Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ Die Zwei­ten: das sind die Wäch­ter des Rechts, die Pfle­ger der Ord­nung und der Si­cher­heit, das sind die vor­neh­men Krie­ger, das ist der Kö­nig vor Al­lem als die höchs­te For­mel von Krie­ger, Rich­ter und Auf­recht­er­hal­ter des Ge­set­zes. Die Zwei­ten sind die Exe­ku­ti­ve der Geis­tigs­ten, das Nächs­te, was zu ih­nen ge­hört, das was ih­nen al­les Gro­be in der Ar­beit des Herr­schens ab­nimmt, – ihr Ge­fol­ge, ihre rech­te Hand, ihre bes­te Schü­ler­schaft. – In dem Al­lem, noch­mals ge­sagt, ist Nichts von Will­kür, Nichts »ge­macht«; was an­ders ist, ist ge­macht, – die Na­tur ist dann zu Schan­den ge­macht… Die Ord­nung der Kas­ten, die Rang­ord­nung, for­mu­lirt nur das obers­te Ge­setz des Le­bens selbst; die Ab­schei­dung der drei Ty­pen ist nö­thig zur Er­hal­tung der Ge­sell­schaft, zur Er­mög­li­chung hö­he­rer und höchs­ter Ty­pen, – die Un­gleich­heit der Rech­te ist erst die Be­din­gung da­für, daß es über­haupt Rech­te giebt, – Ein Recht ist ein Vor­recht. In sei­ner Art Sein hat Je­der auch sein Vor­recht. Un­ter­schät­zen wir die Vor­rech­te der Mit­tel­mä­ßi­gen nicht. Das Le­ben nach der Höhe zu wird im­mer här­ter, – die Käl­te nimmt zu, die Verant­wort­lich­keit nimmt zu. Eine hohe Cul­tur ist eine Py­ra­mi­de: sie kann nur auf ei­nem brei­ten Bo­den stehn, sie hat zu al­ler­erst eine stark und ge­sund con­so­li­dir­te Mit­tel­mä­ßig­keit zur Voraus­set­zung. Das Hand­werk, der Han­del, der Acker­bau, die Wis­sen­schaft, der größ­te Theil der Kunst, der gan­ze In­be­griff der Be­rufs­tä­tig­keit mit Ei­nem Wort, ver­trägt sich durch­aus nur mit ei­nem Mit­tel­maaß im Kön­nen und Be­geh­ren; der­glei­chen wäre de­pla­cirt un­ter Aus­nah­men, der da­zu­ge­hö­ri­ge In­stinkt wi­der­sprä­che so­wohl dem Ari­sto­kra­tis­mus als dem An­ar­chis­mus. Daß man ein öf­fent­li­cher Nut­zen ist, ein Rad, eine Funk­ti­on, dazu giebt es eine Na­tur­be­stim­mung: nicht die Ge­sell­schaft, die Art Glück, de­ren die Al­ler­meis­ten bloß fä­hig sind, macht aus ih­nen in­tel­li­gen­te Ma­schi­nen. Für den Mit­tel­mä­ßi­gen ist mit­tel­mä­ßig sein ein Glück; die Meis­ter­schaft in Ei­nem, die Spe­cia­li­tät ein na­tür­li­cher In­stinkt. Es wür­de ei­nes tiefe­ren Geis­tes voll­kom­men un­wür­dig sein, in der Mit­tel­mä­ßig­keit an sich schon einen Ein­wand zu sehn. Sie ist selbst die ers­te Not­wen­dig­keit da­für, daß es Aus­nah­men ge­ben darf: eine hohe Cul­tur ist durch sie be­dingt. Wenn der Aus­nah­me-Mensch ge­ra­de die Mit­tel­mä­ßi­gen mit zar­te­ren Fin­gern hand­habt, als sich und sei­nes Glei­chen, so ist dies nicht bloß Höf­lich­keit des Her­zens, – es ist ein­fach sei­ne Pf­licht … Wen has­se ich un­ter dem Ge­sin­del von Heu­te am bes­ten? Das So­cia­lis­ten-Ge­sin­del, die Tschan­da­la-Apos­tel, die den In­stinkt, die Lust, das Ge­nüg­sam­keits-Ge­fühl des Ar­bei­ters mit sei­nem klei­nen Sein un­ter­gra­ben, – die ihn nei­disch ma­chen, die ihn Ra­che leh­ren … Das Un­recht liegt nie­mals in un­glei­chen Rech­ten, es liegt im An­spruch auf »glei­che« Rech­te … Was ist schlecht? Aber ich sag­te es schon: Al­les, was aus Schwä­che, aus Neid, aus Ra­che stammt. – Der An­ar­chist und der Christ sind Ei­ner Her­kunft …

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      In der That, es macht einen Un­ter­schied, zu wel­chem Zweck man lügt: ob man da­mit er­hält oder zer­stört. Man darf zwi­schen Christ und An­ar­chist eine voll­komm­ne Glei­chung auf­stel­len: ihr Zweck, ihr In­stinkt geht nur auf Zer­stö­rung. Den Be­weis für die­sen Satz hat man aus der Ge­schich­te nur ab­zu­le­sen: sie ent­hält ihn in ent­setz­li­cher Deut­lich­keit. Lern­ten wir eben eine re­li­gi­öse Ge­setz­ge­bung ken­nen, de­ren Zweck war, die obers­te Be­din­gung da­für, daß das Le­ben ge­deiht, eine große Or­ga­ni­sa­ti­on der Ge­sell­schaft zu »ver­ewi­gen«, – das Chris­tent­hum hat sei­ne Miss­ton dar­in ge­fun­den, mit eben ei­ner sol­chen Or­ga­ni­sa­ti­on, weil in ihr das Le­ben ge­dieh, ein Ende zu ma­chen. Dort soll­te der Ver­nunft-Er­trag von lan­gen Zei­ten des Ex­pe­ri­ments und der Un­si­cher­heit zum ferns­ten Nut­zen an­ge­legt und die Ern­te so groß, so reich­lich, so voll­stän­dig wie mög­lich heim­ge­bracht wer­den: hier wur­de, um­ge­kehrt, über Nacht die Ern­te ver­gif­tet… Das, was ae­re per­en­ni­us da­stand, das im­pe­ri­um Ro­ma­num, die groß­ar­tigs­te Or­ga­ni­sa­ti­ons-Form un­ter schwie­ri­gen Be­din­gun­gen, die bis­her er­reicht wor­den ist, im Ver­gleich zu der al­les Vor­her, al­les Nach­her Stück­werk, Stüm­pe­rei, Di­let­tan­tis­mus ist, – jene hei­li­gen An­ar­chis­ten ha­ben sich eine »Fröm­mig­keit« dar­aus ge­macht, »die Welt«, das heißt das Im­pe­ri­um Ro­ma­num zu zer­stö­ren, bis kein Stein auf dem an­dern blieb, – bis selbst Ger­ma­nen und and­re Rü­pel dar­über Herr wer­den konn­ten… Der Christ und der An­ar­chist: bei­de dé­ca­dent­s, bei­de un­fä­hig, an­ders als auf­lö­send, ver­gif­tend, ver­küm­mernd, blut­aus­sau­gend zu wir­ken, bei­de der In­stinkt des Tod­has­ses ge­gen Al­les, was steht, was groß da­steht, was Dau­er hat, was dem Le­ben Zu­kunft ver­spricht… Das Chris­tent­hum war der Vam­pyr des im­pe­ri­um Ro­ma­num, – es hat die un­ge­heu­re That der Rö­mer, den Bo­den für eine große Cul­tur zu ge­win­nen, die Zeit hat, über Nacht un­gethan ge­macht. – Ver­steht man es im­mer noch nicht? Das im­pe­ri­um Ro­ma­num, das wir ken­nen, das uns die Ge­schich­te der rö­mi­schen Pro­vinz im­mer bes­ser ken­nen lehrt, dies be­wun­de­rungs­wür­digs­te Kunst­werk des großen Stils, war ein An­fang, sein Bau war be­rech­net, sich mit Jahr­tau­sen­den zu be­wei­sen, – es ist bis heu­te nie so ge­baut, nie auch nur ge­träumt wor­den, in glei­chem Maa­ße sub spe­cie ae­ter­ni zu bau­en! – Die­se Or­ga­ni­sa­ti­on war fest ge­nug, schlech­te Kai­ser aus­zu­hal­ten: der Zu­fall von Per­so­nen darf nichts in sol­chen Din­gen zu thun ha­ben, – ers­tes Prin­cip al­ler großen Archi­tek­tur. Aber sie war nicht fest ge­nug ge­gen die cor­rup­tes­te Art Cor­rup­ti­on, ge­gen den Chris­ten … Dies heim­li­che Ge­würm, das sich in Nacht, Ne­bel und Zwei­deu­tig­keit an alle Ein­zel­nen her­an­sch­lich und je­dem Ein­zel­nen den Ernst für wah­re Din­ge, den In­stinkt über­haupt für Rea­li­tä­ten aus­sog, die­se fei­ge, fe­mi­ni­ni­sche und zucker­sü­ße Ban­de hat Schritt für Schritt die »See­len« die­sem un­ge­heu­ren Bau ent­frem­det, – jene wert­h­vol­len, jene männ­lich-vor­neh­men Na­tu­ren, die in der Sa­che Rom’s ihre eig­ne Sa­che, ih­ren eig­nen Ernst, ih­ren eig­nen Stolz emp­fan­den. Die Mu­cker-Schlei­che­rei, die Con­ven­ti­kel-Heim­lich­keit, düs­te­re Be­grif­fe wie Höl­le, wie Op­fer des Un­schul­di­gen, wie u­nio my­sti­ca, im Blut­trin­ken, vor Al­lem das lang­sam auf­ge­schür­te Feu­er der Ra­che, der Tschan­da­la-Ra­che – das wur­de Herr über Rom, die­sel­be Art von Re­li­gi­on, der in ih­rer Prä­exis­tenz-Form schon Epi­kur den Krieg ge­macht hat­te. Man lese Lu­crez, um zu be­grei­fen, was Epi­kur be­kämpft hat, nicht das Hei­dent­hum, son­dern »das Chris­ten­tum«, will sa­gen die Ver­derb­niß der See­len durch den Schuld-, durch den Straf- und Uns­terb­lich­keits-Be­griff. – Er be­kämpf­te die un­ter­ir­di­schen Cul­te, das gan­ze la­ten­te Chris­tent­hum, – die Uns­terb­lich­keit zu leug­nen war da­mals schon eine wirk­li­che Er­lö­sung. – Und Epi­kur hät­te ge­siegt, je­der acht­ba­re Geist im rö­mi­schen Reich war Epi­ku­re­er: da er­schi­en Pau­lus … Pau­lus, der Fleisch-, der Ge­nie­ge­w­ord­ne Tschan­da­la-Haß ge­gen Rom, ge­gen »die Welt«, der Jude, der ewi­ge Jude par ex­cel­lence … Was er er­rieth, das war, wie man mit Hül­fe der klei­nen sek­ti­re­ri­schen Chris­ten-Be­we­gung ab­seits des Ju­dent­hums einen »Welt­brand« СКАЧАТЬ