Jäger der Finsternis. Rhya Wulf
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Название: Jäger der Finsternis

Автор: Rhya Wulf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Cathbad der Zauberer

isbn: 9783740968922

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СКАЧАТЬ nicht mit ihr spielen zu müssen.

      Also war es Niam gewohnt, ihre Zeit alleine zu verbringen.

      Was sie indes gar nicht mal so schlimm fand, denn auf diese Weise konnte sie tun, was immer sie wollte und musste sich niemandem anpassen.

      Wobei…nun ja, wenigstens einen Freund hätte sie schon gerne gehabt, also jedenfalls einen menschlichen.

      Denn da war ja noch Púca.

      Für den Moment hatte sie allerdings andere Sorgen: Wie konnte sie es anstellen, sich erfolgreich vor der Hausarbeit zu drücken? Niam stand unschlüssig vor dem Haus herum und dachte gerade über eine gute Ausrede nach, als ihre Mutter lautlos hinter ihr auftauchte. Sie drehte sich zu ihr um. Die Fee lächelte sie strahlend an.

      „Hör mal, Kobold, du könntest mir einen Gefallen tun." Sie ignorierte Niams langes Gesicht mit einem stillen Grinsen und fuhr fort:

      „Geh zu Laoghaire und bring ihm diesen Trank. Du weißt, die Hustenmedizin, die ich gestern fertiggestellt habe. Frag ihn nach seiner Meinung dazu und warte zur Not auch. Egal wie lange er braucht, ich muss wissen, wie gut der Trank geworden ist." Niam hatte genau zugehört und dachte, dass das nicht ihr Ernst sein konnte. Aber da war nichts zu machen, sie musste wohl oder übel gehorchen. Also nickte sie etwas verdrossen und nahm das schlanke Tonfläschchen an sich. Einen sehnsüchtigen Blick auf den Alten Wald konnte sie sich nicht verkneifen. Er schien so nah, aber plötzlich unerreichbar. Was sie indes nicht bemerkte, war das listige Funkeln in den Augen ihrer Mutter, als sie in Richtung des Schwarzen Steines lief, in dessen Nähe Laoghaires Haus, das Haus des Druiden, stand.

      Sie beeilte sich und hoffte inständig, dass er zu Hause wäre und dass er seine Beurteilung schnell abgeben würde. Bald schon, nach einer Biegung, war das Haus in Sichtweite. Es war deutlich näher am Alten Wald gelegen, ein Umstand, dem die Dorfbewohner mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Respekt begegneten. Laoghaire, der junge Druide, war zu Hause. Er saß auf einer Bank vor seinem Haus, welches selbstverständlich ein Langhaus war. Nur dem Adel und anderen hochrangigen Persönlichkeiten stand so ein Haus zu. Ansonsten unterschied es sich nicht wesentlich von den anderen Häusern des Dorfes: Die Wände und das Dach waren aus ineinander geflochtenen Haselnusszweigen gefertigt. Die Wände wurden mit Lehm verputzt und das hohe, spitz zulaufende Dach war mit Stroh gedeckt. Der unheimliche Schwarze Stein ragte im Hintergrund still und einsam auf und wartete auf Bittsteller. Als Niam näherkam, sah Laoghaire auf und blickte seiner kleinen Besucherin freundlich entgegen. Er konnte gar nicht anders, als freundlich und gütig sein, es lag einfach in seiner Natur. Aíne hatte dazu einst angemerkt, dass sie in den siebenhundert Jahresläufen ihres Lebens noch nie so einen zutiefst freundlichen und sanftmütigen Menschen kennengelernt hatte. Laoghaire schienen negative Emotionen wie Wut, Neid und vor allem Hass völlig fremd zu sein. Er bestand aus reinstem Wohlwollen, so erschien es den Leuten jedenfalls.

      Welch eine absurde Lebensform. Oder auch nicht, vielleicht sind einfach alle andern etwas merkwürdig. Man weiß es nicht.

      Diese außergewöhnliche Art ließ sich jedenfalls teilweise mit der Tatsache erklären, dass er ein Filid, ein Priester, war und der Gott, dem er angehörte, war niemand Geringeres als Aengus Mac Ind Og, der Sohn des Dagda, der der Schöpfer aller Dinge war. Und dieser Aengus stand für die eine Macht, die alle anderen besiegt und übertrifft:

      Liebe.

      Und Laoghaire verrichtete seine diesbezüglichen Aufgaben mit großer Ernsthaftigkeit. Als Niam etwas atemlos vor ihm zum Stehen kam, lächelte er sie an und winzige Lachfältchen bildeten sich um seine herrlich warmen, braunen Augen. Er arbeitete gerade an irgendeiner Schnitzerei, unterbrach dies aber, legte das Messer auf den Tisch und das schon bearbeitete Stück Holz daneben.

      „Hallo, Laoghaire!", rief Niam, wobei sie die allgemeine Aufregung in ihrer Stimme nicht unterdrücken konnte. Der junge Priester schmunzelte und fuhr sich durch den kurz geschnittenen, blonden Bart.

      „Sei mir gegrüßt, Kobold, was kann ich denn heute für dich tun?" Niam reckte ihm die kleine Phiole entgegen und sagte:

      „Mama fragt, ob du das da mal angucken könntest und sagst, wie du es findest. Es ist eine Hustenmedizin. Und ich soll so lange warten, bis du dein Urteil abgegeben hast." Der unwillkürliche, schnelle Blick, den sie bei diesen Worten in Richtung des ersehnten Zieles, des Alten Waldes, warf, entging Laoghaires scharfem Verstand und seiner bemerkenswerten Menschenkenntnis allerdings nicht. Er hob kurz eine Braue und streckte seine geistigen Fühler aus, und richtig: Zwischen der allgemeinen Aufregung, die die Kleine beherrschte, fand er noch einige andere starke Gefühle: Vorfreude, Hoffnung, Zuneigung und nicht zuletzt auch unbestimmte Furcht. Sieh mal an, dachte er, traust du dich endlich, hm? Na, meinen Segen hast du. Es wird auch Zeit, dass ihn irgendwer aus seiner selbst gewählten Isolation herausbekommt und wenn nicht du, dann schafft es niemand.

      „Na dann lass mal sehen, was deine Mutter hier zusammengebraut hat!", sagte er laut. Er betrachtete das Fläschchen gewissenhaft und entkorkte es schließlich. Der Geruch, der ihm in die Nase stieg, verriet beinahe alles. Und der Rest…er konzentrierte sich und da glühten die eigentlich braunen Augen kurz in hellem, leuchtenden Himmelblau…dann nickte er. Niam wartete gespannt.

      „Nun ja…", sagte Laoghaire gedehnt, „so etwas nimmt natürlich Zeit in Anspruch…"

      Er unterbrach sich, warf Niam einen kurzen Blick zu und wurde nicht enttäuscht. Ihr Gesicht wurde immer länger. Ein Grinsen gerade noch vermeidend fuhr er fort:

      „Also, ich mache mich an die Arbeit. Du kannst gerne warten, aber ich denke, dass das für ein kleines Mädchen wie dich wohl doch recht langweilig sein dürfte. Ich schätze, zwischen zwei und drei Stunden wird es wohl dauern. Ich verstehe, wenn du diese Zeit lieber mit etwas anderem verbringen willst, etwas, das dich womöglich sehr viel mehr interessiert?" Wieder machte er eine demonstrative Pause und stellte fest, dass Niam vor Überraschung die Kinnlade heruntergefallen war. Laoghaire grinste, ruckte mit dem Kopf in Richtung des Alten Waldes und sagte trocken:

      „Das dort zum Beispiel. Oder war das nicht dein Ziel?" Er spürte genau, wie neben Niams Aufregung auch eine wachsende Verlegenheit aufkam. Niam sah zu Boden und überlegte, was sie jetzt nur machen sollte. Er wusste es! Laoghaire wusste es! Und er hatte ihr eine direkte Frage gestellt, auf die sie ihm antworten musste. Wobei das Schlimmste daran war, dass sie nicht einmal lügen oder wenigstens flunkern durfte, denn das war verboten. Einen Druiden durfte man niemals belügen! Und man musste tun, was er befahl, immer und ausnahmslos. Und Niam ahnte, dass er ihr den Wald verbieten würde, wenn sie jetzt bestätigte, was er ohnehin schon wusste. Ihr war zum Heulen zumute. Endlich hatte sie all ihren Mut zusammengenommen und nun das!

      Laoghaire hatte die Kleine nicht aus den Augen gelassen und beschloss nun, dem Ganzen ein Ende zu setzen.

      „Also", begann er leichthin, „ich wundere mich ja, dass du nicht schon früher auf diese Idee gekommen bist. Ehrlich gesagt, es wurde auch langsam Zeit." Und dann wartete er.

      Niam glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Hatte er ihr eben tatsächlich erlaubt, den Wald zu betreten? Hatte er es sogar…erwartet? Sie sah zaghaft auf und blickte in Laoghaires sanfte, braune Augen und als er ihr verschwörerisch zuzwinkerte, da verstand sie und lächelte strahlend.

      „Danke, Laoghaire", rief sie glücklich. Er grinste und erwiderte:

      „Oh, keine Ursache." Dann wurde er wieder ernst.

      „Eines musst du aber über ihn wissen, Kobold: Er ist nicht leicht im Umgang und das nicht nur deshalb, weil er zu viel trinkt. Und ja: Er ist abweisend und unfreundlich. Und vermutlich wird er dich, sobald du einen Fuß in sein Reich gesetzt hast, einfach wieder hinauswerfen. СКАЧАТЬ