Konstantinopel 1453. Roger Crowley
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Название: Konstantinopel 1453

Автор: Roger Crowley

Издательство: Автор

Жанр: История

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isbn: 9783806242430

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СКАЧАТЬ Stadt und einem großen Bauplatz. Tausende Zelte wurden aufgeschlagen in der Nähe der verfallenen griechischen Stadt Asomaton; Schiffe suchten sich ihren Weg durch die starken Strömungen der Meerenge; Rauch stieg aus den brodelnden Kalkgruben auf; Hämmer klirrten in der warmen Luft; es herrschte lautes Stimmengewirr. Gearbeitet wurde vom Morgengrauen bis spät in die Nacht; Fackeln erhellten die Dunkelheit. Die Mauern, die von einem hölzernen Gerüst umschlossen waren, wuchsen mit erstaunlicher Geschwindigkeit in die Höhe. Am Bosporus zog der Frühling ein; auf den dicht bewaldeten Hängen trieben Glyzinen und Judasbäume ihre Blüten aus; Kastanienkerzen blühten auf wie weiße Sterne; in den stillen Nächten, wenn das Mondlicht auf dem Wasser schimmerte, sangen Nachtigallen in den Kiefern.

      In der Stadt verfolgte man die Arbeiten mit wachsender Beunruhigung. Die Griechen hatten verblüfft das Auftauchen einer bislang unbekannten osmanischen Flotte in der Meerenge registriert. Vom Dach der Hagia Sophia und der Spitze der Sphendone, dem heute noch erhaltenen Halbrund am Südende des Hippodroms, konnten sie das Treiben acht Kilometer flussaufwärts beobachten. Konstantin und seine Minister waren unschlüssig, was sie tun sollten, aber Mehmet legte es darauf an, sie zu provozieren. Schon zu Beginn der Arbeiten holten sich die osmanischen Handwerker Baumaterial aus Klöstern und Kirchen in der Nähe der Festung. Die Menschen in den nahegelegenen griechischen Dörfern und in Konstantinopel betrachteten diese Gebäude nach wie vor als geheiligte Stätten. Zugleich begannen osmanische Soldaten und Bauarbeiter ihre Felder zu plündern. Als der Sommer voranschritt und die Ernte reifte, heizte sich die Stimmung immer mehr auf. Als Arbeiter in der Kirche des Erzengels Michael Säulen abbauten, versuchten einige Dorfbewohner sie daran zu hindern; sie wurden gefangengesetzt und hingerichtet. Doch wenn Mehmet gehofft hatte, Konstantin dadurch zu einem Angriff zu provozieren, hatte er sich getäuscht. Der Kaiser erwog zwar einen Ausfall, aber seine Berater brachten ihn davon ab. Stattdessen entschloss er sich, die Situation zu entschärfen, und bot den Osmanen an, den Bauarbeitern Nahrungsmittel zu schicken, um sie von weiteren Raubzügen auf die Felder abzuhalten. Mehmet erlaubte seinen Leuten daraufhin, ihre Tiere auf den Feldern unbeschränkt weiden zu lassen, und befahl den griechischen Bauern, sie nicht daran zu hindern. Schließlich jagten die verzweifelten Bauern, die nicht mehr mitansehen konnten, wie ihr Getreide zertrampelt wurde, die Tiere davon, worauf es zu einem Scharmützel kam, bei dem auf beiden Seiten Tote zu beklagen waren. Mehmet wies seinen Kommandeur Kara Bey an, die Einwohner des betreffenden Dorfes zu bestrafen. Am folgenden Tag fiel eine Kavallerieeinheit über die nichtsahnenden Bauern her, als sie auf den Feldern ihre Ernte einbrachten, und metzelte sie nieder.

      Als Konstantin von dem Massaker erfuhr, schloss er die Tore der Stadt und ließ alle Osmanen, die sich in der Stadt aufhielten, internieren. Darunter befanden sich auch einige junge Eunuchen Mehmets, die in der Stadt zu Besuch waren. Am dritten Tag ihrer Gefangenschaft baten sie Konstantin um ihre Freilassung und erklärten, ihr Herr würde zornig auf sie werden, wenn sie nicht zurückkehrten. Sie verlangten, man solle sie entweder sofort freilassen oder hinrichten, weil eine spätere Freilassung dazu führen würde, dass sie von der Hand des Sultans sterben würden. Konstantin gab nach und ließ die Männer gehen. Er schickte abermals einen Emissär zum Sultan mit einer Botschaft, aus der gleichermaßen Resignation und Trotz sprachen:

       Es ist klar, dass du den Krieg dem Frieden vorziehst; da ich dich weder durch Beteuerungen meiner Aufrichtigkeit noch durch meine Bereitschaft, dir Untertanentreue zu schwören, zufriedenstellen kann, so sei es, wie du es wünschst. Ich wende mich nun mehr nur zu Gott und blicke zu ihm auf. Sollte es sein Wille sein, dass die Stadt dir gehöre, wer könnte sich seinem Willen widersetzen? Wenn er dir den Wunsch nach Frieden eingeben sollte, werde ich nur glücklich sein. Ich spreche dich von all deinen Eiden und mit mir geschlossenen Verträgen frei. Ich schließe die Tore meiner Hauptstadt und werde mein Volk bis zum letzten Tropfen meines Blutes verteidigen. Herrsche glücklich, bis uns beide der Allgerechte, der Höchste Richter, vor seinen Richterstuhl ruft.21

      Konstantin wollte damit seine Entschlossenheit und Unbeugsamkeit unterstreichen. Mehmet ließ die Gesandten hinrichten und schickte eine knappe Antwort: »Entweder du übergibst die Stadt oder du stellst dich zum Kampf.« Ein Trupp osmanischer Soldaten wurde ausgeschickt, um das Gebiet vor den Stadtmauern zu verwüsten, Schafe zu stehlen und Menschen zu entführen, aber Konstantin hatte die Bevölkerung der nahe gelegenen Dörfer mitsamt der Ernte schon größtenteils in die Stadt geholt. Die osmanischen Chronisten berichten, er habe Halil zu bestechen versucht, um seinem Wunsch nach Frieden Nachdruck zu verleihen, doch dies war wohl eher Propaganda der Feinde des Wesirs. Ab der Sommersonnenwende blieben die Tore der Stadt geschlossen, und die Kontrahenten befanden sich faktisch im Krieg.

      Am Donnerstag, dem 31. August 1451, war Mehmets neues Bollwerk fertig, knapp viereinhalb Monate nach der Grundsteinlegung. Es war ein gewaltiges Fort, »das in jeder Hinsicht stärkste und sicherste, das berühmteste von allen, die jemals erbaut worden sind«, wie Kritobulos schrieb.22 Die Anlage beherrschte die Meerenge. Die Osmanen nannten sie Bogaz Kesen, den Durchschneider der Meeresstraße oder das »Messer an der Kehle«, doch bald wurde sie als Europäische Festung bekannt, als Rumeli Hisari. Die dreieckige Anlage mit ihren vier großen und dreizehn kleinen Türmen, ihren 6,70 Meter dicken und 15 Meter hohen Umfassungsmauern und ihren mit Blei gedeckten Türmen war für die damalige Zeit eine erstaunliche bauliche Leistung. Dass Mehmet imstande war, außergewöhnliche Projekte zu konzipieren und mit atemberaubender Geschwindigkeit zu verwirklichen, sollte seine Gegner in den kommenden Monaten stets aufs Neue verblüffen.

      Am 28. August zog Mehmet mit seinem Heer um die Spitze des Goldenen Horns und schlug vor den Mauern der Stadt, die nun gut gesichert waren, sein Lager auf. Drei Tage lang überprüfte er mit größter Sorgfalt die Befestigungsanlagen und das Terrain, machte sich Notizen und Zeichnungen und analysierte mögliche Schwachstellen der Bollwerke. Am 1. September, allmählich zog der Herbst ins Land, kehrte er nach Edirne zurück, hochzufrieden mit seiner Sommerarbeit, und die Flotte kehrte zu ihrem Stützpunkt in Gallipoli zurück. Im »Messer an der Kehle« wurden 400 Mann stationiert unter ihrem Befehlshaber Firuz Bey, der den Auftrag erhielt, sämtliche Schiffe, die durch die Meerenge fuhren, so lange festzuhalten, bis sie einen Wegezoll entrichtet hatten. Um dieser Drohung Nachdruck zu verleihen, waren mehrere Geschütze gegossen und in die Festung gebracht worden. Auf den Zinnen wurde leichte Artillerie postiert, doch am Ufer unterhalb der Festungsmauern wurden schwere Geschütze aufgestellt »wie Drachen mit furchterregenden Schlünden«.23 Diese Geschütze, die in verschiedene Richtungen zielten und ein weites Schussfeld bestreichen konnten, verschossen knapp 250 Kilogramm schwere Steinkugeln. Die Geschosse flogen knapp über der Wasseroberfläche wie Steine, die über einen Teich hüpfen, und trafen so die Rümpfe vorüberfahrender Schiffe. Auf der anderen Seite der Festung standen ähnliche Geschütze, sodass »nicht einmal ein Vogel vom Mittelmeer ins Schwarze Meer fliegen konnte«.24 Somit konnte tags wie nachts kein Schiff mehr ins Schwarze Meer oder von dort heraus gelangen, ohne entdeckt und überprüft zu werden. »Auf diese Weise«, berichtete der osmanische Chronist Sa’d-ud-din, »blockierte der Padischah, die Zuflucht der Welt, diese Meeresstraße, versperrte den Schiffen der Feinde den Weg und tötete die Leber des hartherzigen Kaisers ab.«25

      In der Stadt rüstete sich Konstantin für die Belagerung, die nun unmittelbar bevorstand, und schickte Gesandte mit immer dringlicheren Hilfsersuchen in den Westen. Er unterrichtete seine Brüder in Morea, Thomas und Demetrios, und bat sie, sofort in die Stadt zu kommen. Jedem, der zur Hilfe bereit war, bot er großzügig Land an: Dem ungarischen Herrscher Hunyadi wollte er wahlweise Selymbria oder Mesembria am Schwarzen Meer überlassen, Alfonso von Aragon und Neapel bot er die Insel Lemnos an. Er wandte sich an die Genuesen auf Chios, an Dubrovnik, Venedig und abermals an den Papst. Die Hilfe blieb zwar weitgehend aus, aber den Mächten des christlichen Europas wurde allmählich klar, dass Konstantinopel in sehr bedrohter Lage war. Es kam zu einem regen Austausch diplomatischer Noten. Auf Drängen von Papst Nikolaus stellte Friedrich III., der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, im März dem Sultan ein ernstes, aber leeres Ultimatum. Alfonso von Neapel schickte eine kleine Flotte mit zehn Schiffen in die Ägäis, zog sie aber bald wieder zurück. Die Genuesen waren besorgt wegen СКАЧАТЬ