Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ Kö­nig- und Kai­ser­tum hohl zu ma­chen: bis eine Null üb­rig bleibt, viel­leicht, wenn man will, mit der Be­deu­tung je­der Null, daß sie, an sich nichts, doch an die rech­te Sei­te ge­stellt, die Wir­kung ei­ner Zahl ver­zehn­facht. Das Kai­ser- und Kö­nig­tum blie­be ein pracht­vol­ler Zier­rat an der schlich­ten und zweck­mä­ßi­gen Ge­wan­dung der De­mo­kra­tie, das schö­ne Über­flüs­si­ge, wel­ches sie sich gönnt, der Rest al­les his­to­risch ehr­wür­di­gen Ur­vä­ter­zier­ra­tes, ja das Sym­bol der His­to­rie sel­ber – und in die­ser Ein­zig­keit et­was höchst Wirk­sa­mes, wenn es, wie ge­sagt, nicht für sich al­lein steht, son­dern rich­tig ge­stell­t wird. – Um der Ge­fahr je­ner Aus­höh­lung vor­zu­beu­gen, hal­ten die Kö­ni­ge jetzt mit den Zäh­nen an ih­rer Wür­de als Kriegs­fürs­ten fest: dazu brau­chen sie Krie­ge, das heißt Aus­nah­me­zu­stän­de, in de­nen je­ner lang­sa­me, ge­setz­mä­ßi­ge Druck der de­mo­kra­ti­schen Ge­wal­ten pau­siert.

      Der Leh­rer ein not­wen­di­ges Übel. – So we­nig wie mög­lich Per­so­nen zwi­schen den pro­duk­ti­ven Geis­tern und den hun­gern­den und emp­fan­gen­den Geis­tern! Denn die Mitt­ler­we­sen fäl­schen fast un­will­kür­lich die Nah­rung, die sie ver­mit­teln: so­dann wol­len sie zur Be­loh­nung für ihr Ver­mit­teln zu viel für sich, was also den ori­gi­na­len, pro­duk­ti­ven Geis­tern ent­zo­gen wird: näm­lich In­ter­es­se, Be­wun­de­rung, Zeit, Geld und an­de­res. – Also: man sehe im­mer­hin den Leh­rer als ein not­wen­di­ges Übel an, ganz wie den Han­dels­mann: als ein Übel, das man so klein wie mög­lich ma­chen muß! – Wenn viel­leicht die Not der deut­schen Zu­stän­de jetzt ih­ren Haupt­grund dar­in hat, daß viel zu vie­le vom Han­del le­ben und gut le­ben wol­len (also dem Er­zeu­gen­den die Prei­se mög­lichst zu ver­rin­gern und den Ver­zeh­ren­den die Prei­se mög­lichst zu er­hö­hen su­chen, um am mög­lichst großen Scha­den bei­der den Vor­teil zu ha­ben): so kann man ge­wiß einen Haupt­grund der geis­ti­gen Not­stän­de in der Üb­er­fül­le von Leh­rern se­hen ih­ret­we­gen wird so we­nig und so schlecht ge­lernt.

      Die Ach­tungs­steu­er. – Den uns Be­kann­ten, von uns Geehr­ten, sei es ein Arzt, Künst­ler, Hand­wer­ker, der et­was für uns tut und ar­bei­tet, be­zah­len wir gern so hoch als wir kön­nen, oft so­gar über un­ser Ver­mö­gen: da­ge­gen be­zahlt man den Un­be­kann­ten so nied­rig es nur an­ge­hen will; hier ist ein Kampf, in wel­chem je­der um den Fuß­breit Lan­des kämpft und mit sich kämp­fen macht. Bei der Ar­beit des Be­kann­ten für uns ist et­was Un­be- zahl­ba­res, die in sei­ne Ar­beit un­sert­we­gen hin­ein­ge­leg­te Emp­fin­dung und Er­fin­dung: wir glau­ben das Ge­fühl hier­von nicht an­ders als durch eine Art Auf­op­fe­rung un­se­rer­seits aus­drücken zu kön­nen. – Die stärks­te Steu­er ist die Ach­tungs­steu­er. Je mehr die Kon­kur­renz herrscht und man von Un­be­kann­ten kauft, für Un­be­kann­te ar­bei­tet, de­sto nied­ri­ger wird die­se Steu­er, wäh­rend sie ge­ra­de der Maß­stab für die Höhe des mensch­li­chen See­len- Ver­keh­res ist.

      Das Mit­tel zum wirk­li­chen Frie­den. – Kei­ne Re­gie­rung gibt jetzt zu, daß sie das Heer un­ter­hal­te, um ge­le­gent­li­che Erobe­rungs­ge­lüs­te zu be­frie­di­gen; son­dern der Ver­tei­di­gung soll es die­nen. Jene Moral, wel­che die Not­wehr bil­ligt, wird als ihre Für­spre­che­rin an­ge­ru­fen. Das heißt aber: sich die Mora­li­tät und dem Nach­bar die Im­mo­ra­li­tät vor­be­hal­ten, weil er an­griffs- und er­obe­rungs­lus­tig ge­dacht wer­den muß, wenn un­ser Staat not­wen­dig an die Mit­tel der Not­wehr den­ken soll; über­dies er­klärt man ihn, der ge­nau eben­so wie un­ser Staat die An­griffs­lust leug­net und auch sei­ner­seits das Heer vor­geb­lich nur aus Not­wehr­grün­den un­ter­hält, durch un­se­re Er­klä­rung, wes­halb wir ein Heer brau­chen, für einen Heuch­ler und lis­ti­gen Ver­bre­cher, wel­cher gar zu gern ein harm­lo­ses und un­ge­schick­tes Op­fer ohne al­len Kampf über­fal­len möch­te. So ste­hen nun alle Staa­ten jetzt ge­gen­ein­an­der: sie set­zen die schlech­te Ge­sin­nung des Nach­bars und die gute Ge­sin­nung bei sich vor­aus. Die­se Voraus­set­zung ist aber eine In­hu­ma­ni­tät, – so schlimm und schlim­mer als der Krieg: ja, im Grun­de ist sie schon die Auf­for­de­rung und Ur­sa­che zu Krie­gen, weil sie, wie ge­sagt, dem Nach­bar die Im­mo­ra­li­tät un­ter- schieb­t und da­durch die feind­se­li­ge Ge­sin­nung und Tat zu pro­vo­zie­ren scheint. Der Leh­re von dem Heer als ei­nem Mit­tel der Not­wehr muß man eben­so gründ­lich ab­schwö­ren als den Erobe­rungs­ge­lüs­ten. Und es kommt viel­leicht ein großer Tag, an wel­cher ein Volk, durch Krie­ge und Sie­ge, durch die höchs­te Aus­bil­dung der mi­li­tä­ri­schen Ord­nung und In­tel­li­genz aus­ge­zeich­net und ge­wöhnt, die­sen Din­gen die schwers­ten Op­fer zu brin­gen, frei­wil­lig aus­ruft: " wir zer­bre­chen das Schwer­t" – und sein ge­sam­tes Heer­we­sen bis in sei­ne letz­ten Fun­da­men­te zer­trüm­mert. Sich wehr­los ma­chen, wäh­rend man der Wehr­haf­tes­te war, aus ei­ner Hö­he der Emp­fin­dung her­aus, – das ist das Mit­tel zum wirk­li­chen Frie­den, wel­cher im­mer auf ei­nem Frie­den der Ge­sin­nung ru­hen muß: wäh­rend der so­ge­nann­te be­waff­ne­te Frie­de, wie er jetzt in al­len Län­dern ein­her­geht, der Un­frie­de der Ge­sin­nung ist, der sich und dem Nach­bar nicht traut und halb aus Haß, halb aus Furcht die Waf­fen nicht ab­legt. Lie­ber zu­grun­de gehn als has­sen und fürch­ten, und zwei­mal lie­ber zu­grun­de gehn als sich has­sen und fürch­ten ma­chen, – dies muß ein­mal auch die obers­te Ma­xi­me je­der ein­zel­nen staat­li­chen Ge­sell­schaft wer­den! – Un­sern li­be­ra­len Volks­ver­tre­tern fehlt es, wie be­kannt, an Zeit zum Nach­den­ken über die Na­tur des Men­schen: sonst wür­den sie wis­sen, daß sie um­sonst ar­bei­ten, wenn sie für eine "all­mäh­li­che Herab­min­de­rung der Mi­li­tär­last" ar­bei­ten. Viel­mehr: erst wenn die­se Art Not am größ­ten ist, wird auch die Art Gott am nächs­ten sein, die hier al­lein hel­fen kann. Der Kriegs­glo­ri­en-Baum kann nur mit ei­nem Male, durch einen Blitz­schlag zer­stört wer­den: der Blitz aber kommt, ihr wißt es ja, aus der Höhe. -

      Ob der Be­sitz mit der Ge­rech­tig­keit aus­ge­gli­chen wer­den kann. – Wird die Un­ge­rech­tig­keit des Be­sit­zes stark emp­fun­den – der Zei­ger der großen Uhr ist ein­mal wie­der an die­ser Stel­le –, so nennt man zwei Mit­tel, der­sel­ben ab­zu­hel­fen: ein­mal eine glei­che Ver­tei­lung und so­dann die Auf­he­bung des Ei­gen­tums und den Zu­rück­fall des Be­sit­zes an die Ge­mein­schaft. Letz­te­res Mit­tel ist na­ment­lich nach dem Her­zen un­se­rer So­zia­lis­ten, wel­che je­nem al­ter­tüm­li­chen Ju­den dar­über gram sind, daß er sag­te: du sollst nicht steh­len. Nach ih­nen soll das sie­ben­te Ge­bot viel­mehr lau­ten: du sollst nicht be­sit­zen. – Die Ver­su­che nach dem ers­ten Re­zep­te sind im Al­ter­tum oft ge­macht wor­den, zwar im­mer nur in klei­nem Maß­sta­be, aber doch mit ei­nem Mi­ßer­folg, der auch uns noch Leh­rer sein kann. "Glei­che Acker­lo­se" ist leicht ge­sagt; aber wie­viel Bit­ter­keit er­zeugt sich durch die da­bei nö­tig wer­den­de Tren­nung und Schei­dung, durch den Ver­lust von alt­ver­ehr­tem Be­sitz, wie­viel Pie­tät wird ver­letzt und ge­op­fert! Man gräbt СКАЧАТЬ