Fluch der verlorenen Seelen. Darina D.S.
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fluch der verlorenen Seelen - Darina D.S. страница 21

Название: Fluch der verlorenen Seelen

Автор: Darina D.S.

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Fluch der verlorenen Seelen

isbn: 9783969536155

isbn:

СКАЧАТЬ Weiten.

      Das Herz, erdrückt und zersprungen

      unter der Last ungeliebter Liebe.

      So tritt er allein der Hölle entgegen.

      Der nächste Morgen war grauenhaft. Amalias Kopf dröhnte und hämmerte, als würde darin ein Presslufthammer seinen Spaß haben. Ihre Lider waren schwer, die Muskeln träge. Benommen und desorientiert suchte sie den Wecker, der nicht aufhörte zu piepsen. Panisch stellte sie fest, dass es bald Zeit für das Training mit Freya war. Erschöpft rieb sie sich den Schlaf aus den Augen.

      Plötzlich sah sie Freya neben sich im Bett liegen. Amalia war sich nicht sicher, ob sie noch lebte. Der Kopf ihrer neugewonnenen Freundin war so tief im Kissen vergraben, dass sie hätte ersticken müssen. Vorsichtig pikste Amalia sie mit ihrem Fingernagel, doch sie rührte sich nicht. Nicht einmal ein Zucken. Amalia wurde nervös.

      »Freya! Wieso bist du hier? Ist alles okay?« Sie versuchte, ihre Freundin wachzurütteln.

      »Schhh … Kopfweh«, antwortete Freya und hielt sich die Hand vor die Augen, um sie vor dem grellen Tageslicht zu schützen. Blinzelnd sah sie sich um. »Warum wach ich eigentlich immer in anderen Betten auf, wenn ich was getrunken habe?«, flüsterte Freya und setzte sich mit verzerrtem Gesicht auf die Bettkante.

      Amalia runzelte die Stirn, wusste aber nicht, was sie darauf antworten sollte, zumal sie sich nicht mehr daran erinnern konnte.

      »Ich schleiche jetzt in mein Zimmer, dusche kurz und hole dich dann fürs Training.« Freya stand wie in Zeitlupe auf.

      Amalia schaute sie bestürzt an, ihr war schlecht und ihre Muskeln führten ein Eigenleben. »Können wir das heute nicht ausnahmsweise ausfallen lassen?«, fragte sie flehend und faltete die Hände wie zum Gebet. Dabei bemerkte sie, wie der Sekt versuchte, wieder hochzukommen.

      »Nein«, antwortete Freya knapp, während sie das Zimmer hinkend, wie ein Pirat mit einem Holzbein, verließ.

      Amalia raffte sich schwerfällig auf, jede Bewegung kostete sie unglaublich viel Überwindung. Ganz langsam zog sie die Klamotten vom vorigen Tag aus und schlurfte halb tot in die Dusche. Schnell, so kam es ihr zumindest vor, wusch sie sich die Haare und entfernte das restliche Make-up aus dem Gesicht. Sie sah einem Panda zum Verwechseln ähnlich und schrubbte wild, doch die wasserfeste Wimperntusche stellte sich als hartnäckiger Gegner heraus.

      Nach dem glorreichen Kampf in der Dusche wankte sie erschöpft zum Kleiderschrank und fischte das erstbeste Oberteil heraus, das sie finden konnte. Ein grünes T-Shirt mit einem Faultier. Wie passend, dachte sie sich und zog ihre schwarzen Leggins an.

      Lustlos öffnete sie die Tür, um zu Freya zu gehen, doch die war schneller und passte sie ab. Amalia brauchte einen Moment, um die Situation zu begreifen.

      »Warum warst du so schnell und was macht Levi auf deiner Schulter?«, fragte sie überrascht. Der Kater schnurrte und schmiegte sich an Freyas Hals.

      »Du warst zu langsam und der benötigt mal wieder Training. Ist ganz schön fett geworden vom vielen Rumlümmeln und außerdem habe ich doch gesagt, dass ich dich abhole.« Freya rieb Levis Kopf und bat Amalia ihr zu folgen.

      Glücklicherweise ließ es Freya lockerer angehen als sonst. So joggten die beiden lediglich eine halbe Stunde um das Kloster. Doch selbst das war Amalia zu viel. Immer wieder würgte sie und der Geschmack vom süßlichen Sekt, gemischt mit Pfefferminzzahnpasta, machte ihr zu schaffen. Ihr war kotzübel und so sah sie auch aus. Das war ebenfalls für die anderen Schüler, denen sie auf dem Weg begegneten, zu erkennen. Auch Collin und Mister Black, die sich ausgerechnet jetzt Frühstück aus der Kantine holten, bemerkten Amalias zombieartigen Zustand. Keiner der beiden konnte sich ein amüsiertes Grinsen verkneifen.

      Erst um die Mittagszeit normalisierte sich ihr Magen halbwegs. Angespannt schwankte Amalia in den Speisesaal, um die anderen zum Essen zu treffen, obwohl ihr danach überhaupt nicht zu Mute war. Sie straffte die Schultern und betete, dass die Jungs sich gehässige Kommentare sparten. Zu sehr schämte sie sich für ihr höchstwahrscheinlich peinliches Verhalten. Doch zu ihrer großen Verwunderung verloren die beiden kein Wort über den gestrigen Abend und benahmen sich, als wäre nichts gewesen. Yato blickte nur ab und an ängstlich zu Freya und rieb seinen Hals. Was Amalia allerdings beunruhigte, war Juliens Bitte um ein Treffen in der Eingangshalle nach der letzten Unterrichtsstunde. Er verkündete, dass sie von dort aus zur Waffenkammer gehen würden. Amalia hatte diese bis dahin noch nicht gesehen und sie ahnte Schreckliches.

      Der Gedanke an ein weiteres Waffentraining mit den dreien machte sie so nervös, dass sie dem restlichen Unterricht nicht mehr folgen konnte. Vielleicht lag es zusätzlich am Gefühl, sich ständig übergeben zu müssen – vor allem nach dem Hackbraten, der ihre plötzliche Heißhungerattacke befriedigen hätte sollen. Im Nachhinein wahrscheinlich nicht ihre beste Idee. So saß sie völlig unkonzentriert im Klassenraum, schaute sich andauernd fast schon paranoid um und wurde zu allem Überfluss von einem nicht enden wollenden Schluckauf geplagt. Als endlich die erlösende Klingel ertönte, sprang sie auf und stieß dabei ein Gemisch aus Hackbraten und Sekt auf. Apathisch und sich den Bauch haltend schlurfte sie die Treppen hinunter. Sie erspähte die anderen in der Eingangshalle und hoffte, dass ihr niemand ansah, wie schlecht es ihr ging.

      »Amalia ist alles in Ordnung? Du siehst so grün aus im Gesicht«, fragte Yato und ihre Hoffnung zerplatzte wie eine Kaugummiblase. Sie nickte nur teilnahmslos und wünschte sich eine dunkle Ecke, in die sie kriechen konnte. Amalia schielte zu Freya, die mittlerweile wieder wie das blühende Leben aussah. Was zur Hölle …? Das konnte doch nicht wahr sein! Sie sah aus wie ausgekotzt und Freya stand vor ihr wie eine Rose in voller Blüte. Amalia verdrängte ihr Selbstmitleid und wackelte den anderen hinterher. Nur keine hektischen Bewegungen, so lautete ihr Motto. Kalter Schweiß rann ihren Rücken hinab, als sie in Zeitlupe an der Bibliothek vorbeitrottete und kurz danach bei den anderen vor einer grünen Holztür stehen blieb. Amalia runzelte die Stirn. Irgendwie war ihr diese Tür bis dahin nicht aufgefallen, obwohl das dunkle Grün doch sehr ins Auge fiel. Julien kramte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss auf.

      Amalia glaubte, in einer Folterkammer gelandet zu sein. Prüfend ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. An den Backsteinwänden hingen Streitäxte, Morgensterne, Eisenketten und Schilde. Mehrere große mit Schlössern versehene Holztruhen standen auf dem Boden. Direkt vor ihr ragten zwei schwarze, ebenfalls mit Schlössern gesicherte Schränke, doppelt so hoch wie sie selbst, auf. Der Raum hatte keine Fenster, lediglich eine weitere Tür, und seine Atmosphäre wirkte durch den goldenen Lichtschein der filigranen Wandlampen noch unheimlicher. Amalia schluckte merklich; sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass der Raum ihr Unwohlsein noch steigern konnte. Eigentlich dachte sie, dass es nichts Schlimmeres als das Gemisch aus Sekt und Hackbraten gäbe, doch auch Frau lernt nie aus.

      Die schlechten Lichtverhältnisse strengten Amalias Augen an und allmählich begannen sie zu tränen. Nur mühsam konnte sie verfolgen, wie Julien zu den großen Schränken lief und diese aufschloss.

      »Nehmt eure Waffen, wir gehen ins Besprechungszimmer«, bestimmte er.

      Ohne Widerrede traten Freya und Yato an die Schränke heran. Yato holte ein Gewehr heraus, Freya eine speerähnliche lange Waffe und Julien nahm sein Schwert, das Amalia noch von ihrer ersten Begegnung in der Psychiatrie kannte.

      »Es wird Zeit, dass Amalia alles über die Akademie, den Orden und deren Zweck erfährt«, entschied Julien und ging zu der blauen Tür, um sie aufzuschließen, den Schlüssel ließ er stecken.

      »Das ist zu früh. Warum soll sie das alles jetzt schon erfahren?«, wandte Freya ein.

СКАЧАТЬ