hen zu stär­ken. In­des­sen such­te er sol­che Ge­dan­ken durch sein Ver­trau­en auf Gott zu be­kämp­fen, der die Wahr­heit nicht zu­schan­den wer­den las­sen wür­de.

      Nach­dem die Hoch­zeit in Mün­chen mit großer Pracht be­gan­gen war, rich­te­te Phil­ipp Lud­wig eine Nach­fei­er in Neu­burg zu, die Kos­ten nicht scheu­end, um dem bay­ri­schen Ge­prän­ge nicht nach­zu­ste­hen, wie denn we­der ein Tur­nier noch ein Feu­er­werk, noch auch eine Sau­hatz fehl­te. In der ers­ten Nacht brach aber nicht weit vom Schlos­se eine große Feu­ers­brunst aus, die sich so ge­fähr­lich an­ließ, dass der alte Her­zog sei­nen Sohn, der sich eben mit sei­ner jun­gen Frau zu Bet­te be­ge­ben woll­te, her­aus­klopf­te, da­mit er sich auch wie die an­de­ren Her­ren am Lösch- und Ret­tungs­werk be­tei­li­ge. Hier tat sich na­ment­lich Prinz Au­gust, Wolf­gang Wil­helms jün­ge­rer Bru­der, rühm­lich her­vor, und man sah mit großer Be­wun­de­rung sei­nen hoch­ge­wach­se­nen Kör­per und sein blon­des Haupt un­er­schro­cken zwi­schen Rauch und Flam­men auf- und un­ter­tau­chen. Phil­ipp Lud­wig und sei­ne zur Schwer­mut nei­gen­de Frau stan­den un­ter­des­sen im Schlos­se am Fens­ter, wo sie durch die kah­len Ge­bü­sche, denn es war No­vem­ber, die schwar­zen Do­nau­wel­len im düs­te­ren Glut­schein auf­blin­ken se­hen konn­ten, und be­te­ten nicht ohne trü­be Vorah­nun­gen.

      Von Neu­burg führ­te Wolf­gang Wil­helm sei­ne Frau nach Düs­sel­dorf und hät­te sich der neu­en Wür­de un­ein­ge­schränkt freu­en kön­nen, wenn sein Beicht­va­ter ihn nicht ge­drängt hät­te, nun­mehr sei­ne Zu­ge­hö­rig­keit zur ka­tho­li­schen Kir­che of­fen zu be­ken­nen, weil dies zum Heil sei­ner Un­ter­ta­nen, die sich ihm an­schlie­ßen wür­den und müss­ten, not­wen­dig sei. Wolf­gang Wil­helm wag­te kei­nen Ge­gen­grund zu äu­ßern und ord­ne­te, da es ein­mal sein muss­te, die Ze­re­mo­nie fest­lich an, da­mit das vor­aus­zu­se­hen­de Mur­ren des Vol­kes durch einen be­deu­ten­den Ein­druck über­wäl­tigt wer­de.

      An den Hof von Neu­burg wa­ren zu­wei­len Gerüch­te von ei­ner großen Ver­än­de­rung ge­drun­gen, die in Düs­sel­dorf im Schwan­ge sei; aber Phil­ipp Lud­wig hat­te es nicht laut wer­den las­sen und sich ein­zu­re­den ge­sucht, dass ein sol­cher Ver­rat sei­nes Soh­nes un­mög­lich sei. End­lich ließ er den Heil­brun­ner zu sich ru­fen und frag­te ihn, in­dem er ihn scharf an­sah, ob er glau­be, dass Wolf­gang Wil­helm sei­nen Gott und sei­nen Va­ter zu­gleich ver­ra­ten habe? Heil­brun­ner schwieg eine Wei­le mit nie­der­ge­schla­ge­nen Au­gen; dann sag­te er: »Weil Euer Gna­den es mir be­feh­len, so will ich ant­wor­ten. Ich habe mich lan­ge ge­sträubt, es zu glau­ben, und mit Gott des­we­gen ge­strit­ten. Abra­ham hat Isaak un­schul­dig ge­op­fert und Da­vid Ab­sa­lom schul­dig, und bei­de wa­ren treue Knech­te Got­tes. Wir müs­sen kämp­fen und aus­har­ren bis ans Ende: das von Euer Gna­den und mei­nes sind nicht mehr fern.« Hier­auf setz­te sich Phil­ipp Lud­wig an sei­nen Schreib­tisch und for­der­te von sei­nem Soh­ne eine run­de, of­fe­ne Er­klä­rung, die denn auch er­folg­te. Wolf­gang Wil­helm und Mag­da­le­na schrie­ben zu­sam­men in höf­li­chen, ent­schie­de­nen Wor­ten, dass es so sei und nicht an­ders sein kön­ne und dass sie hoff­ten, der Va­ter wer­de es ihm, Wolf­gang Wil­helm, nicht ver­ar­gen, dass er nach sei­ner Über­zeu­gung ge­han­delt habe.

      Das Blatt zit­ter­te in den Hän­den des al­ten Man­nes, wäh­rend er las, und die Trä­nen be­gan­nen ihm lang­sam über das Ge­sicht zu lau­fen. Sein Herz war so hart ge­schla­gen, dass er nicht ein­mal in der Bi­bel Trost fin­den konn­te. Nicht nur der Ab­fall sei­nes Soh­nes war es, der ihn be­küm­mer­te, son­dern der Ge­dan­ke an die bit­te­ren Fol­gen, die für sei­ne ar­men Un­ter­ta­nen dar­aus er­wach­sen muss­ten, wenn der Ab­trün­ni­ge ih­nen sei­nen Irr­glau­ben auf­zwin­gen wür­de. Vie­le Stun­den ver­brach­te er in lei­sem Ge­spräch mit sei­ner Frau, lan­ge saß er aber auch al­lein, von ei­nem dro­hen­den Schwall teuf­li­scher Zwei­fel ge­ängs­tigt. Wa­rum ließ Gott es zu, dass die Ar­beit sei­nes Le­bens zu­nich­te ge­macht wer­de, sein Gärt­lein, in dem er das Un­kraut des Un­glau­bens und des Las­ters aus­ge­jä­tet, wo er Fröm­mig­keit, Ord­nung und Tu­gend ge­sät und auf­ge­hen ge­se­hen hat­te, von sei­nem ei­ge­nen Soh­ne ver­wüs­tet wur­de? Er hat­te ge­glaubt, der Se­gen Got­tes ruhe auf sei­nem Ta­ge­werk, und nun soll­te sein bre­chen­des Auge es schei­tern se­hen. War es eine ihm auf­er­leg­te Prü­fung, wie konn­te Gott den Ver­lust so vie­ler See­len da­mit ver­bin­den?

      Den ernst­li­chen Vor­stel­lun­gen Heil­brun­ners, man müs­se sich dem Ver­häng­nis Got­tes auch dann un­ter­wer­fen, wenn man es nach sei­nem schwa­chen mensch­li­chen Ver­stan­de nicht be­grei­fe, füg­te er sich, in­so­fern er nicht laut klag­te; an­statt des­sen be­schäf­tig­te er sich in großer Un­ru­he da­mit, das Un­heil, so viel an ihm war, von sei­nem Lan­de ab­zu­wen­den. Nach­dem er dem Soh­ne in erns­ten Wor­ten sein Un­recht vor­ge­hal­ten hat­te, for­der­te er von ihm ein bün­di­ges Ver­spre­chen, in sei­nem vä­ter­li­chen Er­b­lan­de die Augs­bur­gi­sche Kon­fes­si­on nicht an­tas­ten noch aus­län­di­sche Be­am­te dort ein­füh­ren zu wol­len, wel­ches Wolf­gang Wil­helm nach lan­gem Zö­gern auch gab, da­bei die Un­ver­brüch­lich­keit ei­nes Fürs­ten­wor­tes be­to­nend. Dann band er sei­nem zwei­ten und sei­nem drit­ten Soh­ne, Au­gust und Jo­hann Fried­rich, aufs Herz, dem rei­nen Glau­ben, in dem sie auf­er­zo­gen wä­ren, un­er­schüt­ter­lich an­zu­han­gen, sich durch kei­nen ir­di­schen Vor­teil, Be­dro­hung oder Ver­lo­ckung ab­wen­dig ma­chen zu las­sen, auch stets für ihre Un­ter­ta­nen, wenn die­se etwa trotz al­ler Ver­trä­ge von Wolf­gang Wil­helm be­drängt wer­den soll­ten, vä­ter­lich zu sor­gen und ein­zu­sprin­gen, da Gott die See­len der Un­ter­ta­nen von den Fürs­ten for­dern wer­de. Au­gusts auf­rich­ti­ger Blick und treu­es Wort be­ru­hig­ten ihn über des­sen Zu­kunft, für den schwa­chen und et­was ver­gnü­gungs­süch­ti­gen Jo­hann Fried­rich da­ge­gen muss­te der äl­te­re Bru­der die Verant­wor­tung mit über­neh­men. Heil­brun­ner und die üb­ri­gen Geist­li­chen er­hiel­ten den Auf­trag, an je­dem Sonn­tag die Ge­mein­de auf die be­vor­ste­hen­de Ge­fahr auf­merk­sam zu ma­chen und sie zur Glau­ben­streue zu ver­mah­nen. Es herrsch­te im gan­zen Länd­chen Be­trüb­nis und Sor­ge, und aus frei­en Stücken be­te­ten alle täg­lich, Gott möge ih­ren from­men Fürs­ten er­hal­ten СКАЧАТЬ