Fluch der verlorenen Seelen. Darina D.S.
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Читать онлайн книгу Fluch der verlorenen Seelen - Darina D.S. страница 26

Название: Fluch der verlorenen Seelen

Автор: Darina D.S.

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Fluch der verlorenen Seelen

isbn: 9783969536155

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СКАЧАТЬ sie, die alte Gerlinde ist oft verwirrt. Weiter kann ich euch nicht begleiten, meine Knochen …«, bedauerte die gebrechliche Frau, machte das Kreuzzeichen und schlurfte langsam, sich den Rücken haltend, zurück.

      »Was ist mit diesem Dorf? Ist es wirklich verflucht?«, fragte Amalia, während sie den unebenen, spärlich beleuchteten Weg, den hier und da eine Laterne erhellte, zur Kirche hinaufstiegen. Die Atmosphäre wirkte auf sie kalt und dunkel, dennoch wurde ihr so heiß, als tanzten Flammen um sie herum.

      »Die sind nur hängen geblieben. Nicht auf allem, was seltsam ist, lastet ein Fluch.«

      »Yato! So was kannst du nicht sagen«, mahnte Julien und inspizierte die Umgebung.

      Amalia entging nicht, wie Freya vor dem Galgen innehielt und dabei ihre Arme um die Schultern schlang und den Kopf senkte. Amalia blieb ebenfalls stehen und betrachtete das Gestell. Die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen; das Holz war alt und morsch, übersät von einer feinen Moosschicht – nur der Strick fehlte. Dennoch hinterließ der Anblick ein ungutes Gefühl bei Amalia. Sie ging langsam zu Freya.

      »Ist alles in Ordnung?«, flüsterte sie, sodass es nur Freya hören konnte. Diese nickte und wandte sich vom Galgen ab. Als Amalia sich noch einmal zu dem Holzgestell drehte, sah sie plötzlich eine Frauengestalt dort hängen, deren stechend grüne Augen sie direkt anstarrten und deren Lippen sich bewegten. Amalia vernahm ein leises Flüstern und der Wind trug die Worte »Das Gleichgewicht zerbricht« an ihr Ohr. Als sie vor lauter Schreck auf und davon wollte, rannte sie so heftig in Freya hinein, dass beide fast hinfielen. Amalia rang panisch nach Luft und griff sich an die Brust, ihr Herz schlug wie wild.

      Was war das? Und was für ein Gleichgewicht? Was hatte das zu bedeuten? War das ein Geist? Amalia stützte sich zitternd an Freyas Schulter ab und vergrub verängstigt ihre Nägel im Stoff des Umhangs. All diese Fragen zischten wie Blitze durch ihren Kopf. Verunsichert schloss sie die Augen und wandte sich noch einmal zum Galgen um. Zögerlich öffnete sie die Lider einen Spalt, doch die Frauengestalt war weg. Wieder fragte sie sich, was das war und warum es niemand außer ihr wahrgenommen hatte.

      »Was ist los?« Entgeistert schaute Freya sie an.

      Amalia schüttelte hastig den Kopf. »Nichts …«, antwortete sie irritiert und wusste selbst nicht, was sie sagen sollte. Sie atmete tief durch. Dann drehte sie sich erneut zum Galgen – wieder nichts. Nervös ließ sie die Daumen umeinanderkreisen und blickte zu den anderen. Julien und Yato pirschten sich langsam an die Gräber heran.

      »Sch … Seht«, flüsterte Julien und zeigte auf ein vor ihnen liegendes Grab.

      Lange mussten sie nicht suchen. Amalia entdeckte den schwarzen großen Hund. Er saß vor einem Grabstein wie auf dem Präsentierteller. Ein Knacken, Amalia war auf einen Ast getreten. Abrupt wandte sich der Grimm ihnen zu. Ihr fielen sofort die blutroten Augen auf, die wirkten, als würden Flammen darin tanzen. Doch anstatt sie anzuschauen, schien sein Blick auf Freya gerichtet zu sein. Amalia war fasziniert und verängstigt zugleich. Solch eine furchteinflößende und eindrucksvolle Kreatur hatte sie noch nie zuvor gesehen. Als sie sich ihm vorsichtig näherten, verschwand er laut- und spurlos in den Schatten zwischen den Gräbern.

      »Lucrezia Rose«, las Julien vom Grabstein ab, vor dem der Kirchengrimm gesessen hatte. Amalia sah, wie Freyas Hand zu zittern begann. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht.

      »Was könnte das bedeuten?«, wollte Yato wissen.

      »Nichts. Lasst uns in die Ruinen gehen. Er ist ein Kirchengrimm und wahrscheinlich mit dieser hier verbunden. Vielleicht ist er jetzt dort«, antwortete Freya unberührt und ging allein vor.

      Amalia konnte ihr Verhalten nicht deuten. Seit sie in diesem merkwürdigen Dorf angekommen waren, benahm sich Freya anders. Irgendeine Verbindung musste sie zu diesem Ort haben. Was verschwieg sie?

      »Sie hat recht, gehen wir weiter.« Julien sprach in leisem Ton.

      An den Ruinen schien nichts Außergewöhnliches zu sein. Von dem einstigen Sakralbau war nicht mehr viel zu erkennen. Nur der mit Efeu und Moos überwucherte Kirchturm sah noch vollständig aus. Der Rest glich einem Trümmerfeld. Überall lagen Schutt der Mauern, Glasscherben der Fenster und Holz von den Sitzbänken. Das Dach war nur teilweise erhalten wie auch der Altar, auf dem ein riesiger Holzbalken lag.

      Amalia hörte ein Rascheln hinter sich. Eine kalte Brise zog an ihr vorbei. Hastig wirbelte sie herum, war aber nicht in der Lage, in der hereinbrechenden Dunkelheit Genaueres zu erkennen. Plötzlich spürte sie, wie etwas an ihr vorbeihuschte. Zitternd nahm sie den Dolch in ihre Hand, streckte ihn vor sich aus und drehte sich langsam im Kreis.

      »Groohls!«, schrie Julien und zückte das Schwert.

      Auf einmal ging alles schnell. Er parierte den Angriff des Geisterwesens, dessen Klauen sein Gesicht nur um Millimeter verfehlten. Juliens Klinge teilte einen Groohl nach dem anderen. Es schienen unendlich viele zu sein. Blaues Feuer loderte aus jeder schwer getroffenen Kreatur auf. Schreie, Kreischen, knackendes Holz. Amalia wusste nicht, was sie tun sollte, hektisch schaute sie in alle Richtungen. Jedoch war ihre Sicht vernebelt, als hätte sich ein Schleier vor ihre Augen gelegt. Ein grauenhafter Ton, eine Mischung aus einer schief gespielten Geige und einem bremsenden Zug, drang in ihre Ohren – und da war er, ein Groohl, direkt vor ihr. Ihr Atem stockte, sie taumelte zurück und fiel zu Boden. Plötzlich flog sein brennender Kopf fast in ihren Schoß, Amalia schreckte auf und schrie entsetzt.

      Mit einem weiteren Rundumschlag schlitzte Freya die nächsten Groohls auf. Wieder gequälte Schreie und blaue Flammen, die zur Totenmelodie tanzten. Ein grausames Schauspiel.

      »Julien, ich gebe dir Deckung!«, brüllte Yato. Mehrere Schüsse fielen, Kugeln durchstießen leere Augenhöhlen.

      Was war das? Ein Knarzen hinter Amalia. Panisch wandte sie sich um – ein Mensch? Zumindest ähnelte es einem – Amalia war sich nicht sicher. Mit einem Mal verschwand das Wesen. Sie drehte sich wild umher, ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust und schien ihr in den Hals hüpfen zu wollen. Nichts. Aber wie, wo war es hin? Hatte sie sich das nur eingebildet? Aus heiterem Himmel packte die Kreatur Amalia von hinten und drückte ihr die Kehle zu. Amalia spürte die kalten, langen, dürren Finger auf ihrer Haut. Die Luft zum Schreien blieb ihr im Halse stecken.

      Der Dolch glitt ihr langsam aus der schwitzigen Hand und ihre einzige Chance fiel klirrend zu Boden. Die anderen hatten sie nicht im Blick. Stechender Schmerz und Angst brachen über sie herein, Schweißperlen bildeten sich in ihrem Nacken. Amalia wimmerte leise, mehr brachte sie nicht hervor. Unerwartet löste sich der Griff und der Druck auf ihre Kehle ließ nach. Luft, atmen! Blutrot leuchtende Augen fixierten sie. Es war der schwarze Hund, aus dessen Maul die sich auflösenden Fetzen des Monsters hingen.

      »Ich weiß, wer du bist«, hörte Amalia eine tiefe Stimme in ihrem Kopf sagen. Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Plötzlich jaulte er gequält auf, Blut spritzte bis zu Amalia und der Kirchengrimm sackte leicht zusammen. Freya hatte die Glefe in seine Flanke gerammt.

      »Lass sie in Ruhe, du verfluchtes Wesen!« Freya fing seinen drohenden Blick auf, sie musterten einander, dann sprang der Hund zur Seite und rannte aus der Kirche.

      »Yato, Freya hinterher! Ich übernehme die Groohls.« Juliens Befehl durchdrang das Gemäuer. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die restlichen Kreaturen und metzelte einen nach dem anderen nieder, während Freya und Yato seinem Befehl Folge leisteten und den Grimm verfolgten, der über den Friedhof in den angrenzenden Wald flüchtete.

      »Franzel, versuch, ihm in die Läufe zu schießen!«, rief Freya und rannte, so schnell sie СКАЧАТЬ