Der Dreißigjährige Krieg. Ricarda Huch
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Название: Der Dreißigjährige Krieg

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962818555

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СКАЧАТЬ ab­setz­te und kei­ner den Sieg da­von­trug; we­nigs­tens wi­chen die Ans­ba­cher nicht vom Plat­ze. Die­ses Blut­ver­gie­ßen konn­te nur als ein üb­les Vor­zei­chen aus­ge­deu­tet wer­den, und über­haupt mach­te Matt­hi­as kei­nen tröst­li­chen Ein­druck. Er trug das Wams so lose, dass das Hemd am Hal­se her­vor­lug­te, und sei­ne Füße wa­ren mit wol­le­nen Tü­chern um­wi­ckelt; so, die Bei­ne auf einen Sche­mel stre­ckend, emp­fing er die Ab­ge­ord­ne­ten der Stadt, die ihm den Wein als üb­li­chen Will­kom­men über­brach­ten. Da­ge­gen war die Kai­se­rin gu­ter Din­ge, dick, weiß und rot, mit Haa­ren von der röt­lich-blon­den Fär­bung, wie sie vie­len Habs­bur­ge­rin­nen ei­gen wa­ren. Von ih­rer Vor­lie­be für Le­cke­rei­en in Kennt­nis ge­setzt, über­reich­te der Rat ihr eine große Scha­le aus­er­le­se­nen Kon­fekts, wo­von sie be­stän­dig nasch­te, wäh­rend sie in ei­nem welt­li­chen His­to­ri­en­bu­che las, da­nach sie ver­langt hat­te und das im Be­sitz der Wel­se­ri­schen Fa­mi­lie vor­ge­fun­den und ihr aus­ge­lie­hen war. Über­haupt such­te sie sich zu be­lus­ti­gen und war er­freut über die Ge­le­gen­heit, ei­ner Ge­schlecht­er­hoch­zeit zu­zu­se­hen, die eben in die­sen Ta­gen statt­fand. Ihr zu­lie­be leg­ten die Frau­en und Mäd­chen al­ter­tüm­li­che Trach­ten an, die sonst bei den Vor­neh­men nicht mehr üb­lich wa­ren, und sie sah al­lem vom Fens­ter aus mit lau­tem Ver­gnü­gen zu, in die Hän­de klat­schend, wenn ihr et­was be­son­ders ge­fiel. Die Krän­zel­jung­fern ließ sie zu sich in das Gast­haus bit­ten, be­tas­te­te ihre mit Sei­den­bän­dern ver­floch­te­nen Zöp­fe, ob sie echt wä­ren, und ließ sich ihre Hei­rats­aus­sich­ten von ih­nen er­zäh­len. Auch be­nütz­te sie die Ge­le­gen­heit, sich einen Ader­lass prak­ti­zie­ren zu las­sen, und der Bar­bier, der da­mit be­traut wur­de, konn­te nicht ge­nug von ih­rem fet­ten wei­ßen Arm er­zäh­len und wie zu­trau­lich sie ihn auf­ge­mun­tert habe, fest an­zu­grei­fen, da sie nicht zimp­fer­lich sei. Es hat­te ihr in Nürn­berg so wohl ge­fal­len, dass sie die Au­gen mit dem Tüch­lein trock­nen muss­te, als sie in der brei­ten Rei­se­kut­sche, ne­ben ih­rem wohl­ver­pack­ten Ge­mahl sit­zend, ein Büchs­lein voll Kon­fekt auf dem Scho­ße, zum Tore hin­aus- und den Krö­nungs­fei­er­lich­kei­ten ent­ge­gen­fuhr.

      Ma­xi­mi­li­an von Bay­ern führ­te mit Wolf­gang Wil­helm von Neu­burg vie­le Ge­sprä­che über den Glau­ben, wo­bei er al­les das wie­der­hol­te, was er von den Je­sui­ten über die Wahr­heit des ka­tho­li­schen Be­kennt­nis­ses ge­lernt hat­te, wäh­rend Wolf­gang Wil­helm die lu­the­ri­sche Leh­re so ver­tei­dig­te, wie es ihm von Heil­brun­ner, dem Hof­pre­di­ger sei­nes Va­ters, bei­ge­bracht wor­den war. Da­bei ge­bot ihm der Um­stand, dass Ma­xi­mi­li­an der Äl­te­re war, eine ge­wis­se Be­schei­den­heit, so­dass die­ser den Ein­druck ge­wann, sein Schü­ler wer­de sach­te von der Kraft sei­ner Be­weis­füh­rung durch­drun­gen, und er müs­se nur eine Wei­le zu­war­ten, um die Früch­te sei­nes Ei­fers zu ern­ten. Ohne dass et­was Ent­schei­den­des ge­sche­hen wäre, reis­te Wolf­gang Wil­helm wie­der ab. Mag­da­len­as be­wun­dern­de und fast ver­lieb­te Bli­cke hat­ten ihm zwar wohl­ge­tan, und ob­wohl sie blass und kränk­lich aus­sah, hat­te sie ihm nicht übel ge­fal­len, da sie klug und kräf­tig von Cha­rak­ter zu sein schi­en; aber er konn­te das arg­wöh­ni­sche Ge­fühl nicht los­wer­den, als sä­hen sie im Grun­de alle ein we­nig auf ihn her­ab, und das ver­stimm­te ihn, wenn es ihn auch zu­gleich reiz­te und an­zog. Dach­te er an sei­nen Va­ter, so wur­de ihm sehr un­be­hag­lich zu­mu­te, und er ver­folg­te den Ge­dan­ken an die bay­ri­sche Hei­rat und al­les, was da­mit zu­sam­men­hing, nicht wei­ter. Zu Hau­se je­doch ge­fiel es ihm gar nicht; stets kam es zu Wort­wech­seln zwi­schen ihm und sei­ner Fa­mi­lie, wie sehr er sich auch nach sei­ner Mei­nung be­müh­te, nicht mer­ken zu las­sen, dass sein Ge­sichts­kreis sich in­zwi­schen er­wei­tert hat­te. In sei­ner zwei­feln­den Stim­mung be­schloss er, sich am Hofe zu Ber­lin um­zu­se­hen, ob sich etwa dort eine Aus­sicht böte, die ihm Bay­ern ent­behr­lich mach­te. Der Kur­fürst von Bran­den­burg nä­her­te sich dem Plan ei­ner ehe­li­chen Ver­bin­dung sei­ner Toch­ter mit dem Neu­bur­ger be­hut­sam; denn da er sich mit der Ab­sicht trug, öf­fent­lich zum re­for­mier­ten Glau­ben über­zu­tre­ten, wäre ihm eine kal­vi­ni­sche Hei­rat lie­ber ge­we­sen. Im­mer­hin wur­de ein fest­li­ches Es­sen ver­an­stal­tet, wo­bei sich eine en­ge­re Ver­trau­lich­keit ent­fal­ten und die Ver­lo­bung ein­ge­lei­tet wer­den soll­te. Die Prin­zes­sin war ein we­nig schnip­pisch und ki­cher­te, an­statt des Frei­ers An­re­den schick­lieh zu be­ant­wor­ten; dazu kam, dass die Über­heb­lich­keit, der er hier be­geg­ne­te, ihn weit mehr är­ger­te als die am Münch­ner Hofe, wo denn doch weit mehr An­stand, Pracht und fürst­li­ches We­sen herrsch­te. Er gab also zu ver­ste­hen, dass er die bran­den­bur­gi­schen An­sprü­che an Jü­lich-Cle­ve nicht hoch an­schlug und vor­aus­setz­te, der Kur­fürst wer­de es wohl zu­frie­den sein, sie mit der Toch­ter an ihn, als den ei­gent­li­chen Er­ben, ab­zu­tre­ten. Dar­über braus­te der Kur­fürst sei­ner­seits auf und sag­te, dass Wolf­gang Wil­helms Mut­ter sich ei­gent­lich durch einen Ver­zicht ih­res An­teils an der Erb­schaft be­ge­ben habe, nun wol­le er das Gan­ze und sei­ne Toch­ter noch dazu, die von pol­ni­scher, schwe­di­scher und dä­ni­scher Sei­te her An­trä­ge habe und au­ßer­dem gar nicht von Ber­lin fort wol­le. Die Prin­zes­sin, sag­te Wolf­gang Wil­helm, dür­fe es sich bei ihm ge­fal­len las­sen; in Düs­sel­dorf sei gu­ter Wein und in Neu­burg gu­tes Bier, wäh­rend in Ber­lin nicht ein­mal das Was­ser gut sei. Die­se Keck­heit er­zürn­te den Kur­fürs­ten so, dass er, oh­ne­hin vom Trunk er­hitzt, dem neu­bur­gi­schen Prin­zen eine Ohr­fei­ge ver­setz­te, wo­mit das Gast­mahl und die Wer­bung ein plötz­li­ches Ende nah­men.

      Mit dem Ge­fühl der Rach­sucht ver­ließ Wolf­gang Wil­helm Ber­lin und reis­te schnur­stracks nach Mün­chen, ent­schlos­sen, sich nun­mehr Ma­xi­mi­li­an in die Arme zu wer­fen. Der ka­tho­li­schen Glau­bens­leh­re, die ihm na­ment­lich von dem ge­lehr­ten Je­sui­ten Rei­hing ein­leuch­tend un­ter­brei­tet wur­de, lausch­te er be­reit­wil­li­ger als frü­her, und nach­dem er den Un­ter­richt eine Zeit lang ge­nos­sen hat­te, er­klär­te er sich für über­zeugt und von dem Wun­sche be­seelt, in den Schoß der Kir­che zu­rück­zu­keh­ren. Sei­ne den Va­ter be­tref­fen­den Be­den­ken ver­stand Ma­xi­mi­li­an und ver­schmäh­te es, ihn in die­ser Hin­sicht zu drän­gen. Er möch­te, schlug er vor, so schnell wie mög­lich den Über­tritt voll­zie­hen, weil in ei­ner so hoch­wich­ti­gen Heil­san­ge­le­gen­heit auch nicht ein Tag ver­säumt wer­den dür­fe; aber im ge­hei­men, da­mit sein Va­ter es nicht er­fah­re. Die­sen sol­le er zu­nächst mit der Hei­rat zu be­freun­den su­chen, was leich­ter ge­lin­gen wer­de, wenn der Ge­dan­ke an einen et­wai­gen Re­li­gi­ons­wech­sel sei­nes Soh­nes noch gar nicht bei ihm auf­ge­taucht sei.

      Dement­spre­chend ver­fuhr Wolf­gang Wil­helm und mal­te dem al­ten Her­zog aus, wel­che Hil­fe er von dem mäch­ti­gen bay­ri­schen Vet­ter ha­ben wer­de, um sei­nen An­spruch auf Jü­lich durch­zu­set­zen, wozu noch die Aus­sicht kom­me, Mag­da­le­na wer­de sich zum lu­the­ri­schen Glau­ben be­keh­ren las­sen. Er schil­der­te die Prin­zes­sin als ver­stän­dig und tu­gend­haft, so­dass er, wenn sie erst sei­ne Frau sei, sie ge­wiss zur Ein­sicht des Bes­se­ren brin­gen und sie sei­nem Wun­sche sich fü­gen wer­de. Hat­te Phil­ipp Lud­wig ge­schwankt, ob er in die ge­fähr­li­che Hei­rat wil­li­gen soll­te, so wur­de er durch СКАЧАТЬ