H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу H. G. Wells – Gesammelte Werke - Herbert George Wells страница 94

Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813628

isbn:

СКАЧАТЬ bis ich zu ei­ner rie­si­gen Ab­tei­lung in ei­nem obe­ren Stock­werk ge­lang­te, wel­che un­ge­heu­re Men­gen von Bett­stel­len ent­hielt. Ich klet­ter­te über die­se hin­über und fand end­lich einen Ru­he­platz zwi­schen auf­ge­häuf­ten Ma­trat­zen. Der Raum war schön be­leuch­tet und be­hag­lich warm, und ich be­schloss, hier ver­steckt zu blei­ben und ein wach­sa­mes Auge auf das hal­be Dut­zend Ver­käu­fer und die paar Kun­den zu ha­ben, bis die Zeit zum Schlie­ßen kom­men wür­de. Dann wür­de es mir mög­lich sein, dach­te ich, mich dort nach Nah­rung, Klei­dung und ei­ner Mas­ke um­zu­se­hen, das Haus zu durch­su­chen und viel­leicht auf dem Bett­zeu­ge dort zu schla­fen. Der Plan schi­en mir an­nehm­bar. Mei­ne Ab­sicht war, mir Klei­der zu ver­schaf­fen, mich in nicht zu auf­fäl­li­ger Wei­se zu ver­mum­men, Geld zu neh­men, mei­ne Bü­cher und Pa­ke­te ab­zu­ho­len, dann ir­gend­wo eine Woh­nung zu mie­ten und einen Plan zur voll­stän­di­gen Aus­nut­zung der Vor­tei­le, wel­che mir, wie ich noch im­mer dach­te, mei­ne Un­sicht­bar­keit über mei­ne Mit­menschen gab, aus­zu­ar­bei­ten.

      Die Sperr­stun­de kam schnell ge­nug her­an. Ich kann nicht mehr als eine Stun­de auf den Ma­trat­zen ge­le­gen sein, als die Fens­ter­la­den ge­schlos­sen und die Kun­den hin­aus­ge­lei­tet wur­den. Und dann be­gann eine An­zahl jun­ger Leu­te mit an­er­ken­nens­wer­ter Schnel­lig­keit die in Un­ord­nung ge­brach­ten Wa­ren zu­recht­zu­le­gen. So­wie sich das Wa­ren­haus leer­te, ver­ließ ich mein Ver­steck und stieg vor­sich­tig in die we­ni­ger öden Ab­tei­lun­gen im un­te­ren Stock­werk hin­ab. Ich war wirk­lich über­rascht, zu se­hen, wie schnell die jun­gen Leu­te die Wa­ren ein­räum­ten, die Stüh­le auf die La­den­ti­sche stell­ten und sich mit ei­nem Aus­druck von Leb­haf­tig­keit, wie ich ihn noch sel­ten an Ver­käu­fern ge­se­hen hat­te, den Tü­ren zu­wand­ten. Dann kam eine gan­ze Men­ge Lehr­jun­gen mit Be­sen und Staub­we­deln, um rein zu ma­chen, und end­lich, eine gute Stun­de, nach­dem das Eta­blis­se­ment ge­schlos­sen wor­den war, hör­te ich die Rie­gel vor­schie­ben. Stil­le la­ger­te sich über den Ort, und ich wan­der­te durch die wei­ten Ma­ga­zi­ne, Ga­le­ri­en, Ver­kaufs­räu­me – ein­sam und al­lein.

      Mein ers­ter Gang galt dem Ort, an dem man St­rümp­fe und Hand­schu­he zum Ver­kauf aus­ge­bo­ten hat­te. Es war dun­kel und ich such­te müh­sam nach Zünd­hölz­chen; end­lich fand ich wel­che in ei­ner Schub­la­de des Kas­sen­pul­tes. Dann muss­te ich mir eine Ker­ze su­chen. Ich war ge­zwun­gen, die Hül­len her­un­ter­zu­rei­ßen und eine Men­ge Schub­la­den in Un­ord­nung zu brin­gen; aber end­lich ge­lang es mir zu fin­den, was ich such­te. Die Auf­schrift auf dem Kas­ten, aus dem ich sie nahm, lau­te­te: ›Woll­ja­cken und Woll­wes­ten‹. Dann nahm ich So­cken, ein dickes Hals­tuch und aus der Klei­der­ab­tei­lung Bein­klei­der, eine lan­ge Ja­cke, einen Über­rock und einen breit­ran­di­gen Hut mit ab­wärts ge­bo­ge­ner Krem­pe. Ich be­gann mich wie­der als Mensch zu füh­len, und mein nächs­ter Ge­dan­ke war auf Spei­se und Trank ge­rich­tet.

      Oben war eine Ab­tei­lung für Er­fri­schun­gen, und dort fand ich kal­tes Fleisch. In ei­ner Kan­ne war noch Kaf­fee; ich zün­de­te das Gas an und wärm­te ihn wie­der, und al­les in al­lem ging es mir nicht schlecht. Nach­her, als ich den Ort nach Bet­tü­chern durch­such­te – ich muss­te mich schließ­lich mit Dau­nen­kis­sen be­gnü­gen – stieß ich auf eine große Men­ge von Scho­ko­la­de, ver­zu­cker­ten Früch­ten – mehr als gut für mich war – und et­was wei­ßen Bur­gun­der. In der Nähe war ein Spiel­wa­ren­la­ger, und ich kam auf einen glän­zen­den Ge­dan­ken. Ich fand dort künst­li­che Na­sen – für Fa­schings­mas­ke­ra­den – und mach­te mich auf die Su­che nach ei­ner dunklen Bril­le. Aber das Om­ni­um hat­te kei­ne op­ti­sche Ab­tei­lung. Mei­ne Nase hat­te mir wirk­lich Sor­gen ge­macht. Ich hat­te ur­sprüng­lich an Schmin­ke ge­dacht. Aber mei­ne Ent­de­ckung ließ mich mehr an Perücken und Mas­ken den­ken. End­lich leg­te ich mich, warm und be­hag­lich, in mei­nen Dau­nen­kis­sen zur Ruhe.

      Mei­ne letz­ten Ge­dan­ken vor dem Ein­schlum­mern wa­ren die an­ge­nehms­ten, die ich seit mei­ner Ver­wand­lung ge­habt hat­te. Ich be­fand mich in ei­nem Zu­stan­de phy­si­scher Be­frie­di­gung, der sich mei­nem Geis­te mit­teil­te. Ich dach­te, dass es mir ge­lin­gen wür­de, am nächs­ten Mor­gen in mei­nen Klei­dern un­be­merkt zu ent­schlüp­fen, mein Ge­sicht mit ei­nem Tuch, wel­ches ich zu die­sem Zweck ge­nom­men hat­te, zu be­de­cken, mit dem zu­sam­men­ge­raff­ten Gel­de Au­genglä­ser zu kau­fen und so mei­ne Ver­klei­dung zu ver­voll­komm­nen. Ich ver­fiel in un­zu­sam­men­hän­gen­de Träu­me über all die fan­tas­ti­schen Er­eig­nis­se der letz­ten Tage. Ich sah den häss­li­chen Kerl, mei­nen Haus­wirt, in sei­nem Zim­mer flu­chen; ich sah sei­ne bei­den Söh­ne und das fal­ti­ge Ge­sicht der Al­ten, die nach ih­rer Kat­ze frag­te. Dann stand ich wie­der auf dem zu­gi­gen Hü­gel und hör­te den al­ten Geist­li­chen an mei­nes Va­ters of­fe­nem Gra­be mur­meln: ›Er­de zur Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub.‹

      ›Auch du‹, sag­te eine Stim­me, und plötz­lich wur­de ich ge­gen das Grab ge­drängt. Ich wehr­te mich, schrie, rief die Trau­er­gäs­te um Hil­fe an, aber die­se folg­ten mit un­er­schüt­ter­li­cher Auf­merk­sam­keit dem Got­tes­dienst. Auch der alte Geist­li­che wich und wank­te nicht. Ich ent­deck­te, dass ich un­sicht­bar und un­hör­bar war und über­ir­di­sche Mäch­te ihre Hand auf mich ge­legt hat­ten. Um­sonst wi­der­streb­te ich, ich wur­de über den Rand ge­drängt, der Sarg klang hohl, als ich auf ihn fiel, und eine Schau­fel Erde nach der an­de­ren wur­de mir nach­ge­wor­fen. Nie­mand ach­te­te mei­ner, nie­mand ge­wahr­te mich. Ich mach­te eine ver­zwei­fel­te Be­we­gung des Wi­der­stan­des und er­wach­te.

      Die blei­che Lon­do­ner Däm­me­rung war an­ge­bro­chen, das Haus war von ei­nem kal­ten, grau­en Licht er­füllt, das sich durch die Fens­ter­lä­den hin­durch­stahl. Ich rich­te­te mich auf und eine Zeit lang konn­te ich mich nicht be­sin­nen, wie ich in die­sen wei­ten Raum mit den Zahl­ti­schen, den auf­ge­sta­pel­ten Wa­ren und den Hau­fen von Kis­sen hin­ein­ge­ra­ten war. Dann, als mein Erin­ne­rungs­ver­mö­gen zu­rück­kehr­te, hör­te ich Stim­men im Ge­spräch.

      Weit von mir sah ich in dem hel­le­ren Licht ei­ner Ab­tei­lung, wo die Vor­hän­ge schon zu­rück­ge­zo­gen wa­ren, zwei Män­ner, die ihre Schrit­te nach mei­nem Zuf­luchts­ort lenk­ten. Ich sprang auf die Füße und blick­te mich nach ei­nem Ver­steck um; schon aber hat­te sie das Geräusch mei­ner Be­we­gung auf­merk­sam ge­macht. Ich ver­mu­te, dass sie nur eine Ge­stalt sa­hen, die sich ge­räusch­los ent­fern­te. ›Wer ist da?‹ rief der eine, und ›Halt!‹ schrie der an­de­re. Ich flog um eine Ecke und kam ge­ra­des­wegs – eine Ge­stalt ohne Ge­sicht, be­den­ken Sie das! – auf einen schlan­ken, fünf­zehn­jäh­ri­gen Bur­schen zu. Er schrie gel­lend auf, ich warf ihn zu Bo­den, eil­te an ihm vor­bei, bog um eine an­de­re Ecke und warf mich, ei­ner glück­li­chen Ein­ge­bung fol­gend, hin­ter ei­nem La­den­tisch flach nie­der. Im nächs­ten Au­gen­blick ka­men ei­li­ge Schrit­te an mir vor­bei und ich hör­te Stim­men ru­fen: ›Al­le zu den Tü­ren!‹

      Wäh­rend ich am Bo­den lag, ver­ließ mich die Über­le­gung voll­stän­dig. So selt­sam es schei­nen mag, in je­nem Au­gen­blick fiel mir nicht ein, mei­ne Klei­der aus­zu­zie­hen, was das klügs­te ge­we­sen wäre. Wahr­schein­lich hat­te ich es mir in den Kopf ge­setzt, in den­sel­ben СКАЧАТЬ