Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше страница 182

СКАЧАТЬ ver­herr­li­chen, ver­herr­li­chen sie sich sel­ber; in­dem sie die Tu­gen­den for­dern, de­ren sie ge­ra­de fä­hig sind – mehr noch, die sie nö­thig ha­ben, um über­haupt oben zu blei­ben –, ge­ben sie sich den großen An­schein ei­nes Rin­gens um die Tu­gend, ei­nes Kamp­fes um die Herr­schaft der Tu­gend. »Wir le­ben, wir ster­ben, wir op­fern uns für das Gute« (– »die Wahr­heit«, »das Licht«, das »Reich Got­tes«): in Wahr­heit thun sie, was sie nicht las­sen kön­nen. In­dem sie nach Art von Duck­mäu­sern sich durch­drücken, im Win­kel sit­zen, im Schat­ten schat­ten­haft da­hin­le­ben, ma­chen sie sich eine Pf­licht dar­aus: als Pf­licht er­scheint ihr Le­ben der De­muth, als De­muth ist es ein Be­weis mehr für Fröm­mig­keit … Ah die­se de­müthi­ge, keu­sche, barm­her­zi­ge Art von Ver­lo­gen­heit! »Für uns soll die Tu­gend selbst Zeug­niß ab­le­gen« … Man lese die Evan­ge­li­en als Bü­cher der Ver­füh­rung mit Moral: die Moral wird von die­sen klei­nen Leu­ten mit Be­schlag be­legt, – sie wis­sen, was es auf sich hat mit der Moral! Die Mensch­heit wird am bes­ten ge­nas­führt mit der Moral! – Die Rea­li­tät ist, daß hier der be­wuß­tes­te Au­ser­wähl­ten-Dün­kel die Be­schei­den­heit spielt: man hat sich, die »Ge­mein­de«, die »Gu­ten und Ge­rech­ten« ein für alle Mal auf die Eine Sei­te ge­stellt, auf die »der Wahr­heit« – und den Rest, »die Welt«, auf die an­dre… Das war die ver­häng­niß­volls­te Art Grö­ßen­wahn, die bis­her auf Er­den da­ge­we­sen ist: klei­ne Miß­ge­bur­ten von Mu­ckern und Lüg­nern fien­gen an, die Be­grif­fe »Gott«, »Wahr­heit«, »Licht«, »Geist«, »Lie­be«, »Weis­heit«, »Le­ben« für sich in An­spruch zu neh­men, gleich­sam als Syn­ony­ma von sich, um da­mit die »Welt« ge­gen sich ab­zu­gren­zen, klei­ne Su­per­la­tiv-Ju­den, reif für jede Art Ir­ren­haus, dreh­ten die Wei­che über­haupt nach sich um, wie als ob erst »der Christ« der Sinn, das Salz, das Maaß, auch das letz­te Ge­richt vom gan­zen Rest wäre … Das gan­ze Ver­häng­niß wur­de da­durch al­lein er­mög­licht, daß schon eine ver­wand­te, ras­sen­ver­wand­te Art von Grö­ßen­wahn in der Welt war, der jü­di­sche: so­bald ein­mal die Kluft zwi­schen Ju­den und Ju­den­chris­ten sich auf­riß, blieb letz­te­ren gar kei­ne Wahl, als die­sel­ben Pro­ce­du­ren der Selbs­t­er­hal­tung, die der jü­di­sche In­stinkt an­rieth, ge­gen die Ju­den sel­ber an­zu­wen­den, wäh­rend die Ju­den sie bis­her bloß ge­gen al­les Nicht-Jü­di­sche an­ge­wen­det hat­ten. Der Christ ist nur ein Jude » freie­ren« Be­kennt­nis­ses. –

      *

      45.

      – Ich gebe ein paar Pro­ben von Dem, was sich die­se klei­nen Leu­te in den Kopf ge­setzt, was sie ih­rem Meis­ter in den Mund ge­legt ha­ben: lau­ter Be­kennt­nis­se »schö­ner See­len«. –

      »Und wel­che euch nicht auf­neh­men noch hö­ren, da ge­het von dan­nen hin­aus und schüt­telt den Staub ab von eu­ren Fü­ßen, zu ei­nem Zeug­niß über sie. Ich sage euch: Wahr­lich, es wird So­dom und Go­mor­rha am jüngs­ten Ge­richt er­träg­li­cher er­gehn, denn sol­cher Stadt« (Mar­cus 6, 11). – Wie evan­ge­lisch! …

      »Und wer der Klei­nen Ei­nen är­gert, die an mich glau­ben, dem wäre es bes­ser, daß ihm ein Mühl­stein an sei­nen Hals ge­hängt wür­de und er in das Meer ge­wor­fen wür­de« (Mar­cus 9, 42).– Wie evan­ge­lisch!…

      »Är­gert dich dein Auge, so wirf es von dir. Es ist dir bes­ser, daß du ein­äu­gig in das Reich Got­tes ge­hest, denn daß du zwei Au­gen ha­best und wer­dest in das höl­li­sche Feu­er ge­wor­fen; da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feu­er nicht er­lischt« (Mar­cus 9, 47). – Es ist nicht ge­ra­de das Auge ge­meint…

      »Wahr­lich, ich sage euch, es ste­hen Et­li­che hier, die wer­den den Tod nicht schme­cken, bis daß sie se­hen das Reich Got­tes mit Kraft kom­men« (Mar­cus 9,1). – Gut ge­lo­gen, Lö­we…

      »Wer mir will nach­fol­gen, der ver­leug­ne sich selbst und neh­me sein Kreuz auf sich und fol­ge mir nach. Denn …« (An­mer­kung ei­nes Psy­cho­lo­gen. Die christ­li­che Moral wird durch ihre Denn’s wi­der­legt: ihre »Grün­de« wi­der­le­gen, – so ist es christ­lich.) Mar­cus 8, 34. –

      »Rich­tet nicht, auf daß ihr nicht ge­rich­tet wer­det. Mit wel­cher­lei Maaß ihr mes­set, wird euch ge­mes­sen wer­den« (Mat­thä­us 7,1). – Wel­cher Be­griff von Ge­rech­tig­keit, von ei­nem »ge­rech­ten« Rich­ter!…

      »Denn so ihr lie­bet, die euch lie­ben, was wer­det ihr für Lohn ha­ben? Thun nicht das­sel­be auch die Zöll­ner? Und so ihr nur zu eu­ren Brü­dern freund­lich thut, was thut ihr Son­der­li­ches? Thun nicht die Zöll­ner auch also?« (Mat­thä­us 5, 46.) – Prin­cip der »christ­li­chen Lie­be«: sie will zu­letzt gut be­zahlt sein…

      »Wo ihr aber den Men­schen ihre Feh­ler nicht ver­ge­bet, so wird euch euer Va­ter eure Feh­ler auch nicht ver­ge­ben« (Mat­thä­us 6, 15). – Sehr com­pro­mit­ti­rend für den ge­nann­ten »Va­ter«…

      »Trach­tet am ers­ten nach dem Rei­che Got­tes und nach sei­ner Ge­rech­tig­keit, so wird euch sol­ches Al­les zu­fal­len« (Mat­thä­us 6, 33). – Sol­ches Al­les: näm­lich Nah­rung, Klei­dung, die gan­ze No­th­durft des Le­bens. Ein Irr­thum, be­schei­den aus­ge­drück­t… Kurz vor­her er­scheint Gott als Schnei­der, we­nigs­tens in ge­wis­sen Fäl­len…

      »Freu­et euch als­dann und hüp­fet: denn sie­he, euer Lohn ist groß im Him­mel. Des­glei­chen tha­ten ihre Vä­ter den Pro­phe­ten auch« (Lu­cas 6,23), – Un­ver­schäm­tes Ge­sin­del! Es ver­gleicht sich be­reits mit den Pro­phe­ten …

      »Wis­set ihr nicht, daß ihr Got­tes Tem­pel seid und der Geist Got­tes in euch woh­net? So Je­mand den Tem­pel Got­tes ver­der­bet, den wird Gott ver­der­ben: denn der Tem­pel Got­tes ist hei­lig, der seid ihr« (Pau­lus 1. Ko­rin­ther 3,16). – Der­glei­chen kann man nicht ge­nug ver­ach­ten …

      »Wis­set ihr nicht, daß die Hei­li­gen die Welt rich­ten wer­den? So denn nun die Welt soll von euch ge­rich­tet wer­den: seid ihr denn nicht gut ge­nug, ge­rin­ge­re Sa­chen zu rich­ten?« (Pau­lus 1. Ko­rin­ther 6,2.) – Lei­der nicht bloß die Rede ei­nes Ir­ren­häus­lers … Die­ser fürch­ter­li­che Be­trü­ger fährt wört­lich fort: »Wis­set ihr nicht, daß wir über die En­gel rich­ten wer­den? Wie viel mehr über die zeit­li­chen Gü­ter!« …

      »Hat nicht Gott die Weis­heit die­ser Welt zur Thor­heit ge­macht? Denn die­weil die Welt durch ihre Weis­heit Gott in sei­ner Weis­heit nicht er­kann­te, ge­fiel es Gott wohl, durch thö­rich­te Pre­digt se­lig zu ma­chen Die, so dar­an glau­ben …; nicht viel Wei­se nach dem Fleisch, nicht viel Ge­wal­ti­ge, nicht viel Edle sind be­ru­fen. Son­dern was thö­richt ist vor der Welt, das hat Gott er­wäh­let, daß er die Wei­sen zu Schan­den ma­che; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott er­wäh­let, daß er zu Schan­den ma­che, was stark ist; und das Uned­le vor der Welt und das Ver­ach­te­te hat Gott er­wäh­let, und das da Nichts ist, daß er zu Nich­te ma­che, was Et­was ist. Auf daß sich vor ihm kein Fleisch rüh­me« (Pau­lus 1. Ko­rin­ther 1,20 ff.). – Um die­se Stel­le, ein Zeug­niß al­ler­ers­ten Ran­ges für die Psy­cho­lo­gie je­der Tschan­da­la-Moral, zu ver­stehn, lese man die ers­te Ab­hand­lung mei­ner Ge­nea­lo­gie der Moral: СКАЧАТЬ