Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше страница 227

СКАЧАТЬ Fär­bun­gen, in de­nen für ge­wöhn­lich jetzt je­des Buch schil­lert und schil­lern muß, um be­rühmt zu wer­den: sie ent­hal­ten mehr wirk­li­che Ge­dan­ken als alle Bü­cher deut­scher Phi­lo­so­phen zu­sam­men­ge­nom­men: Ge­dan­ken von der Art, wel­che Ge­dan­ken macht, und die – ich bin in Ver­le­gen­heit zu Ende zu de­fi­nie­ren; ge­nug, daß es mir Au­to­ren zu sein schei­nen, wel­che we­der für Kin­der noch für Schwär­mer ge­schrie­ben ha­ben, we­der für Jung­frau­en noch für Chris­ten, we­der für Deut­sche noch für – ich bin wie­der in Ver­le­gen­heit, mei­ne Lis­te zu schlie­ßen. – Um aber ein deut­li­ches Lob zu sa­gen: sie wä­ren, grie­chisch ge­schrie­ben, auch von Grie­chen ver­stan­den wor­den. Wie­viel hät­te da­ge­gen selbst ein Pla­to von den Schrif­ten un­se­rer bes­ten deut­schen Den­ker, zum Bei­spiel Goe­thes und Scho­pen­hau­ers, über­haupt ver­ste­hen kön­nen, von dem Wi­der­wil­len zu schwei­gen, wel­chen ihre Schreibart ihm er­regt ha­ben wür­de, näm­lich das Dunkle, Über­trie­be­ne und ge­le­gent­lich wie­der Klap­per­dür­re, – Feh­ler, an de­nen die Ge­nann­ten noch am we­nigs­ten von den deut­schen Den­kern und doch noch all­zu­viel lei­den (Goe­the, als Den­ker, hat die Wol­ke lie­ber um­armt, als bil­lig ist, und Scho­pen­hau­er wan­delt nicht un­ge­straft fast fort­wäh­rend un­ter Gleich­nis­sen der Din­ge statt un­ter den Din­gen sel­ber). – Da­ge­gen, wel­che Hel­lig­keit und zier­li­che Be­stimmt­heit bei je­nen Fran­zo­sen! Die­se Kunst hät­ten auch die fei­noh­rigs­ten Grie­chen gut­hei­ßen müs­sen, und ei­nes wür­den sie so­gar be­wun­dert und an­ge­be­tet ha­ben, den fran­zö­si­schen Witz des Aus­drucks: so et­was lieb­ten sie sehr, ohne ge­ra­de dar­in be­son­ders stark zu sein.

      Mo­de und mo­dern. – Über­all, wo noch die Un­wis­sen­heit, die Un­rein­lich­keit, der Aber­glau­be im Schwan­ge sind, wo der Ver­kehr lahm, die Land­wirt­schaft arm­se­lig, die Pries­ter­schaft mäch­tig ist, da fin­den sich auch noch die Na­tio­naItrach­ten. Da­ge­gen herrscht die Mo­de, wo die An­zei­chen des Ent­ge­gen­ge­setz­ten sich fin­den. Die Mode ist also ne­ben den Tu­gen­den des jet­zi­gen Eu­ro­pa zu fin­den: soll­te sie wirk­lich de­ren Schat­ten­sei­te sein? – Zu­nächst sagt die männ­li­che Be­klei­dung, wel­che mo­disch und nicht mehr na­tio­nal ist, von dem, der sie trägt, aus, daß der Eu­ro­pä­er nicht als Ein­zel­ner noch als Stan­des- und Volks­ge­nos­se auf­fal­len will, daß er sich eine ab­sicht­li­che Dämp­fung die­ser Ar­ten von Ei­tel­keit zum Ge­setz ge­macht hat: dann, daß er ar­beit­sam ist und nicht viel Zeit zum An­klei­den und Sich-put­zen hat, auch al­les Kost­ba­re und Üp­pi­ge in Stoff und Fal­ten­wurf im Wi­der­spruch mit sei­ner Ar­beit fin­det; end­lich, daß er durch sei­ne Tracht auf die ge­lehr­te­ren und geis­ti­ge­ren Be­ru­fe als die hin­weist, wel­chen er als eu­ro­päi­scher Mensch am nächs­ten steht oder ste­hen möch­te: wäh­rend durch die noch vor­han­de­nen Na­tio­nal­trach­ten der Räu­ber, der Hirt oder der Sol­dat als die wünsch­bars­ten und ton­an­ge­ben­den Le­bens­stel­lun­gen hin­durch­schim­mern. In­ner­halb die­ses Ge­samt-Cha­rak­ters der männ­li­chen Mode gibt es dann jene klei­nen Schwan­kun­gen, wel­che die Ei­tel­keit der jun­gen Män­ner, der Stut­zer und Nichts­tu­er der großen Städ­te her­vor­bringt, also de­rer, wel­che als eu­ro­päi­sche Men­schen noch nicht reif ge­wor­den sin­d. – Die eu­ro­päi­schen Frau­en sind dies noch viel we­ni­ger, wes­halb die Schwan­kun­gen bei ih­nen viel grö­ßer sind: sie wol­len auch das Na­tio­na­le nicht und has­sen es, als Deut­sche, Fran­zo­sen, Rus­sen an der Klei­dung er­kannt zu wer­den, aber als ein­zel­ne wol­len sie sehr gern auf­fal­len; eben­so soll nie­mand schon durch ihre Be­klei­dung im Zwei­fel ge­las­sen wer­den, daß sie zu ei­ner an­ge­se­he­ne­ren Klas­se der Ge­sell­schaft (zur "gu­ten" oder "ho­hen" oder "großen" Welt) ge­hö­ren, und zwar wün­schen sie nach die­ser Sei­te hin ge­ra­de um so mehr vor­ein­zu­neh­men, als sie nicht oder kaum zu je­ner Klas­se ge­hö­ren. Vor al­lem aber will die jun­ge Frau nichts tra­gen, was die et­was äl­te­re trägt, weil sie durch den Ver­dacht ei­nes hö­he­ren Le­bensal­ters im Prei­se zu fal­len glaubt: die äl­te­re wie­der­um möch­te durch ju­gend­li­che­re Tracht so lan­ge täu­schen, als es ir­gend an­geht, – aus wel­chem Wett­be­werb sich zeit­wei­lig im­mer Mo­den er­ge­ben müs­sen, bei de­nen das ei­gent­lich Ju­gend­li­che ganz un­zwei­deu­tig und un­nach­ahm­lich sicht­bar wird. Hat der Er­fin­dungs­geist der jun­gen Künst­le­rin­nen in sol­chen Bloß­stel­lun­gen der Ju­gend eine Zeit­lang ge­schwelgt, oder um die gan­ze Wahr­heit zu sa­gen – hat man wie­der ein­mal den Er­fin­dungs­geist äl­te­rer hö­fi­scher Kul­tu­ren, so­wie den der noch be­ste­hen­den Na­tio­nen, und über­haupt den gan­zen ko­stü­mier­ten Erd­kreis zu Rate ge­zo­gen und etwa die Spa­nier, die Tür­ken und Alt­grie­chen zur Ins­ze­nie­rung des schö­nen Flei­sches zu­sam­men­ge­kop­pelt: so ent­deckt man end­lich im­mer wie­der, daß man sich doch nicht zum Bes­ten auf sei­nen Vor­teil ver­stan­den habe; daß, um auf die Män­ner Wir­kung zu ma­chen, das Ver­steck­spie­len mit dem schö­nen Lei­be glück­li­cher sei, als die nack­te und halb­nack­te Ehr­lich­keit; und nun dreht sich das Rad des Ge­schmackes und der Ei­tel­keit ein­mal wie­der in ent­ge­gen­ge­setz­ter Rich­tung: die et­was äl­te­ren jun­gen Frau­en fin­den, daß ihr Reich ge­kom­men sei, und der Wett­kampf der lieb­lichs­ten und ab­sur­des­ten Ge­schöp­fe tobt wie­der von neu­em. Je mehr aber die Frau­en in­ner­lich zu­neh­men und nicht mehr un­ter sich, wie bis­her, den un­rei­fen Al­ter­sklas­sen den Vor­rang zu­ge­ste­hen, um so ge­rin­ger wer­den die­se Schwan­kun­gen ih­rer Tracht, um so ein­fa­cher ihr Putz: über wel­chen man bil­li­ger­wei­se nicht nach an­ti­ken Mus­tern das Ur­teil spre­chen darf, also nicht nach dem Maß­sta­be der Ge­wan­dung süd­län­di­scher See-An­woh­ne­rin­nen, son­dern in Berück­sich­ti­gung der kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen der mitt­le­ren und nörd­li­chen Ge­gen­den Eu­ro­pas, de­rer näm­lich, in wel­chen jetzt der geist- und for­mer­fin­den­de Ge­ni­us Eu­ro­pas sei­ne liebs­te Hei­mat hat. – Im gan­zen wird also ge­ra­de nicht das Wech­seln­de das cha­rak­te­ris­ti­sche Zei­chen der Mo­de und des Mo­der­nen sein, denn ge­ra­de der Wech­sel ist et­was Rück­stän­di­ges und be­zeich­net die noch un­ge­reif­ten männ­li­chen und weib­li­chen Eu­ro­pä­er: son­dern die Ab­leh­nung der na­tio­na­len, stän­di­schen und in­di­vi­du­el­len Ei­tel­keit. Dement­spre­chend ist es zu lo­ben, weil es kraft- und zeiter­spa­rend ist, wenn ein­zel­ne Städ­te und Ge­gen­den Eu­ro­pas für alle üb­ri­gen in Sa­chen der Klei­dung den­ken und er­fin­den, in An­be­tracht des­sen, daß der For­men­sinn nicht je­der­mann ge­schenkt zu sein pflegt; auch ist es wirk­lich kein all­zu hoch­flie­gen­der Ehr­geiz, wenn zum Bei­spiel Pa­ris, so lan­ge jene Schwan­kun­gen noch be­ste­hen, es in An­spruch nimmt, der al­lei­ni­ge Er­fin­der und Neue­rer in die­sem Rei­che zu sein. Will ein Deut­scher, aus Haß ge­gen die­se An­sprü­che ei­ner fran­zö­si­schen Stadt, sich an­ders klei­den, zum Bei­spiel so wie Al­brecht Dü­rer sich trug, so möge er er­wä­gen, daß er dann ein Ko­stüm hat, wel­ches ehe­ma­li­ge Deut­sche tru­gen, wel­ches aber die Deut­schen eben­so­we­nig er­fun­den ha­ben, – es hat nie eine Tracht ge­ge­ben, wel­che den Deut­schen als Deut­schen be­zeich­ne­te; üb­ri­gens mag er zu­se­hen, wie er aus die­ser Tracht her­aus­schaut und ob etwa der ganz mo­der­ne Kopf nicht mit all sei­ner Li­ni­en- und Fält­chen­schrift, wel­che das neun­zehn­te Jahr­hun­dert СКАЧАТЬ