Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ vom Pries­ter, nimmt selbst trotz Krie­gen zu. – Und ein letz­ter Ent­schluß kommt dem al­ten Got­te: »der Mensch ward wis­sen­schaft­lich, – es hilft Nichts, man muß ihn er­säu­fen!« …

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      48.

      – Man hat mich ver­stan­den. Der An­fang der Bi­bel ent­halt die gan­ze Psy­cho­lo­gie des Pries­ters. – Der Pries­ter kennt nur Eine große Ge­fahr: das ist die Wis­sen­schaft, – der ge­sun­de Be­griff von Ur­sa­che und Wir­kung. Aber die Wis­sen­schaft ge­deiht im Gan­zen nur un­ter glück­li­chen Ver­hält­nis­sen, – man muß Zeit, man muß Geist über­flüs­sig ha­ben, um zu »er­ken­nen« … » Folg­lich muß man den Men­schen un­glück­lich ma­chen«, – dies war zu je­der Zeit die Lo­gik des Pries­ters. – Man er­räth be­reits, was, die­ser Lo­gik ge­mäß, da­mit erst in die Welt ge­kom­men ist: – die » Sün­de«… Der Schuld- und Straf­be­griff, die gan­ze »sitt­li­che Wel­t­ord­nung« ist er­fun­den ge­gen die Wis­sen­schaft, – ge­gen die Ab­lö­sung des Men­schen vom Pries­ter … Der Mensch soll nicht hin­aus«, er soll in sich hin­ein­sehn; er soll nicht klug und vor­sich­tig, als Ler­nen­der, in die Din­ge sehn, er soll über­haupt gar nicht sehn: er soll lei­den … Und er soll so lei­den, daß er je­der­zeit den Pries­ter nö­thig hat. – Weg mit den Ärz­ten! Man hat einen Hei­land nö­thig. – Der Schuld« und Straf-Be­griff, ein­ge­rech­net die Leh­re von der »Gna­de«, von der »Er­lö­sung«, von der »Ver­ge­bung« – Lü­gen durch und durch und ohne jede psy­cho­lo­gi­sche Rea­li­tät – sind er­fun­den, um den Ur­sa­chen-Sinn des Men­schen zu zer­stö­ren: sie sind das At­ten­tat ge­gen den Be­griff Ur­sa­che und Wir­kung! – Und nicht ein At­ten­tat mit der Faust, mit dem Mes­ser, mit der Ehr­lich­keit in Haß und Lie­be! Son­dern aus den feigs­ten, lis­tigs­ten, nied­rigs­ten In­stink­ten her­aus! Ein Pries­ter-At­ten­tat! Ein Pa­ra­si­ten-At­ten­tat! Ein Vam­py­ris­mus blei­cher un­ter­ir­di­scher Blut­sau­ger! … Wenn die na­tür­li­chen Fol­gen ei­ner That nicht mehr »na­tür­lich« sind, son­dern durch Be­griffs– Ge­s­pens­ter des Aber­glau­bens, durch »Gott«, durch »Geis­ter«, durch »See­len« be­wirkt ge­dacht wer­den, als bloß »mo­ra­li­sche« Con­se­quen­zen, als Lohn, Stra­fe, Wink, Er­zie­hungs­mit­tel, so ist die Voraus­set­zung zur Er­kennt­nis; zer­stört, – so hat man das größ­te Ver­bre­chen an der Mensch­heit be­gan­gen. – Die Sün­de, noch­mals ge­sagt, die­se Selbst­schän­dungs-Form des Men­schen par ex­cel­lence, ist er­fun­den, um Wis­sen­schaft, um Cul­tur, um jede Er­hö­hung und Vor­nehm­heit des Men­schen un­mög­lich zu ma­chen; der Pries­ter herrscht durch die Er­fin­dung der Sün­de. –

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      50.

      – Ich er­las­se mir an die­ser Stel­le eine Psy­cho­lo­gie des »Glau­bens«, der »Gläu­bi­gen« nicht, zum Nut­zen, wie bil­lig, ge­ra­de der »Gläu­bi­gen«. Wenn es heu­te noch an Sol­chen nicht fehlt, die es nicht wis­sen, in­wie­fern es un­an­stän­dig ist, »gläu­big« zu sein – oder ein Ab­zei­chen von dé­ca­dence, von ge­broch­nem Wil­len zum Le­ben –, mor­gen schon wer­den sie es wis­sen. Mei­ne Stim­me er­reicht auch die Hart­hö­ri­gen, – Es scheint, wenn an­ders ich mich nicht ver­hört habe, daß es un­ter Chris­ten eine Art Kri­te­ri­um der Wahr­heit giebt, das man den »Be­weis der Kraft« nennt. »Der Glau­be macht se­lig: also ist er wahr.« – Man dürf­te hier zu­nächst ein­wen­den, daß ge­ra­de das Se­lig­ma­chen nicht be­wie­sen, son­dern nur ver­spro­chen ist: die Se­lig­keit an die Be­din­gung des »Glau­bens« ge­knüpft, – man soll se­lig wer­den, weil man glaubt … Aber daß that­säch­lich ein­tritt, was der Pries­ter dem Gläu­bi­gen für das je­der Con­tro­le un­zu­gäng­li­che »Jen­seits« ver­spricht, wo­mit be­wie­se sich das? – Der an­geb­li­che »Be­weis der Kraft« ist also im Grun­de wie­der nur ein Glau­be dar­an, daß die Wir­kung nicht aus­bleibt, wel­che man sich vom Glau­ben ver­spricht. In For­mel: »ich glau­be, daß der Glau­be se­lig macht; – folg­lich ist er wahr.« – Aber da­mit sind wir schon am Ende. Dies »folg­lich« wäre das ab­sur­dum selbst als Kri­te­ri­um der Wahr­heit. – Set­zen wir aber, mit ei­ni­ger Nach­gie­big­keit, daß das Se­lig­ma­chen durch den Glau­ben be­wie­sen sei (– nicht nur ge­wünscht, nicht nur durch den et­was ver­däch­ti­gen Mund ei­nes Pries­ters ver­spro­chen): wäre Se­lig­keit – tech­ni­scher ge­re­det, Lust – je­mals ein Be­weis der Wahr­heit? So we­nig, daß es bei­na­he den Ge­gen­be­weis, je­den­falls den höchs­ten Arg­wohn ge­gen »Wahr­heit« ab­giebt, wenn Lu­st­emp­fin­dun­gen über die Fra­ge »was ist wahr?« mit­re­den. Der Be­weis der »Lust« ist ein Be­weis für »Lust«, – nichts mehr; wo­her um Al­les in der Welt stün­de es fest, daß ge­ra­de wah­re Urt­hei­le mehr Ver­gnü­gen mach­ten als falsche und, ge­mäß ei­ner prä­sta­bi­lir­ten Har­mo­nie, an­ge­neh­me Ge­füh­le mit Not­wen­dig­keit hin­ter sich drein zö­gen? – Die Er­fah­rung al­ler stren­gen, al­ler tief ge­ar­te­ten Geis­ter lehrt das Um­ge­kehr­te. Man hat je­den Schritt breit Wahr­heit sich ab­rin­gen müs­sen, man hat fast Al­les da­ge­gen preis­ge­ben müs­sen, wor­an sonst da? Herz, wor­an uns­re Lie­be, un­ser Ver­trau­en zum Le­ben hängt. Es be­darf Grö­ße der See­le dazu: der Dienst der Wahr­heit ist der här­tes­te Dienst. – Was heißt denn recht­schaf­fen sein in geis­ti­gen Din­gen? Daß man streng ge­gen sein Herz ist, daß man die »schö­nen Ge­füh­le« ver­ach­tet, daß man sich aus je­dem Ja und Nein ein Ge­wis­sen macht! – – – Der Glau­be macht se­lig: folg­lich lügt er …

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      51.

      Daß der Glau­be un­ter Um­stän­den se­lig macht, daß Se­lig­keit aus ei­ner fi­xen Idee noch nicht eine wah­re Idee macht, daß der Glau­be kei­ne Ber­ge ver­setzt, wohl aber Ber­ge hin­setzt, wo es kei­ne giebt: ein flüch­ti­ger Gang durch ein Ir­ren­haus klärt zur Ge­nü­ge dar­über auf. Nicht frei­lich einen Pries­ter: denn der leug­net aus In­stinkt, daß Krank­heit Krank­heit, daß Ir­ren­haus Ir­ren­haus ist. Das Chris­tent­hum hat die Krank­heit nö­thig, un­ge­fähr wie das Grie­chent­hum einen Über­schuß von Ge­sund­heit nö­thig hat, – krank- ma­chen ist die ei­gent­li­che Hin­ter­ab­sicht des gan­zen Heil­spro­ce­du­ren-Sys­tems der Kir­che. Und die Kir­che selbst – ist sie nicht das ka­tho­li­sche Ir­ren­haus als letz­tes Ide­al? – Die Erde über­haupt als Ir­ren­haus? – Der re­li­gi­öse Mensch, wie ihn die Kir­che will, ist ein ty­pi­scher dé­ca­dent; der Zeit­punkt, wo eine re­li­gi­öse Kri­sis über ein Volk Herr wird, ist je­des­mal durch Ner­ven-Epi­de­mi­en ge­kenn­zeich­net; die »in­ne­re Welt« des re­li­gi­ösen Men­schen sieht der »in­ne­ren Welt« der Über­reiz­ten und Er­schöpf­ten zum Ver­wech­seln ähn­lich; die »höchs­ten« Zu­stän­de, wel­che das Chris­tent­hum als Werth al­ler Wert­he über der Mensch­heit auf­ge­hängt hat, sind epi­lep­toi­de For­men, – die Kir­che hat nur Ver­rück­te oder große Be­trü­ger in ma­jo­rem dei ho­no­rem hei­lig ge­spro­chen… Ich habe mir ein­mal er­laubt, den gan­zen christ­li­chen Buß- und Er­lö­sungs- trai­ning (den man heu­te am bes­ten in Eng­land stu­dirt) als eine me­tho­disch er­zeug­te fo­lie cir­cu­lai­re zu be­zeich­nen, wie bil­lig, auf ei­nem be­reits dazu vor­be­rei­te­ten, das heißt gründ­lich mor­bi­den Bo­den. Es steht Nie­man­dem frei, Christ zu wer­den: man wird zum Chris­tent­hum nicht »be­kehrt«, – man muß krank СКАЧАТЬ