Fluch der verlorenen Seelen. Darina D.S.
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Читать онлайн книгу Fluch der verlorenen Seelen - Darina D.S. страница 27

Название: Fluch der verlorenen Seelen

Автор: Darina D.S.

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Fluch der verlorenen Seelen

isbn: 9783969536155

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СКАЧАТЬ Sie hatte jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern, und verfolgte den Hund weiter, bis auch sie in die Schatten der Bäume eintauchte. Geschickt manövrierte sich das Tier durchs Unterholz und Freya fiel es schwer, mit diesem Tempo und den wendigen Bewegungen mitzuhalten.

      Die Sorge um Amalia, die in Schockstarre in einer Ecke kauerte, ließ Julien für einen Moment unvorsichtig werden. Er schielte zu ihr, sie brauchte ihn. Er bewegte sich einen Schritt auf sie zu, dann spürte er plötzlich den Widerstand. Hastig drehte er sich um und entzog sich dem Griff des Groohls, der ihn an der Kutte gepackt hatte, schwang das Schwert mit voller Wucht und zerteilte die Kreatur. Als er sich Amalia wieder zuwandte, entdeckte er aus dem Augenwinkel, wie Freya und Yato eilig den Grimm verfolgten. Julien hörte Freya noch etwas rufen, doch der Wind verschlang die Worte, bevor sie bis zu ihm durchdringen konnten.

      Ein Sturm zog auf, Feuchtigkeit lag in der Luft. Entsetzt beobachtete er, wie Yato im Erdboden verschwand. Als wäre er von einem Vakuum nach unten gesaugt worden. Der Typ ist nicht ernsthaft in ein offenes Grab gefallen?, dachte Julien und wandte sich kopfschüttelnd und tief seufzend Amalia zu. Er kniete vor ihr nieder, legte einen Arm um sie und streichelte ihr über den Kopf. Als sich ihre Blicke trafen, herrschte für einen Moment Stille, alles um sie herum verschwamm. In diesem Augenblick gab es nur die beiden.

      »Bist du verletzt?«, durchbrach Julien das Schweigen.

      Amalia sagte keinen Ton, sie legte nur ihren Kopf an seine Brust und atmete schwer aus. Er tat ihr gut – alles an ihm – seine Nähe, die ruhige und klare Stimme, seine Wärme, einfach alles. Julien drückte sie fest an sich. Amalia entspannte sich in seinen Armen und er spürte eine Woge der Erleichterung. Im Licht des aufgehenden Mondes, vor den sich langsam dicke Wolken zogen, wirkten ihre Haare dunkler als sonst und bildeten einen starken Kontrast zu ihrer hellen Haut. Sie war wunderschön und so zerbrechlich. Amalia zitterte am ganzen Leib, ob vor Kälte oder weil ihre Muskeln versuchten, zur Ruhe zu kommen, konnte Julien nicht sagen. Er bereute, die Zustimmung zu Collins Entscheidung gegeben zu haben. Es war zu früh, Amalia hätte mehr Vorbereitung gebraucht. Auch wenn Freya und vor allem Yato – der in diesem Moment alle Mühe hatte, aus dem Grab zu klettern – ihn jetzt wahrscheinlich brauchten, er wollte und konnte Amalia nicht allein lassen.

      Freya war außer Atem, sie hatte den Hund aus den Augen verloren. Kurz hielt sie inne, zog laut zischend die Luft ein und schaute sich um. Verzweifelt suchte sie nach einer Spur. Ihr Blick schweifte durch das dichte Geäst, da erspähte sie Blutstropfen im Laub und folgte ihnen. Sie musste sich beeilen, es begann zu regnen und bald würde die Spur in der Erde versiegen. Blitze erhellten den Wald immer wieder für einige Sekunden und plötzlich stand er vor ihr, knurrend und die Lefzen weit hochgezogen. Scharfe Fänge leuchteten im Licht der Blitze und sein Fell sträubte sich. Er war größer als jeder Hund, den Freya bisher gesehen hatte. Sie machte sich bereit und sie würde nicht zögern, ihn zu töten, wenn er sie angriff. Sie straffte die Schultern und umfasste den Griff ihrer Glefe eisern. Mit ihrer Klinge visierte sie die glühenden roten Augen an. Hund und Mensch fixierten einander und keiner von beiden wagte es, auch nur mit der Wimper zu zucken. Unvermutet brach der Kirchengrimm schwer nach Luft ringend zusammen. Er lag röchelnd auf der Seite, seine Atmung verlangsamte sich und der Brustkorb schien sich kaum noch zu heben. Langsam näherte sich Freya ihm und bemerkte die klaffende Wunde an seiner Flanke.

      »Ich hab dich ganz schön erwischt«, wisperte sie und beobachtete, wie die Augen in ihren Höhlen nach hinten rollten und der Hund das Bewusstsein verlor.

      »Ich bin da. Was ist los?«, keuchte Yato völlig außer Puste.

      »Wo warst du?«, zischte Freya und entdeckte die Erde an seinem Hut und dem Mantel, als sie den Kopf zu ihm drehte.

      »Glaub mir, das willst du nicht wissen. Was ist mit ihm? Hast du ihn getötet?« Yato beäugte das blutende Wesen kritisch. »Du bist immer so brutal.«

      »Nein, hab ich nicht – noch ist er nicht tot. Also hol Julien und Amalia. Wir müssen besprechen, wie wir mit ihm weiter verfahren«, sagte Freya und wandte sich dem Geschöpf wieder zu. Sie wusste, dass er sterben würde, wenn sie ihn hierließen, aber diese Entscheidung oblag nicht nur ihr. Zögerlich berührte sie seine Schnauze, doch durch die Handschuhe spürte sie die Beschaffenheit seines schwarzen Fells nicht.

      Yato warf einen Blick auf sein Handy, in der Hoffnung, Julien anrufen zu können; natürlich hatte er hier keinen Empfang.

      »Warum immer ich?«, jammerte er.

      Freya funkelte ihn an, als wollte sie ihn mit ihren Augen strangulieren.

      »Keine Sorge, ich geh ja schon«, entgegnete er genervt und rannte zu den anderen in die Kirche zurück.

      Mittlerweile hatte starker Regen eingesetzt und Freyas tropfnasser Zopf war im Begriff sich aufzulösen. Sie öffnete den Verschluss am Kreuz ihres Umhanges, nahm ihn ab und legte ihn über den Hund. Ihre Kleidung durchnässte in wenigen Augenblicken und Kälte kroch ihr blitzschnell unter die Haut bis in die Knochen.

      Doch das war ihr egal, sie konnte die Augen nicht von der Kreatur lösen. Sie hatte noch nie einen leibhaftigen Kirchengrimm gesehen und studierte den leblos wirkenden Körper eingehend. Dabei fielen ihr die großen Pfoten mit den ungewöhnlich spitzen Krallen auf. Damit würde es ihm nicht schwerfallen, einen Menschen in Stücke zu reißen.

      »Es wäre schade, wenn deine Seele wegen mir im Fegefeuer brennt.« Sie seufzte wehmütig. »Glaub mir, das würde ich nicht wollen. Ich kenne die Angst vor diesen Flammen.«

      »Freya, warum hast du das getan?«, schrie Amalia, als sie mit Julien und Yato näher kam und den Verwundeten sah.

      »Er hatte doch vor dich anzugreifen!« Freya wandte sich erschrocken zu ihr.

      »Nein, er hat mich vor dem Groohl gerettet. Wir müssen ihm helfen!«

      »Ich stimme Amalia zu. Wir nehmen ihn mit«, entschied Julien.

      Freya nickte nur und sah zu, wie Julien die Kreatur samt Umhang hochhievte und deren Kopf schlaff über seinem Arm hing. Schwerfällig marschierte er mit dem großen Tier aus dem Wald.

      »Wir haben echt gute Teamarbeit geleistet«, lobte Yato und klopfte sich auf die Schulter.

      »Hey, du Teamplayer, wo bitte warst du denn, als ich allein dem Hund durch den Wald gefolgt bin?«, maulte Freya.

      »Sich eine kurze Verschnaufpause tief unter der Erde gönnen«, scherzte Julien grinsend.

      »Hey! Ich habe das Loch im Boden nicht gesehen. Das kann jedem mal passieren. Seid lieber froh, dass mir nichts passiert ist«, verteidigte sich Yato und plusterte sich dabei wie ein Hahn auf.

      »Ja klar, jeder übersieht ein langes, über zwei Meter tiefes Loch im Boden«, erwiderte Julien mit förmlich greifbarem Sarkasmus.

      »Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist, Yato.« Amalia lächelte ihn liebevoll an. »Was sagen wir den Dorfbewohnern, wenn uns jemand mit dem Hund sieht?«

      »Überlasst das mir. Wenn sie etwas sagen, brennen wir alles nieder, das merkt sowieso keiner.«

      »Freya, du bist lustig«, sagte Amalia und kicherte. Freya kniff die Augen zusammen. Das sollte kein Witz sein, dachte sie sich insgeheim.

      Juliens kritischer Blick inspizierte die Umgebung, doch sie schienen Glück zu haben, es war kein Dorfbewohner zu sehen. Nirgendwo brannte Licht, fast alle Vorhänge in den Häusern waren zugezogen. So schafften sie es unbehelligt zum Auto. Niemand sollte von der tatsächlichen Existenz des Kirchengrimms СКАЧАТЬ