Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke
Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813628
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Etwas Derartiges ausführen, hieße Zauberei noch übertreffen. Und ich hatte, von keinen Zweifeln gequält, eine glänzende Vision alles dessen, was Unsichtbarkeit für einen Menschen bedeuten würde. Geheimnis, Macht, Freiheit! Schattenseiten sah ich keine. Denken Sie sich nur! Ich, ein armer, geplagter, obskurer Demonstrator an einer Provinzuniversität, konnte plötzlich – dies werden. Ich frage Sie, Kemp, wenn Sie … Jeder, sage ich Ihnen, hätte sich auf dieses Studium geworfen. Und ich arbeitete drei Jahre lang, und so oft ich einen schwierigen Berg erklommen hatte, türmte sich auf dessen Gipfel ein anderer vor mir auf. Die endlosen Einzelheiten! Und die Verzweiflung! Und der Professor, der immer um mich herumspionierte. ›Wann werden Sie Ihr Werk veröffentlichen?‹ lautete seine ewige Frage. Drei Jahre dauerte es. – –
Und nach drei Jahren geheimer Arbeit und Mühe fand ich, dass es unmöglich sei, es zu vollenden – unmöglich!«
»Warum?«
»Geld«, sagte der Unsichtbare und starrte wieder zum Fenster hinaus.
Plötzlich drehte er sich um: »Ich beraubte den alten Mann – meinen Vater.
Das Geld war nicht sein, und er erschoss sich.«
20. Kapitel – Im Hause in Great Portland Street
Für einen Augenblick blieb Kemp still sitzen und blickte starr auf den Rücken der kopflosen Gestalt am Fenster. Dann zuckte er unter einem plötzlichen Gedanken zusammen, erhob sich, nahm den Unsichtbaren beim Arme und führte ihn von dem Fenster weg.
»Sie sind müde«, sagte er, »und während ich sitze, gehen Sie herum. Nehmen Sie doch meinen Stuhl.«
Er setzte sich zwischen Griffin und das nächste Fenster.
Griffin saß einige Zeit schweigend da, bevor er seine Erzählung wieder aufnahm.
»Als jenes Ereignis eintrat«, fuhr er fort, »hatte ich Chesilstowe schon verlassen. Es war im vorigen Dezember. Ich hatte ein Zimmer in London gemietet, ein großes, unmöbliertes Zimmer in einem geräumigen, schlecht gehaltenen Zinshause, in einem schmutzigen Winkel nahe Great Portland Street. Meine Stube war mit den Apparaten und Hilfsmitteln, die ich mit dem geraubten Gelde gekauft hatte, gefüllt, und die Arbeit schritt rüstig und erfolgverheißend ihrem Ende entgegen. Ich war wie ein Mensch, der aus einem dichten Walde herauskommt und plötzlich ein ihm unverständliches Schauspiel vor sich sieht. Ich ging zu dem Begräbnisse meines Vaters. Doch hatte ich für nichts auf der Welt Gedanken, als für meine Untersuchungen, und rührte keinen Finger, um seinen guten Namen zu retten. Ich erinnere mich an das Leichenbegängnis, an den billigen Sarg, die kurze Trauerzeremonie, den frostigen Hügel und den Geistlichen, seinen alten Studienkollegen, der den Gottesdienst abhielt.
Ich erinnere mich, wie ich in unser verödetes Heim zurückkehrte, in dem Orte, der einst ein Dorf gewesen war, und welchen habsüchtige Bauspekulanten jetzt in eine hässliche Stadt verwandelt haben. Ich sehe mich noch selbst, eine hagere, schwarze Gestalt, die einsam auf einem feuchtglänzenden, schlüpfrigen Seitenpfade dem Dorf zuschritt, geistig getrennt von allem, was mir in der Jugend die Heimat lieb und teuer gemacht hatte …
Als ich in die Hauptstraße einbog, wurde ich noch einmal an mein altes Leben gemahnt. Ich begegnete dem Mädchen, das ich vor zehn Jahren gekannt hatte. Unsere Augen trafen sich …
Etwas zwang mich, mich umzudrehen und sie anzusprechen. Sie war eine sehr gewöhnliche Person.
Wie ein Traum war dieser Besuch in meinem Heimatsorte. Damals fühlte ich nicht, dass ich vereinsamt war, dass ich die Welt für eine Wüste hingegeben hatte. Erst als ich in mein Zimmer trat, hatte ich die Empfindung, wieder der Wirklichkeit anzugehören. Da waren die Dinge, welche ich kannte und liebte. Da standen meine Apparate und warteten bloß darauf, von mir zu der Endprobe verwendet zu werden. Und bis auf die Ebnung von Kleinigkeiten gab es kaum mehr ein ernstes Hindernis.
Ich will Ihnen früher oder später den ganzen komplizierten Prozess erklären. Jetzt brauchen wir nicht näher darauf einzugehen. Mit Ausnahme einiger Lücken, die ich absichtlich nur meinem Gedächtnisse eingeprägt habe, ist er in Chiffreschrift in den Büchern, welche jener Landstreicher verborgen hat, niedergeschrieben. Wir müssen ihn einfangen. Wir müssen die Bücher wieder haben. Die eigentliche Aufgabe bestand also darin, den durchsichtigen Gegenstand, dessen Brechungswinkel herabgesetzt werden sollte, bei einer bestimmten Schwingung des Äthers zwischen zwei elektrische Zentren zu stellen, wovon ich später ausführlicher sprechen werde. Nein – keine Röntgenstrahlen; ich glaube auch nicht, dass meine Strahlen schon beschrieben worden sind, und doch sind sie leicht sichtbar. In erster Linie benötigte ich zweier kleiner Dynamomaschinen, die ich mit einem kleinen Gasmotor antrieb. Zu meinem ersten Experimente nahm ich ein Stück weißen Wollstoffes. Es war das seltsamste Ding der Welt, den Stoff beim Aufblitzen der elektrischen Funken weich und weiß vor sich zu sehen und dann zu beobachten, wie er gleich einer Rauchsäule langsam verging und endlich verschwand.
Ich konnte nicht glauben, dass es mir gelungen war. Ich streckte meine Hand ins Leere aus und da fand ich das Ding ebenso kompakt und fest wie früher. Ein unheimliches Gefühl beschlich mich, als ich es in der Hand hielt und ich ließ es fallen. Dann hatte ich viele Mühe, es wieder zu finden.
Und dann kam ein merkwürdiger Versuch. Hinter mir hörte ich miauen, und als ich mich umwendete, erblickte ich eine weiße, magere, sehr schmutzige Katze, die außerhalb des Fensters auf dem Deckel der Regenwassertonne saß. Da kam mir eine Idee. ›Du kommst mir eben recht‹, sagte ich, öffnete das Fenster und lockte die Katze in das Zimmer. Sie kam schnurrend herein – das arme Tier war halb verhungert und ich gab ihr etwas Milch von meinen Speisevorräten, die ich in einem Schranke in der Zimmerecke verwahrte. Nachdem sie getrunken hatte, ging sie suchend im Zimmer umher, augenscheinlich in der Absicht, sich daselbst häuslich einzurichten. Der unsichtbare Wollstoff verwirrte sie ein wenig. Sie hätten nur sehen sollen, wie sie fauchte und darauf los fuhr! Ich machte ihr auf einem Kissen ein Lager zurecht.«
»Und СКАЧАТЬ