Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ er be­griff, daß er den Uns­terb­lich­keits-Glau­ben nö­thig hat­te, um »die Welt« zu ent­wert­hen, daß der Be­griff »Höl­le« über Rom noch Herr wird, – daß man mit dem »Jen­seits« das Le­ben töd­tet … Ni­hi­list und Christ: das reimt sich, das reimt sich nicht bloß …

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      59.

      Die gan­ze Ar­beit der an­ti­ken Welt um­sonst: ich habe kein Wort da­für, das mein Ge­fühl über et­was so Un­ge­heu­res aus­drückt. – Und in An­be­tracht, daß ihre Ar­beit eine Vor­ar­beit war, daß eben erst der Un­ter­bau zu ei­ner Ar­beit von Jahr­tau­sen­den mit gra­nit­nem Selbst­be­wußt­sein ge­legt war, der gan­ze Sinn der an­ti­ken Welt um­sonst! … Wozu Grie­chen? wozu Rö­mer? – Alle Voraus­set­zun­gen zu ei­ner ge­lehr­ten Cul­tur, alle wis­sen­schaft­li­chen Metho­den wa­ren be­reits da, man hat­te die große, die un­ver­gleich­li­che Kunst, gut zu le­sen, be­reits fest­ge­stellt – die­se Voraus­set­zung zur Tra­di­ti­on der Cul­tur, zur Ein­heit der Wis­sen­schaft; die Na­tur­wis­sen­schaft, im Bun­de mit Ma­the­ma­tik und Mecha­nik, war auf dem al­ler­bes­ten Wege, – der That­sa­chen-Sinn, der letz­te und wert­h­volls­te al­ler Sin­ne, hat­te sei­ne Schu­len, sei­ne be­reits Jahr­hun­der­te alte Tra­di­ti­on! Ver­steht man das? Al­les We­sent­li­che war ge­fun­den, um an die Ar­beit gehn zu kön­nen: – die Metho­den, man muß es zehn­mal sa­gen, sind das We­sent­li­che, auch das Schwie­rigs­te, auch Das, was am längs­ten die Ge­wohn­hei­ten und Faul­hei­ten ge­gen sich hat. Was wir heu­te, mit un­säg­li­cher Selbst­be­zwin­gung – denn wir ha­ben Alle die schlech­ten In­stink­te, die christ­li­chen, ir­gend­wie noch im Lei­be – uns zu­rück­ero­bert ha­ben, den frei­en Blick vor der Rea­li­tät, die vor­sich­ti­ge Hand, die Ge­duld und den Ernst im Kleins­ten, die gan­ze Recht­schaf­fen­heit der Er­kennt­niß – sie war be­reits da! vor mehr als zwei Jahr­tau­sen­den be­reits! Und, dazu ge­rech­net, der gute, der fei­ne Takt und Ge­schmack! Nicht als Ge­hirn-Dres­sur! Nicht als »deut­sche« Bil­dung mit Rü­pel-Ma­nie­ren! Son­dern als Leib, als Ge­bär­de, als In­stinkt, – als Rea­li­tät mit Ei­nem Wor­t… Al­les um­sonst! Über Nacht bloß noch eine Erin­ne­rung! – Grie­chen! Rö­mer! die Vor­nehm­heit des In­stinkts, der Ge­schmack, die me­tho­di­sche For­schung, das Ge­nie der Or­ga­ni­sa­ti­on und Ver­wal­tung, der Glau­be, der Wil­le zur Men­schen-Zu­kunft, das große Ja zu al­len Din­gen als im­pe­ri­um Ro­ma­num sicht­bar, für alle Sin­ne sicht­bar, der große Stil nicht mehr bloß Kunst, son­dern Rea­li­tät, Wahr­heit, Le­ben ge­wor­den… – Und nicht durch ein Na­tur-Er­eigniß über Nacht ver­schüt­tet! Nicht durch Ger­ma­nen und and­re Schwer­füß­ler nie­der­ge­tre­ten! Son­dern von lis­ti­gen, heim­li­chen, un­sicht­ba­ren, blut­ar­men Vam­py­ren zu Schan­den ge­macht! Nicht be­siegt, – nur aus­ge­so­gen! … Die ver­steck­te Rach­sucht, der klei­ne Neid Herr ge­wor­den! Al­les Er­bärm­li­che, An-sich-Lei­den­de, Von-schlech­ten-Ge­füh­len-Heim­ge­such­te, die gan­ze Ghet­to-Welt der See­le mit Ei­nem Male oben­auf! – – Man lese nur ir­gend einen christ­li­chen Agi­ta­tor, den hei­li­gen Au­gus­tin zum Bei­spiel, um zu be­grei­fen, um zu rie­chen, was für un­sau­be­re Ge­sel­len da­mit oben­auf ge­kom­men sind. Man wür­de sich ganz und gar be­trü­gen, wenn man ir­gend­wel­chen Man­gel an Ver­stand bei den Füh­rern der christ­li­chen Be­we­gung vor­aus­setz­te: – oh sie sind klug, klug bis zur Hei­lig­keit, die­se Herrn Kir­chen­vä­ter! Was ih­nen ab­ge­ht, ist et­was ganz An­de­res. Die Na­tur hat sie ver­nach­läs­sigt, – sie ver­gaß, ih­nen eine be­scheid­ne Mit­gift von acht­ba­ren, von an­stän­di­gen, von rein­li­chen In­stink­ten mit­zu­ge­ben … Un­ter uns, es sind nicht ein­mal Män­ner … Wenn der Is­lam das Chris­ten­tum ver­ach­tet, so hat er tau­send­mal Recht dazu: der Is­lam hat Män­ner zur Voraus­set­zung …

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      60.

      Das Chris­tent­hum hat uns um die Ern­te der an­ti­ken Cul­tur ge­bracht, es hat uns spä­ter wie­der um die Ern­te der Is­lam-Cul­tur ge­bracht. Die wun­der­ba­re mau­ri­sche Cul­tur-Welt Spa­ni­ens, uns im Grun­de ver­wand­ter, zu Sinn und Ge­schmack re­den­der als Rom und Grie­chen­land, wur­de nie­der­ge­tre­ten (– ich sage nicht von was für Fü­ßen –), warum? weil sie vor­neh­men, weil sie Män­ner-In­stink­ten ihre Ent­ste­hung ver­dank­te, weil sie zum Le­ben Ja sag­te auch noch mit den selt­nen und raf­fi­nir­ten Kost­bar­kei­ten des mau­ri­schen Le­bens!… Die Kreuz­rit­ter be­kämpf­ten spä­ter Et­was, vor dem sich in den Staub zu le­gen ih­nen bes­ser an­ge­stan­den hät­te, – eine Cul­tur, ge­gen die sich selbst un­ser neun­zehn­tes Jahr­hun­dert sehr arm, sehr »spät« vor­kom­men dürf­te. – Frei­lich, sie woll­ten Beu­te ma­chen: der Ori­ent war reich… Man sei doch un­be­fan­gen! Kreuz­zü­ge – die hö­he­re See­räu­be­rei, wei­ter nichts! Der deut­sche Adel, Wi­kin­ger-Adel im Grun­de, war da­mit in sei­nem Ele­men­te: die Kir­che wuß­te nur zu gut, wo­mit man deut­schen Adel hat… Der deut­sche Adel, im­mer die »Schwei­zer« der Kir­che, im­mer im Diens­te al­ler schlech­ten In­stink­te der Kir­che, – aber gut be­zahl­t… Daß die Kir­che ge­ra­de mit Hül­fe deut­scher Schwer­ter, deut­schen Blu­tes und Mu­thes ih­ren Tod­feind­schafts-Krieg ge­gen al­les Vor­neh­me auf Er­den durch­ge­führt hat! Es giebt an die­ser Stel­le eine Men­ge schmerz­li­cher Fra­gen. Der deut­sche Adel fehlt bei­na­he in der Ge­schich­te der hö­he­ren Cul­tur: man er­räth den Grund … Chris­tent­hum, Al­ko­hol – die bei­den großen Mit­tel der Cor­rup­ti­on … An sich soll­te es ja kei­ne Wahl ge­ben, an­ge­sichts von Is­lam und Chris­tent­hum, so we­nig als an­ge­sichts ei­nes Ara­bers und ei­nes Ju­den. Die Ent­schei­dung ist ge­ge­ben; es steht Nie­man­dem frei, hier noch zu wäh­len. Ent­we­der ist man ein Tschan­da­la, oder man ist es nicht … »Krieg mit Rom auf­’s Mes­ser! Frie­de, Freund­schaft mit dem Is­lam«: so emp­fand, so that je­ner große Frei­geist, das Ge­nie un­ter den deut­schen Kai­sern, Fried­rich der Zwei­te. Wie? muß ein Deut­scher erst Ge­nie, erst Frei­geist sein, um an­stän­dig zu emp­fin­den? Ich be­grei­fe nicht, wie ein Deut­scher je christ­lich emp­fin­den konn­te…

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      61.

      Hier thut es noth, eine für Deut­sche noch hun­dert­mal pein­li­che­re Erin­ne­rung zu be­rüh­ren. Die Deut­schen ha­ben Eu­ro­pa um die letz­te große Cul­tur-Ern­te ge­bracht, die es für Eu­ro­pa heim­zu­brin­gen gab, – um die der Re­naissance. Ver­steht man end­lich, will man ver­stehn, was die Re­naissance war? Die Um­wer­thung der christ­li­chen Wert­he, der Ver­such, mit al­len Mit­teln, mit al­len In­stink­ten, mit al­lem Ge­nie un­ter­nom­men, die Ge­gen-Wert­he, die vor­neh­men Wert­he zum Sieg zu brin­gen… Es gab bis­her nur die­sen großen Krieg, es gab bis­her kei­ne ent­schei­den­de­re Fra­ge­stel­lung als die der Re­naissance, – mei­ne Fra­ge ist ihre Fra­ge –: es gab auch nie eine grund­sätz­li­che­re, eine ge­ra­de­re, eine stren­ger in gan­zer Front und auf das Cen­trum los ge­führ­te Form des An­griffs! An der ent­schei­den­den Stel­le, im Sitz des Chris­tent­hums selbst an­grei­fen, hier die vor­neh­men Wert­he auf den Thron brin­gen, will sa­gen in die In­stink­te, in die un­ters­ten Be­dürf­nis­se und Be­gier­den der da­selbst Sit­zen­den hin­ein brin­gen … Ich sehe eine Mög­lich­keit vor mir von ei­nem voll­kom­men über­ir­di­schen Zau­ber und Far­ben­reiz: – es scheint mir, daß sie in al­len Schau­dern СКАЧАТЬ