Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ war nie grö­ßer, und nie ist mit län­ge­ren Maß­stä­ben ge­mes­sen wor­den. Die phy­si­sche Ur­wald-Leib­lich­keit von Bar­ba­ren­völ­kern und die über­see­len­haf­ten, über­wa­chen, all­zuglän­zen­den Au­gen von christ­li­chen Mys­te­ri­en-Jün­gern, das Kind­lichs­te, Jüngs­te und eben­so das Über­reifs­te, Al­ters­mü­des­te, die Ro­heit des Raub­tiers und die Ver­zär­te­lung und Auss­pit­zung des spätan­ti­ken Geis­tes – al­les dies kam da­mals an Ei­ner Per­son nicht sel­ten zu­sam­men: da muß­te, wenn ei­ner in Lei­den­schaft ge­riet, die Strom­schnel­le des Ge­mü­tes ge­wal­ti­ger, der Stru­del ver­wirr­ter, der Sturz tiefer sein als je. – Wir neue­ren Men­schen dür­fen mit der Ein­bu­ße zu­frie­den sein, wel­che hier ge­macht wor­den ist.

      Rau­ben und Spa­ren. – Alle geis­ti­gen Be­we­gun­gen ge­hen vor­wärts, in­fol­ge de­ren die Gro­ßen zu rau­ben, die Klei­nen zu spa­ren hof­fen kön­nen. Des­halb ging zum Bei­spiel die deut­sche Re­for­ma­ti­on vor­wärts.

      Fröh­li­che See­len. – Wenn auf Trunk, Trun­ken­heit und eine übel­rie­chen­de Art von Un­flä­te­rei auch nur von fer­ne hin­ge­winkt wur­de, dann wur­den die See­len der äl­te­ren Deut­schen fröh­lich, – sonst wa­ren sie ver­dros­sen; aber dort hat­ten sie ihre Art von Ver­ständ­nis-In­nig­keit.

      Das aus­schwei­fen­de Athen. – Selbst als der Fisch­markt Athens sei­ne Den­ker und Dich­ter be­kom­men hat­te, be­saß die grie­chi­sche Aus­schwei­fung im­mer noch ein idyl­li­sche­res und fei­ne­res Aus­se­hen, als es je die rö­mi­sche oder die deut­sche Aus­schwei­fung hat­te. Die Stim­me Ju­ve­nals hät­te dort wie eine hoh­le Trom­pe­te ge­klun­gen: ein ar­ti­ges und fast kind­li­ches Ge­läch­ter hät­te ihm geant­wor­tet.

      Klug­heit der Grie­chen. – Da das Sie­gen- und Her­vor­ra­gen-wol­len ein un­über­wind­li­cher Zug der Na­tur ist, äl­ter und ur­sprüng­li­cher als alle Ach­tung und Freu­de der Gleich­stel­lung, so hat der grie­chi­sche Staat den gym­nas­ti­schen und mu­si­schen Wett­kampf in­ner­halb der Glei­chen sank­tio­niert, also einen Tum­mel­platz ab­ge­grenzt, wo je­ner Trieb sich ent­la­den konn­te, ohne die po­li­ti­sche Ord­nung in Ge­fahr zu brin­gen. Mit dem end­li­chen Ver­fal­le des gym­nas­ti­schen und mu­si­schen Wett­kamp­fes ge­riet der grie­chi­sche Staat in in­ne­re Un­ru­he und Auf­lö­sung.

      "Der ewi­ge Epi­kur." – Epi­kur hat zu al­len Zei­ten ge­lebt und lebt noch, un­be­kannt de­nen, wel­che sich Epi­ku­re­er nann­ten und nen­nen, und ohne Ruf bei den Phi­lo­so­phen. Auch hat er sel­ber den ei­ge­nen Na­men ver­ges­sen: es war das schwers­te Ge­päck, wel­ches er je ab­ge­wor­fen hat.

      Stil der Über­le­gen­heit. – Stu­den­ten­deutsch, die Sprech­wei­se des deut­schen Stu­den­ten, hat ih­ren Ur­sprung un­ter den nicht-stu­die­ren­den Stu­den­ten, wel­che eine Art von Über­ge­wicht über ihre erns­te­ren Ge­nos­sen da­durch zu er­lan­gen wis­sen, daß sie an Bil­dung, Sitt­sam­keit, Ge­lehrt­heit, Ord­nung, Mä­ßi­gung al­les Mas­ke­ra­den­haf­te auf­de­cken und die Wor­te aus je­nen Be­rei­chen zwar fort­wäh­rend eben­so im Mun­de füh­ren, wie die Bes­se­ren, Ge­lehr­te­ren, aber mit ei­ner Bos­heit im Bli­cke und ei­ner be­glei­ten­den Gri­mas­se. In die­ser Spra­che der Über­le­gen­heit- der ein­zi­gen, die in Deutsch­land ori­gi­nal ist – re­den nun un­will­kür­lich auch die Staats­män­ner und die Zei­tungs-Kri­ti­ker: es ist ein be­stän­di­ges iro­ni­sches Zi­tie­ren, ein un­ru­hi­ges, un­fried­fer­ti­ges Schie­len des Au­ges nach Rechts und Links ein Gän­se­füß­chen- und Gri­mas­sen- Deutsch.

      Die Ver­gra­be­nen. – Wir zie­hen uns ins Ver­bor­ge­ne zu­rück: aber nicht aus ir­gend ei­nem per­sön­li­chen Miß­mu­te, als ob uns die po­li­ti­schen und so­zia­len Ver­hält­nis­se der Ge­gen­wart nicht ge­nug­tä­ten, son­dern weil wir durch un­se­re Zu­rück­zie­hung Kräf­te spa­ren und sam­meln wol­len, wel­che spä­ter ein­mal der Kul­tur ganz not tun wer­den, je mehr die­se Ge­gen­wart die­se Ge­gen­wart ist und als sol­che ih­re Auf­ga­be er­füllt. Wir bil­den ein Ka­pi­tal und su­chen es si­cher­zu­stel­len: aber, wie in ganz ge­fähr­li­chen Zei­ten, da­durch, daß wir es ver­gra­ben.

      Ty­ran­nen des Geis­tes. – In un­se­rer Zeit wür­de man je­den, der so streng der Aus­druck ei­nes mo­ra­li­schen Zu­ges wäre, wie die Per­so­nen Theo­phrasts und Mo­lie­res es sind, für krank hal­ten, und von "fi­xer Idee" bei ihm re­den. Das Athen des drit­ten Jahr­hun­derts wür­de uns, wenn wir dort einen Be­such ma­chen dürf­ten, wie von Nar­ren be­völ­kert er­schei­nen. Jetzt herrscht die De­mo­kra­tie der Be­grif­fe in je­dem Kop­fe, – vie­le zu­sam­men sind der Herr: ein ein­zel­ner Be­griff, der Herr sein woll­te, heißt jetzt, wie ge­sagt, "fixe Idee". Dies ist un­se­re Art, die Ty­ran­nen zu mor­den, – wir win­ken mach dem lr­ren­hau­se hin.

      Ge­fähr­lichs­te Aus­wan­de­rung – In Ruß­land gibt es eine Aus­wan­de­rung der In­tel­li­genz: man geht über die Gren­ze, um gute Bü­cher zu le­sen und zu schrei­ben. So wirkt man aber da­hin, das vom Geis­te ver­las­se­ne Va­ter­land im­mer mehr zum vor­ge­streck­ten Ra­chen Asi­ens zu ma­chen, der das klei­ne Eu­ro­pa ver­schlin­gen möch­te.

      Die Staats-Nar­ren. – Die fast re­li­gi­öse Lie­be zum Kö­ni­ge ging bei den Grie­chen auf die Po­lis über, als es mit dem Kö­nig­tum zu Ende war. Und weil ein Be­griff mehr Lie­be er­trägt als eine Per­son, und na­ment­lich dem Lie­ben­den nicht so oft vor den Kopf stößt, wie ge­lieb­te Men­schen es tun (- denn je mehr sie sich ge­liebt wis­sen, de­sto rück­sichts­lo­ser wer­den sie meis­tens, bis sie end­lich der Lie­be nicht mehr wür­dig sind, und wirk­lich ein Riß ent­steht), so war die Po­lis- und Staats-Ver­eh­rung grö­ßer, als ir­gend je vor­her die Fürs­ten-Ver­eh­rung. Die Grie­chen sind die Staats-Nar­ren der al­ten Ge­schich­te – in der neue­ren sind es an­de­re Völ­ker.

      Ge­gen die Ver­nach­läs­si­gung der Au­gen. – Ob man nicht bei den ge­bil­de­ten Klas­sen Eng­lands, wel­che die Ti­mes le­sen, alle zehn Jah­re eine Ab­nah­me der Seh­kraft nach­wei­sen könn­te?

      Gro­ße Wer­ke und großer Glau­be. – Je­ner hat­te die großen Wer­ke, sein Ge­nos­se aber СКАЧАТЬ