Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ sie fan­den die Füh­rer nicht, die sie brauch­ten. All­mäh­lich wur­den sie un­ter­ein­an­der selbst un­si­cher, un­eins, un­zu­frie­den; un­glück­li­che Un­ge­schickt­hei­ten ver­rie­then nur zu bald, daß es an dem Al­les über­schat­ten­den Ge­ni­us in ih­rer Mit­te man­ge­le: und jene mys­te­ri­öse Blut­t­hat ver­rieth ne­ben ei­ner er­schre­cken­den Kraft auch eine er­schre­cken­de Ge­fähr­lich­keit je­nes Man­gels. Sie wa­ren füh­rer­los – und dar­um gien­gen sie zu Grun­de.

      Denn ich wie­der­ho­le es, mei­ne Freun­de! – alle Bil­dung fängt mit dem Ge­gent­hei­le al­les Des­sen an, was man jetzt als aka­de­mi­sche Frei­heit preist, mit dem Ge­hor­sam, mit der Un­ter­ord­nung, mit der Zucht, mit der Dienst­bar­keit. Und wie die großen Füh­rer der Ge­fähr­ten be­dür­fen, so be­dür­fen die zu Füh­ren­den der Füh­rer: Hier herrscht in der Ord­nung der Geis­ter eine ge­gen­sei­ti­ge Prä­dis­po­si­ti­on, ja eine Art von prä­sta­bi­lir­ter Har­mo­nie. Die­ser ewi­gen Ord­nung, zu der mit na­tur­ge­mäßem Schwer­ge­wich­te die Din­ge im­mer wie­der hin­stre­ben, will ge­ra­de jene Cul­tur stö­rend und ver­nich­tend ent­ge­gen­ar­bei­ten, jene Cul­tur, die jetzt auf dem Thro­ne der Ge­gen­wart sitzt. Sie will die Füh­rer zu ih­rem Frohn­diens­te er­nied­ri­gen oder sie zum Ver­schmach­ten brin­gen: sie lau­ert den zu Füh­ren­den auf, wenn sie nach ih­rem prä­des­ti­nir­ten Füh­rer su­chen, und über­täubt durch be­rau­schen­de Mit­tel ih­ren su­chen­den In­stinkt. Wenn aber trotz­dem die für ein­an­der Be­stimm­ten sich kämp­fend und ver­wun­det zu­sam­men­ge­fun­den ha­ben, dann giebt es ein tief er­reg­tes won­ni­ges Ge­fühl, wie bei dem Er­klin­gen ei­nes ewi­gen Sai­ten­spiels, ein Ge­fühl, das ich euch nur mit ei­nem Gleich­nis­se er­rat­hen las­sen möch­te.

      Habt ihr euch ein­mal, in ei­ner Mu­sik­pro­be, mit ei­ni­ger Theil­nah­me die son­der­ba­re ver­schrumpft-gut­müthi­ge Spe­cies des Men­schen­ge­schlechts an­ge­sehn, aus der das deut­sche Or­che­s­ter sich zu bil­den pflegt? Wel­che Wech­sel­spie­le der lau­nen­haf­ten Göt­tin »Form«! Wel­che Na­sen und Ohren, wel­che un­ge­len­ken oder klap­per­dürr­ra­scheln­den Be­we­gun­gen! Denkt ein­mal, daß ihr taub wä­ret und von der Exis­tenz des Tons und der Mu­sik nicht ein­mal et­was ge­träumt hät­tet und daß ihr das Schau­spiel ei­ner Or­che­s­te­re­vo­lu­ti­on rein als plas­ti­sche Ar­tis­ten ge­nie­ßen soll­tet: ihr wür­det euch, un­ge­stört durch die idea­li­si­ren­de Wir­kung des Tons, gar nicht satt se­hen kön­nen an der mit­tel­al­ter­lich der­ben Holz­schnitts­ma­nier die­ser Ko­mik, an die­ser harm­lo­sen Par­odie auf den ho­mo sa­pi­ens.

      Nun denkt euch wie­der­um eu­ren Sinn für Mu­sik wie­der­keh­rend, eure Ohren er­schlos­sen und an der Spit­ze des Or­che­s­ters einen ehr­sa­men Takt­schlä­ger in an­ge­mes­se­ner Thä­tig­keit: die Ko­mik je­ner Fi­gu­ra­tio­nen ist jetzt für euch nicht mehr da, ihr hört – aber der Geist der Lan­ge­wei­le scheint euch aus dem ehr­sa­men Takt­schlä­ger auf sei­ne Ge­sel­len über­zu­ge­hen. Ihr seht nur noch das Schlaf­fe, Weich­li­che, ihr hört nur noch das Rhyth­misch-Un­ge­naue, das Me­lo­disch-Ge­mei­ne und Tri­vi­al-Emp­fun­de­ne. Das Or­che­s­ter wird für euch eine gleich­gül­tig-ver­drieß­li­che oder eine ge­ra­de­zu wi­der­wär­ti­ge Mas­se.

      End­lich aber setzt mit be­flü­gel­ter Phan­ta­sie ein­mal ein Ge­nie, ein wirk­li­ches Ge­nie mit­ten in die­se Mas­se hin­ein – so­fort merkt ihr et­was Un­glaub­li­ches. Es ist, als ob die­ses Ge­nie in blitz­ar­ti­ger See­len­wan­de­rung in alle die­se hal­b­en Thier­lei­ber ge­fah­ren sei, und als ob jetzt aus ih­nen Al­len wie­der­um nur das eine dä­mo­ni­sche Auge her­aus­schaue. Nun aber hört und seht – ihr wer­det nie ge­nug hö­ren kön­nen! Wenn ihr jetzt wie­der das er­ha­ben stür­men­de oder in­nig kla­gen­de Or­che­s­ter be­trach­tet, wenn ihr be­hen­de Span­nung in je­der Mus­kel und rhyth­mi­sche No­thwen­dig­keit in je­der Ge­bär­de ahnt, dann wer­det ihr mit­füh­len, was eine prä­sta­bi­lir­te Har­mo­nie zwi­schen Füh­rer und Ge­führ­ten ist, und wie in der Ord­nung der Geis­ter Al­les auf eine der­ar­tig auf­zu­bau­en­de Or­ga­ni­sa­ti­on hin­drängt. An mei­nem Gleich­nis­se aber deu­tet euch, was ich wohl un­ter ei­ner wah­ren Bil­dungs­an­stalt ver­stan­den ha­ben möch­te und wes­halb ich auch in der Uni­ver­si­tät eine sol­che nicht im Ent­fern­tes­ten wie­der­er­ken­ne.«

      IV. Geplante Fortsetzung zu den Vorträgen.

      a. Skiz­ze des sechs­ten Vor­trags (Op­ti­mis­tisch-hoff­nungs­voll).

      (Früh­ling 1872)

      Mein Freund ent­ge­gen ge­gan­gen.

      *

      Frü­her nur auf Rui­nen.

      Jetzt Ein­flüs­se aus der me­ta­phy­si­schen Wir­kung des Kriegs zu er­hof­fen.

      *

      Rede auf Beetho­ven.

      Auf­ga­be: die zu ihm ge­hö­ri­ge Cul­tur zu fin­den.

      *

      Vor­letz­te Sce­ne:

      Wie der Ein­zel­ne sich bil­den müs­se.

       Wie al­lein mög­lich?

       Ein­sied­ler­thum. Kampf.

       Eine Er­zäh­lung.

       Zwei Meis­ter (Scho­pen­hau­er, Wa­gner).

      *

      Die letz­te Sze­ne als An­ti­ci­pa­ti­on der Zu­kunfts­an­stalt.

       »Die Flam­me rei­nigt sich vom Rauch«

       Pe­re­at dia­bo­lus at­que ir­ri­so­res.

      *

      Die Zu­kunfts­re­de. Auf­ruf an die wah­ren »Leh­rer«.

      Die mo­men­ta­ne Er­fül­lung der Zu­kunft.

      Der Schwur um Mit­ter­nacht. Vehm­ge­richt.

      *

      b. Zum sechs­ten und sie­ben­ten Vor­trag (Ent­täuscht-pes­si­mis­tisch).

      (Herbst 1872.)

      VI. und VII. Vor­trag. Con­trast des Künst­lers (Lit­te­rat) und des Phi­lo­so­phen. Der Künst­ler ist ent­ar­tet. Kampf. Die Stu­den­ten blei­ben auf der Sei­te des Lit­te­ra­ten.

      *

      Der Phi­lo­soph hat­te zu­letzt ste­hend, am Pen­ta­gramm ge­spro­chen, nie­der­bli­ckend. Jetzt hel­ler Glanz un­ten am Wal­de. Wir füh­ren ihn ent­ge­gen. Be­grü­ßung. In­zwi­schen er­rich­ten die Stu­den­ten einen Holz­stoß.

      Zu­erst nur pri­va­tes Zwie­ge­spräch ab­seits. »Wa­rum so spät?« СКАЧАТЬ