Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше страница 232

СКАЧАТЬ Ni­vel­lie­rung, um das neue We­sen, wel­ches es auch sei, den Ge­wohn­hei­ten und Sit­ten, wel­che herr­schen, ge­mäß zu ma­chen: in bei­den Fäl­len also et­was, das des Den­kers un­wür­dig ist, das Werk der El­tern und Leh­rer, wel­che ei­ner der ver­we­ge­nen Ehr­li­chen nos en­ne­mis na­tu­rels ge­nannt hat. – Ei­nes Ta­ges, wenn man längst, nach der Mei­nung der Welt, er­zo­gen ist, ent- deck­t man sich sel­ber: da be­ginnt die Auf­ga­be des Den­kers; jetzt ist es Zeit, ihn zu Hil­fe zu ru­fen – nicht als einen Er­zie­her, son­dern als einen Selbst-Er­zo­ge­nen, der Er­fah­rung hat.

      Mit­lei­den mit der Ju­gend. – Es jam­mert uns, wenn wir hö­ren, daß ei­nem Jüng­lin­ge schon die Zäh­ne aus­bre­chen, ei­nem an­dern die Au­gen er­blin­den. Wüß­ten wir al­les Un­wi­der­ruf­li­che und Hoff­nungs­lo­se, das in sei­nem gan­zen We­sen steckt, wie groß wür­de erst der Jam­mer sein! – Wes­halb lei­den wir hier­bei ei­gent­lich? Weil die Ju­gend fort­füh­ren soll, was wir un­ter­nom­men ha­ben, und je­der Ab- und An­bruch ih­rer Kraft un­se­rem Wer­ke, das in ihre Hän­de fällt, zum Scha­den ge­rei­chen will. Es ist der Jam­mer über die schlech­te Ga­ran­tie un­se­rer Uns­terb­lich­keit: oder wenn wir uns nur als Voll­stre­cker der Mensch­heits-Mis­si­on füh­len, der Jam­mer dar­über, daß die­se Mis­si­on in schwä­che­re Hän­de, als die uns­ri­gen sind, über­ge­hen muß.

      Die Le­bensal­ter. – Die Ver­glei­chung der vier Jah­res­zei­ten mit den vier Le­bensal­tern ist eine ehr­wür­di­ge Al­bern­heit. We­der die ers­ten 20, noch die letz­ten 20 Jah­re des Le­bens ent­spre­chen ei­ner Jah­res­zeit: vor­aus­ge­setzt, daß man sich bei der Ver­glei­chung nicht mit dem Weiß des Haa­res und Schnees und mit ähn­li­chen Far­ben­spie­len be­gnügt. Jene ers­ten zwan­zig Jah­re sind eine Vor­be­rei­tung auf das Le­ben über­haupt, auf das gan­ze Le­bens­jahr, als eine Art lan­gen Neu­jahrs­ta­ges; und die letz­ten zwan­zig über­schau­en, ver­in­ner­li­chen, brin­gen in Fug und Zu­sam­men­klang, was nur al­les vor­her er­lebt wur­de: so wie man es, in klei­nem Maße, an je­dem Sil­ves­ter­ta­ge mit dem gan­zen ver­flos­se­nen Jah­re tut. Zwi­schen inne liegt aber in der Tat ein Zeit­raum, wel­cher die Ver­glei­chung mit den Jah­res­zei­ten na­he­legt der Zeit­raum vom zwan­zigs­ten bis zum fünf­zigs­ten Jah­re (um hier ein­mal in Bausch und Bo­gen nach Jahr­zehn­ten zu rech­nen, wäh­rend es sich von sel­ber ver­steht, daß je­der nach sei­ner Er­fah­rung die­se gro­ben An­sät­ze für sich ver­fei­nern muß). Jene drei­mal zehn Jah­re ent­spre­chen drei­en Jah­res­zei­ten: dem Som­mer, dem Früh­ling und dem Herbs­te, – einen Win­ter hat das mensch­li­che Le­ben nicht, es sei denn, daß man die lei­der nicht sel­ten ein­ge­floch­te­nen har­ten, kal­ten, ein­sa­men, hoff­nungs­ar­men, un­frucht­ba­ren Krank­heits­zei­ten die Win­ter­zei­ten der Men­schen nen­nen will. Die zwan­zi­ger Jah­re: heiß, läs­tig, ge­wit­ter­haft, üp­pig trei­bend, müde ma­chend, Jah­re, in de­nen man den Tag am Abend, wenn er zu Ende ist, preist und sich da­bei die Stirn ab­wischt: Jah­re, in de­nen die Ar­beit uns hart, aber not­wen­dig dünkt, – die­se zwan­zi­ger Jah­re sind der Som­mer des Le­bens. Die drei­ßi­ger da­ge­gen sind sein Früh­ling: die Luft bald zu warm, bald zu kalt, im­mer un­ru­hig und an­rei­zend: quel­len­der Saft, Blät­t­er­fül­le, Blü­ten­duft über­all: vie­le be­zau­bern­de Mor­gen und Näch­te: die Ar­beit, zu der der Vo­gel­ge­sang uns weckt, eine rech­te Her­zens-Ar­beit, eine Art Ge­nuß der ei­ge­nen Rüs­tig­keit, ver­stärkt durch vor­ge­nie­ßen­de Hoff­nun­gen. End­lich die vier­zi­ger Jah­re: ge­heim­nis­voll, wie al­les Stil­le­ste­hen­de; ei­ner ho­hen wei­ten Berg-Ebe­ne glei­chend, an der ein fri­scher Wind hin­läuft; mit ei­nem kla­ren, wol­ken­lo­sen Him­mel dar­über, wel­cher den Tag über und in die Näch­te hin­ein im­mer mit der glei­chen Sanft­mut blickt: die Zeit der Ern­te und der herz­lichs­ten Hei­ter­keit – es ist der Herbst des Le­bens.

      Der Geist der Frau­en in der jet­zi­gen Ge­sell­schaft. – Wie die Frau­en jetzt über den Geist der Män­ner den­ken, er­rät man dar­aus, daß sie bei ih­rer Kunst des Schmückens an al­les eher den­ken, als den Geist ih­rer Züge oder die geist­rei­chen Ein­zel­hei­ten ih­res Ge­sichts noch be­son­ders zu un­ter­strei­chen: sie ver­ber­gen Der­ar­ti­ges viel­mehr und wis­sen sich da­ge­gen, zum Bei­spiel durch eine An­ord­nung des Haars über der Stirn, den Aus­druck ei­ner le­ben­dig be­geh­ren­den Sinn­lich­keit und Un­geis­tig­keit zu ge­ben, ge­ra­de wenn sie die­se Ei­gen­schaf­ten nur we­nig be­sit­zen. Ihre Über­zeu­gung, daß der Geist bei Wei­bern die Män­ner er­schre­cke, geht so weit, daß sie selbst die Schär­fe des geis­tigs­ten Sin­nes gern ver­leug­nen und den Ruf der Kurz­sich­tig­keit ab­sicht­lich auf sich la­den; da­durch glau­ben sie wohl die Män­ner zu­trau­li­cher zu ma­chen: es ist, als ob sich eine ein­la­den­de sanf­te Däm­me­rung um sie ver­brei­te.

      Groß und ver­gäng­lich. – Was den Be­trach­ten­den zu Trä­nen rührt, das ist der schwär­me­ri­sche Glückes- Blick, mit dem eine schö­ne jun­ge Frau ih­ren Gat­ten an­sieht. Man emp­fin­det alle Herbst-Weh­mut da­bei, über die Grö­ße so­wohl, als über die Ver­gäng­lich­keit des mensch­li­chen Glückes.

      Op­fer-Sinn. – Man­che Frau hat den in­tel­let­to del sa­cri­fi­zio und wird ih­res Le­bens nicht mehr froh, wenn der Gat­te sie nicht op­fern will: sie weiß dann mit ih­rem Ver­stan­de nicht mehr wo­hin? und wird un­ver­se­hens aus dem Op­fer­tier der Op­fer­pries­ter sel­ber.

      Das Un­weib­li­che. – "Dumm wie ein Mann" sa­gen die Frau­en: "fei­ge wie ein Weib" sa­gen die Män­ner. Die Dumm­heit ist am Wei­be das Un­weib­li­che.

      Männ­li­ches und weib­li­ches Tem­pe­ra­ment und die Sterb­lich­keit. – Daß das männ­li­che Ge­schlecht ein schlech­te­res Tem­pe­ra­ment hat, als das weib­li­che, er­gibt sich auch dar­aus, daß die männ­li­chen Kin­der der Sterb­lich­keit mehr aus­ge­setzt sind, als die weib­li­chen, of­fen­bar weil sie leich­ter "aus der Haut fah­ren": ihre Wild­heit und Un­ver­träg­lich­keit ver­schlim­mert alle Übel leicht bis ins Töd­li­che.

      Die Zeit der Zy­klo­pen-Bau­ten. – Die De­mo­kra­ti­sie­rung Eu­ro­pas ist un­auf­halt­sam: wer sich da­ge­gen stemmt, ge­braucht doch eben die Mit­tel dazu, wel­che erst der de­mo­kra­ti­sche Ge­dan­ke je­der­mann in die Hand gab, und macht die­se Mit­tel sel­ber hand­li­cher und wirk­sa­mer: und die grund­sätz­lichs­ten Geg­ner der De­mo­kra­tie (ich mei­ne die Um­sturz­geis­ter) schei­nen nur des­halb da zu sein, um durch die Angst, wel­che sie er­re­gen, die ver­schie­de­nen Par­tei­en im­mer schnel­ler auf der de­mo­kra­ti­schen Bahn vor­wärts zu trei­ben. Nun kann es ei­nem an­ge­sichts de­rer, wel­che jetzt be­wußt und ehr­lich für die­se СКАЧАТЬ