Название: Gesammelte Werke
Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813475
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Saxon stand unter dem Vater aller Madronjos und blickte Hazel und Hattie nach, wie sie vor dem schwer beladenen Gemüsewagen hinter der Pforte verschwanden. Dann sah sie Billy, der auf den Hof geritten kam. Am Zügel führte er eine rotbraune Stute, auf deren seidenweicher Haut die Sonne spielte.
»Vier Jahre alt, feurig und wild, aber nicht boshaft«, jubelte Billy, als er neben Saxon anhielt. »Eine Haut wie Seidenpapier, eine Haut wie Seide und doch stark genug, um den Kampf mit der stärksten Stute aufzunehmen, die je ein Füllen geworfen hat. Sie heißt Ramona – das ist ein spanischer Name – und sie hat auch einen mächtig feinen spanisch-amerikanischen Stammbaum.«
»Wollen sie sie denn verkaufen?« fragte Saxon und presste die Hände in wortloser Begeisterung zusammen.
»Das ist wohl der Grund, dass ich sie mitgebracht habe, damit du sie sehen könntest.«
»Aber wie viel fordern sie denn?« lautete Saxons nächste Frage, so unmöglich kam es ihr vor, dass sie je ein so wunderbares Pferd besitzen sollten.
»Das geht dich nichts an«, antwortete Billy kurz. »Die Ziegelei bezahlt dafür, nicht mehr der Gemüsegarten. Wenn du dir etwas aus ihr machst, gehört sie dir. Was meinst du?«
»Das sollst du gleich erfahren.«
Saxon wollte sich in den Sattel schwingen, aber das Pferd wurde nervös und machte einen Seitensprung.
»Halt dich fest, bis ich sie angebunden habe«, sagte Billy. »Sie ist keine Röcke gewöhnt – das ist das ganze Unglück.«
Saxon packte Zügel und Mähne, setzte ihren Fuß mit dem Sporn in Billys Hand und schwang sich leicht in den Sattel.
»Sporen ist sie gewohnt«, rief Billy ihr nach. »Aber sie ist auf spanische Art eingeritten, du darfst sie nicht zu schnell bremsen. Bleib ganz ruhig und rede am liebsten ein bisschen mit ihr. Sie ist ein vornehmes Tier.«
Saxon nickte, sauste durch die Pforte und den Weg hinab, winkte Klara Hastings zu, als sie an der Pforte von ›Trillium Zuflucht‹ vorbeiritt, und sprengte weiter durch den Canyon am Wildwasser.
Als sie wiederkam, war Ramona schweißbedeckt von dem schnellen Ritt, und Saxon ritt um das Haus herum, an den Hühnerhäusern und den blühenden Obststräuchern vorbei zu Billy, der mit seinem Pferde im Schatten oben auf dem Hange hielt und eine Zigarette rauchte. Zusammen blickten sie durch eine Öffnung in den Bäumen auf die Wiese hinab, die keine Wiese mehr war. Sie war mit mathematischer Genauigkeit in Quadrate, Rechtecke und schmale Streifen eingeteilt, die deutlich verschiedene Nuancen von Grün aufwiesen, wie es für einen Gemüsegarten bezeichnend ist. Gow Yum und Chan Chi gingen mit mächtigen Strohhüten herum und pflanzten grüne Zwiebeln. Der alte Hughie trabte, die Hacke in der Hand, an der Hauptader des Rieselsystems entlang, eifrig beschäftigt, einige Seitenkanäle zu öffnen und andere zu schließen. Aus dem Werkzeugraum auf der anderen Seite der Scheune ertönten Hammerschläge, die Saxon meldeten, dass Carlsen die Gemüsekisten mit Draht zuband. Die heitere, hohe Stimme Frau Pauls erhob sich in einem Kirchenlied, das durch die Bäume zu ihnen klang, begleitet vom Schnurren eines Schaumpeitschers. Ein hysterisches Bellen verriet Possum, der irgendwo seinen immer gleich hoffnungslosen Kampf mit dem Eichhörnchen ausfocht. Billy nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette, blies den Rauch aus und sah weiter auf die Wiese hinab. Etwas in seiner Haltung sagte, dass er nicht recht froh war, und Saxons freie Hand suchte sanft seine Rechte, die auf dem schweißigen Pferd ruhte, aber wie wenn sein Blick nicht auf dem Tiere haften wollte, glitt er zu Saxons Gesicht empor.
»Hm!« sagte er ausweichend, als sei er eben erst aus einer Träumerei erwacht. »Die Portugiesen in San Leandro können uns bald nicht mehr viel lehren, was intensiven Ackerbau betrifft. Sieh das Wasser, das dort unten fließt! Weißt du – manchmal finde ich, es sieht so herrlich aus, dass ich Lust bekomme, mich auf die Knie zu legen und es einzuschlürfen!«
»Ja, dass man in einem solchen Klima so viel Wasser hat, wie man haben will!« rief Saxon.
»Und du brauchst keine Angst zu haben, dass es versiegt. Wenn der Regen uns narrt, dann haben wir ja immer noch den Sonomabach. Wir brauchen nichts zu tun, als eine Gasolinpumpe zu installieren.«
»Aber dazu wird es nie kommen, Billy. Ich habe neulich mit Redwood Thompson gesprochen. Er wohnt seit Dreiundfünfzig im Tal und sagt, dass es nicht eine einzige Missernte wegen Trockenheit gegeben hat. Wir kriegen immer Regen genug.«
»Komm, lass uns ein bisschen ausreiten«, sagte er plötzlich. »Du hast doch Zeit?«
»Ja, gewiss, wenn du mir erzählen willst, was dich bedrückt.«
Er sah sie hastig an.
»Nichts«, grunzte er. »Doch übrigens – doch etwas. Und es ist auch einerlei – früher oder später erfährst du es ja doch. Du solltest nur den alten Chavon sehen. Sein Gesicht ist so lang, dass er beim Gehen bald mit dem Kinn an die Knie stößt. Seine Goldmine geht auf die Neige.«
»Seine Goldmine!?«
»Ja, seine Lehmgrube, aber das kommt auf eines hinaus. Er kriegt zwanzig Cent für den Meter von der Ziegelei.«
»Das heißt also, dass dein Kontrakt mit der Ziegelei in die Brüche geht!« sagte Saxon, die gleich das Unglück in seiner ganzen Ausdehnung sah. »Was sagen die Leute von der Ziegelei?«
»Sie wissen weder ein noch aus, wenn sie auch hübsch den Mund halten. Sie haben rings auf den Hügeln eine ganze Woche lang Löcher gegraben, und der japanische Chemiker hat die ganze Nacht aufgesessen und das Zeug, das sie ihm bringen, analysiert. Es ist eine besondere Art Lehm, die sie brauchen, und den gibt es nicht überall. Die Sachverständigen, die über Chavons Lehmgrube berichteten, haben einen mächtigen Fehler gemacht. Vielleicht sind sie auch in ihren Bohrungen nachlässig gewesen, jedenfalls haben sie sich in Bezug auf den Wert des Lehms verrechnet. Aber mach dir nichts daraus. Es wird schon alles werden. Du kannst nichts dabei machen.«
»Aber СКАЧАТЬ