Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ als Licht gel­ten.

      Die Hy­po­chon­der. – Der Hy­po­chon­der ist ein Mensch, der ge­ra­de ge­nug Geist und Lust am Geis­te be­sitzt, um sei­ne Lei­den, sei­nen Ver­lust, sei­ne Feh­ler gründ­lich zu neh­men: aber sein Ge­biet, auf dem er sich nährt, ist zu klein; er wei­det es so ab, daß er end­lich die ein­zel­nen Hälm­chen su­chen muß. Da­bei wird er end­lich zum Nei­der und Geiz­hals – und dann erst ist er un­aus­steh­lich.

      Zu­rück­er­stat­ten. – He­siod rät an, dem Nach­bar, der uns aus­ge­hol­fen hat, mit gu­tem Maße und wo­mög­lich reich­li­cher zu­rück­zu­ge­ben, so­bald wir es ver­mö­gen. Da­bei hat näm­lich der Nach­bar sei­ne Freu­de, denn sei­ne einst­ma­li­ge Gut­mü­tig­keit trägt ihm Zin­sen ein; aber auch der, wel­cher zu­rück­gibt, hat sein Freu­de, in­so­fern er die klei­ne einst­ma­li­ge De­mü­ti­gung, sich aus­hel­fen las­sen zu müs­sen, durch ein klei­nes Über­ge­wicht, als Schen­ken­der, zu­rück­kauft.

      Fei­ner als nö­tig. – Un­ser Beo­b­ach­tungs­sinn da­für, ob an­de­re un­se­re Schwä­chen wahr­neh­men, ist viel fei­ner, als un­ser Beo­b­ach­tungs­sinn für die Schwä­chen an­de­rer: wor­aus sich also er­gibt, daß er fei­ner ist, als nö­tig wäre.

      Ei­ne lich­te Art von Schat­ten. – Dicht ne­ben den ganz mäch­ti­gen Men­schen be­fin­det sich fast re­gel­mä­ßig, wie an sie an­ge­bun­den eine Licht­see­le. Sie ist gleich­sam der ne­ga­ti­ve Schat­ten, den jene wer­fen.

      Sich nicht rä­chen? – Es gibt so vie­le fei­ne Ar­ten der Ra­che, daß ei­ner der An­laß hät­te sich zu rä­chen, im Grun­de tun oder las­sen kann, was er will: alle Welt wird doch nach ei­ni­ger Zeit über­ein­ge­kom­men sein, daß er sich ge­rächt ha­be. Sich nicht zu rä­chen steht also kaum im Be­lie­ben ei­nes Men­schen: daß er es nicht wol­le, darf er nicht ein­mal aus­spre­chen, weil die Ver­ach­tung der Ra­che als eine sub­li­me, sehr ern­pfind­li­che Ra­che ge­deu­tet und emp­fun­den wird – Woraus sich er­gibt, daß man nichts Ü­ber­flüs­si­ge­s tun soll – -

      Irr­tum der Ehren­den. – Je­der glaubt ei­nem Den­ker et­was Ehren­des und An­ge­neh­mes Zu sa­gen wenn er ihm zeigt, wie er von sel­ber ge­nau auf den­sel­ben Ge­dan­ken und selbst auf den glei­chen Aus­druck ge­ra­ten sei; und doch wird bei sol­chen Mit­tei­lun­gen der Den­ker nur sel­ten er­götzt, aber häu­fig ge­gen sei­nen Ge­dan­ken und des­sen Aus­druck miß­trau­isch: er be­schließt im Stil­len, bei­de ein­mal zu re­vi­die­ren. – Man muß, wenn man je­man­den eh­ren will, sich vor dem Aus­druck: der Über­ein­stim­mung hü­ten: sie stellt auf ein glei­ches Ni­veau. – In vie­len Fäl­len ist es die Sa­che der ge­sell­schaft­li­chen Schick­lich­keit, eine Mei­nung so an­zu­hö­ren, als sei sie nicht die uns­ri­ge, ja als gin­ge sie über un­sern Ho­ri­zont hin­aus: zum Bei­spiel wenn der Alte, Al­ter­fah­re­ne ein­mal aus­nahms­wei­se den Schrein sei­ner Er­kennt­nis­se auf­schließt.

      Brief. – Der Brief ist ein un­an­ge­mel­de­ter Be­such, der Brief­bo­te der Ver­mitt­ler un­höf­li­cher Über­fäl­le. Man soll­te alle acht Tage eine Stun­de zum Brief­emp­fan­gen ha­ben und dar­nach ein Bad neh­men.

      Der Vor­ein­ge­nom­me­ne. – Je­mand sag­te: ich bin ge­gen mich vor­ein­ge­nom­men, von Kin­des­bei­nen an: des­halb fin­de ich in je­dem Ta­del et­was Wahr­heit und in je­dem Lobe et­was Dumm­heit. Das Lob wird von mir ge­wöhn­lich zu ge­ring und der Ta­del zu hoch ge­schätzt.

      Weg zur Gleich­heit. – Ei­ni­ge Stun­den Berg­stei­gens ma­chen aus ei­nem Schuft und ei­nem Hei­li­gen zwei ziem­lich glei­che Ge­schöp­fe. Die Er­mü­dung ist der kür­zes­te Weg zur Gleich­heit und Brü­der­lich­keit – und die Frei­heit wird end­lich durch den Schlaf hin­zu­ge­ge­ben.

      Ver­leum­dung. – Kommt man ei­ner ei­gent­lich in­fa­men Ver­däch­ti­gung auf die Spur, so su­che man ih­ren Ur­sprung nie bei sei­nen ehr­li­chen und ein­fa­chen Fein- den; denn die­se wür­den, wenn sie so et­was über uns er­fän­den, als Fein­de kei­nen Glau­ben fin­den. Aber jene, de­nen wir eine Zeit­lang am meis­ten genützt ha­ben, wel­che aber, aus ir­gend ei­nem Grun­de, im Ge­hei­men si­cher dar­über sein dür­fen, nichts mehr von uns zu er­lan­gen, – sol­che sind im­stan­de, die In­fa­mie ins Rol­len zu brin­gen: sie fin­den Glau­ben, ein­mal weil man an­nimmt, daß sie nichts er­fin­den wür­den, was ih­nen sel­ber Scha­den brin­gen könn­te; so­dann weil sie uns nä­her ken­nen­ge­lernt ha­ben. – Zum Tros­te mag sich der so schlimm ver­leum­de­te sa­gen: Ver­leum­dun­gen sind Krank­hei­ten an­de­rer, die an dei­nem Lei­be aus­bre­chen; sie be­wei­sen, daß die Ge­sell­schaft ein (mo­ra­li­scher) Kör­per ist, so daß du an dir die Kur vor­neh­men kannst, die den An­de­ren nüt­zen soll.

      Das Kin­der-Him­mel­reich. – Das Glück des Kin­des ist eben­so sehr ein My­thus wie das Glück der Hy­per­bo­re­er, von dem die Grie­chen er­zähl­ten. Wenn das Glück über­haupt auf Er­den wohnt, mein­ten die­se, dann ge­wiß mög­lichst weit von uns, etwa dort am Ran­de der Erde. Eben­so den­ken die äl­te­ren Men­schen: wenn der Mensch über­haupt glück­lich sein kann, dann ge­wiß mög­lichst fern von un­se­rem Al­ter, an den Gren­zen und An­fän­gen des Le­bens. Für man­chen Men­schen ist der An­blick der Kin­der, durch den Schlei­er die­ses My­thus hin­durch, das größ­te Glück, des­sen er teil­haf­tig wer­den kann; er geht sel­ber bis in den Vor­hof des Him­mel­reichs, wenn er sagt "las­set die Kind­lein zu mir kom­men, denn ih­rer ist das Him­mel­reich". – Der My­thus vom Kin­der-Him­mel­reich ist über­all ir­gend­wie tä­tig, wo es in der mo­der­nen Welt et­was von Sen­ti­men­ta­li­tät gibt.

      Die Un­ge­dul­di­gen. – Gera­de der Wer­den­de will das Wer­den­de nicht: er ist zu un­ge­dul­dig da­für. Der Jüng­ling will nicht war­ten, bis, nach lan­gen Stu­di­en, Lei­den und Ent­beh­run­gen, sein Ge­mäl­de von Men­schen und Din­gen voll wer­de: so nimmt er ein an­de­res, das fer­tig da­steht und ihm an­ge­bo­ten wird, auf Treu und Glau­ben an, als müs­se es ihm die Li­ni­en und Far­ben sei­nes Ge­mäl­des vor­weg ge­ben, er wirft sich ei­nem Phi­lo­so­phen, ei­nem Dich­ter ans Herz und muß nun eine lan­ge Zeit Fron­diens­te tun und sich sel­ber ver­leug­nen. Vie­les lernt er da­bei: aber häu­fig ver­gißt ein Jüng­ling das Ler­nens- СКАЧАТЬ