Название: Gesammelte Werke
Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813475
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»Etwas habt ihr vielleicht noch nicht richtig begriffen. Ich nehme jeden Tag die drei Dollar ein, aber dabei gehören die sechs Pferde doch mir. Sie gehören mir. Sie sind mein. Versteht ihr?«
*
»Ich bin noch nicht mit euch fertig, Kinder«, hatte Frau Mortimer beim Abschied gesagt, und mehrmals im Laufe des Winters kam sie zu einem kurzen Besuch, um ihnen gute Ratschläge zu erteilen und Saxon zu lehren, wie sie ihr Gemüse für den Markt, der im Augenblick stattfand, für den Frühlingsmarkt, der bedeutend größer werden würde, und für die Hochsaison berechnen sollte, wie sie alles, was zu beschaffen war, verkaufen konnte, und selbst dann die Nachfrage noch nicht befriedigte. Unterdessen mussten Hazel und Hattie, sobald sie einen Augenblick Zeit hatten, Dünger von Glen Ellen holen, wo die Ställe noch nie einer so durchgreifenden Reinigung unterzogen worden waren. Und ganze Wagenladungen von Kunstdünger, der auf Frau Mortimers Rat gekauft war, musste von der Bahn geholt werden.
Die beiden bedingt begnadigten Gefangenen waren Chinesen. Sie hatten viele Jahre gesessen und waren beide ältere Männer, aber die Arbeit, die sie im Laufe eines Tages schafften, fand Frau Mortimers Beifall. Gow Yum hatte vor zwanzig Jahren die Gemüsegärten auf einem der großen Güter in Menlo-Park beaufsichtigt. Sein Unglück war in Form einer Prügelei in einer Spielhölle des Chinesenviertels in Redwood City gekommen. Sein Kamerad, Chan Chi, war zu der Zeit, als die Kämpfe zwischen den verschiedenen Stämmen um San Franzisko heftig tobten, ein berüchtigter Raufbold gewesen, aber ein mit strenger Arbeit in den Gemüsegärten des Gefängnisses verbrachtes Vierteljahrhundert hatte sein Blut abgekühlt, sodass er die Axt jetzt gern mit der Hacke vertauschte. Als die beiden Gehilfen in Glen Ellen ankamen, hatte der Gemeindevorsteher für sie quittiert; außerdem musste er einen monatlichen Rapport den Gefängnisbehörden über sie erstatten, wie auch Saxon einen Monatsbericht einschickte.
Ihre anfängliche Furcht, dass sie ihr den Hals abschneiden würden, schwand bald. Die gepanzerte Faust des Staates war immer bereit, auf die zwei Männer niederzuschmettern. Tranken sie nur ein einziges Mal zu viel, so war die Faust gleich da, um sie in die Gefängniszelle zurück zu befördern. Sie durften auch nicht kommen und gehen, wie sie wollten. Als der alte Gow Yum dringend nach San Franzisko musste, um einige Papiere beim chinesischen Konsul zu unterschreiben, musste er sich zuerst die Erlaubnis dazu in San Quentin einholen. Dazu kam, dass keiner von ihnen von Natur aus boshaft war. Saxon hatte sich gefürchtet, das Zepter über zwei gefährlichen Strafgefangenen zu schwingen, als sie aber kamen, merkte sie bald, dass es eine Freude war, mit ihnen zu arbeiten. Sie konnte ihnen sagen, was sie zu tun hatten, aber sie wussten, wie es zu machen war. Sie lernte von ihnen tausend kleine Kniffe, wie sie nur der ausgelernte Gärtner kennt, und es dauerte nicht lange, so war ihr vollkommen klar, wie hilflos sie gewesen wäre, wenn sie nicht diese Hilfe gehabt hätte.
Und endlich fürchtete sie sich nicht, weil sie nicht mehr allein war. Sie hatte ihren Verstand gebraucht, und es war ihr schnell aufgegangen, dass sie nicht gleichzeitig alle Arbeit außer und in dem Hause hinreichend beaufsichtigen könnte. Deshalb schrieb sie der energischen Witwe, die ihre Nachbarin in Ukiah gewesen war, und die für die Leute wusch. Sie nahm sofort das Angebot Saxons an. Frau Paul war vierzig Jahre alt, klein und sehr dick, und Billy erklärte, dass sie die beiden Chinesen auf einmal mit ihren mächtigen Armen bezwingen könnte. Frau Paul stellte sich mit ihrem Sohn, einem sechzehnjährigen Bauernburschen, ein, der sich auf Pferde verstand und Hilda, die schöne Jersey-Kuh, die vor Edmunds kritischem Blick Gnade gefunden hatte, melken konnte. Obwohl Frau Paul alle Arbeit im Hause mit großer Tüchtigkeit verrichtete, gab es doch eines, das Saxon selber tun wollte – nämlich, ihre eigenen feinen Sachen waschen.
»Wenn ich das nicht mehr kann«, sagte sie zu Billy, »dann kannst du einen Spaten nehmen, zu den Riesentannen am Wildwasser gehen und mir ein Grab schaufeln; denn dann wird es Zeit sein, mich zu begraben.«
Es war in der ersten Zeit auf der Madronjoranch, und Frau Mortimer war gerade zu ihrem zweiten Besuch gekommen, als Billy eines Tages mit einer ganzen Wagenladung Wasserröhren kam und Haus, Hühnerhof und Scheune mit Wasser aus den Reservoirs, die er unterhalb der Quelle anlegte, versorgte.
»Huh! Ich weiß meinen Kopf doch zu gebrauchen«, sagte er. »Ich sah, wie eine Frau auf der anderen Seite des Tales Wasser von der Quelle ins Haus schleppte, und es waren gut zweihundert Fuß. Da begann ich zu rechnen. Ich sagte mir, dass sie an einem Waschtag mindestens dreimal täglich Wasser schleppen müsste, und ihr könnt nicht erraten, wie viele Meilen ich herausbekam, die sie jährlich Wasser schleppen müsste. Hundertundzweiundzwanzig Meilen! Versteht ihr? Hundertundzweiundzwanzig Meilen! Ich fragte sie, wie lange sie da war. Einunddreißig Jahre. Ihr könnt selber multiplizieren. Dreitausendsiebenhundertundzweiundachtzig Meilen – nur um zweihundert Fuß Röhren zu sparen. Ist das nicht zum Verrücktwerden?
Nun aber, ich bin noch nicht fertig. Sobald ich eine Gelegenheit dazu habe, will ich mir eine Badewanne und einen festen Waschzuber anschaffen. – Und weißt du, Saxon, erinnerst du dich an den kleinen gerodeten Fleck, dort, wo der Wildwasserbach in den Sonoma mündet? Da ist ein Morgen Erde, und die Erde gehört mir. Verstehst du? Und andere Leute haben nichts auf dem Gras zu suchen, denn das Gras gehört mir. Etwas weiter aufwärts will ich ein hydraulisches Hebewerk anlegen. Ich kann ein gutes gebrauchtes Hebewerk für zehn Dollar kriegen, und das pumpt mehr Wasser, als ich brauche. Und dann will ich dort Alfalfa bauen, dass dir das Wasser im Munde zusammenläuft. Ich muss noch ein Pferd haben, mit dem ich herumreisen kann. Du brauchst Hazel und Hattie zu viel, als dass ich sie noch benutzen könnte, und wenn du erst Gemüse lieferst, kriege ich sie überhaupt nicht mehr zu sehen. Ich denke, ein weiteres Pferd wird eine gute Hilfe sein, wenn ich das Alfalfa baue.«
Aber in den nächsten Wochen geschah so vieles andere und Aufregenderes, dass Billy für eine Weile sein Alfalfa ganz vergaß. Erstens kamen pekuniäre Schwierigkeiten. Die paar hundert Dollar, die er gehabt hatte, als er in das Sonomatal kam, und alle Provisionen, die er seitdem verdient hatte, waren auf Verbesserungen und den täglichen Unterhalt draufgegangen, die achtzehn Dollar wöchentlich, die er als Miete für seine sechs Pferde in Lawndale bekam, reichten gerade für den Lohn der Leute, und er konnte sich das Reitpferd nicht kaufen, so sehr er es bei seinem СКАЧАТЬ