Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ Zeit sind und mit de­nen wir uns ge­gen das Mit­tel­al­ter ab­he­ben. Jetzt erst ist das Zeit­al­ter der Zy­klo­pen­bau­ten! End­li­che Si­cher­heit der Fun­da­men­te, da­mit alle Zu­kunft auf ih­nen ohne Ge­fahr bau­en kann! Un­mög­lich­keit für­der­hin, daß die Frucht­fel­der der Kul­tur wie­der über Nacht von wil­den und sinn­lo­sen Berg­wäs­sern zer­stört wer­den! Stein­däm­me und Schutz­mau­ern ge­gen Bar­ba­ren, ge­gen Seu­chen, ge­gen leib­li­che und geis­ti­ge Ver­knech­tung! Und dies al­les zu­nächst wört­lich und gröb­lich, aber all­mäh­lich im­mer hö­her und geis­ti­ger ver­stan­den, so daß alle hier an­ge­deu­te­ten Maß­re­geln die geist­rei­che Ge­samt­vor­be­rei­tung des höchs­ten Künst­lers der Gar­ten­kunst zu sein schei­nen, der sich dann erst zu sei­ner ei­gent­li­chen Auf­ga­be wen­den kann, wenn jene voll­kom­men aus­ge­führt ist! – Frei­lich: bei den wei­ten Zeit­stre­cken, wel­che hier zwi­schen Mit­tel und Zweck lie­gen, bei der großen, über­großen, Kraft und Geist von Jahr­hun­der­ten an­span­nen­den Müh­sal, die schon not tut, um nur je­des ein­zel­ne Mit­tel zu schaf­fen oder her­bei­zu­schaf­fen, darf man es den Ar­bei­tern an der Ge­gen­wart nicht zu hart an­rech­nen, wenn sie laut de­kre­tie­ren, die Mau­er und das Spa­lier sei schon der Zweck und das letz­te Ziel; da ja noch nie­mand den Gärt­ner und die Frucht­pflan­zen sieht, um de­rent­wil­len das Spa­lier da ist.

      Das Recht des all­ge­mei­nen Stimm­rechts. – Das Volk hat sich das all­ge­mei­ne Stimm­recht nicht ge­ge­ben, es hat das­sel­be, über­all, wo es jetzt in Gel­tung ist, emp­fan­gen und vor­läu­fig an­ge­nom­men: je­den­falls hat es aber das Recht, es wie­der zu­rück­zu­ge­ben, wenn es sei­nen Hoff­nun­gen nicht ge­nug tut. Dies scheint jetzt al­ler­or­ten der Fall zu sein: denn wenn bei ir­gend ei­ner Ge­le­gen­heit, wo es ge­braucht wird, kaum Zwei­drit­tel, ja viel­leicht nicht ein­mal die Ma­jo­ri­tät al­ler Stimm­be­rech­tig­ten an die Stimm-Urne kommt, so ist dies ein Vo­tum ge­gen das gan­ze Stimm­sys­tem über­haupt. – Man muß hier so­gar noch viel stren­ger ur­tei­len. Ein Ge­setz, wel­ches be­stimmt, daß die Ma­jo­ri­tät über das Wohl al­ler die letz­te Ent­schei­dung habe, kann nicht auf der­sel­ben Grund­la­ge, wel­che durch das­sel­be erst ge­ge­ben wird, auf­ge­baut wer­den; es be­darf not­wen­dig ei­ner noch brei­te­ren: und dies ist die Ein­stim­mig­keit al­ler. Das all­ge­mei­ne Stimm­recht darf nicht nur der Aus­druck ei­nes Ma­jo­ri­tä­ten-Wil­lens sein: das gan­ze Land muß es wol­len. Des­halb ge­nügt schon der Wi­der­spruch ei­ner sehr klei­nen Mi­no­ri­tät, das­sel­be als un­tun­lich wie­der bei­sei­te zu stel­len: und die Nicht­be­tei­li­gung an ei­ner Ab­stim­mung ist eben ein sol­cher Wi­der­spruch, der das gan­ze Stimm­sys­tem zum Fal­le bringt. Das "ab­so­lu­te Veto" des ein­zel­nen oder, um nicht ins Klein­li­che zu ver­fal­len, das Veto we­ni­ger Tau­sen­de hängt über die­sem Sys­tem, als die Kon­se­quenz der Ge­rech­tig­keit: bei je­dem Ge­brau­che, den man von ihm macht, muß es, laut der Art von Be­tei­li­gung, erst be­wei­sen, daß es noch zu Recht be­steht.

      Das schlech­te Schlie­ßen. – Wie schlecht schließt man, auf Ge­bie­ten, wo man nicht zu Hau­se ist, selbst wenn man als Mann der Wis­sen­schaft noch so sehr an das gute Schlie­ßen ge­wöhnt ist! Es ist be­schä­mend! Und nun ist klar, daß im großen Welt­trei­ben, in Sa­chen der Po­li­tik, bei al­lem Plötz­li­chen und Drän­gen­den, wie es fast je­der Tag her­auf­führt, eben die­ses schlech­te Schlie­ßen ent­schei­det: denn nie­mand ist völ­lig in dem zu Hau­se, was über Nacht neu ge­wach­sen ist; al­les Po­li­ti­sie­ren, auch bei den größ­ten Staats­män­nern, ist Im­pro­vi­sie­ren auf gut Glück.

      Prä­mis­sen des Ma­schi­nen-Zeit­al­ters. – Die Pres­se, die Ma­schi­ne, die Ei­sen­bahn, der Te­le­graph sind Prä­mis­sen, de­ren tau­send­jäh­ri­ge Kon­klu­si­on noch nie­mand zu zie­hen ge­wagt hat.

      Ein Hemm­schuh der Kul­tur. – Wenn wir hö­ren: dort ha­ben die Män­ner nicht Zeit zu den pro­duk­ti­ven Ge­schäf­ten; Waf­fen­übun­gen und Um­zü­ge neh­men ih­nen den Tag weg, und die üb­ri­ge Be­völ­ke­rung muß sie er­näh­ren und klei­den, ihre Tracht aber ist auf­fal­lend, oft­mals bunt und voll Narr­hei­ten; dort sind nur we­ni­ge un­ter­schei­den­de Ei­gen­schaf­ten an­er­kannt, die ein­zel­nen glei­chen ein­an­der mehr als an­der­wärts oder wer­den doch als Glei­che be­han­delt; dort ver­langt und gibt man Ge­hor­sam ohne Ver­ständ­nis: man be­fiehlt, aber man hü­tet sich zu über­zeu­gen; dort sind die Stra­fen we­ni­ge, die­se we­ni­gen aber sind hart und ge­hen schnell zum Letz­ten, Fürch­ter­lichs­ten; dort gilt der Ver­rat als das größ­te Ver­bre­chen, schon die Kri­tik der Übel­stän­de wird nur von den Mu­tigs­ten ge­wagt; dort ist ein Men­schen­le­ben wohl­feil, und der Ehr­geiz nimmt häu­fig die Form an, daß er das Le­ben in Ge­fahr bringt, – wer dies al­les hört, wird so­fort sa­gen: "es ist das Bild ei­ner bar­ba­ri­schen, in Ge­fahr schwe­ben­den Ge­sell­schaft." Vi­el­leicht, daß der eine hin­zu­fügt: "es ist die Schil­de­rung Spar­tas"; ein an­de­rer wird aber nach­denk­lich wer­den und ver­mei­nen, es sei un­ser mo­der­nes Mi­li­tär­we­sen be­schrie­ben, wie es in­mit­ten uns­rer an­ders­ar­ti­gen Kul­tur und So­zie­tät da­steht – als ein le­ben­di­ger Anachro­nis­mus, als das Bild, wie ge­sagt, ei­ner bar­ba­ri­schen, in Ge­fahr schwe­ben­den Ge­sell­schaft, als ein post­hu­mes Werk der Ver­gan­gen­heit, wel­ches für die Rä­der der Ge­gen­wart nur den Wert ei­nes Hemm­schuhs ha­ben kann. – Mit­un­ter tut aber auch ein Hemm­schuh der Kul­tur auf das Höchs­te not: wenn es näm­lich zu schnell bergab oder, wie in die­sem Fal­le viel­leicht, berg­auf geht.

      Mehr Ach­tung vor den Wis­sen­den! – Bei der Kon­kur­renz der Ar­beit und der Ver­käu­fer ist das Pub­li­kum zum Rich­ter über das Hand­werk ge­macht: das hat aber kei­ne stren­ge Sach­kennt­nis und ur­teilt nach dem Schei­ne der Güte. Folg­lich wird die Kunst des Schei­nes (und viel­leicht der Ge­schmack) un­ter der Herr­schaft der Kon­kur­renz stei­gen, da­ge­gen die Qua­li­tät al­ler Er­zeug­nis­se sich ver­schlech­tern müs­sen. Folg­lich wird, wo­fern nur die Ver­nunft nicht im Wer­te fällt, ir­gend­wann je­ner Kon­kur­renz ein Ende ge­macht wer­den und ein neu­es Prin­zip den Sieg über sie da­von­tra­gen. Nur der Hand­werks­meis­ter soll­te über das Hand­werk ur­tei­len, und das Pub­li­kum ab­hän­gig sein vom Glau­ben an die Per­son des Ur­tei­len­den und an sei­ne Ehr­lich­keit. Dem­nach kei­ne an­ony­me Ar­beit! Min­des­tens müß­te ein Sach­ken­ner als Bür­ge der­sel­ben da­sein und sei­nen Na­men als Pfand ein­set­zen, wenn der Name des Ur­he­bers fehlt oder klang­los ist. Die Wohl­feil­heit ei­nes Wer­kes ist für den Lai­en eine an­de­re Art Schein und Trug, da erst die Dau­er­haf­tig­keit ent­schei­det, daß und in­wie­fern eine Sa­che wohl­feil ist; jene aber ist schwer und von dem Lai­en gar nicht zu be­ur­tei­len. – Also: was Ef­fekt auf das Auge macht und we­nig kos­tet, das be­kommt jetzt das Über­ge­wicht, – und das wird na­tür­lich die Ma­schi­nen­ar­beit sein. Hin­wie­der­um be­güns­tigt die Ma­schi­ne, das heißt die Ur­sa­che der größ­ten Schnel­lig­keit СКАЧАТЬ