Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше страница 235

СКАЧАТЬ nach dem Um­sturz al­ler Din­ge. – Will man aber, nach dem zwei­ten Re­zep­te, das Ei­gen­tum der Ge­mein­de zu­rück­ge­ben und den ein­zel­nen nur zum zeit­wei­li­gen Päch­ter ma­chen, so zer­stört man das Acker­land. Denn der Mensch ist ge­gen al­les was er nur vor­über­ge­hend be­sitzt, ohne Vor­sor­ge und Auf­op­fe­rung, er ver­fährt da­mit aus­beu­te­risch, als Räu­ber oder als lie­der­li­cher Ver­schwen­der. Wenn Pla­to meint, die Selbst­sucht wer­de mit der Auf­he­bung des Be­sit­zes auf­ge­ho­ben, so ist ihm zu ant­wor­ten, daß, nach Ab­zug der Selbst­sucht, vom Men­schen je­den­falls nicht die vier Kar­di­nal­tu­gen­den üb­rig blei­ben wer­den, – wie man sa­gen muß: die ärgs­te Pest könn­te der Mensch­heit nicht so scha­den, als wenn ei­nes Ta­ges die Ei­tel­keit aus ihr ent­schwän­de. Ohne Ei­tel­keit und Selbst­sucht – was sind denn die mensch­li­chen Tu­gen­den? Wo­mit nicht von fer­ne ge­sagt sein soll, daß es nur Na­men und Mas­ken von je­nen sei­en. Pla­tos uto­pis­ti­sche Grund­me­lo­die, die jetzt noch von den So­zia­lis­ten fort­ge­sun­gen wird, be­ruht auf ei­ner man­gel­haf­ten Kennt­nis des Men­schen: ihm fehl­te die His­to­rie der mo­ra­li­schen Emp­fin­dun­gen, die Ein­sicht in den Ur­sprung der gu­ten nütz­li­chen Ei­gen­schaf­ten der mensch­li­chen See­le. Er glaub­te, wie das gan­ze Al­ter­tum, an Gut und Böse, wie an Weiß und Schwarz: also an eine ra­di­ka­le Ver­schie­den­heit der gu­ten und der bö­sen Men­schen, der gu­ten und der schlech­ten Ei­gen­schaf­ten. – Da­mit der Be­sitz für­der­hin mehr Ver­trau­en ein­flö­ße und mo­ra­li­scher wer­de, hal­te man alle Ar­beits­we­ge zum klei­nen Ver­mö­gen of­fen, aber ver­hin­de­re die mü­he­lo­se, die plötz­li­che Be­rei­che­rung; man zie­he alle Zwei­ge des Trans­ports und Han­dels, wel­che der An­häu­fung großer Ver­mö­gen güns­tig sind, also na­ment­lich den Geld­han­del, aus den Hän­den der Pri­va­ten und Pri­vat­ge­sell­schaf­ten – und be­trach­te eben­so die Zu­viel- wie die Nichts-Be­sit­zer als ge­mein­ge­fähr­li­che We­sen.

      Der Wert der Ar­beit. – Woll­te man den Wert der Ar­beit da­nach be­stim­men, wie­viel Zeit, Fleiß, gu­ter und schlech­ter Wil­le, Zwang, Er­find­sam­keit oder Faul­heit, Ehr­lich­keit oder Schein dar­auf ver­wen­det ist, so kann der Wert nie­mals ge­recht sein; denn die gan­ze Per­son müß­te auf die Waag­scha­le ge­setzt wer­den kön­nen, was un­mög­lich ist. Hier heißt es "rich­tet nicht!" Aber der Ruf nach Ge­rech­tig­keit ist es ja, den wir jetzt von de­nen hö­ren, wel­che mit der Ab­schät­zung der Ar­beit un­zu­frie­den sind. Denkt man wei­ter, so fin­det man jede Per­sön­lich­keit un­ver­ant­wort­lich für ihr Pro­dukt, die Ar­beit: ein Ver­dienst ist also nie­mals dar­aus ab­zu­lei­ten, jede Ar­beit ist so gut oder schlecht, wie sie bei der und der not­wen­di­gen Kon­stel­la­ti­on von Kräf­ten und Schwä­chen, Kennt­nis­sen und Be­geh­run­gen sein muß. Es steht nicht im Be­lie­ben das Ar­bei­ters, ob er ar­bei­tet; auch nicht, wie er ar­bei­tet. Nur die Ge­sichts­punk­te des Nut­zens, en­ge­re und wei­te­re, ha­ben Wert­schät­zung der Ar­beit ge­schaf­fen. Das, was wir jetzt Ge­rech­tig­keit nen­nen, ist auf die­sem Fel­de sehr wohl am Platz als eine höchst ver­fei­ner­te Nütz­lich­keit, wel­che nicht auf den Mo­ment nur Rück­sicht nimmt und die Ge­le­gen­heit aus­beu­tet, son­dern auf Dau­er­haf­tig­keit al­ler Zu­stän­de sinnt und des­halb auch das Wohl des Ar­bei­ters, sei­ne leib­li­che und see­li­sche Zufrie­den­heit ins Auge faßt, – da­mit er und sei­ne Nach­kom­men gut auch für un­se­re Nach­kom­men ar­bei­ten und noch auf län­ge­re Zeiträu­me, als das mensch­li­che Ein­zel­le­ben ist, hin­aus zu­ver­läs­sig wer­den. Die Aus­beu­tung des Ar­bei­ters war, wie man jetzt be­greift, eine Dumm­heit, ein Raub-Bau auf Kos­ten der Zu­kunft, eine Ge­fähr­dung der Ge­sell­schaft. Jetzt hat man fast schon den Krieg: und je­den­falls wer­den die Kos­ten, um den Frie­den zu er­hal­ten, um Ver­trä­ge zu schlie­ßen und Ver­trau­en zu er­lan­gen, nun­mehr sehr groß sein, weil die Tor­heit der Aus­beu­ten­den sehr groß und lang­dau­ernd war.

      Vom Stu­di­um des Ge­sell­schafts-Kör­pers. – Das Übels­te für den, wel­cher jetzt in Eu­ro­pa, na­ment­lich in Deutsch­land, Öko­no­mik und Po­li­tik stu­die­ren will, liegt dar­in, daß die tat­säch­li­chen Zu­stän­de, an­statt die Re­geln zu ex­em­pli­fi­zie­ren, die Aus­nah­me oder die Ü­ber­gangs- und Aus­gangs­sta­di­en ex­em­pli­fi­zie­ren. Man muß des­halb über das tat­säch­lich Be­ste­hen­de erst hin­weg­se­hen ler­nen und zum Bei­spiel den Blick fern­hin auf Nord­ame­ri­ka rich­ten, – wo man die an­fäng­li­chen und nor­ma­len Be­we­gun­gen des ge­sell­schaft­li­chen Kör­pers noch mit den Au­gen se­hen und auf­su­chen kann, wenn man nur will, – wäh­rend in Deutsch­land dazu schwie­ri­ge his­to­ri­sche Stu­di­en oder, wie ge­sagt, ein Fern­glas nö­tig sind.

      In­wie­fern die Ma­schi­ne de­mü­tigt. – Die Ma­schi­ne ist un­per­sön­lich, sie ent­zieht dem Stück Ar­beit sei­nen Stolz, sein in­di­vi­du­ell Gu­tes und Feh­ler­haf­tes, was an je­der Nicht-Ma­schi­nen­ar­beit klebt,- also sein biß­chen Hu­ma­ni­tät. Frü­her war al­les Kau­fen von Hand­wer­kern ein Aus­zeich­nen von Per­so­nen, mit de­ren Ab­zei­chen man sich um­gab: der Haus­rat und die Klei­dung wur­de der­ge­stalt zur Sym­bo­lik ge­gen­sei­ti­ger Wert­schät­zung und per­sön­li­cher Zu­sam­men­ge­hö­rig­keit, wäh­rend wir jetzt nur in­mit­ten an­ony­men und un­per­sön­li­chen Skla­ven­tums zu le­ben schei­nen. – Man muß die Er­leich­te­rung der Ar­beit nicht zu teu­er kau­fen.

      Hun­dert­jäh­ri­ge Qua­ran­tä­ne. – Die de­mo­kra­ti­schen Ein­rich­tun­gen sind Qua­ran­tä­ne-An­stal­ten ge­gen die alte Pest ty­ran­nen­haf­ter Ge­lüs­te: als sol­che sehr nütz­lich und sehr lang­wei­lig.

      Der ge­fähr­lichs­te An­hän­ger. – Der ge­fähr­lichs­te An­hän­ger ist der, des­sen Ab­fall die gan­ze Par­tei ver­nich­ten wür­de: also der bes­te An­hän­ger.

      Das Schick­sal und der Ma­gen. – Ein But­ter­brot mehr oder we­ni­ger im Lei­be des Jockeys ent­schei­det ge­le­gent­lich über Wett­ren­nen und Wet­ten, also über Glück und Un­glück von Tau­sen­den. – So­lan­ge das Schick­sal der Völ­ker noch von den Di­plo­ma­ten ab­hängt, wer­den die Mä­gen der Di­plo­ma­ten im­mer der Ge­gen­stand pa­trio­ti­scher Be­klem­mung sein. Quos­que tan­dem

      Sieg der De­mo­kra­tie. – Es ver­su­chen jetzt alle po­li­ti­schen Mäch­te, die Angst vor dem So­zia­lis­mus aus­zu­beu­ten, um sich zu stär­ken. Aber auf die Dau­er hat doch al­lein die De­mo­kra­tie den Vor­teil da­von: denn alle Par­tei­en sind jetzt ge­nö­tigt, dem "Vol­ke" zu schmei­cheln und ihm Er­leich­te­run­gen und Frei­hei­ten al­ler Art zu ge­ben, wo­durch es end­lich om­ni­po­tent wird. Das Volk ist vom So­zia­lis­mus, СКАЧАТЬ