Jäger der Finsternis. Rhya Wulf
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Название: Jäger der Finsternis

Автор: Rhya Wulf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Cathbad der Zauberer

isbn: 9783740968922

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СКАЧАТЬ alles bedacht?"

      Niam war nähergetreten und hatte aufmerksam gelauscht. Jetzt sah sie etwas besorgt aus.

      „Nein", bekannte sie leise, „habe ich nicht." Dann setzte sie sich mit angezogen Knien vor Laoghaire auf den Boden und sah ihn frustriert an.

      „Was soll ich denn jetzt machen?"

      Das Fläschchen hatte sie unterdessen vollkommen vergessen, sonst wäre ihr aufgefallen, dass Laoghaire es überhaupt nicht mehr beachtete.

      Er lehnte sich zurück und fuhr noch einmal durch seinen Bart.

      „Nun, du gehst natürlich trotzdem. Wenn du einen Rat willst: Lass dir keine Angst machen, er wird genau das versuchen, eben um dich zu verschrecken. Aber ich verspreche dir, er meint es nicht so. Er ist nur so abweisend, weil er niemanden mehr an sich heranlassen will. Alle Gründe dafür kenne ich nicht, jedoch einige – ich glaube aber, dass alles zusammengenommen recht schwerwiegend ist.“ Laoghaire hielt kurz inne und Niam schien es so, als wäre er mit seinen Gedanken weit weg. Schließlich fuhr er fort:

      „Weißt du, die Wahrheit ist, er mag Kinder. Und…naja, um ehrlich zu sein, ich denke, er hat eine Schwäche für alle irgendwie niedlichen und schützenswerten Lebensformen, egal auf wie vielen Beinen sie sich fortbewegen."

      Niam hatte interessiert zugehört und jetzt erwiderte sie einigermaßen erstaunt:

      „Woher weißt du das alles denn so genau?"

      „Nun, ich kenne ihn. Jedenfalls besser als jeder andere hier, einschließlich deiner Mutter", erwiderte er trocken. Der Kleinen blieb ob dieser unglaublichen Eröffnung einmal wieder der Mund offen stehen. Und dann platzte sie heraus:

      „Woher? Warum? Oh, Laoghaire, bitte erzähl!" Der junge Mann lachte und sagte die Hände hebend:

      „Schon gut, schon gut, ich erzähl's dir ja.“ Er dachte kurz nach und zwirbelte dabei eine Strähne seines langen Haares zwischen den Fingern. Schließlich begann er:

      „Also pass auf: Es fing vor langer Zeit an. Ich habe einmal einen Jungen gekannt, vier Jahresläufe älter als du heute, und der war der Schüler eines Druiden. Nur musste er sein Elternhaus und seinen Clan verlassen, um bei seinem neuen Meister zu leben. Der Junge hatte Angst, nicht vor seinem Meister, der ein erstaunlicher und wunderbarer Mann war, nein, Angst vor der Fremde. Ehrlich gesagt: Der Junge war an sich ein echter Angsthase, ganz furchtbar! Und zu allem Überfluss stand auch noch das alljährliche Druidentreffen auf Môn an. Du weißt, in den zwei Wochen vor und nach Litha, der Sommersonnenwende, findet die Zusammenkunft statt?"

      Niam nickte gespannt.

      „Gut", fuhr Laoghaire fort, „und da war der Junge also: Inzwischen elf Jahresläufe alt, immer noch ängstlich, unsicher, kaum Selbstvertrauen und dann auch noch das Treffen. Denn sein Meister hatte verfügt, dass der Junge IHM begegnen sollte: Cathbad dem Zauberer, Oberhaupt aller Druiden und Oberster Richter Érenns, unserer schönen Insel, die wir heute Irland nennen. Du kannst dir vorstellen, dass der Junge eine Heidenangst vor Cathbad hatte. Das galt eigentlich für jeden und tut es heute noch, wenn ich so darüber nachdenke. Nun ja, einige Ausnahmen gibt es dann doch, mich zum Beispiel oder Myrddin Emris, Deirdre und Fiona, die in seiner Abwesenheit die Geschicke Môns lenken. Wie dem auch sei, Gormal, der Lehrer des Jungen, befahl nun, dass er zu Cathbad gehen und mit ihm sprechen sollte. Du ahnst vermutlich, dass der Junge davon nicht begeistert war. Ganz im Gegenteil: Seine Ängste verstärkten sich immer mehr, allein der Gedanke, vor diesem riesigen, düsteren Mann stehen zu müssen, sorgte für Panikanfälle. Aber es half nichts, Gormal hatte gesprochen. Er meinte, der Zauberer würde die Ängste wegnehmen, er würde einfach alles wieder zum Guten wenden. Also machte sich der Junge auf den Weg zum abgelegenen Haus des Zauberers, ein Haus ganz aus Stein gewachsen, und ich meine gewachsen, nicht etwa gebaut. Er war da, das konnte man daran erkennen, dass der Eingang nicht verschlossen war. Der Junge trieb sich einige Zeit lang unschlüssig vor dem Haus herum und traute sich nicht, hinein zu gehen. Eine ganze Weile ging das so und dann hörte der Junge von drinnen die Stimme. Und er hörte:

      Jetzt komm endlich rein, sonst läufst du noch eine Furche in den Boden. Der Junge, obgleich immer noch ängstlich, konnte gar nicht anders, als zu gehorchen, die Stimme war zwingend, niemand hätte ihr wiederstehen können. Und was dann geschah, erstaunte den Jungen. Der Zauberer, obwohl immer grimmig und abweisend, sprach sanft und gütig mit ihm, lange und geduldig. So lange bis der Junge Zutrauen fasste. Er blieb den gesamten Tag bei Cathbad. Und den darauffolgenden auch. Er blieb so lange, bis alle Ängste wie weggeblasen waren. Der Junge fuhr völlig verändert mit seinem Meister nach Hause, glücklich und voller Selbstvertrauen. Und als es im nächsten Jahr wieder nach Môn gehen sollte, da freute sich der Junge sehr auf den Zauberer. Und tatsächlich: Wieder war er sanft und verständnisvoll, geduldig und einfach wunderbar. Es war in dieser Zeit, als der Junge zum ersten Mal die Schwermut und Düsternis im Gemüt des Zauberers wahrnahm und das stimmte ihn traurig und nachdenklich. Gormal hatte ihm erklärt, dass darin, also im Erspüren von Emotionen, sein besonderes Talent lag. Naja, so vergingen die Jahre und irgendwann erlaubte der Zauberer nicht mehr, dass der Junge, aus dem langsam ein Mann wurde, ihn weiter besuchte. Gormal war traurig darüber und sagte, dass die Zeit die Dinge ins rechte Lot bringen würde, der Junge solle bloß Geduld haben.“ Laoghaire seufzte leise und ein kurzes, trauriges Lächeln umspielte seine schönen Züge.

      „Aber was ist denn nun aus dem Jungen geworden? Geht es ihm gut?", hakte Niam gespannt nach.

      Laoghaire grinste breit.

      „Kann mich nicht beklagen, danke der Nachfrage." Seine Augen funkelten, als er Niam ansah. Die riss die Augen auf und stotterte:

      „Du…du bist der Junge? Uiii…!"

      „Allerdings. Und bevor du fragst: Ich habe ihn tatsächlich das letzte Mal wieder auf Môn gesehen, allerdings nicht gesprochen, leider, und das war vor neun Jahresläufen", fügte Laoghaire mit einem Seufzer echten Bedauerns hinzu und sah bekümmert in Richtung des Alten Waldes. Und da wurde Niam etwas klar:

      „Du hast ihn auch gern, so wie ich, stimmt`s?", fragte sie aufgeregt.

      „Stimmt", bestätigte Laoghaire schmunzelnd. „Kann`s nicht leugnen.“

      Niam kratzte sich nachdenklich am Kopf.

      „Aber, Laoghaire“, erklärte sie, „bist du nicht traurig gewesen, als er dich fortgeschickt hat? Ich wäre es ganz bestimmt!“

      Der junge Priester lächelte schwach.

      „Ja“, seufzte er, „war ich. Bin ich immer noch, um ehrlich zu sein. Ich weiß nicht, was es ist, aber…ja, er bedeutet mir eine ganze Menge, das ist sicher. Damals war ich heilfroh, dass Gormal da war. Er hat mich getröstet, mir erzählt, dass sich alles schon fügen würde. Ich wollte es unbedingt glauben, weißt du, konnte es aber nicht. Und dann stell dir meine Überraschung vor, als der Zauberer mich hierher zu euch gerufen hat.“ Laoghaire schüttelte angesichts dieser Erinnerung immer noch fassungslos den Kopf.

      „Ich dachte, ich träume. Und ja, ich freute mich sehr, habe seit ich vor einem Jahreslauf bei euch ankam, immer auf ein Wiedersehen gehofft. Es sollte wohl nicht sein. Aber wer weiß“, fügte er mit einem langen Blick auf Niam hinzu, die konzentriert zugehört hatte, „vielleicht ist er bei dir anders. Irgendwann. Ich weiß, wie es sein kann, ihm zu begegnen und mir gefällt der Gedanke, dass du so etwas auch erfährst. Zudem hoffe ich, dass du ihn knacken kannst, etwas das ich nicht vermocht habe.“ Wieder zeigte sich ein trauriges Lächeln auf den ebenmäßigen Zügen des Priesters. Dann räusperte er sich.

      „Also, СКАЧАТЬ